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Dienstag, November 27, 2018

Zwischenstopp

Es geschehen noch Zeichen und Wunder: ich habe zum allerersten Mal in meinem Leben an einem fremden Ort in einem fremden Bett in der ersten Nacht schon gut geschlafen. Und zwar richtig gut. Am Ambinente* kann es mal nicht gelegen haben, während der Standort der Italiener, bei dem ich bisher immer war, mit 80er Jahre-Strand- und Eisdielenfeeling punktet, ist es hier eher 80er Jahre-Hotel-im Gewerbegebiet-Charme mit braunen Teppichen, grauen Wänden, Glastischen und unglaublich penetranten Raumbeduftern in der Lobby. Ich hatte erst die vor uns eincheckende Gruppe Männer im Verdacht, das roch echt penetrant so, wie sich 15jährige den ultimativ männlichen Durft vorstellen, aber als wir zum Abendessen runterkamen, roch es mindestens noch genauso aufdringlich und heute morgen auch, das muss also irgendwie mit Absicht passiert sein.

Ich kann übrigens mittlerweile nach einigen Tests bestätigen: wenn Sie in Italien unglaublich lieblos, vergleichsweise teuer, wirklich unlecker und mit ganz ohne Ambinente essen wollen, gehen Sie in, nein, nicht einer Autobahnraststätte, sondern in einem amerikanischen Kettenhotel essen. Das hätte im Hauswirtschaftsunterricht von Q. keine 4 mehr gegeben!

Aber: trotz allem (oder gerade wegen der allgemeinen Tristesse, wer weiss das schon) habe ich wirklich gut geschlafen. Der Trick mit "Auf alle Fälle immer Badezusatz dabei haben" hatte sich mal wieder ausgezahlt und so ein warmes Bad mit Weihnachtsduft macht auch in Italien müde.

Zweites Wunder: ich habe heute ausser einem kleinen Frühstück (Kaffee, Obst, Semmelchen mit Käse und Tomaten) bis um zwei nichts ausser Espresso zu mir genommen und niemanden gebissen und auch nicht umgekippt.

Sonst: viel gelernt, neue Leute kennengelernt, alte Bekannte getroffen (die Welt ist auch in Italien ein Dorf), spontan noch einen Reparaturtermin für den Backofen organisiert (das ist ja so ein bisschen mittel: wir haben mehr oder weniger aus Versehen einen viel teureren gekauft als eigentlich geplant, nur damit der Verkäufer aufhört zu reden, und der hatte erst diesen Fehler mit dem Lüfterrad und anscheinend hat der Monteur die Abdeckplatte nicht gescheit angeschraubt (haha, von wegen "professionell repariert") und da bröckeln jetzt einfach die Schrauben raus. Bevor das Ding überhaupt ein Jahr alt ist. Nicht gerade ein Aushängeschild für DIE Schweizer Haushaltsgerätemarke....), abends beim Heimkommen noch eine TC mit San Francisco absolviert, die Kinder gedrückt und gefüttert und alles ausgetauscht, was in den letzten 48 Stunden passiert ist, mit meinem Vater geburtstagstelefoniert (dabei die Geschichte von Ziege und Rum erzählt), den Koffer umgepackt, also Dreckwäsche raus, neue saubere rein, Bodylotion und Augencreme eingepackt, die waren nämlich alle und morgen muss ich um 6:59h auf den Bus, der Workshop vom Zusatzjob ruft.

Es ist aktuell ein bisschen viel, aber für mich ist der allergrösste Stress Ende dieser Woche erstmal rum, dann muss ich nämlich nicht mehr in der Weltgeschichte rumreisen und dabei trotzdem alles erledigen, was an Arbeit so anfällt, sondern halt nur normal im Büro arbeiten. Der Hübsche ist dann dran mit Rumreisen, aber mit Kindern allein daheim ist ja Gottseidank nicht mehr stressig wie früher.


Stressleveldurchschnitt gestern: 19
Selbstbeweihräucherung: Ich glaube, zwei meiner Kernkompetenzen sind einerseits durchhalten, ohne mir anmerken lassen, wie anstrengend es ist, und andererseits Kontakte zu knüpfen oder wildfremde Menschen aufzutauen**
*Ich weiss, dass man das anders schreibt.
** Ich meine das natürlich im übertragenen Sinne, wenn man jetzt zB an Ötzi denkt, wäre das ein bisschen gruselig.