Ich hatte ja eigentlich vorgehabt, erst "offiziell" drüber zu schreiben, wenn ich genau weiss, was Sache ist (und wenn der Spuk hoffentlich vorbei ist), aber ich war noch nie gut in Geheimnisse behalten und ausserdem habe ich so viel Unterstützung und gute Gedanken und Austausch bekommen (und es beschäftigt mich eh, ob ich nun drüber schreibe oder nicht), hier also die Hintergrundstory zu meinen
Sorgen im Moment.
Bei mir sind die Herbstferien immer der Zeitpunkt, an dem ich die nötigen Vorsorgetermine ausmache: Zahnarzt für alle, Grippeimpfung für die Kinder und mich (der Hübsche muss sich selber drum kümmern), Gyn-Check-up für mich, normalerweise noch Hautarzt für mich... hm. das habe ich vergessen dieses Jahr, aber ich war ja erst im Frühjahr beim Schnippeln, oft auch noch Anpassen der Skisachen für die nächste Saison, aber das tut jetzt nichts zur Sache.
Also. Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht, aber ich tue immer brav, was mir bei den Check-up-Terminen (und von Brustkrebs-Kampagnen überall, bei meinem Arbeitgeber zB) empfohlen wird, ich hatte auch das eine oder andere Mal schon etwas zu ertasten gemeint, was dann im Laufe eines Zyklus wieder verschwand oder bei Erwähnung beim Checkup sofort als harmlos klassifiziert werden konnte.
Also war ich nicht zu nervös, als ich beim Eincremen nach dem Duschen vor ca zwei Wochen einen ... Knubbel rechts spürte, der auf Druck schmerzempfindlich war, ich ging davon aus, dass die Ärztin da mit fachkundiger Hand drüberstreicht, "Ah, das ist eine Zyste, kein Problem", Abstrich "Wenn Sie nix von mir hören, ist alles gut, bis nächstes Jahr."
Es hat mich also ziemlich eiskalt erwischt, dass sie nicht nur nicht sofort "Kein Problem" sagte, sondern sich für den Ultraschall sehr, sehr viel Zeit nahm, dann noch den Modus, mit dem man Blutgefässe sehen kann (kenn ich dank ausgiebiger Nierenultraschalle mittlerweile ganz gut), und dann tief Luft holte vor dem Erklären. Das Ding ist grosser, als es sich anfühlt (ich hätte gesagt, es ist maximal so gross wie eine Jelly Bean), nämlich 2x2x1.5cm, es sieht viel nach einem gutartigen Fibroadenom aus, das einzige, was nicht ins Bild passt, ist die Blutversorgung des Ganzen.
Dank meines Jobs weiss ich, dass Blutversorgung nix Gutes ist, wenn es um "Geschwulste" irgendeiner Art geht, und sie hat mir behutsam, aber sehr klar erklärt, dass es höchstwahrscheinlich nichts Schlimmes ist, aber dass sie das trotzdem abklären würde. Das (und die Art, wie sie es eklärt hat) fand ich super, weil ich mir ab dem Moment, als ich das Blutgefäss gesehen hatte, sicher war, dass mir "wahrscheinlich" in diesem Fall nicht reichen würde, ich mich aber, durcheinander wie ich war in dem Moment, nicht in der Lage sah, das zu diskutieren oder "einzufordern". War ja alles nicht nötig und sie sorgte dafür, dass ich so schnell wie möglich (also: diese Woche) einen Termin für eine Biopsie bekam. Sie erklärte mir auch genau, wie wir das mit den Resultaten machen würden (in jedem Fall in der Praxis, und das ist mir so viel wert, dieses Vorab-Ausräumen von potentiellen Missverständnissen und Quellen für noch mehr Panik als eh schon), und dann stand ich da. (Mit eh schon keinem Kreislauf wegen Blutspenden).
Das war.... schon ziemlich doof. Einerseits bin ich rational und Naturwissenschaftlerin und kann eigentlich mit "höchstwahrscheinlich" ganz gut leben. Andererseits weiss ich (als rationale Naturwisschenschaftlerin) halt auch, dass "höchstwahrscheinlich" nicht "immer" heisst. Ich war dann aber doch erstaunt, wie sehr mir das den Boden unter den Füssen weggezogen hat....besonders im Vergleich zu den abgeschnibbelten Muttermalen im Frühjahr, die mir ja überhaupt keine Sorgen gemacht haben.
Obwohl es mich dann doch immer wieder in den Fingern gejuckt hat "Fibroadenom mit Blutversorgung" zu googlen, habe ich es brav gelassen, ebenso alle Recherche zu Biopsietechniken und mich lieber bei zwei Damen aus dem Internet, von denen ich weiss, dass sie beide leider Erfahrung mit dem Thema haben, informiert (Danke, ihr zwei! Das hat mir so viel geholfen!) und versucht, einfach überhaupt nicht nachzudenken.
Heute war es dann also soweit und ich war ..... unglaublich nervös, als ich mit wackligen Knien in der Radiologie- und alles andere an Bildgebungspraxis aufschlug. Ich hatte mir die Berichte von
Petrolgrau (danke für das Hackfleischbild in meinem Kopf :-)) durchgelesen und war schon erstmal heilfroh, dass bei mir nur eine Biopsie mit Ultraschallunterstützung gemacht wurde und der ganze MRT-, Kontrastmittel-, Röntgen-Aufriss wegfiel, und nur gestanzt werden würde. Ich fand die Nadel durchaus beeindruckend dick und lang und hatte echt Mühe, zu glauben, dass es dank Betäubung nicht weh tun würde, aber ... so war es. Die Betäubungsspritze war wie immer, und dann war es nur ein sehr seltsames Gefühl von Druck. Mein grösstes Problem war es, nicht zu genau drüber nachzudenken, dass da gerade in meiner Brust rumgestochert wird, dass mir erstaunlich viel Blut an der Seite runterläuft und dass ich schon atmen sollte, aber nicht hyperventilieren. Das Abzählen der Lüftungsschlitze (78) und der Pünktchen an den Deckenpaneelen (723) half dabei.
Das eigentliche Stanzen war dann ein lautes Klackgeräusch und wie so ein Schlag mit Zwicken innnendrin. Gottseidank hatte ich bei der Vorbesprechung schon mitbekommen, dass der Arzt zwei Muster plante, so dass ich nicht überrascht war, dass er ein zweites Mal losstocherte (wieder keine Schmerzen, nur Atmen und nicht zu sehr an gruslige Details denken).
Der Biopsie-Arzt betonte noch einmal, dass er auch denkt, dass es ein Fibroadenom ist (er hat aber auch den Gefässultraschall nicht gemacht), die Analyse wird zwei Tage dauern, ich rechne also nicht vor Montag damit.
Ich bekam ein Druckpflaster auf das Löchlein, das ein bisschen unpraktisch unter dem BH-Bügel ist, die Vorwarnung, dass es wegen eines getroffenen Blutgefässes eben sehr viel geblutet hätte und vermutlich einen grossen Bluterguss geben wird.
Beim Aufstehen wurde mir dann vor lauter kein Blutdruck, kein Adrenalin, viel blutige Tupfer, Nadeln und keinen Nerven mehr übrig sehr schwummrig, so dass ich es echt langsam angehen liess und erst noch eine Zeitlang auf der Liege und dann im Wartezimmer rumlungerte.
Jetzt, wo die Betäubung nachlässt, fühlt es sich schon ein bisschen unangenehm an; dass ich meine schwere Tasche immer rechts trage, hilft auch nicht wirklich,
aber es ist nicht richtig schlimm. und ich habe dann doch heute irgendwann beschlossen, dass es mir nicht gut geht (meine
schauspielerischen Fähigkeiten sind limitiert, mir wurde heute immerhin dreimal attestiert, ich sähe aber müde aus.) und bin schon nachnittags heim. Armheben geht nicht so gut, es zieht und ich habe höllische Kopfschmerzen der Sorte "die Anspannung lässt nach".
Nun ja. Sofa it is!
So. Mein Plan ist jetzt: warten bis Montag, ohne gross drüber nachzudenken, dass das Resultat auch icht gut sein könnte. Wenn es nicht gut ist, dann ist es auch dann noch Zeit genug, panisch zu werden.