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Freitag, November 30, 2018

Gastbeitrag: Der gruselige Friedhof*

* Q. hatte einen Aufsatz in der Schule zu schreiben, sie hatten drei Bilder zur Auswahl und sollten aus einem eine möglichst spannenden Geschichte zu machen. Q.s Bild war ein dunkel gekleideter Mann mit Sack voller Grabewerkzeug auf dem Rücken, der an Bäumen mit Gesichtern vorbeigeht.
Ich habe mich köstlichst amüsiert (vermutlich auch, weil ich so eine Ahnung habe, woher er die verschiedenen Inspirationen gezogen hat) und gefragt, ob ich das hier teilen darf. Ich darf und voila: so schreibt ein Kind, das Bücher inhaliert.

Jetzt aber:

Der gruselige Friedhof

Timothy Thompson war ein armer Büromitarbeiter von Wireless Industries in Chicago. Seine Arbeit war sehr eintönig: er musste jeden Tag Ordner abheften, Dokumente aushändigen und Emails an seine Vorgesetzten schreiben.** Sein jüngerer Bruder Harry Thompson jedoch hatte eine viel spannendere Arbeit. Er war Schauspieler bei einem grossen Filmunternehmen und hatte ein üppiges Monatsgehalt. *** Timothy war sehr neidisch auf seinen Bruder. Doch schon bald sollte er eine Nachricht erhalten, die sein eintöniges Leben grundlegend verändern würde.
Es war ein ganz normaler Morgen für Timothy Thompson. Er stand auf, ass seine Cornflakes und ging zur Arbeit. Um etwa 14:30h kam sein Chef Mr. Wilson zu ihm und gab ihm einen Brief. "Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie, Mr. Thompson", sagte Mr. Wilson, "Ihr Bruder Harry Thompson ist heute morgen aus noch ungeklärten Gründen verschieden!"
"Was? Das kann nicht sein!", rief Timothy.
"Leider doch", erwiderte Mr. Wilson, "Nehmen Sie sich den Tag frei. Ach, und bevor ich es vergesse: in dem Brief befindet sich das Testament Ihres Bruders, Sie erben 80% seines Vermögens, doch Sie müssen es finden. Es befindet sich auf dem Chicago Friedhof bei seinem Grab."
Zuhause trauerte Timothy erst einmal um seinen Bruder und ging dann zu Bett.****
Am nächsten Tag überlegte sich Timothy, wie er das Geld seines Bruders finden sollte. Er kam zum Schluss, dass er es noch in dieser Nacht tun werde. Am Abend zog er komplett schwarze Klamotten an, rüstete sich mit Spitzhacke, Schaufel und Rucksack aus, um das Geld zu bergen und zu transportieren und machte sich auf den Weg zum Chicago Friedhof.
Als er am Friedhofstor angekommen war, war es stockdunkel. Timothy bekam es mit der Angst zu tun, denn die Bäume auf dem Friedhof sahen aus wie Monster. Timothy zuckte bei dem Rascheln der Blätter oder dem Knacken der Äste zusammen. Als er bei dem Grab seines Bruders angekommen war, fing er an zu graben. Doch als er mit dem Graben fertig war, war das Loch leer: kein Sarg, kein Geld.
"Hallo Bruder" sagte einegruselige Stimme hinter ihm; Timothy schrie, drehte sich, sprang zur Seite und riss die Augen auf. Vor ihm stand leibhaftig sein Bruder und sagte noch einmal: "Hallo Bruder!"
"Du warst doch tot!", rief Timothy.
"Nein, das war nur eine Show, denn wir drehen einen Film und du warst die Hauptperson."
"Was meinst du mit "wir"?", fragte Timothy.
"Er meint uns beide", sagte Mr. Wilson, der mit einem zweiten Mann aus dem Gebüsch trat, "Das ist Richard Sharp, der Regisseur des Film."
"Du wirst natürlich für deine Arbeit bezahlt", sagte Mr. Sharp, "du bekommst einen Job in der Firma, wenn du willst, und 10000 Dollar."
"Ich nehme an!" rief Timothy sofort.
Heute ist Timothy Thompson ein erfolgreicher Schauspieler an der Seite seines Bruders.


** Note an den Hübschen und mich: begeisterter von der Arbeit erzählen. Und am Zukunftstag die Kinder nicht Heftklammern aus zu archivierenden Dokumenten pokeln lassen, auch wenn sie das mit ihren kleinen Fingern sehr gut können.
*** Note an den Hübschen: nicht nur den Glamourteil von der Arbeit des Bruders mit dem schönen Haar erzählen.
**** Eins nach dem anderen.

Donnerstag, November 29, 2018

Augepackt

So. Für dieses Jahr ist das blaue Rollköfferchen mit den Punkten ausgepackt. Meine Kosmetiktaschen (die transparente für die Flüssigkeiten, die fürs seriöse Standardmakeup, das zu allen Kleidern passt, mit den passenden Pinseln und die mit dem Rest) sind ausgeräumt und die Inhalte zurücksortiert.


Wenn (verschreien Sie es nicht) keine Notfälle mehr irgendwo auftreten oder spontane Geheimprojekte mit Codenamen (ich stehe sozusagen auf der "Agenten auf Abruf"-Liste) noch vor Weihnachten Trips um die Welt erfordern, bleibe ich jetzt zu Hause. Also: und im Büro. Puh.


Der Tag heute war wieder sehr, sehr interessant, ich freue mich wirklich, dass dieses Assignment so kurzfristig und unkompliziert geklappt hat. Fazit war neben dem Fachlichen übrigens "Bitte nie wieder an dieser Location." aus den genannten Gründen.


Liebes Confertainment-Team des grossen Freizeitparks in Südbaden: Wenn Sie wirklich an Kundenrückmeldungen  und Verbesserungsvorschlägen für das aktuell wirklich leider unterirdische Angebot interessiert sind, meine Email-Adresse steht in der Seitenleiste. Allerdings seien Sie vorgewarnt: ich bin davon überzeugt, dass das Konzept  aus Prinzip nicht funktionieren KANN.


Auf dem Rückweg ein Unfall kurz vor der Autobahnabfahrt, aber eine praktische Mitfahrgelegenheit direkt vor die Haustür mit einer Kollegin.


Daheim: Kinder und Katzen begrüsst, Nudeln gegessen, nach zwei Tagen Rumsitzen dringend Bewegungsbedarf verspürt und eine Runde Crosstrainer gerannt, den Hübschen begrüsst, ein paar dringende Mails verschickt, und jetzt ist mein Kopf leer.


Gute nacht!


Stressleveldurchschnitt gestern: 28
Selbstbeweihräucherung: ich kann auch zuhören und muss gar nicht immer was sagen. Hätte ich gar nicht gedacht.



Mittwoch, November 28, 2018

Ach ja

Aus Erfahrungsgründen bin ich ja ungefähr die letzte Person, die unvoreingenommen an einem Workshop, der im "Confertainment"-Teil eines grossen Freizeitpark stattfindet. Aber: ich bin ja nur Gast in der veranstaltenden Abteilung, da muss man nicht unbedingt vorab seine Meinung rauströten, insbesondere nicht, wenn eh schon alles organisiert ist. Allerdings muss man sich dann auch da "I told you so"-Tänzchen sparen, wenn

  • die gesamte Truppe morgens um 9:00 von einer Togaträgerin in der designierten Kaffeebar angemotzt wird, was man denn hier schon wolle, Kaffee gäbe es erst um neun, nicht vorher, und meine Güte, wenn man zu früh kommt, dann müsse die Maschine halt noch aufwärmen.
  • das W-LAN sage und schreibe zwei Stunden überhaupt nicht funktioniert, obwohl zwei Haustechniker ohne Rücksicht auf den laufenden Workshop laut diskutierend und erklärend und fluchend rumwurschteln, und dann so wacklig, dass die Verbindung via Handy trotz dicker Betonmauern besser ist (und mal ernsthaft: ich war jetzt oft genug im Park und in den Hotels, dass die die billige Ausrede "Gerade heute ist die Verbindung im ganzen Ort schlecht" einfach nicht mehr glaube.)
  • der Kaffee so dünn und durchsichtig ist, dass man nicht sicher ist, ob es Tee oder Spülwasser ist
  • die Crew bei jeder der angemeldeten Kaffeepausen schaut, als würde man verlangen, im Tadj Mahal Rindscarpaccio zu servieren
  • und der Meetingraum selber halt.... ein kleiner Raum mit Beamer ist.


Heute war es bei draussen 5 grad und Nieselregen und unter der Woche während der Schulzeit im Park selber wenigstens so ruhig, dass man nicht die ganze Zeit das Gefühl hatte, in der Wartezone einer Achterbahn zu arbeiten, aber ich bleibe dabei: für einen seriösen Workshop ist ein Freizeitpark einfach der falsche Ort. Die Hotels sind bei aller Werbung für ihre Confertainment-Angebote einfach nicht in der Lage, die professionelle Infrastruktur zu bieten (müssen sie ja auch nicht, sollten sie aber auch nicht versuchen), ich zumindest kann mich nicht besonders gut konzentrieren, wenn auf dem Flur und vor den Fenstern johlende Kinder und ratternde Achterbahnen und blinkende Jahrmarktlichter vorbeisausen, und zu guter Letzt: niemand nimmt einem ab, dass man auch nur versucht, an so einem Ort ernsthaft zu arbeiten.

Dafür hat es aber alles in allem sehr gut geklappt und ich habe viel gelernt.

Und: die drei Stunden Park vor dem Abendessen waren sehr, sehr grossartig! Ich war ja noch nie nach Halloween im Park und die Weihnachtsdekoration ist schon sehr, sehr spektakulär! Am Schluss fand sich eine Vierergruppe (btw drei Frauen und ein Mann) zusammen, die wir die grossen Achterbahnen bis zum Parkschluss gefahren sind, unter anderem 4x Bluefire hintereinander ohne Aussteigen, danach waren wir durchgepustet, durchgefroren und voller Adrenalin, um das Abendessen (und das Abendtrinken) zu verdauen.

Morgen um acht geht es weiter. Bleiben Sie dran, wenn es heisst: W-Lan oder kein WLAN, Kaffee oder kein Kaffee.

Jetzt muss ich erstmal überlegen, in welchem der vier Betten ich schlafe und ob es arg fies wäre, kurz vor Mitternacht den direkt unter meinem Fenster stehenden Rauchern Wasser auf die Köpfe zu schütten.

Stressleveldurchschnitt gestern;
Selbstbeweihräucherung: nicht mal "I told you so" gesummt.

Understatement

wohin man auch schaut

Aber ich habe jetzt eine Tasse mit meinem Namen drauf

zwei meiner Betten heute nacht












Dienstag, November 27, 2018

Zwischenstopp

Es geschehen noch Zeichen und Wunder: ich habe zum allerersten Mal in meinem Leben an einem fremden Ort in einem fremden Bett in der ersten Nacht schon gut geschlafen. Und zwar richtig gut. Am Ambinente* kann es mal nicht gelegen haben, während der Standort der Italiener, bei dem ich bisher immer war, mit 80er Jahre-Strand- und Eisdielenfeeling punktet, ist es hier eher 80er Jahre-Hotel-im Gewerbegebiet-Charme mit braunen Teppichen, grauen Wänden, Glastischen und unglaublich penetranten Raumbeduftern in der Lobby. Ich hatte erst die vor uns eincheckende Gruppe Männer im Verdacht, das roch echt penetrant so, wie sich 15jährige den ultimativ männlichen Durft vorstellen, aber als wir zum Abendessen runterkamen, roch es mindestens noch genauso aufdringlich und heute morgen auch, das muss also irgendwie mit Absicht passiert sein.

Ich kann übrigens mittlerweile nach einigen Tests bestätigen: wenn Sie in Italien unglaublich lieblos, vergleichsweise teuer, wirklich unlecker und mit ganz ohne Ambinente essen wollen, gehen Sie in, nein, nicht einer Autobahnraststätte, sondern in einem amerikanischen Kettenhotel essen. Das hätte im Hauswirtschaftsunterricht von Q. keine 4 mehr gegeben!

Aber: trotz allem (oder gerade wegen der allgemeinen Tristesse, wer weiss das schon) habe ich wirklich gut geschlafen. Der Trick mit "Auf alle Fälle immer Badezusatz dabei haben" hatte sich mal wieder ausgezahlt und so ein warmes Bad mit Weihnachtsduft macht auch in Italien müde.

Zweites Wunder: ich habe heute ausser einem kleinen Frühstück (Kaffee, Obst, Semmelchen mit Käse und Tomaten) bis um zwei nichts ausser Espresso zu mir genommen und niemanden gebissen und auch nicht umgekippt.

Sonst: viel gelernt, neue Leute kennengelernt, alte Bekannte getroffen (die Welt ist auch in Italien ein Dorf), spontan noch einen Reparaturtermin für den Backofen organisiert (das ist ja so ein bisschen mittel: wir haben mehr oder weniger aus Versehen einen viel teureren gekauft als eigentlich geplant, nur damit der Verkäufer aufhört zu reden, und der hatte erst diesen Fehler mit dem Lüfterrad und anscheinend hat der Monteur die Abdeckplatte nicht gescheit angeschraubt (haha, von wegen "professionell repariert") und da bröckeln jetzt einfach die Schrauben raus. Bevor das Ding überhaupt ein Jahr alt ist. Nicht gerade ein Aushängeschild für DIE Schweizer Haushaltsgerätemarke....), abends beim Heimkommen noch eine TC mit San Francisco absolviert, die Kinder gedrückt und gefüttert und alles ausgetauscht, was in den letzten 48 Stunden passiert ist, mit meinem Vater geburtstagstelefoniert (dabei die Geschichte von Ziege und Rum erzählt), den Koffer umgepackt, also Dreckwäsche raus, neue saubere rein, Bodylotion und Augencreme eingepackt, die waren nämlich alle und morgen muss ich um 6:59h auf den Bus, der Workshop vom Zusatzjob ruft.

Es ist aktuell ein bisschen viel, aber für mich ist der allergrösste Stress Ende dieser Woche erstmal rum, dann muss ich nämlich nicht mehr in der Weltgeschichte rumreisen und dabei trotzdem alles erledigen, was an Arbeit so anfällt, sondern halt nur normal im Büro arbeiten. Der Hübsche ist dann dran mit Rumreisen, aber mit Kindern allein daheim ist ja Gottseidank nicht mehr stressig wie früher.


Stressleveldurchschnitt gestern: 19
Selbstbeweihräucherung: Ich glaube, zwei meiner Kernkompetenzen sind einerseits durchhalten, ohne mir anmerken lassen, wie anstrengend es ist, und andererseits Kontakte zu knüpfen oder wildfremde Menschen aufzutauen**
*Ich weiss, dass man das anders schreibt.
** Ich meine das natürlich im übertragenen Sinne, wenn man jetzt zB an Ötzi denkt, wäre das ein bisschen gruselig.

Montag, November 26, 2018

Reisereise

Diese Woche hat es in sich und ich eigentlich viel zu viel zu tun, um in der Weltgeschichte umherzugondeln, aber tja nu, so ist es halt und so sitze ich mal wieder im Zug zum Flughafen Zürich.
Ich glaube, ich habe meine Liebe zur SBB ja schon öfter thematisiert und ich bin mir sicher, dass die auch damit zusammenhängt, dass ich von der Arbeit her immer erste Klasse fahre und die ist praktisch wie ein rollendes Büro mit Aussicht auf Rhein und Hügel und es ist schon sehr komfortabel.
Ich bin übrigens offiziell alt, mir musste nämlich Q. auf dem Weg zum Flug nach Malta zeigen, dass die Steckdosen kein Privileg der ersten Klasse sind.


Heute laufe ich übrigens herum wie eine wandelnde Zuckerstange, ich mag die schrägen Streifen sehr. Was ich bei "ui, schau mal, eine etwas andere Manschettenlösung, das sieht ja lässig aus mit den Bändeln" nicht bedacht habe: da hängen ja Bändel runter. Und rein. In Wasser, Drucker, Shredder, Salat, Tomatensosse, Milchschaum, nicht ganz trockene Tinte, es ist nicht so wirklcih praktisch. Aber schon schön.




Der Vormittag war sehr ... voll, wie das halt so ist, wenn man gefühlt auf dem Sprung ist und alle "Nur noch mal schnell" was brauchen.
Erstaunlich unangenehmes Gesrpäch beim Mittagessen geführt (und nicht wegen der Bändel und der Salatsosse), da war ich nicht drauf vorbereitet, aber mittlerweile kann ich sowas in den grösseren Zusammenhang setzen und nehme es nicht mehr persönlich, aber es hinterlässt einen komischen Nachgeschmack.


Komisches Gefühl, dann mitten am Nachmittag mit dem Zug durch das Heimatdorz zu fahren und nicht auszusteigen (ich kenne unseren Bahnhof praktisch nur Richtung Basel, wenn ich in die andere Richtung ahre, fahre ich praktisch immer vom Nachbarort aus). Immerhin keine schwarze Katze an den Gleisen gesehen.


Ansonsten die Tradition, in grossartige italienische Städte zu fliegen und NICHTS davon zu sehen ausser dem Flughafen und der Autobahn, fortgesetzt. Nach Rom jetzt auch Venedig.
Immerhin habe ich innerlich romantisch aufgeseufzt, als ich die "Water transport"Schilder neben den Wegweisern zur Autovermietung gesehen habe.
Was ich immer wieder ein bisschen lustig finde: sobald man ab Spätherbst in Italien ein Auto mietet, bekommt man Schneeketten dazu. Übrigens mit der netten Ansage: "Die sind oligatorisch, wollen Sie welche?" (jajaja, ich weiss, dass es auch in Italien Berge hat und überhaupt Schnee, aber ich komme aus Bayern, lebe in der Schweiz, fahre regelmässig in die Berge zum Skifahren, habe seit fast 24 Jahren einen Führerschein und NOCH NIE SCHNEEKETTEN gebraucht. Aber wer weiss, vielleicht heute auf dem Weg von Venedig nach Vicenza.


Ich bin mir übrigens total dessen bewusst, dass dieser Trip (und vielleicht manche, wenn auch sicher nicht alle vorher) aus Nachhaltigkeits- und Klimawandelgründen gelinde gesagt suboptimal ist. Es gibt trotzdem Gründe dafür und es ist sicher nicht so, dass mir das alles egal ist und ich am liebsten lebendige Robbenbabies zu Frühstück verspeise. Für nächstes Jahr werden in unseren Departmentzielen auch Eco-Points erfasst; mal sehen, ob das eine Eintagsfliege ist, wie seinerzeit die "Wir reisen nicht mehr, und wenn dann nur economy" beim vorvorvorletzten Job, wo genau nur der Hübsche dann Economy nach Indien geflogen ist und keiner sonst, weil halt.




Stressleveldurchschnitt gestern: 22
Selbstbeweihräucherung: noch ein Exemplar der "Brick Me", das sich L. zu Weihnachten wünscht und das überall ausverkauft ist, aufgestöbert. L. hat da so ein Talent, sich was echt schönes zu wünschen, das dann aber grad aus ist. Und eine Idee, die wegen Verknüpfung verschiedener widriger Umstände vermutlich verspätete Ankuft von Q.s Adventskalenderinhalt abzupuffern.

Sonntag, November 25, 2018

Javelwasser, Plätzchen, Sauna

Sonntag ist ja immer To-Do-Listen-Tag.
Heute standen da unter anderem drauf:

  • Bad schrubben
Dazu schlüpften der Hübsche und ich in die Arbeitskleidung aus unserem (zumindest meinem, der Hübsche war ja etwas konsistenter als ich die letzten Jahre) vorvorvorletzten Job bevor die Farbe von knallblau in taubengraublau geändert wurde, setzten Schwimmbrillen auf und zogen Handschuhe an. Alle heilige Zeit schrubben wir die Baddecke mit Javelwasser (= Natriumhypochlorit-Lösung), danach ist sie wieder schön weiss, alles riecht lecker nach Schwimmbad und hoffentlich nix hat Bleichflecken



  • Nägel lackieren
Die nächste Woche wird recht stressig (ich fliege morgen direkt nach der Arbeit nach Italien, selber Partner, anderer Standort, hallo Venedig!, am Dienstag zurück, fahre Mittwoch auf einen Workshop. Im Europapark, ich finde das ... naja, egal, alle anderen scheinen es toll zu finden, Donnerstag abend bin ich zurück und kann am Freitag alles aufarbeiten, was die Woche liegenblieb. Anyway: eigentlich wäre es vernünftig, unauffälligen, seriösen Nagellack aufzulegen. Oder wenigstens ein dunkles Rot, das zu meiner neuen Bluse passt. Aber die neue Limited Edition von Essie ist so wunderschön, und der Nagellack passt wenigstens zu meinen Schuhen.

  • Plätzchen backen
Erste Runde mit vier Sorten durch. Alle neu. Alle lecker.

  • Anzugfotos machen
  • Der Hübsche hat ja gestern einen neuen Anzug gekauft und hui, man sagt ja immer, so Anzüge wären zeitlos. Äh. Nein. Wenn man sich die im Abstand von jeweils 10 Jahren gekauften Anzüge anschaut, sieht man schon deutliche Unterschiede im Stil. (der Inhalt ist jedesmal super und zu seiner Zeit war jeder von den Anzügen todchic.). Sehr schön übrigens: alle passen noch :-).


  • Tacos
Hatten die Kinder gewünscht, ist viel weniger Aufwand, als man denken würde und hui, ist das lecker!

  • Sauna
Saisoneröffnung: erstmals im Schlafzimmer sauniert! Trotz massiver Umbaumassnahmen scheint immer noch alles zu funktionieren und es ist noch nichts abgefackelt. Phew.


Stressleveldurchschnitt: 22
Selbstbeweihräucherung: keinen Schritt aus dem Haus gemacht (naja, den Pass aus dem Auto holen), aber 16 000 Schritte gemacht.

Samstag, November 24, 2018

Elternsprechtag, Shoppingbummel, Grindelwald

Das Allerwichtigste zuerst: es gibt keine "Crimes of Grindelwald"-Spoiler, Sie können unbesorgt weiterlesen :-).

Für den Hübschen und mich läutete der Wecker trotz Sastag schon um 7, um 8:30 war nämlich Elternsprechtag in Q.s neuer Schule. Die Kinder hatten gestern abend mitleidig gelächelt (respektive ein "Looooooser"-Tänzchen für uns aufgeführt) und wollten bittedanke nicht geweckt werden, wenn wir gehen.
Wir hatten daheim Kaffee getrunken und einen Toast gespeist, die verschiedenen Fachlehrer und ihre Raumnummern aufgeschrieben, und nicht damit gerechnet, dass es frischen Kaffee, frische Gipfeli und sozusagen Speeddating-Tische mit Übersichtsplan für alle Lehrer gab.
Bis auf den Klassenlehrer und den Mathe/Geographie-Lehrer, den wir ja am Elternabend und am Besuchsmorgen schon getroffen hatten, waren es für uns alle neue Gesichter, aber das ist natürlich kein Vergleich zu dem Pensum, das die Lehrer ableisteten, die im paarMinuten-Takt in immer neue erwartungsvolle Elterngesichter schauen, die sie noch NIE gesehen haben und die bittedanke möglichst detailliert wissen wollen, wie sich ihr Schätzchen so in der Schule macht.

Tenor bei uns: "Q. ist kommunikativ, weiss sehr viel, interessiert sich für sehr viel, teilt das alles, hat keine Scheu nachzufragen, ist immer dabei, freundlich, kommt gut mit, ist in der neuen Schule angekommen, am richtigen Ort. Redet halt sehr viel. Also: wirklich viel." Soweit nichts Neues, nichts Besorgniserregendes, aber mei, man weiss halt nie. (Lustig ist es, die eingeschworenen Gemeinschaft der Eltern von 13-Jährigen in der Gegend immer und immer wieder zu treffen. Beim Elkiturnen, beim Babyschwimmen, Kinderschwimmkurs, Karate, Pfadfinder, Unihockey, Geräteturnen, Kindergarten- und Krippenelternabenden, Theateraufführungen, Weihnachtsfeiern, Elternabende. Und dann natürlich zum Teil auch bei der Arbeit, weil: es ist halt alles so ein Dorf hier.)

Daheim dann zweites (naja, drittes) Frühstück, vorbildlich gedeckt von den Kindern, ein bisschen Haushalt, Mittagspäuschen, und dann ab ins Nachbarsstädtchen.
Nachdem L. und ich gestern auf dem Rückweg schon von der Schweizer Grenzwache aufgehalten wurden (naja, es war, wie man bei uns bei der Arbeit sagt: "100% visuelle Kontrolle") und nach Alkohol und Fleisch befragt wurden (alle Jahre wieder ab Mitte November), wurden wir heute total skurril von "HALT, BUNDESPOLIZEI!" aufgehalten (mit so einer Kelle, die es in jedem Polizeiset für Zweijährige gilt und ich war versucht zu fragen, ob die auch "Wiuwiuwiu" macht, wenn man den Knopf am Griff drückt) und nach unserem Wohin und dem Warum gefragt. Ich frage mich ja, was so eine Frage soll respektive, ob es da richtige und falsche Antworten gibt. Ich kann mir  kaum vorstellen, dass jemand sagt: "Ich fahr jetzt ins Dytsche, mein gewaschenes Geld vom Nummernkonto ausgeben. Für Drogen, Nutten und Blackjack" oder so. "Einkaufen und Kino" schien ok.

Genau das haben wir auch gemacht (nicht unerwartet an eine Samstag nachmittag in Weihnachts- und Grenznähe, aber ALTER VERWALTER, ich weiss, warum ich am liebsten nur noch online einkaufe, es war so unglaublich voll!) Naja, aber weil auch im kleinen Grenzstädtchen Black Weekend ist, habe ich (Glamour pur) 20% auf meine blickdichten dunkelblauen, weinroten und moccafarbenen Strumpfhosen mit Baumwohlgefühl und aktiv wärmender Sohle (ich bin sehr gespannt. Stromanschluss habe ich keinen gesehen) bekommen. Und der Hübsche auf den Anzug, den er sich kurzentschlossen für eine Award-Geschichte bei der Arbeit gekauft hat. Das hat dann zu lustigen Rechenspielen beim Ausfuhrzoll geführt, weil eigentlich wäre das Sakko netto knapp oberhalb der Freigrenze gewesen, aber mit den 20% weiss man nicht genau, wo man die hätte abziehen sollen, vom Brutto oder Netto und naja, der Zöllner hat dann irgendwann gemeint: "Ach was, das machen wir jetzt so:" und hat einen Stempel draufgemacht und uns heimgeschickt.

Die Kinder sind sich über Weihnachtswünsche klar geworden und wir haben für die geplanten Plätzchen eingekauft.


Der wichtigste Programmpunkt aber war natürlich: "Crimes of Grindelwald".
Ich sag nix zur Handlung, wir alle vier waren einfach wunderbar unterhalten, der Film ist sehr, sehr, sehr liebevoll und grossartig gemacht, ich liebe Newt Scamander und Tina Goldstein, Johnny Depp und Jude Law sind super und der Niffler natürlich sowieso. Am meisten ist eigentlich über den Film gesagt, wenn man unsere Reaktion (nach immerhin über 2 Stunden) beim für uns sehr überraschenden Einblenden des Abspanns nimmt: "Äh, what? Wie jetzt? Aus? JETZT? Ich wäre bereit für grad weiter!" Hoffentlich geht es nicht wieder so lang bis zum nächsten Teil. (Wir alle waren uns einig: es ist nach den Harry Potter-Filmen und Büchern mal sehr schon, jemand zu sehen, der echt zaubern kann und nicht so rumstoppelt :-))

Jetzt sind wir alle ganz schön platt und freuen uns auf Ausschlafen, Sport, (Mathe- und Englisch-Üben, Baddecke mit Javelwasser abreiben), Plätzchenbacken und Gemütlichkeit morgen.

Stressleveldurchschnitt gestern: 29
Selbstbeweihräucherung: mit Q. im Samstagnachmittagsupermarkt in nur 9 Minuten ALLES für die Plätzchen besorgt. Und Snacks. Und Getränke. (und den grauenhaften Ohrwurm aus dem Nagelstudio durch die HarryPotter-Titelmusik ersetzt.)

Freitag, November 23, 2018

Black Friday

Neben all dem üblichen Freitagsgedöns (Arbeit, Arbeit, Einkaufen, katzen- und kleinkindsicheren Christbaumschmuck besorgt --> Dieses Weihnachten wird hardcoreglitzerig und bunt, Last Minute-Umbuchen des Arbeitshotels für Montag, weil jemand, nicht ich, Venedig und Vicenza verwechselt hat) gab es grad ein mittleres Drama und puh, L. und ich sind mit den Nerven fertig.

Wir kamen nämlich um halb vier nach Hause und Sunny kam auf Rufen sofort angequietscht, Jon: nicht. Naja, das kann ja mal sein, manchmal ist er auf seinen Streifzügen schon ausser Hörweite, aber auch die nächste Dreiviertelstunde kam er trotz Rufen und Leckerlitüte-Rascheln einfach nicht (Sansa war sehr verwirrt: andauernd gibt es was Feines, aber der Bruder ist nicht da?!). L. drehte eine Runde durch die Nachbarsstrassen, raschelnd und rufend: Nichts.
Bisher schauen wir, dass die Katzen zur Dämmerung im Haus sind, es ist saukalt in der Nacht draussen, und so sehr ich ein Katzenmensch bin: beim Schlafen bin ich Hütehund, wenn nicht alle im Warmen sind, bin ich hellwach. Das ist eben zur Zeit so gegen vier, halb fünf.
Also haben L. und ich uns auf den Weg gemacht, ihn im grösseren Umkreis zu suchen. Als erstes in der Tiefgarage, da war nämlich der Nachbarskater ein paar Tage eingesperrt. Aber: nix.
Wieder oben meinte L. auf einmal: "Oh, schau, da vorne ist er, grad in den Garten, vorne bei der Strasse".
Wir sind also raschelnd und rufend Richtung Strasse gelaufen (eine "Nur Anwohner"-Strasse"), kein Jonny zu sehen.
L. hat anscheinend bessere Augen für "schwarze Katzen in der Dämmerung" und meinte: "Oh, jetzt ist er auf den coop-Parkplatz!"
Und das ist ja schon mal nicht cool, das ist nämlich ein RIESEN-Coop, mit irre viel Autos auf dem Parkplatz am Freitagabend und ... weit jenseits von dem, wo ich möchte, dass unsere Katzen sind.
Wir sind also auf den Parkplatz rüber, L. meinte: "Da, hinter dem Lieferwagen!"
Und "Jonny" schaute uns an, reagierte null auf das Geraschel der Tüte und lief vor uns davon, Richtung Landstrasse. Ich dachte mir nur: "Oh Gott, er ist total desorientiert und panisch, er erkennt uns gar nicht, er darf auf gar keinen Fall auf die Strasse kommen" (Da ist Riesenfeierabendverkehr, die Autobahn ist um die Zeit schon lang dicht und alle ca 3000 Mitarbeiter, die in den grossen Niederlassungen neben uns arbeiten, fahren da nach Hause.).
Wir riefen und raschelten also vorwärts, die kohlrabenschwarze Katze flitzte ins Brombeergebüsch, über die total befahrene Landstrasse und den Radweg.
Wir mussten (ein bisserl Hirn hatte ich noch für gesunden Menschenverstand übrig) eine Zeitlang warten, bis wir gefahrlos rüber konnten (leicht derangiert nach dem Weg durchs Brombeergebüsch), "Jonny" schaute uns an, wollte immer noch kein Leckerli und flitzte den ca 30m hohen steilen Brombeerabhang Richtung Kieswerk und BAHNSCHIENEN nach unten.
Ich musste einigermassen cool bleiben, L weinte nämlich schon verzweifelt, und warf Leckerli ins Gebüsch, innerlich verfluchte ich die Idee, die Katzen rauszulassen, bei allem artgerecht und tralala, diese Angst, das möchte ich nicht haben! Ich rief also den Hübschen an, um ihm mitzuteilen, dass es überhaupt nicht gut wäre und Jon im Kieswerk und wir würden auf ihn warten, bevor wir den Brombeerabhang runterklettern.
Gottseidank meinte er: "Ich bin schon fast daheim, lass mich meine Tasche kurz abstellen, dann komme ich."

Und zwei Minuten später kam dieses Bild:

Ich habe keine Ahnung, wo Jonny so lang war, aber er kam sofort, als der Hübsche ihn rief. Und war not amused at all über den festen Griff, mit dem er gepackt wurde.

Puh. Sorry, Katze, die vermutlich neben dem Kieswerk lebt für die Verfolgung!
(Und ja, vermutlich ist die einfachste Art, Jonny von all den anderen schwarzen Katzen hier zu unterscheiden, ihn zu rufen. Wenn er kommt, ist er es, wenn nicht, nicht. Nah genug hinzukommen, um die zwei weissen Bauch- und die drei weissen Brusthaare zu erkennen, ist ja nicht immer ganz einfach.)


Meine Güte!

Stressleveldurchschnitt gestern: 19
Selbstbeweihräucherung: immerhin nicht überfahren worden. Und L. halbwegs glaubhaft versichert, dass das schon alles gut wird.

Donnerstag, November 22, 2018

Schulbesuch, Döner, Bahntickets

Heute morgen mit hämmernden einseitigen Kopfschmerzen aufgewacht, die auch durch Ibuprofen nur teilweise in den Griff zu bekommen waren. Ich hatte sogar Mühe, die Zähne zum Putzen auseinander zu bekommen, so sehr hattte ich sie anscheinend seit meinem Wuttag gestern aufeinandergebissen. Die ganze Nacht. Kein Wunder, dass mir der Schädel brummt. Immer noch.

Achtung: ich lege noch eins drauf auf das Unerwachsensein von gestern: Ich habe bei einem Kollegen nachgefragt, ob ich das vielleicht zu eng und zu streng sehe oder total falsch verstanden habe, aber nein: ich habe einfach Recht. Und wie erwartet ist "Machichnichtweilhalt" keine haltbare Position, man könnte sich auf "Dann mach halt nicht, aber leb mit den Konsequenzen, es wird nämlich passieren, ob mit Deinem Input oder ohne" einigen, und das habe ich jetzt auch so kommuniziert. Man wird sehen, ich warte noch bis Mitte nächster Woche und dann beende ich das Kaschperltheater.

Heute (und morgen, aber da gehen wir nicht mehr) war Schulbesuchstag bei Q.. Ich weiss nicht, wie das heutzutage in Deutschland ist, aber seinerzeit waren unsere Eltern nie zum Unterrichtbesuchen in der Schule, hier wurde uns das von Kindergartenzeit an sehr ans Herz gelegt, doch mal vorbeizukommen. Ich war tatsächlich in allen Stufen der Kinder mal schnuppern, an Q.s Schule wird das eben jetzt gebündelt auf zwei Tage (plus den Elternsprechtag am Samstag morgen).
Der Hübsche und ich hatten uns auf eine Doppelstunde Mathe geeinigt. Ich war högscht beeindruckt von zwei (matheunabhängigen) Dingen:
1. Der Ruhe des Lehrers. Er wurde, trotz der recht wuseligen Klassen von immerhin 25 Schülern (das ist viel für hier) nie ansatzweise laut, wusste sich trotzdem Gehör zu verschaffen und erklärte mi einer Engelsgeduld. Ich wäre nach
"So, bitte schreibt jetzt in Eure Agenda: Bis Freitag die Übungsblätter bis Kapitel 15 aus dem Ordner in die Mappe heften. Wir brauchen noch das Material ab Kapitel 9, den Rest könnt ihr daheim abheften."
"Ich hab noch Kapitel 6 und 8 eingeheftet, kann ich die daheim lassen?"
"Ja, wir brauchen nur mehr ab Kapitel 9."
"Hä, ich hab 7 zwischen 6 und 8, muss ich das drinlassen?"
"Nein, auch die 7 kann daheim bleiben. Alles bis auf 9 bis 15"
schon schreiend im Kreis gelaufen.
2. Diese wunderschöne klare Handschrift an der Tafel! Ich persönlich bin aus der Nähe immer ganz angetan von meiner Handschrift auf einem Flipchart, aus ein bisschen Abstand sieht es aber dann immer aus, als hätten Ameisen auf Koks da Samba getanzt.

Mittaggegesen haben wir, es war schliesslich Dönerstag, an der Dönerbude am Bahnhof, mit allen andere Schülern, und es war schon sehr nett, wie das Dönerbudenbetreiberpaar jedes Kind sehr liebevoll mit "So, Junge....." ansprach. "So, Junge, Salat mit alles?". Neu für mich: zum "Döner mit alles, Joghurtsosse und mit scharf" gehört beim "Mit alles"-Teil hier eine Handvoll Pommes, die in das Brot gestopft wird. Und auch wieder rausgeholt, wenn man sagt, dass man das nicht drin haben will.

Nachmittags gearbeitet, ein bisschen sogar strategisch taktiert, noch ein bisschen was über Siebmühlen gelernt, erstmals nicht vor der Zeit bei der Reisezentrale wegen der Bahntickets für den Italientrip am Montag gefragt, sondern einfach per Mail in Empfang genommen.

Zum Abendessen Restenudeln und Spitzkohlsalat, mit Birnen, weil die Äpfel alle waren.
Mathetest angeschaut, vorgelesen, und jetzt muss ich das Fotobuch noch betexten. (Die neue Assistentensoftware macht das Bilderanordnen tatsächlich sehr einfach, das ging gestern erstaunlich fix.) Beim Zusammenstellen der Bilder ist mir aufgefallen, WIE ausserordentlich kacke dieses Jahr angefangen hat. So kacke, dass wir im Januar auf Handy und normaler Kamera praktisch keine gescheiten Fotos mit Kindern drauf haben. Nur ganz viele aus Indien, aber die  haben da natürlich nix zu suchen. Und dann noch, wie viel wir dieses Jahr dann doch unternommen haben und wie all diese kleineren Trips und Ausflüge in den grossen Sachen (Herzeleid, beide OPs, Sorgen, Umbau, Arbeitarbeitarbeitarbeit) einfach untergehen in der Erinnerung. Umso besser, dass wir die Fotos haben und nächstes Jahr eine ordentliche Sommerpause einplanen.

Stressleveldurchschnitt gestern: 49
Selbstbeweihräucherung: für einen Kollegen dagewesen und das, glaube ich, nicht schlecht gemacht

Mittwoch, November 21, 2018

Ab durch die Decke

Das war heute ein echt doofer Tag. Obwohl, eigentlich war nicht der Tag doof, sondern nur ein Teil, aber der dafür so sehr, dass es mir die Erinnerung an den gesamten Rest vermiest.
Tja nun. Ich reagiere halt allergisch darauf, wenn Leute mich am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Ich sehe es ein: kaum jemand reagiert mit derselben Schlagzahl wie ich auf Anfragen oder Mail oder was auch immer, das ist ja nicht mal schlimm (naja.), so lange ich nicht hinterherlaufen und betteln muss und das Zeug rechtzeitig kommt, ist mir das alles recht. Wenn ich aber für einen Standardprozess ohne Angabe von Gründen monatelang ignoriert werde, mir auf Anfrage mitgeteilt wird, dass das halt nicht gemacht würde, weil halt, dann werde ich schon sauer. Vor allem weil "Nicht machen" keine Option und "weil halt" kein Grund ist. Und vor allem, weil ich für diesen Prozess das A in der RACI-Matrix bekommen habe und eher friert die Hölle zu, als dass ich etwas nicht erledige oder halbfertig abgebe, für das ich zuständig bin.
Nun ja. Und wenn ich nach einer deutlichen Ansage nochmal ignoriert werde und nochmal nachfragen muss und noch mal "machichnichtweilhalt" höre, dann, tja, hm, verlässt mich die Contenance. Und darauf bin ich nicht stolz und es fühlt sich nicht mal befreiend an (dafür bin ich aus "magere Reste von Vernunft"-Gründen nicht genug ausgeflippt), weil ich nicht den Eindruck habe, etwas anderes bewirkt zu haben als die Erkenntnis: "Huch, schau an, die will das wirklich. Mir egal, mach ich immer noch nicht, weil halt."
Tja nun. Es mag nicht sonderlich erwachsen sein, aber das jetzt zu aufzuschreiben, hat mich grad wieder auf die Palme und von der halbscharigen Idee, mich für das Ausflippen zu entschuldgen, abgebracht. Sollen sie ruhig mal merken, dass ich nicht immer nur das "Sünneli" bin oder vielmehr, dass das Sünneli halt auch mal Feuerstürme loslässt. Irgendwie kriege ich das dieses Jahr noch unterschrieben.
Zur Beruhigung habe ich mir heute viele Videos von verschiedenen Herstellern konischer Zentrifugalsiebmühlen angeschaut, die sind sehr schön und hypnotisch und mit so viel Begeisterung und Verve erzählt, ich überlege tatsächlich, mir eine Siebmühle für zu Hause anzuschaffen. (Nur Spässle, ich muss ein "impact assessment" eines "Equipment changes" machen und wusste nicht genau, was der Unterschied zwischen den verschiedenen Siebmühlen ist.
Anscheinend wird übrigens mein Youtubeverhalten bei der Arbeit von Linkedin gemonitored oder so, auf jeden Fall bekam ich eine Headhunter/Recruiter-Email, wo mir aufgrund meiner "herausragenden Engineering-Kompetenzen" eine Stelle angeboten wurde. Ich habe freundlich geantwortet, dass ich sicher eine Reihe herausragender Kompetenzen habe, aber Engineering gehört nicht dazu. (ich kenne ja erst seit heute die breite Vielfalt an Siebmühlen).
Ich gehe nicht davon aus, dass eine Antwort kommen wird, ich habe manchmal den Eindruck, so Linkedin-Recruiter oder Headhunter sind eine ähnliche Klasse wie Bloggerkooperationsagenturen, die "Dein Blog ist uns aufgefallen und würde perfekt in das Schema unseres Kunden passen, schreib uns doch mal eine Offert für einen Post über Lichterketten vom Onlinelampenshop xy" oder von so Callcentern.
Letzte Woche (Vorletzte Woche?) hat mich eine angeschrieben, dass ihr mein Profil aufgefallen wäre und sie hätte das mit ihrem Kunden, einem der führenden Pharma- und Biotechunternehmen based in Europe diskutiert, und zwar mit den drei wichtigsten Board Membern dort, mehr könne sie mir aber wirklich nicht per Mail sagen, weil das ist ja nun zu vertraulich, aber sie wollen mit mir sprechen und ich solle doch mal meinen Lebenslauf schicken. Diese Anfrage fand ich so skurril und an den Haaren herbeigezogen, dass ich mal die Headhunterfirma gegoogelt habe und bei dem Webauftritt wurde mir wirklich fast übel. Man protzt herum mit den krassen Connections, die man zu den höchsten Kreisen der Pharmaunternehmen hätte, und die eigenen Berater, die würden sich seit Jahrzehnten in der Branche auskennen und diese CONNECTIONS!!!! Und auf den Bildern grinsen dich zu 98% weisse Männer an, Typ (Achtung, Vorurteil aufgrund einer nichtrepräsentativen Anzahl persönlicher Erfahrungen) "Sascha Maria Wilhelm Graf von Zitzewitz", der ein bis zwei Semester Biologie studiert hat, dann einen Bachelor an irgendeiner fancy britischen Uni und dann ein Praktikum in der Unternehmensberatung des Golfkumpels seiner Eltern. Vom Alter her übrigens alle so, dass die jahrzehntelangen Connections in die Pharmabranche nur möglich sind, wenn man die Paracetamolzäpfchen gegen Zahnungsschmerzen im Babyalter dazurechnet.
Ja. Also. So jemandem möchte ich meinen Lebenslauf ja eigentlich überhaupt nicht schicken geschweige denn meinen Karrierepläne diskutieren. Andererseits hatte ich mich schon so sehr über diese Selbstdarstellung aufgeregt und die Story mit den drei Boardmembern, die mich kennenlernen wollten, ohne überhaupt meinen CV zu kennnen, klang so nach "Sie sind der letzte lebende Erbe von irgendeinem nigerianischen Ölmilliardär, der Ihnen 3907608700000 Geld vermacht hat", dass ich mir dachte: Blogcontent gibt das allemal und ausserdem kann ich ihr mal sagen, wie abschreckend ihr Webauftritt wirkt. Also habe ich meinen Lebenslauf nicht geschickt, aber meine Telefonnummer angegeben und Gesprächsbereitschat signalisiert. Wir haben uns auf einen Termin geeinigt, der verging ohne Anruf, es kam noch eine Mail, dass sie sich wohl mit den Zeitzonen vertan hätte (und deshalb mal lieber gar nicht angerufen hat) und sorry, und wann wir denn dann reden könnten. Meine Mail mit Alternativvorschlag bekam keine Antwort mehr und tja, damit sich das Ganze wenigstens ein bisschen gelohnt hat, steht es jetzt halt mal hier. Falls einer der drei führenden Boardmember eins der wichtigsten Pharmaunternehmen hier mitliest: wir können reden. Zumindest über die Auswahl Ihrer Headhunter.

Nun ja. Morgen ist ein neuer Tag.

Stresslevel gestern: 19. Das neue Band hats auch nicht drauf.
Selbstbeweihräucherung: naja. Die Lippenstiftfarbe hat perfekt zum Rock gepasst.

Dienstag, November 20, 2018

Schulanruf, Weihnachtsschmuck, Tarte Tatin und Tränen

Der heutige Tag ist eher so ein Sammelsurium aus Kuriositäten:



Auf einmal zB klingelte mein Privathandy und ich sah eine Dorfschulnummer. Mit einem innerlichen Seufzer gegen „Little L. hat ein Loch im Kopf, gespuckt, ist die Treppe runtergefallen, beim Streitschlichten eins auf die Nase bekommen“ gewappnet und schon mental die anstehenden Termine umsortierend ging ich ran und ... war verwundert. Erst. Der Anruf kam nämlich aus L.s ehemaligem Kindergarten und zwar hatten Kindergartenkinder auf dem Spielplatz ein Halsband mit unserer Telefonnummer drin gefunden und machten sich jetzt sehr grosse Sorgen, wie es der zugehörigen Katze gehen würde. So weit ist es schon in Sachen Kinderersatz: Anrufe aus der Schule für die Katzen. Gottseidank konnten wir schnell klären, dass es sich um das neonorange (sehr schicke) Katzenwelpenhalsband handelte, das Jon schon vor über einer Woche verloren hat, offensichtlich bei einem Catfight auf dem Kindergartenspielplatz, den er und Sansa ja im Moment ihrem Revier einverleiben wollen, gegen den Widerstand der alteingesessenen Kindergartenkatze, wie uns ja ein Nachbar letztens erzählte. L. legte also auf dem Weg zum Nachmittagsunterricht einen Zwichenstop in seiner alten Hood ein und holte Jonnys Besitz ab.



Skurriles Fundstück in der Emailinbox: es gibt im internen Shop jetzt den Elfenbeinturm als Christnbaumanhänger. (Sonderangebot: nur 34.80CHF statt 38CHF, im Vergleich zu den Kosten des Originals ein durchaus vernünftiger Preis. Trotzdem danke, aber nein danke.)



Auf dem Weg vom Turm zum anderen Standort bin ich immer kurz nach Abfahrt der Tram an der Haltestelle gewesen und habe immer beschlossen, dass ich jetzt aber nicht 10 Minuten in den Kälte stehe, sondern zur nächsten Haltestelle laufe. Bis ich halt die ganze Strecke gelaufen war und demensprechend verfroren ankam. Als ich dann dort in den Lift einstieg, hatte ein Kollege eine sehr lecker aussehende Tarte Tatin aus der Cafeteria dabei. Ich muss sehr gefährlich und hungrig ausgesehen haben mit den roten Wangen und Ohren und zerzausten Haaren, denn er rückte eingeschüchtert von mir ab, als ich meinte „Mhmmm, das sieht lecker aus. Wenn der Lift steckenbleibt, wird geteilt, oder?“ (Ist natürlich nicht passiert, ich muss jetzt rausfinden, wo es das genau gibt, das sah zu lecker aus.)



Plan für den Abend: Crosstrainern, Brotzeit, Fotobuch. Ich wurde gestern beim Auswählen der Januarbilder übrigens kalt von den letzten Dax-Fotos erwischt und habe Rotz und Wasser geheult. So lustig und lieb die zwei kleinen sind, sie fehlt halt schon sehr.



Stressleveldurchschnitt gestern: 59
Selbstbeweihräucherung: auf alle mühsamen Emails heute sehr besonnen geantwortet. War nicht ganz leicht

Montag, November 19, 2018

Schneegestöber und Gedöns

Heute ist ein Tag zum rot im Kalender anstreichen: Jonny hat zum ersten Mal durchge-/verschlafen. Ich bin total irritiert um halb sechs davon aufgewacht, dass niemand mit spitzen Zähnen versucht hat, mich an Fingern respektive Nase oder Unterlippe ins Bad zu ziehen. Wie es sich für Eltern gehört, habe ich mir dann richtig Sorgen gemacht, als er auch beim Weckerläuten noch nicht kam (die Katzen sind ja noch in der Nacht im Haus eingesperrt, weil halt), aber ... er hatte wohl einfach nur fest geschlafen.

Highlight des Tages: ich sah es schon Stunden, bevor es tatsächlich so weit war, auf der PokemonGo-App, aber am Nachmittag fielen sie dann tatsächlich: die ersten Flocken diesen Winter. Noch bleibt natürlich nix liegen, aber auch so reicht es schon, um mich glücklich zu machen. Leider habe ich verpasst, wie die Katzen das so fanden.

Sonst: Viel kleinteilig gewerkelt. Für mich hat es sich bewährt, alle Tasks einfach ungeordnet (naja, farbcodiert je nach Dringlichkeit respektive Erledigungsstand, nach Produkten in verschiedenen Bildschirmecken platziert) auf virtuelle Post-its zu schreiben. So geht nix vergessen und wenn ich dan irgendwann am Nachmittag dasitze und innerlich seufze, dass ich heute doch echt noch nix geschafft, habe, dann kann ich meist doch 3,4,5 Postits als erledigt löschen und meist sind es abends weniger als morgens und das finde ich dann schon toll.

Good news btw: der Hübsche ist nach 6wöchiger Pause endlich wieder so fit, dass er wieder zu, Sport gehen kann. Nicht, dass irgendjemand uns Hoffnung gemacht hätte, dass es schneller gehen könnte, aber man hofft ja doch immer.

Daheim dann mit den Kindern die Winterjacken rausgesucht (die Armen, sie haben den Schritt von „Ich nehme eventuell eine Kapuzenjacke in der Früh übers T-Shirt“ zu „Softshell oder Fleecejacke“ noch nicht ganz verkraftet), ausserdem Mützen und Handschuhe und schon mal verführerisch die niegelnagelneuen Winterstiefel aufgestellt, mal sehen, ob die flauschige Fütterung morgen früh gegen die gemütlichen Sneaker gewinnen.


Jetzt noch: Crosstrainerrennen und dann die Fotobuchsoftware aktualisieren, es hilft ja nix.

Stressleveldurchschnitt gestern: 59
Selbstbeweihräucherung: mit schon anner Feinstrumpfhose erst nur Sansa ein Leckerli mit Tablette gegeben, IN ANWESENHEIT VON JONNY, der högscht penibel darauf achtet, dass er auch genau gleich viel bekommt, und dann beiden noch eins, wo beide immer das Gefühl haben, der andere bekäme mehr, besseres oder eher. Und all das, ohne mir eine Laufmasche oder blutige Kratzer im nur spärlich geschützten Bein einzuhandeln. An der Hand schon, aber ein bisschen Schwund ist ja immer.

Sonntag, November 18, 2018

Fast forward

Da sind wir gestern abend aber mal richtig versumpft! Gegen halb eins sind wir satt, warm (also: im Auto, aussen hatte es gefroren und wir haben in dieser Saison das erste Mal die Scheiben freigekratzt) in die Tiefgarage eingebogen.
Der Abend war wirklich grossartig. Wir kennen uns seit... 16 Jahren, die Kinder sich ihr ganzes Leben und auch wenn wir uns natürlich viel zu selten sehen, weil alle irre viel zu tun haben, gibt es da doch eine Verbindung, die das trägt.
Es war schon lustig, in dieser Real-life-filterbubble am Tisch zu sitzen: fast Chemikerpaare, alle sind entweder seit der Uni oder seit der Schule zusammen, untereinander kennen sich alle über verschiedenste Ecken eben auch schons eit immer (der Hübsche und ich sind mit "nur" 16 Jahren in der Gruppe die Newbies). Alle sind mehrere hundert Kilometer von ihren Ursprungfamilien hier unten gelandet und wuppen den Alltag mit Jobs, Kindern, Haus, Hobbies. Es ist eine, dessen bin ich mir sehr bewusst, sehr privilegierte Gruppe, die manchmal auch einfach Glück hatte und das alles ist nicht für die Ewigkeit garantiert, aber es ist schon sehr schön, sich in so einer doch erstaunlich homogenen Gruppe aufgehoben zu fühlen.
Und wie immer, wenn sich Chemiker treffen, gibt es wirklich gutes Essen (ich witzle ja immer, dass ich den einzigen geheiratet habe, der nicht gerne kocht), gute Getränke (ich war halt diesmal der Fahrer, aber mei) und irgendwann werden "war stories" ausgetauscht und auch 20 Jahre später sind wir alle noch angemessen beeindruckt davon, was wir alle für Höllenhunde waren, als wir damals das Natrium in den Bach hinter dem Institut geschmissen haben. Ich glaube mittlerweile, es gibt auf der ganzen Welt keine Chemiefakultät ohne einen Bach dahinter, wo sollte man sonst mit dem Natrium hin, was es für krasse Darwinawardkandidaten im Jahrgang gab (die schlimmsten beiden bei uns im Semester sind übrigens beide Polizisten geworden) und hui, wie wir damals alle dachten, wir wären unsterblich.

Interessante Beobachtung: ich frage mich ja sonst oft nach so langen Abenden, sei es privat oder beruflich, ob ich es alkoholinduziert übertrieben habe mit dem Laut- und Lustigsein, aber nachdem ich mich das gestern abend im Auto dann auch gefragt habe, weiss ich immerhin, dass es wenn dann nicht am Alkohol liegt, sondern halt einfach an meiner Art. Und: die kennen zumindet die Leute von gestern seit 16 Jahren und ich werde immer noch eingeladen. Phew.

Heute: Sporteln, Räumen, Geburtstagsgeschenke und erste Wichtelgeschenke einpacken, Familienfilmabend ("Phantastiche Tierwesen", ich liebe diesen Film! Wir gehen nächste Woche in "Grindelwald" und wollten nochmal auffrischen. Wenn ich verquollen aufwache, mich nicht schminke und die Haare nicht gescheit style, sehe ich übrigens aus wie Johnny Depp. Als Grindelwald. Das ist nicht gut.), Raclette.

Stressleveldurchschnitt gestern: 23
Selbstbeweihräucherung: zwei coole Kinder grossgezogen.

Samstag, November 17, 2018

Ski, Garten, Friendsgiving


Winterreifen aufziehen, Kinderzahnarzt, Gyn-Besuch, Kinderskiequipment aktualisieren und Garten winterfest machen: das sind die Dinge, die wir normalerweise in den Herbstferien erledigen.
Nun waren nicht nur wir in diesen Herbstferien an der Sonne, sondern auch viel zu viel Sonne hier, um an den Winter zu denken und so war (bis auf meinen Arztbesuch, der ja wetterunabhängig ist) noch NIX auf der Liste erledigt, als die Schule wieder losging.
Kidnerzahnarzt wird aufs neue Jahr verschoben, weil Q. an der neuen Schule sein Bonusheft erst im Januar bekommt, Winterreifen sind drauf und wir waren heute nicht die einzigen, die im Riesensportladen im Hinterland zum Schuhe etc. anpassen waren.
Good news dieses Jahr: die Kinder haben zumindest an den Köpfen erstmal aufgehört zu wachsen (kommt wahrscheinlich vom vielen Fernsehen und Fortnite-Spielen), so dass ihnen die Helme (in mittelgrossen Erwachsenengrössen) schon das dritte Jahr in Folge passen. L. konnte auch noch seine Skier behalten, die sind dann dieses Jahr ein bisschen am kürzeren Ende, damit ihm das Kurvenfahren leichter fällt (er müsste es halt nur noch machen...), aber Rückenprotektoren und Schuhe haben beide in eins grösser gebraucht.
Für den Hübschen gab es noch neuen Snowboardhandschuhe und für mich eine Bommelmütze und jetzt könnten wir von mir aus los auf den Berg!
Stattdessen haben wir aber noch den sonnigen Nachmittag genutzt, um Verblühtes und Vertrocknetes zusammenzuschneiden und der Garten wartet mit einer frechen Kurzhaarfrisur auf den Winter.
Die Katzen waren natürlich eine grosse Hilfe und wir haben von vorbeispazierenden Nachbarn erfahren, wie weit sie untertags schon unterwegs sind. Zum Beispiel sind sie gerade dabei, ihr Revier in den Kindergarten auszudehnen, in den L. damals gegangen ist. Dort lebt seit immer schon die Katze Theo, die anscheinend nicht begeistert von jugendlicher Konkurrenz ist. Aber: sie sind halt zu zweit....

Sansas Wunde ist noch nicht gnz super, aber sie lässt sie uns putzen und nimmt brav ihre Tabletten (naja, sie verschlingt die Leckerlis und hat noch nicht gemerkt, dass da manchmal noch mehr drin ist. Wenn ich allerdings zu lang brauche, die Tablette zu verstecken, wird sie etwas hektisch und sehr unflauschig.)

Sonst: Jon klettert mir mit seinen 4 kg immer noch am Hosenbein hoch, wenn er denkt, dass seine Schwester jetzt genug bekommen hat und er jetzt dran wäre. Und er springt in den Kühlschrank, wen man den aufmacht.

So. Und jetzt gehen wir los, zu Freunden, die jedes Jahr ein grosses "Friendsgiving" Event machen, uns seit Jahren dazu einladen und wir haben es noch nie auf die Reihe gekriegt. Heute aber.

Stressleveldurchschnitt gestern: 23
Selbstbeweihräucherung: ausgeschlafen

Freitag, November 16, 2018

Rapüh

Das ist doch mal ein Start ins Wochenende: sich von der durchaus herausfordernden Woche so verkatert fühlen, wie früher (TM) nach einem durchgefeierten Wochenende. Man wird ja effizienter mit der Zeit und kann sich so das Feiern sparen.


Fast schon erstaunlicherweise habe ich heute recht unaufgeregt Zeug wegarbeiten können, das kam die restliche Woche ein wenig zu kurz. Ich habe mich auch sehr über meine Kollegengruppe gefreut, die eine gestern Abend abgeschickte Rundumfrage wegen eines Requests (meine Güte, ich habe mich sogar gestern mit einer deutschsprachigen Kollegin in einem bilateralen Gesrpäch 30 Minuten auf englisch unterhalten, ohne es zu merken. Und leiste mittlerweile innerlich Abbitte für all das Geläster über Denglisch, das ich seinerzeit abgelassen habe, es ist tatsächlich so: wenn man in einem internationalen Umfeld arbeitet und praktisch nur englisch redet und schreibt und liest oder sich immer auf international Guidelines beruft und die zitiert, dann fallen einem manche Begriffe auf Deutsch einfach auch im Alltag nicht mehr ein oder nicht so schnell und dann kommt so ein Kauderwelsch raus. Neu in meinem Wortschatz übrigens seit dem Supermeeting gestern: "ringfencing". Sie müssen das jetzt gar nicht googlen, wenn Sie daran interessiert sind, was wir da besprochen haben, ich habe das für Sie übernommenl Google findet dazu vor allem irgendwelche finanztechnischen Konstrukte dazu, das hat nix mit unserem Thema zu tun. Aber ich kann das Wort jetzt und werde es in Zukunft ausgiebig benutzen.) von extern, der mich sehr irritiert hat, ausführlich und hilfreich beantwortet hat. Ist ja auch nicht immer selbstverständlich.


Sonst: der Kühlschrank ist jetzt wieder voll. Alle anderen Schränke auch. Wegen Hochzeitswochenende haben wir ja eine Woche Grosseinkauf ausfallen lassen und haben auch nicht gedarbt. Aber ich weiss jetzt: die Steigerung von "hungrig einkaufen" ist "hungrig einkaufen mit dem Bild eines nahezu leeren Kühlschranks vor dem inneren Auge", das Geburtstagspaket für meinen Dad ist unterwegs ("die Ziege sitzt im Zug", sozusagen), meine wuscheligen Haare sind wieder ordentlich getrimmt und der dunkle Ansatz ist weg (es wird hier empfindlich kalt, vor allem an den Kopfseiten, wo jetzt nur noch wenige mm Haare sind, ich muss die Mützen vorsuchen), die Betten sind frisch bezogen und die Kinderskisachen für den Austausch morgen sind rausgesucht und, das allerwichtigste: Sansa ist versorgt. Es war schon gut, dass wir zum Tierarzt gegangen sind, die Wunde ist nämlich aufgegangen und es war... naja, schon gruslig, sie hat jetzt eine "Wir können gleich zu McDonalds"-Frisur, die entzündete Wunde wurde gespült, sie bekam Antibiotika gespritzt und darf jetzt 5 Tage Tabletten nehmen. Entweder wurde sie gebissen oder hat sich selber an einem Nagel oder Maschendrahtzaun verletzt. Alles nicht dramatisch, kein Fieber, fit, 2.9kg (mit Haaren), und sehr tapfer, sie hat beim Spülen (und da wurde mir schwummrig) nicht mit der Wimper gezuckt, nur bei der Spritze gejammert.
Jon war not amused, dass wir seine Schwester allein mitnahmen, aber den Nachmittag haben sie dann wieder gemeinsam draussen verbracht. Sie sind übrigens ein bisschen wie Hunde: wenn wir sie draussen rufen, kommen sie angerast und wenn wir rennen, rennen sie mit, wenn man ihnen Stöckchen wirft, holen sie die. (Sansa bringt auch sonst sehr viel. Bisher nichts lebendiges, aber seit dem Kuscheltierbein, was sich übrigens als Gurke aus der Ikeakinderküche herausgestellt hat. Nicht unserer, hat sie einen Haufen grosse Blätter, mehrere kleine Plastiktüten und viele so Haselnussbüschel angeschleppt. Mir solls recht sein, ich brauche keine halbtoten Vogel im Wohnzimmer oder auf der Terrasse.


Heute abend gibt es nur noch Badewanne, Pizza und Netflix, mit der Aussicht auf Ausschlafen morgen.
Ich kenne jemand, der sich darauf freut. Sehr.


Stressleveldurchschnitt gestern:
Selbstbeweihräucherung: still on top of things. Und dem immer noch sehr starken Impuls widerstanden, dem Versuch, eine unangenehme Aufgabe auf mich abzuschieben, mit "Meine Güte, dann mach ich das halt, wenn es sein muss" nichts entgegenzusetzen.

Donnerstag, November 15, 2018

What a day





Der Titel gilt eigentlich für die ganze Woche, die, wie ich ja heute festgestellt habe, schon fast rum ist. Wie der verehrte Herr Buddenbohm das so schön genannt hat: wir sind im "Sausetunnel". Interessanterweise dieses Jahr bisher noch überhaupt nicht wegen weihnachtlicher Termine, die kommen ab übernächster Woche, tatsächlich vor allem mit Arbeitsdingen und Schuldingen. (Okay und Geburtstagen, die sind halt einfach zu dem Zeitpunkt im Jahr, da kann mann nix machen, auch wenn dann ganz viele Leute, die man echt gerne dabei gehabt hätte, nicht zum Feiern kommen können. Aber: keine Zeit zum Traurigsein, weil: things to do).


Ok. Es war mir ja auch klar, dass das "Ich habe grad mal ein bisschen weniger als auch schon im Job zu tun, das fülle ich mit 20% Zusatzjob" im Leben nicht so aufgehen würde. Ich habe beschlossen, am Anfang, wo natürlich alles Neue neu ist und viel komplizierter und zeitaufwändiger wirkt, als es hoffentlich später, wenn man es dann mal drauf hat, nicht durchzudrehen und "Ohgottogottogott, das schaffe ich nie!" zu denken und das lief auch super, bis aus dem Nichts ein Feuerwehrprojekt um die Ecke kam, das ..  ich kann das nicht genau erklären, weil eben: vertraulich, auf jeden Fall ist es so dringlich, dass es für solche Fälle einen extra reservierten, rund um die Uhr verfügbaren Meetingraum gibt, für den nur das Team, das das Handling solcher Dinge organisiert, den Schlüssel hat (es gibt dort ausserdem nicht nur Wasser und Kaffee, wie überall, sondern auch Schokolade, Cola und Nüsse als Nervennahrung), und solche Meetings sind so ziemlich die einzigen, für die man ohne auch nur ansatzweise nachzudenken, alles stehen und liegen lässt. Nun gut. Aus Gründen konnte keiner meiner "Buddies" in dem Nebenjob mir dort zur Seite stehen oder schauen, dass ich es nicht verbocke, aber ich habe jede Menge Briefing und Coaching bekommen und durfte das nach 14 Tagen in der Rolle selbständig machen. War jetzt auch nicht schlimm, es hilft mir immer, wenn ich gut vorbereitet bin und das wäre in dem Fall nicht besser gegangen.


Aber: natürlich frisst so etwas unglaublich viel Zeit in der Vorbereitung, der Kommunikation, das zieht ja dann doch recht weite Kreise, und diese Zeit fehlt dann woanders. Zum Beispiel bei den eigentlich geplanten Aktivitäten für den Zusatz- und den geplanten und vor allem ungeplante Aktivitäten für den eigentlichen Job.


(Interessante Nebenbeobachtung: mir gegenüber im geheimen Meetingraum sass eine Kollegin, die mimikmässig das totale Gegenteil von mir ist. Ich bin ja eher ein Gesichtskasper, dem man jeden Gedanken und Meinung eh in billboardgrossen Buchstaben vom Gesicht ablesen kann. Ich merke, wenn ich mich selber beobachte, dass bei mir aktives Zuhören tatsächlich vor allem durch Körpersprache und Mimik ausgedrückt wird. Mit zustimmendem Nicken, verständnisvollem Lächeln, hochgezogenen Augenbrauen, gerümpfter Nase und überhaupt ganz viel Gesichtverziehen. Die Frau mir gegenüber war hochkonzentriert bei der Sache und hat ... keine Miene verzogen. Das hat mich total fasziniert, sie sass da mit der Eleganz einer Königin und ich merkte, wie ich (ganz Hofnarr) versuchte, ihr irgendeine Art der Regung abzuringen, bis ich irgendwann in die "resting bitch face"-Falle tappte und befürchtete, sie wäre einfach echt schlecht gelaunt. War sie übrigens nicht und ich überlege jetzt, ob ich das auch mal versuchen sollte, aber ich fürchte, das würde gnadenlos in die Hose gehen. Aus mir wird keine Sphinx mehr.)


Ich halte übrigen nach wie vor eisern an den drei goldenen Regeln fest und habe auch nicht das Gefühl, dass ich nah dran bin, eine auf einmal als im Moment nicht so wichtig zu betrachten (was immer ein Warnzeichen ist), im Gegenteil: ich bin so weit wie selten von arbeitsbedingten Tränen weg, eher auf eine, Adrenalinhoch, laufe sehr viel hin und her und komme deshalb gar nicht in die Versuchung, das Mittagessen sein zu lassen, auch weil ich einfach mal sitzen und nicht klug sein müssen möchte, sondern nur essen und albern. Was am ehesten kippt, ist die Weckzeit, das liegt aber daran, dass sie wegen Q.s Schulbeginnszeiten eh auf 5:45h steht und ich dank Jonny und unvernünftiger Ernährung (Schwarzwurzeln. Ich werde es nicht mehr lernen in diesem Leben) eh immer noch früher auf bin.


Das führt notgedrungen dazu, dass ich nicht wie sonst viele Dinge, die eigentlich in der Verantwortung anderer Menschen lägen, "mal schnell selber" mache, weil das aus meiner Sicht entweder schneller oder besser oder einfach nett von mir ist, aus der Sicht der anderen im Zweifelsfall bequem und nett von mir und hoffentlich nicht übergriffig, ist, sondern halt .... nicht. Vor allem bei der Arbeit, daheim ist es nämlich eh so, dass wir das "equal care"-Modell mittlerweile einfach verinnerlicht haben und das gar nicht mehr in Frage gestellt wird. Das ist eine nette Überleitung zu einem echt guten Thread auf Twitter, in dem @octodontidae (die überhaupt sehr folgenswert ist) aufzeigt, was die hilflosen "Ich weiss gar nicht, wie ich meine Frau entlasten soll"-Diskussionen so mühsam macht. Lesen Sie ruhig mal rüber:
Die Antwort ist übrigens sehr einfach: mach einfach deinen Teil und stell dich nicht doof. Überall anders kannst du es auch, nur bei Haushaltstätigkeiten scheint dein Hirn zu versagen.


Ich habe ja aktuell (s.o.) keine Zeit für Twitterdiskussionen, aber auf dem Weg von weiss nicht mehr nach woanders hin, habe ich kurz nachgedacht, und kam zu dem Schluss: bei uns waren sämtliche Diskussionen über die Aufteilung der Carearbeit schlagartig vorbei, als wir mit der Lohnarbeitszeit gleichgezogen haben. Das nimmt jeglicher Diskussion über irgendetwas anderes als 50:50 die Grundlage (man könnte drüber diskutieren, ob wir beide volle 100% --höhöhöhö, s. Anfang des Posts-- arbeiten müssen, um uns über den Rest in die Haare zu geraten, aber dafür haben wir keine Zeit)




Sonst so: die Katzen sind sehr lustig. Wir haben von den Nachbarn mit den Schäferhund erfahren, das Jonny jeden Morgen kommt, und durch ihre Hundetüre späht, um zu schauen, ob der Hund vielleicht schon wach ist. Der übrigens keine Katzen mag, aber ich weiss nicht, ob Jon weiss, dass er eine Katze ist. Mit Sansa gehe ich morgen zum Arzt, mal sehen, was er zum Biss am Rücken sagt. Der Hübsche findet, er wäre eindeutig kleiner geworden, ich finde, eindeutig grosser, das spricht eindeutig für: Profimeinung einholen.


Stressleveldurchschnitt gestern: 55
Selbstbeweihräucherung: wacker geschlagen. Also ehrlich mal. (Und: die Klassenwhatsappgruppe stummgeschaltet. Nächster Schritt wäre: "Hat die Gruppe verlassen". Aber vielleicht habe ich sie vorher schon vergessen)


Mittwoch, November 14, 2018

Schokoküsse, Krisenmeetings, überraschene Anrufe

What a day.
Heute, während ich in einer Meetingpause auf meinen Cappuccino wartete, brummte mein Arbeitshandy und zeigte einen eingehenden Hangouts-Videoanruf mit dem Namen eines Studienkollegen an (Mein Arbeitgeber schwört auf Google-Infrastruktur, wir haben gmail, g-drive, hangouts, chrome, blablablubb, dazu aber NUR iPhones und -pads, aber auch NUR HP-Laptops. Und für offizielles NUR Touchpoint und SharePoint und für manche Ausnahmen Cisco-Webex. Ausser in USA, da Apple, und in Südkorea, da Samsung Telefone. Oder so.) Ich war etwas irritiert, warum mein Handy diesen Namen kennen sollte, dachte mir dann aber (ich war echt unterkoffeiniert): "Hm der war doch mal in Luzern, vielleicht habe ich in meinen google-Kontakten diese nicht mehr aktuelle Nummer noch eingespeichert und vielleicht hat mittlerweile ein Kollege diese Handynummer und ich bin jetzt echt mal gespannt, wer da dran ist." Dass Hangouts natürlich gar nicht mit Telefonnummern, sondern google-Profilen arbeitet, geschenkt.
Aber: es war genau der Freund dran und... naja, ich sags mal so: aus den Augen, aus dem Sinn, da ist bei mir schon wirklich was dran. Ich bin wirklich nicht gut drin, Kontakt  zu halten, wenn er sich nicht im Alltag von allein durch regelmässige Treffen (und sei es ein, zweimal im Jahr zum Geburtstag oder durch halbformalisierte Mittagessen bei der Arbeit) von alleine aufrecht erhält. Und so wusste ich gar nicht, dass der Freund seit anderthalb Jahren auch ein Kollege ist und zwar auf dem bayerischen Standort, mti dem ich zugegeben wenig zu tun habe, aber es reicht, um im selben Firmendirectory zu landen.
Und seine Begrüssung. "Hey, ich wollte dich so lang schon anrufen, jetzt bringe ich grad mein Kind in die Kita und es ist mri auf dem Rücksitz eingeschlafen, also kann ich grad nix machen" ist ... so sehr immer noch der Freund aus Unizeiten, das war wirklich toll. Während ich also auf meinen Cappuccino wartete, tauschten wir (ich nicht sonderlich beredt, weil spontan und witzig bin ich nur, wenn ich gut vorbereitet bin) im Affenzahn Updates aus und vielleicht dauert es bis zum nächsten Gesrpäch nicht wieder 13 Jahre.


Nächste Überraschung kam beim Kaffeetrinken (schon wieder!) nach dem Mittagessen, als ein Kollege die Neugier der chinesischen Gäste auf lokale Süssigkeiten nutzte, um die in der Schweiz immer noch gebräuchliche Bezeichnung "Mohrenkopf" (sogar aufgedruckt auf den Schachteln etc) als Anlass für einen Rant wider die falsche, verlogene political correctness in Deutschland zu nutzen, und man müsse die Dinge doch beim Namen nennen dürfen und was sei denn so schlimm an der Betiechnung "N......" für Menschen mit dunkler Hautfarbe, weil genau das wären sie doch, da sollte man sich mal nicht so haben, das ware ja gar keine Wertung und "behindert" dürfe man auch nicht sagen, und "chwarz" auch nicht, meine Güte, das ist doch nicht zu glauben. Dem letzten Halbsatz stimmte ich zu, und ich weiss nicht, ob es am vielen Kaffee lag, auf jeden Fall habe ich nicht nur die Augen gerollt, sondern tief Luft geholt und eine Suada zum Thema "Sprache und Worte sind wichtig und es ist sehr traurig, dass Du das in der Schule so gelernt hast, aber das ändert nichts daran, dass das herabsetzende, disriminierende, verletzende und (je nach Gruppierung, er holte ja zum Rundumschlag aus)  rassistische Ausdrücke und auch wenn Du glaubst, dass Du das in dieser Situation nicht schlimm finden würdest, ist das total egal, weil Du nicht in dieser Situation bist".
Nun ja, das hatte zwar nicht den erhofften Erfolg, sondern resultierte in weiter ausufernden "NIX DARF MAN SAGEN, DABEI ISSES HALT EINFACH SO!" Aussagen, aber immerhin bekam ich Verstärkung von einer Kollegin. Und dann musste ich auch schon wieder los der Bus fuhr ab und mein Schokokuss war eh alle. (Puh, sehr unangenehm!)


In der Stadt dann: wildes Umhersausen und Abklärungen für das Jöbli und die Riesenwelle, die morgen zu einer Reihe eskalierender Notfallmeetings führen wird. Immerhin habe ich jetzt sehr schnell sehr viele neue Leute kennengelernt, ein bisschen den Jöblichef (den ich privat schon sehr lange kenne, aber beruflich ist das doch sehr anders) einschätzen gelernt und so doof das von der Sache ist: es gibt mir ungeplanterweise die Chance, sehr schnell einen Eindruck zu hinterlassen, was sonst bei so einem Assignment für nur ein halbes Jahr nicht ganz einfach ist :-).


Sonst so: es ist so weit, die Draussenkatzen haben die erste Blessur. Sansa hatte ja an Tag 1 schon den Kampf gegen eine Biene erst nach einem Wirkungstreffer der Biene auf die Pfote gewonnen, Jonny hatte sich irgendwann beim Klettern einen Daumenballen aufgeschürft, aber jetzt hat Sansa einen Biss oder Kratzer oder Stachel sowas am Rücken, da ist es ein bisschen angeschwollen um den Schorf rum und es tut ihr weh, wenn man hinkommt, das soll sich die Tierärztin mal ansehen.


Diese Woche ist ein bisschen sehr verrückt.


Stressleveldurchschnitt gestern: 19 (ha, Sie denken bestimmt, das alte Band war kaputt und endlich kommen richtige Werte raus, aber ich muss Sie enttäuschen: der bisherige Schnitt des heutigen Tages ist deutlich oberhalb von 50, so dass der niedrige Wert gestern wohl eher auf die hypnotisch beruhigende Wirkung einer halbautomatischen Verpackungslinie zurückzuführen ist)


Selbstbeweihräucherung: ich bin sehr froh, dass ich ohne nachzudenken den Mund aufgemacht habe bei der Kaffeediskussion. (Und bedingt, dass ich nach immerhin nur EINEM Ausrutscher in der Klassen-WA-Gruppe wieder in (beredtes) Schweigen dort verfallen bin. Meine Güte. Vielleicht sollte ich doch mit dem Hübschen dort wieder Platz tauschen. Der verlässt die Gruppe sofort wieder ohne einen Extragedanken....)

Dienstag, November 13, 2018

Sendung mit der Maus zum Aufgarkeinenfallanfassen

Hm. Hm. Hm. Dafür, dass ich gefühlt da gestern eine Riesenwelle gemacht habe, ist der Aufschrei relativ gering. Entweder lesen die Leute ihre Mails nicht oder antworten nicht so schnell, wie ich das würde, oder die entsprechenden Personen sind nicht da, oder die Welle war gar nicht so gross oder besonders, wie ich dachte, oder ich mache mir zu viel Gedanken (das wäre ja mal was ganz Neues). Immerhin habe ich ungefragt ein dickes Lob von der Kollegin bekommen, deren Job ich da gerade mache. Sooooo falsch ist es also nicht. (Mittlerweile ist die Welle angekommen und man kann da sehr verschieden drauf reagieren. Manche zB wie so ein Stein)


Aber egal. Heute (und morgen) bin ich wieder im Auftrag des Zusatzjöblis unterwegs, diesmal in einem mehrtägigen Meeting mit Kollegen aus China. Es ist für mich sehr irritierend, mich bei „And our quality representative is ...“ angesprochen zu fühlen und mich nicht suchend umzuschauen. Aber es wird! (btw: Meeting auf einem Stockwerk, auf dem hauptsächliche Quality-Funktionen untergebracht sind, bedeutet: Stau auf dem Damen-WC. Etwas, was ich in 16 Jahren Berufserfahrung noch nie erlebt habe.)
Den Nachmittag verbringen wir auf der Site, die bei uns daheim vor der Haustür liegt, ich habe also erstens einen sehr kurzen Heimweg und zweitens kann ich endlich mal wieder eine Blisterverpackungslinie besichtigen. Das ist, als ob man live bei der Sendung mit der Maus dabei wäre, nur dass es nicht irgendwelche Bleistiftanspitzmaschinen aus den 50ern sind, die da stehen, sondern eben vollautomatische Linien, die gefühlt aus einem Stapel Karton, einem Stapel Leaflets, Alu- und Plastikfolie und einem Säckchen Kapseln im Nullkommanix fertige Packungen machen. Ich könnte da ewig zuschauen und muss ein wenig aufpassen, dass mein Gesichtsausdruck eher „sehr seriöse Qualitätsfunktion“ wiederspiegelt und nicht „Kleines Kind vor Modelleisenbahn, und schau mal, da drüben, in dem Haus, da geht sogar das Licht an, wenn die Bahn vorbeifährt und da oben ist eine Kuh, die macht einen echten Fladen“.
Ich habe mich vor Urzeiten übrigens mal in diesem Betrieb beworben, das ist nix geworden (ist auch gut so), es könnte sein, dass da immer noch Leute arbeiten, die mich damals interviewed haben. Man erkennt das natürlich nicht unter all der Schutzkleidung. Was ich übrigens auch nicht auf dem Radar hatte: man darf dort natürlich weder Schmuck noch Nagellack noch Makeup tragen oder überhaupt Kosmetik verwenden, aber sie sind auf ahnungslose Besucher vorbereitet und haben Abschminkpads in der Schleuse und so kommt es, dass ich mir erstens total nackt vorkomme und zweitens die ganze Zeit blinzle wie ein Basset mit Bindehautentzündung, weil ich diese Ölpampe überall habe.



Sonst so: viel Zeug nebenher erledigt. Meeting minutes vorbereiten, Dokumente in review und approval schicken, Feedback für Kollegen im Performancetool abgeben, meine Selbsteinschätzung abgeben, all diese Dinge, die halt Ende Jahr fällig sind. Ach: und ein kleines, hässliches Tool basteln, in dem ich tracke, wieviel Zeit für Jöbli und eigentlichen Job aufgewendet wird. Gefühlsmässig ist das schwer abzuschätzen.

Daheim dann: Ölpampe aus dem Gesicht waschen, Crosstrainerrunde strampeln, duschen, Abendessen (sehr leckere Reste, weil da und keiner einkaufen war: Bratkartoffeln, Spiegelei, Schinkennudeln, Lasagne), Quatsch mit Kindern und Katzen, Hangoutchat mit Jöbli-Chef und Kollegin, die gerade in Kalifornien weilt und deshalb jetzt halt wach ist, eine Folge "Haus des Geldes", Bett.


Stressleveldurchschnitt gestern ab 20:00h: 29
Selbstbeweihräucherung: nicht geweint und auch nicht ungläubig gelacht, als ich mich ernsthaft abschminken musste

Montag, November 12, 2018

Grisou by nature

Ach. Ja. Heute ist der 12. …. Heute hier halt ohne 12 Bilder, weil ich das erst geschnallt habe, als der Morgenkaffee, ohne dessen Bild eine Teilnahme ja per Internetgesetz nicht möglich ist, schon lang vorbei war.
Neben dem Aufarbeiten von während Workshop und Hochzeit Liegengebliebenem ist nämlich heute einiges spannendes passiert.
Sehr spannend, obwohl ich das vor lauter perplex überhaupt nicht geschnallt habe, war zB, dass ich heute fast von einem Auto überfahren worden wäre. Und zwar so fast, dass ein bis dato unbekannter Kollege, der das Ganze beobachtete, in einem Meeting am Nachmittag, in dem wir uns wiedersahen, zur Begrüssung meinte: „Great, that you are still alive! I was totally ready to call the ambulance and the police and here is the picture of the license plate of that sucker!”. Es war nämlich so: ich stieg aus der Tram an der Aussenstelle aus (für Ortskundige: die Tramhaltestelle “Markthalle” der Linie 2 Richtung Binningen, die, die schon auf der Brücke ist) und die Strassenführung ist da so, dass die Tramgleise beide in der Mitte der Strasse verlaufen und die Autos hinter der Tram halten müssen, wenn die dort stehenbleibt, während die aussteigenden Passagiere direkt auf der Strasse landen und eben rüber auf den Gehweg laufen. Eigentlich. Eigentlich dachte ich auch, dass die Gleise so nah am Gehsteig sind, dass da gar kein Auto durchpasst, wenn die Tram da steht, aber ... als ich wie immer beim Aussteigen reflexartig doch nach rechts sah, schaute ich direkt durch die Windschutzscheibe eines auch noch Gas gebenden Lieferwagens, der sich da durchquetschte und mich nur deshalb nicht mitriss, weil ich mich noch an der Aussteigestange festhielt und zurückzog. Das Ganze war jedoch so surreal, dass ich nicht mal einen Adrenalinstoss bekam.


Das zweite Spannende (okay, schwieriger zu erklären und nicht so unmittelbar spannend) ist mein neuer Teiljob. Ich dachte ja erst: „Ja, da schnuppere ich mal in eine neue Abteilung, viel wird vermutlich nicht zu tun sein, ich hoffe, dass ich wenigstens ein Projekt finde, das ich in sechs Monaten so weit vorantreiben kann, dass man sich hinterher wenigstens an bisschen an meinen Beitrag erinnernt.“ Dann merkte ich recht schnell, dass ich zwei Produkte durcheinander geworfen hatte und „meins“ gar nicht so klein und unspektakulär ist, wie ich dachte, sondern doch einigermassen bedeutsam. Es kristallisierten sich zwei Projekte heraus, die nach erster Abschätzung die veranschlagten 20% Timecommittment durchaus überschreiten könnten, aber wer wird schon so knausrig sein.
Tja. Und als ich mich also in Sicherheit wiegte, dass ich da mit überschaubarem und schön planbarem Einsatz zwei ordentliche Projekte anstossen bzw. erledigen können würde, tja, da platzte die Bombe und nun bin ich zusätzlich die, die an Tag 12 ihres Assignments etwas an das höchste Gremium eskaliert hat und ich werde alle Hände voll zu tun haben, einerseits das Problem zu lösen (das ist die einfachere Sache, weil eigentlich ist es klar, was passieren muss, auch wenn das nicht unbedingt schön ist) und andererseits in den Untiefen von Verantwortlichkeiten, Animositäten, Befindlichkeiten zu navigieren, ohne zuviele Brücken zu verbrennen. Man sagt mir ja „people skills“ nach, aber das ist glaube ich nur deswegen, weil ich zu allem immer einen blöden Witz machen kann, und das ist hier leider nicht mein Job und, das muss sogar ich eingestehen, hier echt nicht angebracht.


Aber schön, der Hübsche hat es schön auf den Punkt gebracht: „Dass Du Dich mal langweilst, da warten wir alle drauf. Sehnsüchtig. Vergeblich.“ Andererseits merke ich, dass ich dieses Adrenalin brauche und geniesse (also: das von der Arbeit, nicht das vom fast vom Auto überfahren werden!) und alles in allem dadurch ein ruhigerer und ausgeglichener Mensch bin (und zB endlich mal keine Zeit und Nerven mehr übrig habe, um mich auf Twitter in irgendwelchen fruchtlosen Diskussionen einzuklinken. Oder in der Klassenwhatsapp-Gruppe.)


Der lustigste Icebreakersatz des Tages (ich habe jetzt ja keine Zeit, mich bei den Leuten, mit denen ich da neu zusammenarbeiten werde, ordentlich vorzustellen, sondern falle praktisch mit der brennenden Tür ins Haus) war „So, could I quickly stop by at your desk?“ „Well, this would take some time as I am based in Montevideo“. Aber: dank Hangout weiss ich jetzt: schönes Wetter hatten sie da heute.


Stressleveldurchschnitt gestern: keine Ahnung, aber das Bändel ist wieder da, ab morgen wird wieder gemessen!
Selbstbeweihräucherung: niemals Angst vor der eigenen Courage gehabt.

Sonntag, November 11, 2018

Bereit fürs Wochenende

Heute morgen hat der Wecker um zwanzig vor sechs und nicht nur deswegen bin ich ganz schön platt.
Es hat alles wunderbar geklappt (wir waren für meinen Seelenfrieden wie immer zu früh am Flughafen, aber meine Güte, ich bin halt auch die, die JEDESMAL zur Sprengstoffkontrolle rausgezogen wird, auch wenn ich schon auf Strumpfsocken und mit rutschender Hose wegen ohne Gürtel und überhaupt sehr derangiert durch den Scanner schleiche.), wir haben einen ehemalige Lehrerin von Q. im Flieger getroffen (ich glaube, ich bin noch nie nach Basel geflogen, ohne jemand im Flugzeug zu treffen, es ist halt einfach ein Dorf :-)) und warteten die übliche Stunde an der Zollkontrolle.


Ich frage mich wirklich, warum das in Basel erstens überhaupt gemacht wird (ich meine: Schengen? Hallo? es kann doch nicht sein, dass zu jedem einzelnen Passagier einen begründeten Anfangsverdacht gibt? Ich würde ja verstehen, wenn es NUR ICH wäre, man kennt das ja von der Security, aber echt ALLE? Als Wahlbaslerin sage ich das nur sehr ungern, aber in Zürich klappt das trotz eines vielfachen Passagieraufkommens viel, viel reibungsloser, da habe ich auch von NichtSchengenflügen nicht länger als maximal 10 Minuten gewartet...), die Katzen waren beide da (da waren wir ja ein bisschen nervös. wir waren ja das erste Mal weg, seitdem sie raus dürfen, die Nachbarn hatten uns dankenswerterweise immer Updates gegeben) und hatten uns sichlich vermisst.

Wir waren rechtschaffen schlapp (und hungrig, aber Notfallnudeln und einen grosse Portion eingefrorene Skifahrsuppe haben uns gerettet), haben die Koffer aus- und Schul- und Arbeitstaschen eingepackt, Hausaufgaben überprüft und Trommeln geübt (Sansa hat L. so vermisst, dass sie sich (verbotenerweise!) für die ganze Trommelsession IN die Cajon gesetzt hat. Hat das ganze ein wenig gedämpft, der ganze Flausch, Wäsche erledigt und für die Nerven eine Riesenportion Lasagne und Salat zum Abendessen vorbereitet.

Leider wartet eine recht anstrengende Woche auf uns (ich habe ja von meinem 20%-Zusatzjob erzählt, gell? Anstatt gemütlich onzuboarden brennt dort seit Donnerstag abend die Luft und hui, das wird spannend!) und ich (wir, denke ich) starte schon müde. Berlin und ich, das wird keine grosse (oder kleine) Liebe mehr, ich finde es einfach unglaublich anstrengend. Erweiterte Grossfamilie in Ausnahmesituation ist natürlich einerseits sehr grossartig, aber andererseits... da bin ich ganz ehrlich: auch ganz schön anstrengend. Aber: dafür war es halt auch eine Ausnahmesituation und zwar eine sehr grossartige und meine Güte, wer feiern kann, kann auch schaffen :-).

Ich habe mir also die Nägel von dezentem Altrosagrau nach Dunkelrot umlackiert, gehe heute ein bisschen früher ins Bett (aahhahahaha, as if) und damit wird es schon klappen.

Stressleveldurchschnitt: stimmt, ich wollte in der Paketverfolgung nachschauen, wo das Bändel ist.
Selbstbeweihräucherung: trotz Hangryness auf allen Seiten kein Porzellan zerbrochen und alle sind friedlich. Und bald auch satt, die Lasagne ist nämlich in just diesem Moment fertig.