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Donnerstag, Oktober 11, 2018

My favourite glue factory

Erst wollte ich heute ja drüber schreiben, wie grossartig ich Urlaub machen finde und wie wenig ich das mir manchmal als allgemeiner Konsens erscheinende "Urlaub mit Kindern ist alles ausser Erholung, alles voll schrecklich" nachvollziehen kann, aber erstens habe ich das ja schon mal (schlimmes Island-Vermissen gerade), und könnte es nur noch durch "Auch mit frischen Teenagern und deren manchmal hormonell herausfordernder Stimmungslage ist Urlaub grossartig." ergänzen, und zweitens hat uns volle Kanne (naja, halbvoll, die Kinder haben immer noch Ferien) der Alltag wieder und das ist auch grossartig.


Heute morgen um acht waren erst nochmal Reparaturtermine angesagt, der Hübsche fuhr das Auto in die Werkstatt, weil es doch bittedanke meinen Schlüssel wieder erkennen soll und ausserdem eine neue SIM-Karte bekommt, weil der Vertrag beim bisherigen Mobilfunkanbieter ausgelaufen ist. Wir wollen doch auf gar keinen Fall, dass Elon Musk uns das Auto auf einmal nicht mehr aus Jux und Tollerei stilllegen kann (meine Güte, wie sehr mich das nervt. Die vernünftigsten Menschen glauben und verbreiten Verschwörungstheorien und Katastrophenszenarien aufgrund einer unbestägtigen Anekdote eines "Konkurrenten"?), weil die Swisscom gemerkt hat, dass Tesla ihnen nix mehr zahlt!
Wir fahren jetzt ein weisses Model S mit Zürcher Kennzeichen und passendem Namen, durchaus schwierig in der hiesigen Gegend, auch was Zollkontrollen und so angeht.




Ich hatte dafür ein Date mit dem Backofen-Mensch, weil unser niegelnagelneuer SuperduperKombisteamer bei allem mit Umluft ganz laut klirrt, weil das Ventilationsrad irgendwo anschlägt. Wurde wegen Garantie und überhaupt högscht professionell repariert und ist ein Fehler, der vielleciht bei 2 Promille der Geräte auftritt, sich aber trotz eingehender Prüfungen (jeder Ofen heist zwei Tage lang durch zB, bevor er rausdarf) nicht ganz vermeiden lässt. Das Rad klackerte nämlich an die Heizschlange, die sich minimal verformt beim Erhitzen. Also wurden ca 2mm vom Rad abgesschliffen, jetzt ist alles wieder muckmäuschenstill.


Ich musste dabei direkt an zwei Fälle denken, wo wir was ähnliches bei der Arbeit hatten, das ist schon cool, so Transferwissen, das glaubt man ja auch erstmal nicht, dass es einem was bringt, wenn man zB weiss, wie Kessel emailliert werden*.


und dass dieser archaische Prozess für Hightechequipment natürlich nicht millimeter genau passt, sondern, das fand ich damals erstaunlich, als dann alles krumm und schief aussah, recht grosse Toleranzen hat, die man dann beim Einbau ausgleichen muss, damit doch alles in der Waage und die Verrohrung nicht unter Spannung ist.
Der andere Fall war ein Schneckenkonustrockner, das sieht so aus (war aber von einem anderen Hersteller).


Wie man sieht, hat die Schnecke den Job, das zu trocknende Pulver einerseits durch die Schraubenbewegung von unten nach oben zu durchmischen, andererseits durch die Rotation des gesamten Arms wie ein Kochlöffel. Damit sich keine Schicht am Rand bildet, sollte der Abstand der Schnecke von der Behälterwand natürlich so klein wie möglich sein. Und auch wenn das alles gar nicht so kompliziert aussieht, ist es nicht leicht, das so auszurichten, dass es einerseits so nah wie möglich dran ist, andererseits aber auch nicht an der Wand kratzt, kein Mensch möchte Metallspäne in den Tabletten haben oder aber allein schon einen Motor, der heissläuft, weil die Schnecke an der Wand kratzt. Man muss wissen, dass solche Trockner gerne mal 4000L fassen und das ganze Gewicht an der Rührwerksdichtung hängt. Dann werden auch noch über 2 Tonnen anfangs feuchtes Produkt bewegt, das sind enorme Kräfte und dann soll alles so passen, dass nur 2mm zwischen Schnecke und Wand sind? Auch da muss man dann schon mal in den Trockner einsteigen und die Schnecke abschleifen. So wie unser Lüfterrad im Backofen. Jon wollte übrigens in den Backofen einsteigen, durfte aber nicht.


Dann haben wir heute bei der Arbeit tatsächlich mal viel über Wissenschaft diskutiert, nämlich einmal über Tribolumineszenz


(da war ich ein bisschen traurig, dass keiner meiner Kollegen meine Rambo-Referenz verstand)


und einmal über den Mode of action eines unsere neuen Medikamente, da wurde nämlich ein schöner Erklärbär-Film produziert. Das hast mal wieder richtig Spass gemacht!


Sonst so: den ersten Adventskalender von der Post abgeholt (meinen. Von Lookfantastic), mit den Katzensittern geschwatzt, Wäsche, Einkaufsliste.


Stressleveldurchschnitt gestern: 35
Selbsteweihräucherung: spontan ein Angebot für Twitterhilfe gemacht und auch noch nicht bereut. Ich glaube, das wird lustig.


*Es gibt hauptsächlich zwei Sorten Reaktoren in der Chemieproduktion**, nämlich Stahl rostfrei und Stahl emailliert. Die Küchenäquivalente wären eine Edelstahlschüssel und eine Glasschüssel. Aber weil zB ein 25-Kubikmeter Reaktor nur aus Glas nicht wirklich stabil ist, werden diese grossen Reaktoren aus Stahl gefertigt und dann innen mit einer Glasschicht überzogen, also emailliert. Auf englisch heist das "glass lined", der Chemiker/Ingenieur unterscheidet zwischen Stem und Stnr.


** es gibt natürlich noch mehr, Schwarzstahl (ganz selten), Hastelloy, Kautschuk etc