Kaum zu glauben (also: irgendwie natürlich schon, aber wenn man es an sich selber wahrnimmt: ire!) wie viel keine Sorgen mehr ausmachen! Der Arbeitstag heute war einer, der sich gewaschen hat (Eskalation hier, Notfall da, Kollegin krank, doppelte Meetings dort), aber gefühlt perlten mir die Antworten und Lösungen (immer mit einem Spässle drin) nur so aus den Fingern. Und nachdem ein Kollege an meinem Cubicle vorbei lief und ungefragt meinte: „Mensch, Frau Brüllen, du strahlst wieder! Das ist so schön, die letzten Tage warst Du ja eher so ein Häufchen Elend und jetzt bist Du wieder das Sünneli, das wir kennen“, waren meine Schauspielkünste wohl eher doch nur so mittel.
Nachdem nun in meinem Kopf kein Chaos mehr herrscht, wäre es toll, wenn auch AUF meinem Kopf wieder Ordnung einkehren würde. Ich habe Ansatz und zu lange Haare und das sieht in der Summe arg struppig aus. Ich wollte ja schon letzten Freitag geschnitten und gefärbt sein, aber da musste ich wegen „leadership übernehmen“ den Termin auf morgen verschieben und jetzt.... ist die Hairstylistin meines Vertrauens krank. Verschieben ist wegen ihrer Ausgebuchtheit und meiner unklaren Terminlage in nächster Zeit und wegen des Vogelnests auf meinem Kopf keine Option und so ... bin ich mutig und gehe zu ihrem Kollegen, obwohl ich mir ja vor Jahrzehnten geschworen habe, nicht mehr untreu zu werden. Aber es muss sein. Sorry.
Übermorgen steht dann wieder ein medizinisches Thema auf dem Plan, nämlich Grippeimpfung für die Kinder. Immerhin ist es nach dem Geschiss für den allerersten Termin nun sehr einfach, einen Termin zu bekommen („Grippe? Ah, ja, hatten wir ja letztes Jahr auch.“), aber ich habe keine Emla-Pflaster mehr daheim.... Dummerweise sind die in der Schweiz rezeptpflichtig, ich habe aber keinen Nerv, wegen etwas, was erstens die Impfschmerzen eh nur zu einem Bruchteil verhindert, die ausserdem zweitens nun eh nicht so schlimm sind, heute oder morgen stundenlang am Telefon zu hängen und Rezepte in Apotheken faxen zu lassen oder aber beim Kinderarzt im Nachbarort oder einer Apotheke in Deutschland vorbeizufahren, um ein Pflaster zu holen, wo der Pieks doch eh in einer Sekunde vorbei ist.
Andererseits weiss ich, was meine Jungs (besonders L., Q. ist mittlerweile etwas rationaler geworden, aber ich erinnere mich an Ringkämpfe und Nasenbluten vor Panik) für eine Panik vor Spritzen haben. Das ist rational gesehen natürlich Quatsch, aber ja nu. Eine Phobie ist nun eben nicht rational und irgendwann werden sie hoffentlich schon kapieren, dass das kein Drama ist. In der Zwischenzeit... werde ich also mal unsere Medikamentenkiste durchforsten und nachschauen, ob wir noch Dentinox, ein anderes Betäubungsgel oder etwas ähnliches haben und dann basteln wir halt unser eigenes Betäubungspflaster. Zur Not kaufe ich noch eine Creme. Alles besser als Verfolgungsjagd durch die Praxis.
Eine Phobie ist nicht rational - aber für den von ihr betroffenen Menschen vollkommen real und bitterer Ernst.
AntwortenLöschenWenn er sich mit diesem Grauen angenommen fühlt, erleichtert das den Zugang für Rationales: Ja, es tut wirklich weh. Aber das geht bald vorbei.
Authentizität rules! Kinder haben dafür Antennen mit einer Empfindlichkeit im gefühlten Milli-µ-Bereich ...