Dienstag, Oktober 24, 2006

The very first time

Nachdem ich seit gestern abend versuche, hier mal wieder Bilder hochzuladen, kommt jetzt parallel ein Eintrag, der schon lang fällig ist: mein erster "öffentlicher" Tagebucheintrag ins Klassentagebuch der dritten Klasse:
"16. Oktober 1984
In der Leseecke
In der Schule haben wir eine Bücherecke. Gestern hat unser Lehrer uns die neuen Bücher gezeigt. Er hat uns sogar eine Geschichte vorgelesen. Immer, wenn wir am Morgen zu früh in dei Schule kommen, dürfen wir in die Bücherecke gehen. Ich war schon oft in der Leseecke. Dort gibt es auch Spiele. Aber ich lese lieber. Die anderen Kinder spielen lieber. Wenn die Schulglocke läutet, müssen wir wieder an unseren Platz gehen. Manchmal spiele ich auch mit meiner Freundin Gertrude ein Rechenspiel. Aber die neuen Bücher sind doch schöner. Ich bin so glücklich, dass wir überhaupt eine Bücherecke haben."
Den Anstoss für diesen phänomenalen Text gab, dass meine Mum mir einen schwarzen und einen hellgrünen Stabilo-Stift geschenkt hatte (erinnert ihr euch noch? die mit der Spitze, die nach 100mal mit knubbeligen Kinderhänden in die Kappe zurückgerammt werden immer gespalten war). Ich wollte unbedingt was schreiben und was besseres ist mir nicht eingefallen.
Da mir damals schon klar war, dass das kein literarisches Meisterwerk geworden war (sah aber sackstark aus, in Drittklässlerschönschrift in schwarz und hellgrün), habe ich es meinem Lehrer geschenkt. Der wiederum nahm den Wisch zum Anlass, ein Klassentagebuch ins Leben zu rufen.
Tja, und das war auch das letze Mal, wo ich mich für was freiwillig gemeldet habe, nur weil es mir das faule Schweigen der 18 Drittklässler auf die Frage, wer denn die Verantwortung für dieses Machwerk übernehmen will, zu peinlich war. Fürderhin hatte ich also die ehrenvolle Aufgabe, über jeden Pups in den folgenden zwei Schuljahren einen Artikel zu verfassen. Es folgten literarische Meisterwerke wie: "Versammelt um den Christbaum", "Wir pflanzen einen Ableger", "Kältefrei", "Trottel oder Linksabbieger", "Unsere Flötengruppe spielt in Moosburg" etc.
Ich habe es gehasst, aber am Ende gab es für jeden ein gebundenes Exemplar und mittlerweile ist das Machwerk der Hit jeder Party.
PS: Wer wie der Hübsche denkt, der erste Eintrag outet mich als Streberin und jemanden ohne Freunde, der hat nur sehr bedingt recht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das ist ja ein wahrer Schatz, Frau Brüllen!!!