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Montag, Februar 06, 2023

060223 Rheinflimmern

[Grad nochmal drübergelesen und ... liest sich wurschtiger, als mir zumute ist und war, aber mei.] 


Ach schön, fast 20 Jahre blogge ich und habe es immer noch nicht drauf, die spannenden Ereignisse auf einen 5. zu legen. Obwohl: eigentlich hat es gestern schon angefangen, aber da habe ich das noch versucht zu ignorieren und ausserdem hätte es wenndann der Hübsche umplanen müssen.

Ich fange mal von vorne an.

2003 (noch vor Blogzeit und das ist schade, derHübsche hat nämlich heute nacht recherchiert, was ich damals dazu aufgeschrieben habe: nix. Das was am nächsten hinkommt, ist das hier, aber da fehlt ja auch der eigentliche Content. Der erwähnte Nachbarsteenie ist noch weniger Teenie als damals und hat sich jetzt in der Coronazeit eine Freundin in Schweden angelacht, die er aber noch nie getroffen hat, mit der er aber englisch telefoniert. Immer noch sehr laut, immer noch draussen. Aber viel höflicher) hatte der Hübsche Vorhofflimmern. Das ist kein Vorhofflattern, wie L. es hatte, es gibt dröflzig Varianten von Herzrhythmusstörungen.* Damals bekam er über Monate hinweg Betablocker und Blutverdünner, es sprang aber nicht von allein zurück, deshalb wurde er nach etwa 3 Monaten elektrokonvertiert (wie L. damals auch, nur war keiner so nervös wie bei einem noch nicht Zweijährigen. Es hatte eher was von "Haben Sie schon mal Aus- und Wiedereinschalten probiert?", nur unter Vollnarkose und mit leichten Verbrennungen auf dem Brustkorb.), rechtzeitig, um mich im Vollbesitz seines Herzvolumens zu heiraten und mit mir in die Flitterwochen auf Hawaii zu fliegen (und dort tauchen zu gehen, das wäre neben dem Langsteckenflug der Knackpunkt damals gewesen).

Seitdem kam das nicht wieder, aber es war eine prägende Sache und es gab oft genug Zeiten, wo er dachte, es wäre wieder da. Besonders unschön und unpassend und beängstigend, als er 2004 für ein paar Wochen beruflich in Indien war und dann einem indischen Arzt, den das Hotel geholt hatte, erklärte, was damals gemacht wurde. ("Here, pink pill, everything will be alright" ist seitdem ein geflügelter Ausdruck bei uns), zum letzten Mal vorletztes (?) Jahr, als Gottweisswas für Abklärungen stattfanden und es Gottseidank auf "nur" unglaublich viel Stress und Verspannung zurückgeführt wurde.


Jetzt aber zu gestern abend: beim Abendessen sass der Hübsche mit sehr sparsamem Gesicht am Tisch und auch wenn ich zugegeben noch NIE ein langweiligeres Essen als den Nudelauflauf von gestern gemacht habe (die Kinder LIEBTEN ihn btw, ich weiss nicht, was mit denen los ist), war er schon auch nicht sooooo schlimm. Es stellte sich heraus: seit dem Spätnachmittag hatte er das Gefühl von Herzrasen, Herzstolpern, Kurzatmigkeit und naja, wenn man sowas mal hat und eine Vorgeschichte bei sich selber und beim Kind hat, dann ist man da nicht entspannt, sondern horcht in sich rein, nutzt alle Wearables, die man hat, alles semimedizinische Equipment, was da ist (und das ist einiges. Dank L.s vollster Wiederherstellung gut verräumt, aber da.) und es war nicht anders zu beobachten als: das Herz raste, rumpelte, stolperte.

Mit mulmigem Gefühl akzeptierte ich seine Entscheidung, NICHT auf den Notfall zu fahren, sondern eine Nacht drüber zu schlafen und am Morgen weiterzuschauen. Geschlafen haben wir beide wenig und nicht gut, aber naja, ist halt so.

Dank der Abklärungsodyssee vom vorletzten Jahr ist er ja nun Patient in einer Kardiologiepraxis in der Nachbarstadt bei einem Arzt, den wir beide grossartig finden. Sachlich, mit unglaublich viel Hintergrundwissen, das er verständlich, aber nicht "runtergedummt" teilt, mit klaren Optionen und, wie wir heute gelernt haben, auch extrem flexibel. Wir bekamen einen Termin um halb 12 und anstatt Mittagspause zu machen, machten sie dort ein EKG, bestätigten dem Hübschen sein Gefühl und seine eigenen Messwerte: das Vorhofflimmern ist zurück.

Das Schöne an Kardiologiepraxen ist ja: als unter 65jähriger gilt man als "junger Mann" (kam mir ein bisschen vor wie damals, als ich mit der Nierenstory dauernd beim Urologen war und als FRAU und unter 75 Jahren und dann auch noch schlank ein bunter Hund war). Für junge Menschen nämlich sieht die Behandlung heutzutage so aus: 

  • entweder Elektrokonversion oder
  • Pulmonarvenen..... isolation (nicht mehr sicher), also per Katheter die falsch feuernden Nervenbahnen veröden: Sowas wie es bei L auch gewesen wäre, wenn er aus dem Flattern nicht rausgewachsen wäre. Nur nicht als einen Britzelpunkt, wie beim Flattern, sondern als eine oder mehrere Linien.
Für alte Menschen regelt man das meist langfristig medikamentös.

Es besteht allerdings keine Eile, weil es zwar "unschön, aber nicht direkt lebensbedrohlich" ist (schon mal beruhigend), und vielleicht springt es ja von allein zurück.
Zeitplan sieht nun vor: drei Wochen Blutverdünner auf jeden Fall (es besteht das Risiko von Gerinselbildung im Herz und das möchte man auf keinen Fall, weder im Herz noch irgendwo anders hingepumpt, das wäre dann nicht mehr nur "unschön") und Betablocker, um den Puls zu verlangsamen.
Blutverdünner: auch schön, 2003 hat er noch Marcumar bekommen, das war diese nervige Spritzerei, heute bekam er etwas in Tablettenform, so wie ich auch nach meinem Beinbruch. 

Aus beruflicher Sicht: sehr spannend, mal überhaupt was, was noch unter Patentschutz (und dementsprechend teuer) ist, zu bekommen und dann noch ein neues Small Molecule! Und auch schön, dass die viel gepriesene "Patient Centricity" hier durchaus zum Tragen kommt, indem das teurere, aber viel angenehmere, weil einmal/Tag Tablette schlucken statt einmal/Tag Spritzen Medikament übernommen wird. (Naja, was heisst schon übernommen, mit unserer Franchise zahlen wir das eh selber, aber das Jahr geht ja gerade erst los). Allein die Verpackung ist schon sehr fancy und hübsch (und aus Standardisierungssicht ein Alptraum, allein die mit Wochentagen auf DEUTSCH bedruckte Blisterfolie), so mit Anticounterfeit-Perforation, wiederverschliessbar und so.

Falls es nicht zurückspringt, kann man dann entscheiden, ob Elektrokonversion oder die Kathetersache (die es mit 80% Wahrscheinlichkeit für IMMER repariert). Auch hier sehr, sehr spannend, wie das gemacht wird (mit CT wird ein Bild vom Herz gemacht, wo genau lokalsiert wird, wo wieviel elektrische Aktivität ist, um schon vorab zu planen, wo man am besten die Britzellinie macht.)

Und er wegen "es fühlt sich einfach grauenvoll an" keine drei Wochen durchhält, könnte man auch vorher schon elektrokonvertieren, es braucht dafür aber dann, um sicherzugehen, dass sich keine Gerinsel gebildet haben, die das frisch geresettete Herz dann munter Richtung Gehirn und Schlaganfall pumpen würde, vorab einen Ultraschall via Speiseröhre. Ich rede mir leicht, es ist nicht meine Speiseröhre, aber ich würde das auch unter "unschön, aber nicht lebensbedrohlich" einsortieren.

Alles in allem: wow. Ich habe mir bis EKG eingeredet, es wäre bestimmt NIX, bin aber erstaunt, wieviel Sorgen offensichtlich im Hintergrund ganz automatisch liefen. Und wie erleichtert ich trotz allem war, als das Kind einen Namen hatte und zwar einen bekannten. Das haben wir schon mal hingekriegt, das klappt auch nochmal.
Trotzdem war ich nach dem Medikamentenholen und dann endlich was essen schlagkaputt und habe nicht mehr hinbekommen, als die langweiligste Tätigkeit, die ich auf meiner ToDo-Liste hatte. Und war sogar so kaputt, dass ich mich nicht mal drüber aufregen konnte, dass ich andauernd aus dem WLAn geflogen bin und es ewig gedauert hat.

Puh, puh, puh.
(Skiferien in zwei Wochen: wir werden sehen, wie die so laufen. Es spricht im Moment nix dagegen und der Arzt wollte sich noch nicht auf Szenarien wie "Was, wenn es noch nicht zurückgesprungen ist, wie hoch darf man mit Betablockern und blutverdünnt nach oben? Kann man blutverdünnt skifahren,was ist, wenn man einen Unfall hat?" einlassen.)

So. Daneben ist das halswehkranke, aber coronanegative Kind, das nach der ersten Stunde abgeholt werden wollte, fast ein wenig untergegangen.


* JEDESMAL, wenn ich Rhythmus schreibe, denke ich an Karl Valentin. "Rhythmus, kennen Sie den?" "Na, aber sein Bruada, glaub i"

4 Kommentare:

  1. Möge sich alles wieder einregeln. Ich drücke die Daumen

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  2. "Am Rhythmus sei Bruada" war in unserem Jugendchor ein Standardwitz. Gerichtet meist an Tenöre.

    (Puh. Puh. Puh. Allerbeste Wünsche an das Herz.)

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  3. Wie unangenehm aufregend. Wünsche dem Herzen und der Familie alles Gute und drücke die Daumen für die Skiferien!! <3

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  4. "Wurschtig" ist manchmal die einzige Abwehr, um mit solchen Angstmachern umzugehen. Ich lebe mit so einem Herzkasperl seit 33 Jahren und immer wieder mal erschreckt er mich, aber immerwieder schrammen wir an einer Katastrophe knapp vorbei. Man kann damit sehr alt werden. Gute Besserung dem Hübschen (bei meinem war es auch viel zu viel Stress) und Ihnen nicht zu viel Angst und Sorgen für die Zukunft.

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