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Dienstag, Januar 31, 2017

Ich weiss doch auch nicht.

Seit Beginn des Studiums, oder lassen Sie mich ehrlich sein, seitdem ich Physik als Leistungskursfach gewählt habe (und Altgriechisch, da war die Verteilung aber eher so 50:50), lebe ich in einem Umfeld, das rein zahlenmässig von Männern dominiert wird. Nahezu jede Fachgebiets- und Karriereentscheidung, die ich getroffen habe, hat mich in immer noch männerlastigere Gebiete geführt: Chemie statt Pharmazie oder Lebensmittelchemie oder Lehramt, Diplom- und Doktorarbeit in Anorganik anstatt Biochemie oder Analytik, sogar bei den Organikern waren mehr Frauen, Berufseinstieg in der Verfahrensentwicklung anstatt in der Forschung, Pilotproduktion statt Qualität, Analytik, Regulatory (kurzer Schlenker in Marketing und Sales, wuaaaaaaaaahhhh, schnell zurück), kommerzielle Marktproduktion und jetzt immer noch sehr nah dran.
Ich habe alle diese Entscheidungen bewusst getroffen, weil ich AnalytikQualityRegulatory total langweilig finde fachlich darin gut bin, weil mein Pragmatismus und meine Lösungsorientiertheit und die Fähigkeit, schnell zu entscheiden, sehr gut zu dem passen, was man in einem Produktionsumfeld können muss. Keine Angst vor Verantwortung für sehr, sehr viel Geld in Form von Wirkstoffen, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse (wenn es zum Beispiel ums Abschätzen von Worst Case Szenarien bei einem Runaway geht und man entscheiden muss, ob man eine Giftwolke bis über die Kantonsgrenzen hinaus als akzeptables Risiko ansieht) helfen dafür auch.
 
Was ein Teil des Pakets war, weder ein Grund dafür noch dagegen (genau wie "Ich konnte lang keine Röcke, dafür aber klobie Sicherheitsschuhe und eine hässliche Schutzbrille tragen, muss Feuerlöschen können und habe Rufdienst 24/7"), war das nahezu rein männliche Kollegenumfeld, der hemdsärmlige Umgangston, meine Aussenseiterposition eben als Frau in dem Team.
Das war nie ein Problem, ich wurde nie (oder schon lang nicht mehr, das dunkle Kapitel "Hier wird man eigentlich nicht schwanger" ist lange her) offensichtlich benachteiligt, ich hatte (und habe) das Gefühl, ich bin am richtigen Ort.
 
Was mir allerdings aufgefallen ist: in zunehmendem Masse wurde ich entweder offen oder verdeckt für all die soften Themen nominiert.
  • Es gibt Streit zwischen zwei altgedienten Mitarbeitern? "Red mal mit ihnen, bei dir schreien sie nicht so rum.".
  • Es gibt einen komplizierten Case Management-Fall? "Oh, da bin ich .... weg, kannst Du da hingehen, es braucht eh ein bisschen Fingerspitzengefühl."
  • Es wird ein Change Management Core Team aufgesetzt mit Worstreams zu "Innovation", "Assets and new Technologies" und "People" und bevor ich überhaupt überlegen kann, heisst es "Du machst People, da brauchen wir jemanden wie dich."
  • Es geht um "Wir feiern den dröflzigtausendsten Ansatz Produkt xy": "Ah, Frauen sind kreativer, lass Dir mal was einfallen."
  • Es wird eine Abteilungsstrategie für die nächsten 5 Jahre entwickelt und ich bin Teamlead "Diversity & Inclusion", bevor ich überhaupt gefragt wurde, ob ich überhaupt, geschweige denn, zu welchem Thema ich mitmachen möchte.
 
Mich hat das mit der Zeit in zunehmendem Masse gestört, weil ich das Gefühl hatte, dass mir allein aufgrund der Tatsache, dass ich eine (DIE EINZIGE) Frau bin, Eigenschaften und Interessen zugesprochen werden, die ich vielleicht so gar nicht habe. Es mag ja sein, dass Frauen im Allgemeinen mehr Wärme ausstrahlen als Männer, sich eher für Menschen als für Zahlen und Maschinen interessieren, dass Frauen im Schnitt diplomatischer als Männer sind, aber ich habe mich ja seit ca 20 Jahren immer weiter in eine technische Ebene spezialisiert, weil ich eben Zahlen, Maschinen, Chemie, Fakten mag, und bin mit Absicht nicht in einer Kommunikations- oder Personalabteilung. Vielleicht hätte ich lieber den Workstream "New Assets" geleitet als "People"?  Vielleicht bin ich ungefähr so diplomatisch wie ein Holzklotz und kann ein sensibles Case Managementgespräch kaum hinter mich bringen, ohne einen saublöden, geschmacklosen Witz zu reissen, weil ich mich unglaublich unwohl fühle und keine Ahnung habe, was es sein soll, dass ich "doch eh im Gefühl habe".
 
Nun ja. Ich habe also mit mir und den mir ungefragt zugesprochenen Aktivitäten gehadert und halbfest vorgenommen, "das nächste Mal aber wirklich" darauf zu bestehen, dass auch mal jemand anders die soften Themen machen kann.
 
In meiner nicht mehr so ganz neuen Rolle bin ich zwar in meiner funktionalen Gruppe immer noch die einzige Frau, aber die verschiedenen Produktteams, in denen ich arbeite, sind sehr gut durchmischt und ich habe in den letzten anderthalb Jahren tatsächlich erfahren dürfen, was es heisst, in einem diversen Team zu arbeiten und wie grossartig das ist.
Und als ich dann in der Strategiediskussion wieder einmal den People-Teil zugeteilt bekam, diskutierte ich (wieder einmal) mit einer rein männlichen Gruppe, ob wir das Thema D&I überhaupt behandeln müssten, es wäre doch alles hunkydory bei uns und es wäre ja logisch, dass man immer die beste Person für den Job einstellt, egal welches Geschlecht, und es wäre total unfair, dass auf einmal nur wegen der Coroporate Goals die Frauen so bevorzugt würden- Da musste ich mich wirklich zusammenreissen, um nicht auf den Tisch zu hauen und laut zu schreien "Schaut euch doch mal um, hier sind NUR Männer, wir könnten die freiwerdenden Positionen über ungefähr 15 Jahre nur mit Frauen besetzen und es wäre immer noch nicht gleichverteilt, merkt ihr überhaupt, was ihr hier eigentlich sagt?". Ich habe es immerhin geschafft, das mit fast normaler Stimme zu sagen. Und betretenes Schweigen geerntet. Und ein wirklich gutes Strategieproposal übrigens.
 
Lustigerweise hat dieser innerliche Ausbruch in mir etwas bewirkt: so gerne ich einfach meinen Job machen würde, den ich liebe und bei dem ich mit Herzblut dabei bin, ohne mich mit so "softem Kram" zu befassen, so sehr geht mir diese in den Köpfen einiger (nicht aller, aber schon vieler) fest verankerte Denkweise gegen den Strich. Praktischerweise wurde Anfang dieses Jahres ein grosses Frauennetzwerk bei uns gestartet und als noch Core Team Member gesucht wurden, habe ich mich spontan gemeldet.
Wenn mir der Schuh schon dauernd angezogen wird, dann kann ich ihn auch mit Stolz tragen.

Montag, Januar 30, 2017

Sporty Spice

Jeden Montag, wenn ich Little L. vom Geräteturnen abhole, und er mir mit roten Backen über den Schulhof entgegenkommt, bin ich so froh, dass er einen Sport gefunden hat, der ihm solche Freude macht.
Er hat letztens gemeint: „Mami, gell, es ist schon lustig: beim Unihockey war das Training auch 90 Minuten. Da kam es mir aber vor wie drei Stunden. Jetzt vergehen die 90 Minuten wie praktisch nur 10.“ Kann man besser beschreiben, welchen Unterschied Freude an der Sache macht?

Für Little L. war der Wechsel von einer Mannschaftssportart, wo weder die Kinder in der Mannschaft noch die Eltern der Mannschaft die Leistung und Wichtigkeit des Sports in eine vernünftige Perspektive rücken konnten (Nein, liebe Mit-Eltern, E-Junioren der EIGENEN lokalsten aller Lokalligen muss man nicht während eines Freundschaftsturniers vom Spielfeldrand so beschimpfen, dass der 5jährige eigene Goalie heulend das Tor verlässt. Nein, liebe Mannschaftskollegen, wenn der Goalie ein Tor kassiert, heisst das nicht notgedrungen, dass er oder sie ein absoluter Vollidiot ist und keine Ahnung hat und der schlechteste Spieler aller Zeiten ist, nein, es gibt in der Mannschaft auf eine Verteidigung, die in dem Fall nicht ihr Bestes gegeben hat. Oder einfach Pech.) in eine Truppe, wo man sich gegenseitig wertschätzt, hilft und kein Neid herrscht, genau das Richtige. Ich bin mal gespannt, wie sein „Ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen und angeglotzt zu werden“ sich langfristig mit Wettkampfauftritten verträgt, aber so weit sind wir noch nicht. Immerhin kann er einen Felgaufschwung am Reck und einen Handstand, da ist er schon weiter als so manches Familienmitglied jemals.

Q. ist übrigens beim Unihockey perfekt aufgehoben. Er geht total in dem Mannschafts-Feeling auf (das ist in seiner Mannschaft auch anders als bei L. damals, bzw. Q. argumentiert selbstbewusst gegen überambitionierte Eltern an), ist stolz auf seinen Stammverteidigerplatz, unendlich stolz auf seinen neuen Vereinstrainingsanzug und Trikot/Stulpen/Hose für die offiziellen Spiele. Letzte Woche hat er mir mitgeteilt, dass ihm sein Schläger Stock zu kurz ist und er einen neuen bräuchte. Wir haben kurz geklärt, dass wir bei aller Begeisterung nicht insgesamt 3h Fahrt zu DEM Ausstatter auf uns nehmen und dort einen ausgiebigen Materialtest machen. Wir haben es beim lokalen Sportladen probiert, da hat Little Q. aber direkt mit der Verkäuferin geklärt, dass die Auswahl, die sie da haben, eher klein und nicht mittelgross, wie am Telefon versichert, wäre, und überhaupt kein einziger Linksauslegerstock in seiner Grösse halt weniger als gar keine Auswahl wäre. Ich musste in mich hineinschmunzeln, als er auf das Angebot, dass sie ja was bestellen könnten, meinte: „Nein, danke, das können wir selber ja auch. Bei Stockschlag.ch, die haben die grösste Auswahl, da kommt es dann direkt zu uns heim.“
Und so haben wir es dann auch gemacht und es war ein cooles Erlebnis, mit Q. zusammen eine Vergleichsliste anzulegen und dann nach Q.s Kriterien abzuwägen, wo ich absolut nullkommanull Ahnung von der Thematik habe. Wir haben jetzt was in grünschwarzgelb mit Curvetechnologie und Kick-Speed-dingsirgendwas. Vom DEM schwedischen Hersteller. Oder so. Mit Rabatt. Heute kam das gute Stück mit der Post und ich könnte mir vorstellen, Little Q. nimmt ihn heute mit ins Bett.

Ich freue mich so sehr, dass die beiden neben den Schwimmkursen, zu denen wir sie verdonnert haben, bis wir sicher waren, dass sie nicht mehr ertrinken, und den Pfadfindern noch eine Sportart gefunden haben, die sie begeistert.

Ich erinnere mich selber noch, wie gerne und begeistert ich zum Turniertanztraining und zum Trampolintraining ging, wie begeistert wir später dann Klettern gingen. All die Fitness-Studio-Stunden und Aberstunden waren im Vergleich dazu nur Mittel zum Zweck, nämlich fit bleiben und Kondition aufrecht erhalten. Klar haben diverse Stunden da auch Spass gemacht, aber so sehr wie das TanzenKletternTrampolinspringen niemals.
Auch jetzt: das Bauchmuskeltraining und das Crosstrainergerenne und das Radfahren im Sommer, das sind vernünftige und praktikable Möglichkeiten, eine Basismenge Sport in meinen Alltag zu integrieren und ich fände es ja super, wenn ich zB durch Laufen solche Glücksgefühle erreichen könnte, wie durch eben TanzenKletternTrampolin. Aber ehrlich: Runner’s High funktioniert bei mir nicht. Und es ist nicht so, dass ich das nicht ausprobiert hätte, ich bin durch die Gegend gerannt wie bekloppt, aber alles, was ich dabei spüre ist „Oaaaaar, ist das anstrengend“ kombiniert mit „Oaaaaaar, das ist so unglaublich langweilig“. Aber eben: Crosstrainern mit entweder Lesen oder Netflix dazu geht gut, da reisse ich meine Fakekilometer runter, bin klatschnass geschwitzt und habe trotzdem nicht das Gefühl, meine Zeit verschwendet zu haben.

Das klingt jetzt sehr traurig (finde ich, weil ich weiss ja noch, wie grossartig sich das TanzenKletternTrampolin angefühlt hat*), aber es gibt gute Nachrichten: Skifahren ist genauso gut. Und da die Jungs mittlerweile so gut (und gerne, das ist das Wichtigste) Skifahren, dass ich mittlerweile fast Mühe habe, hinterherzukommen, hole ich mir meine Hochgefühle halt da.



*Ja, Sie denken jetzt sicher: „Dann geh doch zum Tanzen oder Klettern oder Trampolinturnen“, aber … ne. Erstens war ich in all dem wirklich richtig gut und würde im Vergleich dazu nur dilettieren und wäre dementsprechend die ganze Zeit unzufrieden mit mir selber, zweitens ist Tanzen etwas schon irgendwie intimes, das würde ich mit einem Fremden aka nicht dem Hübschen nicht machen wollen, und der Hübsche … ist kein Tänzer. Klettern: wir gehen mit den Kindern ab und an, aber auch hier: das ist was anderes, als wenn man jede Woche zweimal geht und wirklich, wirklich gut trainiert ist. Und Trampolin: der Spass da dran oder vielmehr die Unbeschwertheit hat deutlich nachgelassen, als ich mir mit 17 zwei Wirbelfortsätze bei einem Sturz angebrochen habe. Ausserdem ist mein Beckenboden genauso alt wie ich und …. nja, ne.

Sonntag, Januar 29, 2017

Schere

Auf der einen Seite Kernfamilienidylle auf dem Land: gut gelaunt früh aufstehen, selbstgebackenen Zopf und frischen Kaffee frühstücken, heisse Schokolade und Tee mit Zitrone einpacken, eine Dreiviertelstunde in den Schwarzwald fahren und bei mittelgutem Wetter Skifahren. Ohne Streit, ohne Unfall mit Folgen (obwohl sich für Little L. der nach dem letztjährigen spektakulären Sturz unter einem Fangzaun durch "Weisst Du noch, wie ich in Davos in die Schlucht gestürzt bin?"angeschaffte Rückenprotektor -für die ganze Familie übrigens- schon gelohnt hat), dafür mit Freunden, mit im Auto Singen und Lesen, daheim Sauna, Kekse und restliche heisse Schokolade, mit Sendung mit der Maus und der letzen Folge "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse", und gemeinsamem, partnerschaftlichen Vorbereiten von allem für die nächste Woche mit Elektrikerarbeit in der Garage (unser Tesla hat am letzten Tag der Obama-Administration das US-Festland verlassen. Eins der letzen Obamacars sozusagen ist also auf dem Schiff auf dem Weg zu uns), mit Halbjahreselterngespräch mit Little Q.s Lehrer, mit harmlosen und friedlichen Terminen, die koordiniert werden wollen, wie "nochmal zum Sportladen und L.s Skischuhe umtauschen und mir eine neue Skibrille kaufen" und "endlich zum Optiker und neue Brillengläser bestellen, damit ich nicht mehr in jedem Meeting vorn an der Leinwand kleben muss" und "denk dran, an dem Tag, wo normal Schwimmen wäre, geht Little L. diese Woche Eislaufen".
Auf der anderen Seite verfolgen wir fassungslos, wie auf der anderen Seite der Welt ein, wie auch immer das passieren konnte, gewählter Präsident in nur einer Woche irrere und wahnsinnigere Dinge lostritt, als man sich das je hätte vorstellen können. Also ich. Und ich schwanke zwischen "Das ist doch eine Performance oder ein Fernsehprojekt" und "Wenn er so loslegt, kann er sich nicht lang halten, das sehen die doch, dass das nicht geht, da wird es sicher Widerstand geben, das darf einfach nicht sein." und "Aber was, wenn nicht? Wenn er einfach immer so weitermacht?".
Und so hilflos das auch klingt und sein mag, ich plane für meine harmlose, banale Woche immerhin ein, mir auch pinke Wolle für einen Pussyhat in der Stadt zu besorgen.

Samstag, Januar 28, 2017

Samstagsdinge

Ausschlafen, Kaffee im Bett, Internet nachlesen, kuscheln, dann gemütlich mit frischen Semmeln und so frühstücken: wunderbar und die letzten Wochen viel zu kurz gekommen.
Danach: Rumgesandel, will heissen: Wäsche waschen, trocknen, zusammenlegen, Zopfteig vorbereiten, für Little Q. einen Klumpen Teig abzwacken und mit Speck verknetet als Stockbrot-Rohstoff in die Pfadi-Znünibox packen, ein bisschen halbherzig hellblaue Colorista-Farbe von L'Oreal auszuprobieren (wenn man so ein bisschen auf sich rumsprüht, sieht das auch genau so aus, etwas schimmelig), Little L. die Haare schneiden, so was.
Überhaupt: Pfadisachen mit Little Q. packen, bei Schnee und Frost mit dem Rad fahren und dann einen Nachmittag im Wald verbringen, das erfordert ein wenig Planung.
Little L. hat heute die Geburtstagsparty seiner Freundin der Wölfli-Übung vorgezogen, Kleiderordnung sah aber auch Winterklamotten vor. Dummerweise ist genau beim Anziehen der Metallschlitten des Reissverschlusses an seiner Skijacke gebrochen. Also: schnell die Übergangsallwetterjacke mit der Dauneninnenjacke versehen, die dann nicht ganz so gut zur Skihose passte (mit Handschuhen und Mütze 4 shades of green...), aber Hauptsache warm. Während der Hübsche Little L. ablieferte, habe ich einen meiner Reissverschlüsse aus dem Nähfundus geopfert und den Schlitten erstaunlich einfach auf den Jackenreissverschluss fädeln können. Phew. Die Jacke sollte Little L. nämlich eigentlich noch mindestens 2 Saisonen passen.
Kinderlos wie wir waren, wollte der Hübsche, der ja nicht wie ich in der Stadt arbeitet, sondern bei uns vor der Haustür, mal wieder bummeln gehen. Wir sind also ins Stücki-Einkaufszentrum gefahren, das leider nur so mittel ist, weil es dank der Nähe zu Deutschland, wo alles viel billiger ist, einfach nicht genug Leute anzieht, um eine tolle Shopauswahl halten zu können. Egal, der Hübsche hat einen tollen Pulli gefunden, ich habe beim Body Shop ein bisschen was erstöbert, und schon war es wieder Zeit, heimzufahren.
Little L. kam begeistert von Geburtstag zurück (mein Partyplaner-Herz hüpfte bei den Erzählungen von einer Pokemon-Party, wo mittels selbstgestalteter Pokemon-Karte auf dem Handy im Wald bei Eis und Schnee nach Poke-Bällen gesucht wurde, wo Team-Rocket besiegt wurde und jede Menge Pokemons eingesammel wurden).
Während wir auf Q. warteten, schoben wir das riesige Brathähnchen in den Ofen, die Süsskartoffel- und Normalkartoffel-Pommes waren schon geschnitten, gewaschen und getrocknet und wurden vorfrittiert.
Irgendwann dann: Soulfood deluxe für alle, Skiklamotten für morgen packen und rauslegen, mit den Kindern noch eine Folge "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" auf Netflix schauen (ganz, ganz grosse Empfehlung!!!), Kinder ins Bett und morgen raus in den Schnee.

Freitag, Januar 27, 2017

Fluchwörter

Dass ihre Kinder "Fluchwörter" (diesen Ausdruck habe ich erst in der Schweiz kennengelernt, ich kannte nur "Schimpfwörter" oder "Kraftausdrücke") ist auf jeden Fall hier in der Gegend eine grosse Angst unter den Eltern, deren Kinder neu in den Kindergarten kommen. Meine Mutter hatte diese Angst übrigens auch und hat die anderen Kinder im Kindergarten und deren Eltern gerne für alle meine verbalen Entgleisungen verantwortlich gemacht (und mir hält sie heute noch vor, dass ich sie mit 4 mal auf offener Strasse "Du Sau" genannt habe, weil ich nicht in den blöden Schwimmkurs gehen wollte).
Diese Sichtweise finde ich etwas skurril, ich erinnere mich nämlich an zwei Dinge aus dem Kindergarten:
Little Q. hatte ja eine sehr ausgeprägte (alle seine Interessensphasen waren und sind sehr ausgeprägt) Piratenphase und kein Piratenbuch kommt ohne phantasievolle Schimpfwörter aus. Ich musste einige Müttern erklären, wieso mein Kind ihres "Du schleimiger Spinnenfurz, beim Klabautermann" genannt hat (und ich das nicht mal schlimm finde, und Little Q. hat den Nachsatz "Schau nicht so geschockt, das ist ein Zitat aus xy" gelernt.
Zum anderen wurde Little Q., als er mal mit bemalten Zehennägeln in den Kindergarten ging, von anderen Kindern "Du schwule Sau" genannt. Als die Kindergartenlehrperson das Kind fragte, wie es denn auf solche Ausdrücke käme und ob es überhaupt wüsste, was das bedeutet, sagte es: "Mein Papa sagt das immer, wenn Männer Sachen machen, die sonst eher Frauen machen."
Soviel zum Thema, dass der Kindergarten die Kinder versaut.

In der Zwischenzeit haben wir festgestellt, dass die Default-Einstellung von Google Translate mit einer Kindersicherung versehen ist, als wir nämlich mal die italienischen, albanischen und türkischen Schimpfwörter, Fluchwörter, die auf dem Schulhof kursieren, mittels Spracheingabe übersetzen lassen wollten, antwortete "Ok Google" mit "Sternchensternchensternchen deine Mutter, du Sternchensternchensternchen" (Das ist mittlerweile ein geflügeltes Wort in unserer Famile, genau wie die Übersetzung "Waffen Kolo Kolo", als Google uns vor lauter Lachen nicht verstanden hatte.)

Ansonsten durfte ich schon mal bei einer Mutter antraben, weil Q. ihre Tochter nachhaltig schockiert hätte. Tatsächlich hatte das Töchterchen zu Little Q. "Fick dich doch." gesagt und Q. darauf hin gemeint: "Das ist technisch sehr schwierig, weil, weisst Du, das bedeutet nämlich eigentlich ....." und kurz mal einen Aufklärungsvortrag gehalten.

Mit "Weisst Du eigentlich, was das bedeutet?" sind wir übrigens bei all den blumigen und obszön elaborierten Schimpfworten, die unsere Kinder aus Kindergarten und Schule (natürlich. Nur von dort. Bei uns daheim ist man immer höflich und achtsam und weiss, dass auch Worte verletzen können. Ähem.) angeschleppt haben, immer gut gefahren.

Am Donnerstag hat er das aber auf einen neuen Level gehoben. Er hat aus Gründen von irgendeinem Pausenhofstreit erzählt und meinte dann "Und dann sagt der E. auf einmal "Du Hurenson" zu meinem Kollegen, und da habe ich ihn dann erstmal belehrt, dass es wenn schon, dann "Du Hurensohn", mit langem ooooo heisst, weil "Hurenson" wäre ja ein isländischer Nachname und würde bedeuten, dass der Vater von meinem Kollegen "Huren" mit Vornamen heissen würde und was soll das denn für ein Name sein?"

Ich finde es so schade, dass es hier keine Debattierclubs an den Schulen gibt :-)

Donnerstag, Januar 26, 2017

Chrpüüü

Wie Sie sich vermutlich gedacht haben, hat alles dann gestern doch noch irgendwie geklappt.
Wobei ich mir schon zwischendrin wie in einem Slapstick-Film vorkam:
Der Flug aus Irland war 20 Minuten zu früh in London, ich freute mich schon wie ein Schnitzel. WEIL wir aber zu früh waren, mussten wir erst 10 Minuten auf ein freies Gate warten und dann nach dem Aussteigen wurden auf einmal vor unserer Nase Schiebetüren wegen "Extra Security Measures" geschlossen und Fluggäste eines anderen Fluges trappelten in Slomo vorbei. Trotzdem habe ich es in 20 Minuten geschafft, durch die Security zu düsen, meinen Boardingpass zu bekommen (Und, liebe Swiss-Frau: es gibt KEINE Ausdruckautomaten für Swiss-Boardingpässe, dafür muss man an einen Schalter gehen. Die Automaten sind für ganz viele andere Airlines. Und sie sind nicht "Just at Heathrow", sondern schon direkt hinter der Boarder Control.
Ich habe es sogar noch geschafft, einen Kaffee zu trinken und mir eine geschickte Strategie zu überlegen, die etwas andere Handgepäckspolicy von Swiss im Vergleich zu British Airways zu umgehen. Die haben das "pro Economy Passagier 1 Stück von maximal 5 kg" nämlich sehr ernst genommen und gewogen und gemessen und gezählt. Ich hatte keinen Nerv, irgendwas doch noch aufzugeben, weil ich irgendwann realisiert hatte, dass der Anschluss an den Zug nach Basel von Zürich aus auch ziemlich eng werden könnte und es eine relativ grosse Wahrscheinlichkeit gab, dass ich dann in Zürich fest sitzen würde respektive 250 CHF für ein Taxi vom Flughafen nach Hause zahlen (lassen) hätte müssen, und da wollte ich nicht noch am Gepäckband rumlungern.
Ich habe also, wie man das halt aus so Agentenfilmen kennt, meinen Laptoprucksack, in den ich auch noch die Handtasche gestopft hatte, unter meinem schwarzen, über dem Arm getragenen Mantel versteckt, während ich mein (abgemessenes) Rollköfferchen munter abmessen und wiegen liess. Den viel schwereren Rucksack hielt ich mit total unangestrengtem Gesicht und leicht verkrampfter Handhaltung verborgen. Hat geklappt!
Dummerweise war es dann immer noch neblig (und stockdunkel) und so flogen wir mit fast einer Stunde Verspätung los, was dann bedeutete, dass ich den allerallerletzten Zug nach Basel erwischte, der in anderthalb Stunden gefühlt in jedem Dorf zwischen Zürich und Basel anhielt. Die letze S-Bahn war da natürlich längstens weg, aber immerhin ist Basel gross genug für Taxis am Bahnhof und so war ich dann um halb zwei zu Hause und um zwei im Bett. Und um 6 wach, weil wir ja diesen Termin hatten.
Lessons learned: das ist nix für mich. Nächstes Mal vielleicht dann doch über Dublin oder halt untertags.
Aber immerhin: der Besuch war es wert!
Und interessanterweise habe ich heute mit meinen im schlafentzugsbedingten locker lockig vermutlich etwas krude lustig geschriebenen Emails nicht nur die Bonuspunkte gesammelt, nach denen ich aus war (die technisch, fachlich, sachlichen), sondern erstaunlicherweise eine Riesenmenge auf politischer Ebene, wo ich ja sonst eher mit Anlauf eine Arschbombe ins Fettnäpfchen mache. Was auch immer das jetzt bedeuten mag, ich bin zu müde, drüber nachzudenken.

Heute: die grossartigen Kinderzeugnisse und die Untersuchungsergebnisse des Hübschen mit Zeugnispizza feiern, zweidreivier Folgen TBBT und morgen Homeoffice im Hoodie (Note to myself: Webex-Meeting ohne Videofunktion)

Mittwoch, Januar 25, 2017

Me no likey

Ich habe es ja geahnt. Diese blöde Umsteigegeschichte hat sich von einem potentiellen Nervfaktor, der mich stresst, weil mich jeder Level von Unsicherheit, gegen die ich nichts machen kann, stresst, zu einer Farce entwickelt, die mir den Schlaf geraubt hat und unglaublich nervt.

Mein Plan zum Flugzeugerwischen in Heathrow trotz nur 1h10min zwischen Landen und Abflug besteht aus mehreren Punkten:

  1. Ich habe nur Handgepäck (check)
  2. Ich lasse mir auf dem ersten Flug mit Aer Lingus einen Platz ganz vorn geben, wo ich sofort aussteigen kann (zu erledigen, aber erst am Flughafen, weil Aer Lingus keinen Onlinecheckin anbietet)
  3. Der Abflug des Swiss-Flugs ist vom selben Terminal, an dem ich mit Aer Lingus ankomme. (check)
  4. Ich checke bei Swiss online ein und habe den Boardingpass schon auf dem Handy. Mööööööööööp!
Ich habe ja schon das eine oder andere Mal bei Swiss online eingecheckt und kann das. Dachte ich. Ich weiss, dass man seine Passagierdaten rechtzeitig eingeben muss, das habe ich letztes Wochenende schon erledigt. (da steht: Pass oder Identitätskarte, das heisst entweder oder!). Ich weiss, dass der Check-in erst 23h vor Abflug aufmacht, ich habe trotzdem wegen „Online-Check-in ist für diesen Flug nicht verfügbar“ vorher bei Swiss angerufen und gesagt bekommen: „Online Check-in geht immer, keine Sorge, halt erst 23h vorher“).

Gestern abend habe ich mich dann zweimal grandios mit der Berechnung von „23h vor 20:00h“ vertan, wegen überhaupt und dann auch noch 1h Zeitdifferenz, die auf meinen verschiedenen mobilen Endgeräten verschieden gut abgebildet war, dann aber, 21h vor Abflug war klar: da geht nix.

Ich Fuchs hatte mir ja von der Service-Frau die Nummer für den Webcheckin-Support geben lassen, allerdings arbeitet der in der Schweiz nur von 6-22h. Ich habe mir also die Nummer für London rausgesucht und bekam die nur mittelzufriedenstellende Antwort: „Ah, die nehmen das nicht soooo genau mit dem Freischalten des Online-Checkins, probieren Sie das doch morgen nochmal.“
Ich habe dementsprechend praktisch überhaupt nicht geschlafen und war wach ab 4:30. (grossartig, wenn man bedenkt, dass mein Flieger, falls ich ihn den schaffe, um 22:50 in Zürich landet und ich nach Mitternacht zu Hause sein werde, und habe um 5:00h Ortszeit beim schweizer Support angerufen, die aber grad mal gar nicht zuständig waren. Also: wieder in London angerufen, weil es immer noch nicht funktionierte.

Die London- Frau erklärte mir dann zuerst, dass es ja kein Wunder sei, dass es nicht ginge, weil ich meine Passdaten nicht eingegeben hätte. Auf mein „Doch, habe ich und ich sehe sie auch im System“, hängte sie mich für 10 Minuten in die Warteschleife und erklärte mir dann, dass ich ja einen Anschlussflug einer anderen Airline hätte. Ja, danke, Captain Obvious, das weiss ich. „Ja, und deshalb geht das nicht.“ Das ist etwas, was überhaupt keinen Sinn macht, weil die beiden Airlines ja nicht zusammenarbeiten, also kann es Swiss ja eigentlich wurscht sein, ob ich mit Auto, Bus, Bahn, Air Romania oder mit dem Heissluftballon ankomme, das hat ja mit dem Online-Checkin nichts zu tun.

Die London-Frau meinte dann: „Alles kein Problem, Sie haben schon einen Sitzplatz im Flugzeug, Sie müssen einfach nur am Flughafen Ihren Boarding Pass ausdrucken, dann klappt das alles wunderbar.“
Auf meine Frage, wo genau ich das denn machen solle, weil ich ja keine Zeit hätte, um einmal ganz raus durch Boarder Control und Immigration zur Check-in-Area zu laufen, drucken, und dann durch die Security wieder zurück, sagte sie „At Heathrow.“

Und ehrlich gesagt, so etwas regt mich echt auf. Wenn der OnlineSupport nicht helfen kann (ich sag ja nicht mal „will“, obwohl die hanebüchenen Ausreden auch das nahelegen), dann kann ich da drauf auch echt verzichten.
Aber ich habe ja nicht umsonst via Reisezentrale gebucht, die einen 24h Support anbieten, also habe ich meinen Kontakt dort noch einmal auf Swiss angesetzt. Lustigerweise haben sie der Dame gesagt, ich hätte meine ID-Kartendaten nicht eingegeben und Immigration würde Pass UND ID verlangen. Das ist natürlich absoluter Quatsch, aber dafür bekam ich die Anweisung, nur mit einem Ausdruck meines E-Tickets zum Gate zu laufen (ich hoffe, das klappt, bisher musste man ausser zum aufs Klo gehen in Heathrow für alles seinen Boarding Pass zeigen, den ich ja nicht habe), aber mehr kann ich jetzt auch nicht machen.

Und alles nur deshalb, weil ich morgen wegen eines unverschiebbaren Termins um halb acht zu Hause sein muss und gleichzeitig keine wertvolle Meetingzeit verschwenden wollte und deshalb nicht schon den Mittagsflug genommen habe, wo ich gemütliche 4 Stunden in Heathrow gehabt hätte, um meinen Boardingpass aus handgeschöpftem Papier zu basteln.

Nun ja. Aber Gottseidank ist in London immer noch Nebel (noch so was, was ich nicht verstehe: wie kann ich einen Flughafen in eine Nebelloch bauen und dann nicht die Infrastruktur haben, um zu verhindern, dass der Laden zusammenbricht, sobald es diesig wird?) und es ist eh alles anders.


Learn to embrace ambiguity“ steht in meinem Development Plan. Ich bin dran, würde ich sagen.

Dienstag, Januar 24, 2017

Pest oder Cholera

Da denkt man sich noch, man hätte bei der Wahl der Reiseroute einen Fehler gemacht, weil man sich für London und den Nebel entschieden hat, da hört man, dass die Alternative Dublin nach einem Ocean's Eleven-reifen Scam der so bieder wirkenden Aer Lingus-Angestellten in Sachen Sicherheit total hohl dreht. Wia ma's macht, is foisch, wie meine Oma gesagt hätte.

Montag, Januar 23, 2017

Nebel des Grauens

Gestern abend schon warnte mich die "London Heathrow App", die ich in meinen 7.5 Stunden Aufenhalt da das letzte Mal irgendwann vor lauter Langeweile runtergeladen hatte, vor "heavy fog". Ich dachte mir noch: "Nebel, London, bravo, Captain Obvious".

Nun denn, heute morgen dann stand der Tag (nach einer sehr kuscheligen Nacht mit 4 Personen und einer Katze mittendrin auf 1.80m) schon unter einem schlechten Stern, weil sogar die immer pünktliche Schweizer Bundesbahn 3 Minuten Verspätung hatte.
Ich war (NATÜRLICH) trotzdem rechzeitig am Flughafen, traf am Gate meine zwei Kolleginnen und die halbe Firma, die alle auf dem Weg nach London zu irgendwelchen Anschlussflügen in alle Welt (aka San Francisco) waren. Als ich mir noch dachte: "Hm, Abflug 11:10, da könnte man so gegen 11:05 schon langsam mit dem Boarding anfangen", da kam auch schon die Durchsage: "Starker Nebel in London, alles Land unter, die kriegen nix mehr auf die Reihe, wir werden verspätet sein, aktuell 3 Stunden, aber keine Sorge, meistens reduziert sich diese Zeit wieder und damit wir dann auf alle Fälle bereit sind zum Starten, steigen wir jetzt alle ein und ach, seit kurzem gibts im Flugzeug nix mehr zu essen und zu trinken, hopphopp, alle rein."
Yay. Da sass ich also mit meiner Flasche Wasser in einem engen abgeschlossenen Raum, mit ganz vielen Leuten nah an mir dran, die mir alle die Luft wegatmen und es wird immer heisser und ich will einfach nur raus..... Nun ja. Ich bin den Ratschlägen auf Twitter brav gefolgt, habe geatmet und erst ein bisschen gerechnet und gearbeitet und dann einen blutrünstigen Thriller gelesen.
Nach nur zwei Stunden ging es dann auch schon los und die Pilotin gab extra Gas, so dass wir sogar unseren Anschlussflug geschafft haben. Also. Auch wenn der pünktlich gewesen wäre. Wegen aber immer noch Nebel und "You know, we are not coping well with weather here, not like you guys in Sweden." "Switzerland." "Sure?,Anyhow, everybody is better with weather than we."
Und so konnte ich meine Kolleginnen in die Feinheiten von Terminal 2 einführen (Essen: Wonder Tree, ich empfehle fresh lemonade with mint und einen chopped chinese chicken salad", Kaffee: EAT., ich empfehle grossen Cappuccino und poppy seed lemon cake; Shopping: ich habe die obligatorischen Schneekugeln und eine Stiftebox für Q., "Peony Blush & Suede" für mich und für den Hübschen das Zeug von Clarins, wo sein Alpenpflanzendingens drin ist.
Jetzt gleic: Pub und ich werde Fish&Chips essen. Mal sehen, ob die italienischen Kollegen es auch hierher schaffen werden. Erst Erdbebengebiet und Schnee, dann Nebel und auch noch im Dunkeln, man darf gespannt sein.

Sonntag, Januar 22, 2017

Reisereise

Wieder einmal habe ich meinen gepunkteten Koffer und die blaue Handtasche und den hässlichen Laptoprucksack gepackt und fliege morgen auf die grüne Insel.
Ich werde schneller im Packen, ich habe mittlerweile zwei (einen mit Flüssigsachen in durchsichtig wegen Handgepäck, einen für den Rest) Kosmetikbeutel mit Paulas Choice Miniaturen, immer tragbaren Colourpop-Lidschatten, die ich deswegen doppelt habe, mit Kompaktmake-up und flacher Puderdose, mit Zahnbürste, Duschgel, Shampoo, Duschgel, Bodylotion, weil das in Hotels manchmal nicht so lecker riecht, einerm Tütchen Badesalz, für wenn ich mal wieder ein Upgrade für die Suite unter dem Dach mit ohne W-LAN, dafür mit Badewanne bekomme, ich packe den Koffer mittlerweile blind so, dass ich nicht mehr vor der Sicherheitskontrolle zwischen Schuhen und T-Shirts nach dem Labtop und anderen Dingen kramen muss, ich habe alle Boardingpässe (bis auf Air Lingus. Das wärs mal.....) auf dem Phone, ich habe im Flieger von und nach London immer den selben Sitzplatz, der Hübsche und ich teilen eine "Heathrow"-Einkaufsliste (Prince-Charles Tee, irgendwas von Clarins, er hat ein Bild hochgeladen, Jo Malone "Peony Blush and Suede" für mich, Kugelschreiber für Q. und eine Schüttelkugel für L, das wird langsam schwierig, da hat er aus London und Shannon schon einige), ich packe schlafwandlerisch die richtige Anzal Unterwäsche und Socken ein (Anzahl Übernachtungen +2), automatisch Sachen, die man verschieden klimatisierten Räumen leicht anpassen kann (Flugzeug ist immer entweder zu heiss oder zu kalt, der Bereich in Terminal 2, wo die Steckdosen sind, ist total zugig, verschwitzt will aber ja auch keiner sein), cih freue mich auf den Papaya-Salat am Flughafen, das Frühstück in dem niedlichen irischen Hotel und das "Copper Coast" Bier im Pub. Ich werde wieder Ginger-Bits mitbringen und die Dinogummibärchen.
Noch mehr aber freue ich mich jetzt schon darauf, wenn ich Mittwoch nacht aus dem Zug aus Zürich steige und wieder in MEIN Bett falle.
Und ich bin mir immer sicherer, dass es absolut die richtige Entscheidung war, aus dem Rennen um einen Superjob, in das ich seinerzeit damals ungefragt via Empfehlung geworfen wurde, nach dem ersten Gespräch auszusteigen, als es hiess, er würde 30% Reisezeit rund um den Globus beinhalten. Das habe ich dank eines Assignments jetzt gerade (nur halt nicht um den Globus, der Jetlag hält sich also in Grenzen), aber für immer oder länger als jetzt halt ist das nix für mich/und uns. Noch ein Anreiz (als ob ich den neben Grundehrgeiz, Riesenpanik, das und die damit zusammenhängenden unglaublich grossen Geldmengen in den Sand zu setzen, und dem Projektteam, das am Hyperventilieren ist, noch bräuchte), das Projekt so gut und schnell wie möglich abzuschliessen.

Samstag, Januar 21, 2017

Samstag

Ich wusste ja gestern schon: so müde ich auch bin, das Wochenende wird es nicht wirklich was mit Ausschlafen, eben Samstag morgen Q. zum Unihockey parat machen, dann früh Grosseinkauf mit dem Rest der Familie, weil ja gestern keine Zeit war und Samstag eh schon immer die Hölle und im Schweizer Grenzgebiet erst recht ist, Sonntag dann früh zum Skifahren in den Schwarzwald, weil das bestimmt auch alle machen und dann hat man wenigstens morgens bei Liftöffnung noch ein paar Abfahrten ohne unendliche Drängelei. Aber eben: nicht fahren ist auch keine Option, wenn es schon mal so grossartiges Winterwetter hat und alle gesund sind und keiner einen Termin hat.

Es hätte aber trotzdem nicht sein müssen, dass ich ab morgens um kurz vor sechs bis eben halb acht todmüde, aber schlaflos im Bett lag. Das ist eine sehr unbefriedigende Situation. In dieser unausgeschlafenen Stimmung habe ich dann entdeckt, dass bei Swiss noch meine Passagierdaten fehlen, die eingegeben und dann gesehen, dass da steht "Für diesen Flug ist online Check-in nicht möglich". Und dann wegen latenter Umsteigepanik vergessen, dass ich deswegen schon mal ausgeflippt bin, als wir im Sommer mit Swiss nach USA geflogen sind, weil ich dachte, das hiesse "überhaupt nicht", dabei heisst das nur "noch nicht", weil man erst 23h vorher einchecken kann. Das hat mir dann die freundliche Dame am Kundenservicetelefon nochmal gesagt.

In der Stadt haben wir neben Essen (die Kinder sind beide im letzten halben Jahr je 5cm gewachsen, da weiss man, wo die Kalorien hinverschwinden) noch Drogieriegedöns (ich habe im Müller den letzten "sweet tart" erwischt, der sonst überall ausverkauft war) gekauft, Pakete abgeholt (mit Bloggerpost aus Paris via Frankfurt, DANKE!), ein Päckchen abgeschickt, L. hat sich wie immer darum gekümmert, dass alle Bettler und die Zirkusleute, die in der Fussgängerzone für ihre Tiere gesammelt haben, etwas Geld in ihre Sammelbecher bekamen (es ist so blöd irgendwie, ich merke, wie ich selber mich bemühe, den Blicken von Bettlern, Obdachlosenzeitungsverkäufern etc. auszuweichen, innerlich mir selber begründe, warum ich genau jetzt meinen Geldbeutel nicht rausnehmen kann, oder dass es ja doof wäre, wenn ich grad vom Geldautomaten komme, die Scheine einpacke und dann nur eine Münze in den Becher werfe, oder andere krude Gedanken dieser Art, und dann fühle ich mich ewig danach noch schlecht, weil so schwer wäre das ja doch wohl nicht gewesen, und eine Münze ist besser als nix und vermutlich wäre sogar ein Lächeln ohne Mènze besser gewesen als wegschauen und soll ich jetzt zurückgehen? L. hingegen schaut ganz offen, lächelt oder schaut besorgt wegen der Kälte oder wegen des Hundes, der daneben sitzt oder wegen des Ponies, von dem auf dem Schild steht, dass es Hunger hat. Er registriert, dass der Mann vor dem Supermarkt schon vor zwei Wochen da war, und auch damals schon auf dem Schild stand "Ich habe Hunger" und dass das ganz schlimm ist, wenn man zwei Wochen lang und vielleicht noch länger Hunger hat. Und für ihn ist es ganz selbstverständlich, dass er mir seine kleine Hand hinstreckt und eine Münze aus dem Geldbeutel holt und dann geht er ganz offen auf den Mann vor dem Supermarkt oder die Frau vor der Bank zu und legt die Münze behutsam in den Becher. Er sagt "Hallo", sucht Augenkontakt, streichelt vielleicht sogar den Hund oder das Pony. Er hört jedesmal ein "Danke" und verabschiedet sich mit "Bitte, gern geschehen." und einem Lächeln. Und dann denke ich wieder, so schwer ist es doch eigentlich nicht.)

Daheim dann: Pakete auspacken, Skifahrsuppe kochen, Krustenbraten, Zopf backen. Im Warmen. Dankbar sein.

Freitag, Januar 20, 2017

Hoch die Hände...

Heute war kein normaler Freitag aka Homeoffice aka unter der Woche liegengebliebenes wegen drölfzigtausend Meetings und so weiter aufarbeiten, Arbeitssozialkontakte runterfahren und sozusagen entspannt ins Wochenende grooven, sondern ein ganztägiger Team-Charter-Mission-Vision-Alignment-Teambuildings-Workshop. Deswegen habe ich Liegengebliebenes VOR dem Workshopbeginn um acht erledigt, dann 9 Stunden in World Cafes verbracht (das klingt entspannter als es war), die ganze Zeit wenigstens ein lustiges Teambuildingsspiel erhofft (es war als "Teambuildingevent" angekündigt und als Workshopprofi rechnet man da natürlich mit "Wir bauen ein Boot", "Wir klettern aussen am Elfenbeinturm hoch", "Wir schnitzen den Elfenbeinturm aus Gemüse" oder irgendwie so was.), aber nein, wir haben bis zum Einsetzen massiver Buzzword-Fatigue und weit darüber hinaus diskutiert, aligned, value streams gemapped, Teamcharters gecrafted und getweeked, über die Unterschiede von "ensure", "assure" und "make sure", von "provide", "support" und "lead", über den Unterschied von "Lessons learned" und "learnings" gesprochen und, das erfüllt mich mit tiefer Zufriedenheit, ich habe niemanden gebissen dabei fiel nur ein einziges Mal das Wort "achtsam" bzw "mindful", und das erst nach über acht Stunden, da kann das ja mal passieren.



Jetzt ist mein Kopf leer, ich kann und mag nicht mehr reden, ich werde die Mail mit einer Präsentation, auf die ich seit Mitte Dezember fast schon verzweifelt warte, nicht mehr lesen (also: gelesen habe ich sie schon, aber genau durchackern, was nötig ist, mache ich am Montag. Am Flughafen), ich werde mir jetzt zu der noch vorzubereitenden Freitagspizza ein wunderbares Glas Rotwein gönnen, danach geht es in die Badewanne und ich bin unglaublich bereit für ein entspanntes Wochenende (das morgen um 8 mit Abfahrt zum Unihockey-Spiel beginnt.)

Aber bevor ich mich in ebendieses Wochenende verabschiede, möchte ich Ihnen einen grossartigen Text von Christian Fischer ans Herz legen. Allein die letzten beiden Worte sind es wert, den zu lesen, aber auch alles zwischendrin ist grossartig.

Donnerstag, Januar 19, 2017

Betreutes Shoppen

Über die Weihnachtsferien kamen zwei Sachen zusammen: wir haben die 7. und letzte Staffel von "The Good Wife" (Affiliatelink) angeschaut (ich kann die Serie uneingeschränkt empfehlen. Die 6. Staffel fand ich alles in allem mittel, die 7. wieder super und ich freue mich auf den Start des SpinOffs) und ich habe mich wieder einmal in die Kleidung von Alicia und noch viel mehr in die von Lucca Quinn verliebt. Ein (klitzekleiner, aber doch immer wieder für Freude sorgender) positiver Aspekt meines gar nicht mehr so neuen Jobs ist, dass ich nicht mehr jeden Tag lange Hosen tragen muss und jederzeit bereit sein muss, in Sicherheitsschuhen in den Produktionsbetrieb zu stiefeln, sondern Röcke, Kleider und unpraktisches Schuhwerk tragen kann, wann und wie ich mag.
Ich habe Strickkleider und mittelkurze Röcke für mich entdeckt, trage gern hohe Schuhe und mittlerweile auch (es hilft ja nix, ich hoffe, meine innere Anpassung an Modetrends macht vor Schulterpolstern und Highwaist-Hosen Halt) gerne skinny-Hosen mit lockeren Oberteilen drüber.

Das zweite, was passiert ist: Frau Ringelmiez und Shelynx haben beide ihre Zalon-Bestellungen vorgestellt.

Und als drittes kam dazu: es waren Ferien und ich hatte Zeit.

Also habe ich Silverster beschlossen, das auch mal zu probieren (und damit meine ich auch probieren, nicht "sich dafür bezahlen lassen oder es kostenlos probieren und dann Werbung dafür machen" Nur falls Sie sich das gerade fragten).

Zalon ist ein Service von Zalando (und funktioniert in allen Ländern, wo Zalando funktioniert) und so etwas wie betreutes Einkaufen. Ich erinnere mich an früher, als meine Mutter mit mir Kleider kaufen ging, da ging man in einen Laden, hat der Verkäuferin, die einen im Zweifelsfalle schon kannte, seit sich bei der Mutter eine Rundung des Bauches gezeigt hatte, gesagt, was man ungefähr möchte („Ein Kleid für das Schulkonzert“ oder (traumatisches Erlebnis) „was Flottes für die Konfirmation“), die Dame schätzte die Grösse ab, wieselte los und brachte eine Auswahl an mehr oder weniger guten Sachen, empfahl mehr oder weniger gute andere Ideen („Oversized Blazer mit aufgekrempelten Ärmeln und kontrastfarbigem Futter: das wäre was Freches.“) und so ging man dann gut versorgt nach Hause.

Wenn ich heute für mich Kleider einkaufe, mache ich das heutzutage meistens online, ich kaufe fast alles bei Esprit oder via Aktionen bei Limango. Das praktische ist: ich kenne da meine Grössen, ich weiss, welche Schnitte mir wie gut passen, welche Materialien ich mag etc.. Das Langweilige daran ist: ich kaufe eigentlich immer das Gleiche. Blau, dunkelblau, graublau, türkis, petrol, dunkelrot und rose. Klassische Schnitte, die Kleider nicht zu kurz, die Ausschnitte nicht zu tief. Und dann sehe ich in einem Projektmeeting die Finanzkollegin in einem knallroten Etuikleid oder die Qualitätskollegin mit einem glitzrigen Dingens und denke mir: „Warum trägst Du so was eigentlich nicht?!“ (Und ja, manchmal bestelle ich dann was in feuerrot, kurz oder glitzerig und dann probiere ich es an, lache herzhaft und schicke es wieder zurück. Oder behalte es sogar und ziehe es nie an.). Sie sehen das Dilemma?

Also. Ich habe bei Zalon brav eingegeben, was ich gerne mag (Blau, dunkelblau, graublau, türkis, petrol, dunkelrot und rose, Baumwolle, Viskose), was ich gar nicht mag (Peeptoes, Wedges, Plateauschuhe, Animal Print, Ballerinas mit Schleifchen, wilde Muster, Empire-Stil, Highwaist)), welche Styles mir gefallen (Ich habe Bilder mitgeschickt von Claire Underwood, Alicia Florrick und Lucca Quinn), Fotos von mir hochgeladen, meine Grösse, bevorzugte Rocklänge (Knie) angegeben, und Bildchen von zwei Paar Schuhen, zu denen ich gerne was kombinieren würde (die silbernen Pumps habe ich für meine Geburtstagsfeier gedacht und mit dem Rest vom Outfit sahen die total beknackt aus).
Dann habe ich, meine kleine Schwester ist Zeugin, wie ein Rohrspatz geflucht, weil mein Zalando-Login für Zalon nicht funktionierte, obwohl der das sollte und man auch keine Chance hatte, einen reinen Zalon-Account zu eröffnen. Nach 4mal Passwort-Neuanfordern, Aufstampfen und Wutgebrüll ging es dann doch und tadaaaa, all die in mühsamer Kleinarbeit hochgeladenen Dinge waren alle noch da. Phew.

Nach den allgemeinen Daten konnte man dann noch eingeben, ob man für einen speziellen Anlass oder Dresscode eine Kiste zusammengestellt haben möchte und sich eben einen Stylisten aussuchen. Da muss ich sagen, setzt bei mir ein wenig die Verwunderung ein. Sie haben da Steckbriefe und Pinterestaccounts von zig verschiedenen Personen mit Hintergrund und Tralalala (und nur Vornamen) angegeben und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Ist das ein echter Job für dieses Leute? Arbeiten die Verkäuferinnen, die im Einzelhandel früher die „frechen Blazer“ vorgeschlagen haben jetzt als Zalon-Stylisten, weil eh alle online bestellen? Und wie werden diese Leute bezahlt, weil der Zalon Service an sich ist ja kostenlos (d.h. man bstellt die Kiste auf Rechnung und bezahlt nur das, was man behalten möchte und dafür die normalen Zalandopreise, also nicht mehr, als wenn man sich das selber rausgesucht hätte)? Oder sind das Stockfotos von Stylisten und die eigentliche Auswahl wird von ein oder zwei Praktikanten erledigt? Oder einem Bot oder Algorithmus, der aus den Vorlieben die entsprechend verschlagworteten Kleider raussucht? Ich fände das übrigens nicht mal schlimm. Nun ja. Ich habe mir eine Frau aus Hamburg ausgesucht, weil ... einfach halt.

Kurz vor Abschlicken kann man dann noch anklicken, ob man mit dem ausgewählten Stylisten noch ein Telefongespräch führen möchte (spricht gegen den Bot oder Praktikanten, bzw. dann müssten sie wenigstens männliche UND weibliche Praktikanten/Bot-Stimmen haben oder aber das wählt eh niemand jemals aus), was ich natürlich nicht möchte, ich habe ja erst stundenlang alles eingegeben, was ich möchte, da muss ich das nicht nochmal erklären und wenn ich mit jemand sprechen hätte wollen, wäre ich gleich in einen Laden gegangen.

Nach zwei Wochen in etwa (meine Stylistin/Praktikantin/Bot war eine sehr beliebte und deshalb sehr beschäftigt. Angeblich.) bekomme ich per Mail eine Vorschau der Teile, die in meiner Kiste drin sein werden und kann 24h auswählen, ob mir davon etwas nicht gefällt und bei den anderen Sachen angeben, was und warum es mir gut gefällt. Ich habe meine Vorlieben wohl recht gut beschrieben, denn in der Kiste finden sich ein Rock und eine Jeans, die genau so schon in meinem Kleiderschrank hängen. Allerdings war die Aussage: „Ich trage nichts quietschbunt gemustertes und gerne uni“ wohl nicht ganz so klar, es ist nämlich eine Desigual-Strickjacke drin, die sich in einem Disneyfilm als fliegender Teppich in allen Regenbogenfarben hervorragend machen würde und ein Hoodie (yay, aber nicht für den angegebenen Zweck: Office/Kostüm) in grossem Blumenprint (nay never). Diese beiden Sachen lasse ich rausnehmen und harre der Dinge.

Gestern dann kam meine Zalon-Box an, nett mit Henkel und gar nicht mal so einfach zu öffnen.
Innen drin waren zwei Stapel mit Band versschnürte Kleider, eine Mappe mit Fotos aller Teile und Kombinationsvorschlägen und einer Notiz, die sinngemäss sagte: "Die silbernen Schuhe passen ja praktisch zu allem, was man eh in seinem Schrank hat, dafür habe ich Dir keine Vorschläge geschickt." Das finde ich jetzt schon ein bisschen seltsam, weil ich ja immerhin ein Outfit rausgefunden habe, wo sie überhaupt nicht passen, obwohl ich das dachte. Aber gut. Konnte sich die Praktikantenbotstylistin scheints nicht vorstellen.

Bei der Anprobe zeigt sich folgendes:

„Ich trage nichts aus Polyester“ kann man anscheinend unterschiedlich interpretieren. Anscheinend auch den Dresscode „Office“, weil das eigentlich auf der Vorschau nett aussehende weisse Oberteil ist eben nicht nur aus 100% Polyester, sondern auch noch ca 75% durchsichtig. Das geht also zurück.

Die dunkelrote Strickjacke, die auf dem Foto total raffiniert aussah, sah angezogen total komisch aus --> zurück.

Die "Stylist's Choice" Bluse, die mir als Petrol-Fan empfohlen wurde, sah auf dem Papier super aus, angezogen sah ich aus wie schwanger im 6. Monat. Das hatte ich zweimal, war nett, aber ist vorbei ---> zurück.

Der Bleistiftrock, der auf der Vorschau pastellrosadunkelrot gemustert aussah und damit wunderbar zu dem hellrosa und weinroten Oberteil, die auch dabei waren, passen hätte sollen, hat in echt ein Omateppichmuster und einen wenig vertrauenserweckenden Reissverschluss. Und ist vom Schnitt her eher high waist. Also: auf den Zurück-Stapel.

Ansonsten habe ich drei Oberteile in verschiedener Wickeloptik eben in dunkelblau, dunkelrot und hellrosa, die perfekt passen. Das Dunkelblaue hat eine Kragen/Ausschnittlösung, bei der ich tatsächlich Claire Underwood vor mir sehe. Sie passen super zu schmalen Hosen, die ich habe oder auch zur Röcken, die schon in meinem Schrank hängen. Die sind super. Alle drei.






Anders als in der Vorschau war noch ein gemusterter Strickrock in der Kiste, den ich erst sehr skeptisch beäugte, weil: Strickrock? Das fand ich zu Teeniezeiten super, habe aber nie einen bekommen, weil.. ach, kompliziert. Dann: Muster! (Was ich nicht trage: "Bunt gemustertes"). Angezogen passt er aber super und sieht echt, echt gut aus (sagt der Mann und der hat auch die Rosen auf dem berockten Hinterteil gesehen.)

Besonders gespannt war ich dann auf die drei Kleider, die in der Kiste waren. Schon beim ersten Blick erkannte ich, welche Bilder sich die Praktikantenbotstylistin sich als Vorlage ausgewählt hatte, nämlich das rote Kleid von Alicia und das bunte Kleid und das Sternenflottenkleid von Lucca Quinn.

Das bunte Strickkleid war DIE positive Überraschung in dem Ganzen, Sie erinnern sich: "Was ich nicht trage: bunt", aber dieses Muster und der Schnitt passen wie eine zweite Haut. Das bleibt auf jeden Fall.

Das grüne Kleid war leider nix, die sehr praktisch erscheinenden Taschen und die hoch angesetzte Taille ("Was ich nicht trage: Empire-Stil") lassen mich sehr unvorteilhaft aussehen.

Das rote Kleid hat zwar auch eine recht hoch angesetzte Taille, aber durch den Fall des Stoffs wirkt es nicht ganz so schwangerschaftsvortäuschend, das bleibt auch!


Besonders interessant finde ich, dass die Kleider für mich auf den Bildern an den Models eher so mittellang wirken, und wenn ich sie dann anhabe, enden sie in der Mitte des Oberschenkels und ich habe das Gefühl, ich muss die ganze Zeit nach unten zuppeln. Ich frage mich wirklich, ob ich so viel grösser bin als die Frauen auf den Bildern oder aber ob das eine reine Wahrnehmungssache ist. Der Hübsche ist nun nicht wirklich eine supergrosse Hilfe, der fragt schon bei Longshirts, ob ich mir sicher bin, dass das kein Kleid wäre und das würde super gehen :-). Ich probier das jetzt mal und mit den Stiefeln und blickdichter Strumpfhose geht das schon.

Alles in allem geht ungefähr die Hälfte zurück (was ganz gut ist, weil eigentlich brauche ich ja nix Neues :-)), das blaue Shirt habe ich heute grad angezogen und ungefragtes Lob dafür eingeheimst.
Ich finde es alles in allem eine nette Spielerei, das Eintöckeln braucht schon einiges an Zeit und wenn dann einige der Ausschlusskriterien und Anfragen überhaupt nicht beachtet werden (BUNT! POLYESTER! DIE SILBERNEN SCHUHE!), dann ist das natürlich schon ein bisschen schade. Ich habe zwei Teile, die ich sonst niemals gekauft oder auch nur probiert hätte (den Wollrock und das bunte Kleid) und einige, die perfekt in mein normales Beuteschema fallen, aber immerhin mal von anderen Marken sind :-). Vielleicht habe ich einfach meinen Stil gefunden. Blau, petrol, türkis, rosa, einfarbig. (und jetzt manchmal ein bisschen bunt)
Da ich jetzt ja alles schon eingegeben habe, könnte ich mir durchaus vorstellen, das nochmal zu probieren und zB für einen speziellen Anlass zu bestellen. Man vergibt sich ja nix, weil man weder mehr noch im Voraus zahlt.

Falls Sie das auch mal probieren wollen,klicken Sie doch einfach hier, dann bekommen Sie einen "Freundschaftslink" und wir beide bekommen dann 25€ Rabatt auf unsere nächste Box.

Sibylle hat übrigens gerade gestern auch über ihre Zalon-Erfahrungen gebloggt, die Erfolgsquote entspricht etwa der meinen :-).

Mittwoch, Januar 18, 2017

Perspektive

Ich arbeite ja nun schon lange in einem hochspezialisierten technischen Umfeld. Wie in jeder Filterblase ist es auch da so, dass man eine gemeinsame Sprache und Erfahrungswelt hat und für die Aussenwelt, die bei uns manchmal nur ein Stockwerk weiter sitzt, klingen unsere Unterhaltungen wie Suaheli. Da wir aber nicht für uns allein leben und arbeiten, müssen wir eine Möglichkeit finden, unsere Projekte, Probleme, Erfolge und Arbeit überhaupt so vorstellen zu können, dass es auch jemand versteht, der nicht seit drölfzigtausend Jahren in einem chemischen Produktionsbetrieb im GMP-Umfeld arbeitet. Eine gern verwendete Technik ist, das dem berühmt berüchtigten Vierjährigen, manchmal auch Fünfjährigen oder auch der 75jährigen Grosstante (interessanterweise wurden die fiktiven Grosstanten eher zu Unizeiten in Prüfungen herangezogen. So ändert sich dasfiktive Publikum also mit der Zeit) zu erklären. Gefühlt. Das ist einerseits gar nicht so leicht, weil man sich ja von den vielen Details und Nuancen und Unmengen Daten und Fakten, die man gesammelt und generiert hat und auf die man ja unglaublich stolz ist, lösen muss und sich nur auf das Wesentliche konzentrieren muss. Andererseits gewinnt man dadurch schon in der Vorbereitung manchmal erstaunliche Erkenntnisse, die einem tief vergraben im Detailmodus vielleicht entgangen wären.

Diese Technik funktioniert übrigens auch mit nicht wissenschaftlich-technisch basierten Themen. Wenn man zB Befindlichkeiten oder Streit im Internet jemandem erklärt, der nicht mit drinsteckt, und wenn man bei dieser Erklärung dann noch das Schulz-von-Thunsche Vier-Seiten-Modell im Kopf behält und sich nur auf das tatsächlich Gesagte/Geschriebene und weniger auf das potentiell Gemeinte und eben das Ankommene und Reininterpretierte bezieht, dann sitzt man irgendwann auf dem Sofa und das Gegenüber sagt: „Ok, und das war jetzt alles? Und deswegen so ein Aufriss?“ und man muss sich eingestehen: „Ja, das war alles. Viel Lärm um nichts.“ Und dann lacht man ein bisschen hilflos, wundert sich, wie man mal denken konnte, dass es viel mehr sein könnte und macht weiter. Mit dem echten Leben und den wirklich wichtigen Dingen.

Dienstag, Januar 17, 2017

Schneeschneeschnee

Es ist so wunderschön: es ist knackig kalt, ich kann (MUSS) meine kuschelige Mütze (wenn mir als Kind jemand gesagt hat, dass es sehr wohl Strickmützen gibt, die nicht kratzen, sondern mit kuscheligem Fleece gefüttert sind…) tragen, meine Schal- und Halstuchsammlung (alle dunkelblau) in wilden Kombinationen tragen, meine Stiefel ausführen. Und noch besser: es liegt Schnee! Auch bei uns in den Niederungen des Rheintals, wo es immer gern mal 5-10 Grad wärmer ist als sonst überall. Ich kann das immer gar nicht verstehen, wenn die Leute sagen: „Schnee in den Bergen ist ja toll, aber ich brauche ihn nicht vor der Haustür.“. Ich fahre doch nicht in die Berge zum Iglubauen oder Schneemanbauen oder Schneeballschlachten. Okay, die von uns zu räumende Strecke Weg ist sehr übersichtlich und meistens haben sich die Kinder (unsere und die der Nachbarn) den Schnee schon unter den Nagel gerissen, bevor wir überhaupt räumen können. Am Sonntag haben Little L. und die Nachbarsbuben dann die Schneemengen zusammengelegt und ein gemeinschaftliches Iglu auf der Grundstücksgrenze gebaut. Mit Tunneln und Türen aus Eisblöcken und wenn man stopft, passen drei Kinder rein. Ich hatte das Kunstwerk gar nicht richtig gesehen, es war nämlich schon dunkel, als L. durchgefroren vom Bauen ins Haus und in die Badewanne kam. Erst Montagmorgen konnte ich es bewundern, als ich morgens auf dem Weg zur Arbeit aus der Tür trat und mich erst mal langlegte, weil das Iglu …. sagen wir so…. direkt vor unserer Tür steht.
Little L. konnte mich überhaupt nicht verstehen, als ich abends meinte: „Du, das hättet ihr ja schon ein Stückchen weiter vorn machen können, so kommt man ja fast nicht zur Tür raus.“, weil „Boah, Mami, das ist extra so, damit einem nicht kalt wird auf dem Weg ins Iglu. Du bist doch nicht so dick, du solltest locker durch den Tunnel krabbeln können. Der Ausgang zum Weg ist dann auf der anderen Seite.“

Montag, Januar 16, 2017

„An so an Schmarrn ignorier I ned amol.“

An diese Weisheit meiner Oma musste ich heute morgen mal eine Zeitlang denken. Überhaupt lernt man ja erst so mit der Zeit solche Sprüche schätzen. Ich weiss noch, wie mein allererster Chef (aber der war auch speziell. Ich bin fest davon überzeugt, dass er mich zwar schon auch wegen meiner unglaublichen Fachkenntnis eingestellt hat, aber auch weil ich nicht nur ein grosses Latinum, sondern auch ein Graecum im Portfolio hatte und im Bewerbungsgespräch Ilias UND Odysse im Original zitieren konnte.) sich kaputt gelacht hat, als ich das erste Mal „Wo Gwoid ned huift, huift mehr Gwoid“ als Begründung für einen Versuchsaufbau / Experimentdesign anführte.

„Schau mer amol, na seng ma’s scho.“ ist zwar eher nicht meine Geisteshaltung, aber wenn man sowas sagt, kann man wenigstens so wirken, als wäre man abgeklärt und nicht unendlich zwanghaft.

„Was wahr is, derf ma sog’n“ klingt zwar nach „Wird man doch noch sagen dürfen“, ist dank des ursprünglichen Zusammenhangs (es ging irgendwie …. Gehwege im Dorf, die man nicht bauen könne, weil sie die Strasse so verschmälern würde, dass dann im Winter, wenn auch noch Schneehaufen am Rand wären, keine zwei Mähdrescher mehr aneinander vorbeikommen würden. Was ja so nie passieren wird, weil im Winter keine Mähdrescher fahren, aber, s. Zitat) eher als Bankrotterklärung und Eingeständnis, dass man sich veragumentiert hat, zu verstehen.

„Du hast Recht und i mei Ruah.“ ist ein Spruch, bei dem ich mir ehrlich gesagt schwer tue, ihn über die Lippen zu bringen, weil es zwar eben impliziert, dass der andere alles andere als Recht hat, aber da stehe ich zu selten weit genug über den Dingen, um dem anderen auch nur scheinbar recht zu geben. Meine Ruhe habe ich halt dann auch selten.

„Aufg’stellter Mausdreck“ ist auch noch so ein Oma-Ausdruck, der mir heute wieder in den Sinn kam. (Ein Bild, das ich grossartig finde: ein objektiv gesehen winziges Köttel, das sich, um noch grösser und gefährlicher zu wirken, sich nicht querlegt, wie Mausedreck halt normal so rumliegt, sondern sich auf seine ganze imposante Länge von 1.2mm senkrecht aufrichtet.

"so a kaschperl-theater" als ausdruck des unwillens, ein thema genauso dramatisch zu sehen wie das gegenüber, kann (muss nicht, glauben sie mir, ich habs probiert und beides erlebt) die situation als comic relief entspannen und trifft den aufreger des tages wohl am besten.
Nun ja.

Sonntag, Januar 15, 2017

Serienstaffelendeblues

Gestern abend haben der Hübsche und ich die zweite Staffel "The Man in the High Castle" zu Ende geschaut.
Fazit vorab: dickste Empfehlung, auch (und gerade wenn) Sie wie ich nach der ersten Staffel etwas ratlos, indifferent bis wtf? zurückgeblieben sind. Die zweite Staffel schafft es, erstens die einzelnen Personen viel besser zu porträtieren, die Handlung bekommt deutlich mehr Hand und Fuss.

Die Bildersprache ist unglaublich, die Szenerie in Berlin, San Francisco und New York der 60er, aber jeweils unter der Herrschaft entweder Japans oder eben Nazi-Deutschlands ist so gut gemacht, dass es mir wirklich körperliches Unbehagen bereitete. (Das einzige, was ich zu monieren habe, und das wird natürlich Nichtmuttersprachlern oder denen, die die Serie synchronisiert anschauen, nicht aufstossen: man hört beim ersten Wort auf Deutsch, ob die Filmdeutschen auch im realen Leben deutsch sprechen.).

Es war ein sehr seltsames Gefühl, nach der vorletzten Folge Little Q., der durchfroren von der Pfadinachtübung zurückkam, zuzusehen, wie er sich aus den Winterklamotten schälte und dabei dann das beige Pfadfinderhemd und die rot-weisse Krawatte zu Vorschein kamen..... Immerhin so ungebügelt und kreuz und quer mit Abzeichen und Lageraufdrucken verziert, dass der militärische Anklang schnell wieder weg ist.

Little L. tat dann noch einen weisen Spruch, als ich meinte: "So, Jungs, jetzt ist Schlafenszeit, ich muss die Serie fertigschauen." Q. meinte dann: "Ja, da ist dann immer Happy End, bleib doch einfach bei uns beim Kuscheln!" Und nein, keine Sorge, ich spoilere sicher nicht, meinte ich "Du, aktuell sieht da alles gar nicht so nach Happy End aus." Und Little L., der alte Binger, meinte trocken: "Mami, du schaust doch nicht erst seit gestern Serien, oder? In der vorletzten Folge schaut es immer ganz schlecht aus, bis ca zur Hälfte der letzten Folge, dann zack, Happy End."

Er hat nicht ganz unrecht, wobei bei einer Grundprämisse "Nazideutschland und Japan haben den zweiten Weltkrieg gewonnen und die Welt unter sich aufgeteilt" eh fraglich ist, was genau ein Happy End wäre.

Samstag, Januar 14, 2017

WInterwochenende, die faule Variante

Dieses Wochenende ist eine Variante (fast) eines fast perfekten Winterwochenendes: draussen ist es klirrend kalt (das Unperfekte ist die sehr übersichtliche Schneedecke), es schneit immer wieder, drinnen ist es kuschelig warm, auf dem Herd brodelt ein grosser Topf Skifahrsuppe (und Nudelsuppe für die Kinder), der Boiler ist voll mit heissem Wasser für ausgiebige Wannenbäder, die Kindles sind beladen mit frischen Büchern für alle, wir müssen überhaupt nicht kochen, weil wir heute bei Nachbarsfreunden zum Brunch eingeladen sind (es tut so gut, zu sehen, dass sich die Kinder wunderbar verstehen, und sich mit anderen Eltern auszutauschen, mit denen man auf einer Wellenlänge liegt. Wir sind alle vier sehr froh, dass unsere Kinder zu den eher später drannen Kindern was Pubertät und Handynutzung und Drama angeht) und morgen dasselbe bei Arbeitsfreunden. Auf Netflix ist die neue Serie "Lemony Snicket: eine Reihe betrüblicher Ereignisse gestartet", die die grossartig böse Unterhaltung für die ganze Familie bietet.

Sehr, sehr praktisch so. Und raus müssen wir auch nur für eine kurze Pokerunde im Schneetreiben (und die Kinder zur Nachtübung der Pfadfinder. Das gehört wohl so. Nachtübung ist immer entweder im Schnee oder im Sturzregen).
Nächste Woche dann wieder Winterwochende mit Sport und so (Unihockey und Skifahren).

Freitag, Januar 13, 2017

Augenöffner

Schon in den letzten paar Wochen ist mir aufgefallen, dass ich beim Autofahren die Augen zusammenkneifen muss, um die Schilder rechtzeitig lesen zu können (nicht die Geschwindigkeitsbegrenzungen, das hatten wir ja auch schon mal, da war richtig Land unter, nein, die Ortstafeln), dass ich, auch wenn ich in den Meetings nie so richtig weit weg von der Leinwand oder dem Bildschirm sitze, mich echt anstrengen muss, um alles gut lesen zu können (Es lebe das Executive Summary in grosser Schrift ).
Heute habe ich spontan beim lokalen Fielmann angerufen, um rauszufinden, ob ich für einen Sehtest einen Termin bräuchte. Die zunächst etwas verwirrende Aussage war: „Im Prinzip schon, diese Woche aber nicht.“ Und weil ich nach einem Morgen konzentriertem Arbeiten am Computer und einem Nachmittag mit ähnlicher Aussicht und dem Menüplan der Kantine, der „Appenzeller Kässpätzli“ im Angebot hatte, etwas, was man nur essen sollte, wenn man kurz vor dem Verhungern ist oder sich auf den Winterschlaf vorbereitet, eh Lust auf frische Luft über Mittag hatte, bin ich spontan in die Stadt zum Sehtest gelaufen.
Der Grund für „Diese Woche kein Termin nötig“ war dann die festliche Wiedereröffnung der umgebauten Filiale mit eben kostenlosem Sehtest (und Luftballons und Charly Chaplin Double, das Regenschirme verschenkte) und einem dementsprechenden Andrang.
Nun ja. Der Sehtest an sich war dann nicht so spannend (ich habe mir für „Sie sehen also 4 Kreise?“ „Nein, 8, jeweils 2 konzentrisch“ den Klugscheisserbonus abgeholt, Sehtest ist jetzt anscheinend auch in Farbe und bunt, und ich habe für jedes Auge eine Vierteldioptrie schlechter und für die (eh schon grosse) Hornhautverkrümmung auch nochmal, also nicht viel schlechter, aber auch nicht nix, neue Gläser hole ich mir dann nächste Woche, wenn die Kostenlosaktion vorbei und weniger los ist), aber als ich da so sass und wartete, kam auf einmal ein ca 10jähriger Junge in den Wartebereich für Sehtests und Kontaktlinsenanpassung, Schultasche noch drauf, keine Eltern dabei.

Junge: „Guten Tag.“
Optikerin: „Hallo, wie kann ich Dir helfen, möchtest Du einen Sehtest machen?“
Junge: „Ja, gern.“
O.: „Warst Du schon mal bei einem Augenarzt?“
J.: „Ja.“
O: „Wann war denn das?“
J.: „So vor zwei Wochen.“
O.: „Hat der Dir ein Rezept mitgegeben?“
J.: „Nein.“
O.: „Mhm. Hat er gesagt, dass Du eine Brille brauchst?“
J.: „Nein.“
O: „Ok, also, Du brauchst keine Brille? Hast Du denn das Gefühl, dass Du schlecht siehst?“
J.: „Nein.“
O.: „Aber einen Sehtest willst Du jetzt trotzdem nochmal machen?“
J.: „Ja.“
O.: „OK, dann komm mal mit.“

Sie nahm ihn vorbei an all den Leuten, die da auf den Sehtest warteten, mit zu dem Vortestgerät (Sie kennen das sicher, das, wo man reinschaut, hinten ist ein Segelboot oder ein Ballon, es macht fft, ffft, dann kommt ein kleiner Bon raus und die Augen sind vermessen. Erstmal. Das „So besser oder so besser oder gleich?“ kommt erst danach). Sie desinfizierte das Gerät, stellte dem Kind die perfekte Höhe ein, erklärte ihm, was wie wo reinschauen.

J.: „Halt, bevor wir anfangen, eine Frage: kommt da so hui, voll helles Licht raus in meine Augen? Bin ich danach geblendet?“
O.: „Keine Sorge, es tut nicht weh, es ist nicht superhell, einfach ein buntes Bild, du musst nichts machen, ausser Schauen.“

Beruhigt setzte der Junge, immer noch in Jacke und mit Schultasche auf dem Rücken, hin und guckte in die Augenlöcher, fft, ffft, Ausdruck. Die Optikerin reichte dem Jungen den Zettel und meinte:

„Super, alles wunderbar, du brauchst wirklich keine Brille.“

Der Junge nickte ruhig, überreichte den Bon feierlich der Optikerkollegin an der Kasse, die ihn entsorgt, er bedankte sich und machte sich auf den Weg zum Lift.
Die beiden Optikerinnen und die zig Leute, die im Wartebereich, amüsiert dem Ganzen zugesehen hatten, tauschten belustigte Blicke, da dreht der Junge noch mal um.

J.: „Entschuldigung, ich habe noch eine Frage.“
O.: „Ja, bitte?“
J.: „Mein Auge, das eine, das macht manchmal so komische Sachen, das Lid wackelt dann, von ganz allein.“
O.: „Ah, so Augenzucken? Ja, das gibt’s, das habe ich auch manchmal. Das kommt manchmal, wenn man gestresst ist oder müde. Normalerweise ist das nicht schlimm.“

Der Junge nickte wieder, bedankte sich höflich und ging weiter. Fast vor dem Lift drehte er nochmal um:

J.: „Oh, Entschuldigung, ich habe noch eine Frage.“
O.: „Ja, bitte?“
J.: „Also, der eine Mann da unten, mit dem Hut, der Schali Scheppi, was macht der da?“
O.: „Du meinst den Charly Chaplin? Der ist da zur Begrüssung, weil wir doch wieder eröffnet haben. Der verschenkt ausserdem Regenschirme.“
J.: „Ah, wieso habe ich keinen bekommen?“
O.: „Ich weiss es nicht, am besten gehst Du runter und fragst ihn einfach. Der ist ein echt netter.“

Und da machte sich der Junge endgültig auf den Weg und liess ungefähr 15 Erwachsene mit einem Lächeln im Gesicht zurück. An einem hektischen, vollgestopften, stressigen Donnerstagmittag ist das ein echtes Geschenk.

Donnerstag, Januar 12, 2017

#12von12 im Januar

Nachdem ich heute morgen dank Frische Brise (das ist der beste 12. der Welt! Herzlichen Glückwunsch!) schon früh (nicht früh genug für ein erstes Kaffeefoto) dran gedacht habe, mache ich heute doch mal wieder mit. Zwischendrin sah es eng aus, weil ich vor allem Fotos von meinen Stiefeln vor verschiedenem Hintergrund gemacht hatte. Die Stiefel sind toll, keine Frage (10cm Absatz, aber bequemer als manche flachen.), aber halt auch schon nicht 12mal.
Nun denn, los geht´s!)

Morgens im Büro angekommen, der Kollege mit dem Fensterplatz ist noch nicht da, ich nutze das für ein "Schaut mal, wie schön die Stadt im Dunkeln aussieht und leider sieht man die tolle Abrissbaustelle für das neue Hochhaus gar nicht"-Bild.

Diesen Smartphone-Transportiertrick für wenn man keine Taschen hat und alle Hände voll, weil man zB auf dem Weg zum Kaffee- und Wasserholen ist, habe ich mir mal bei den Google-Damen abgeschaut, die zu Zeiten der Migration des gesamten Firmenmailsystems auf Gmail hier rumgeschwirrt sind.

Der nicht erste Kaffee des Tages. In der ziemlich unpraktischen, aber trotzdem geliebten Legotasse. Auf der ziemlich lang schon nicht mehr aktuellen Schreibtischunterlage, aber ich benutze die eh nur zum Kritzeln und Bilder anschauen, da ist das Datum egal.


 Statt Mittagspause laufe ich in die Stadt. Trotz kein Schnee mehr und Niesel und grau mag ich den Weg am Rhein entlang.


Warten auf den Sehtest. Dazu habe ich dann morgen eine coole Geschichte.


Auf dem Heimweg besorge ich Schokoküsse deluxe als Dankeschön für die Schulfreundeltern, wo die Kinder morgen zum Mittagessen einfallen dürfen, weil ich ein "Professional Women Network Leadership Kick-off-Dingens" habe. Und eine Packung für uns.

Mehr Arbeit, mehr Kaffee, immer noch die schönen Stiefel an, keine neuen Bilder, bis daheim.

Vor dem Essen noch das alltägliche Sportprogramm. Dann bin ich echtechtecht hungrig, ich hatte mittags nur einen "Veggie-Laugenbagel mit Tofu und Avocado", der ehrlich gesagt nach matschigem Nichts geschmeckt hat.

 Deswegen gibt es Nudeln, für die Kinder mit Pesto, für mich (und später den Hübschen, wenn er vom Sport kommt) mit scharfer Kürbis-Tomatensosse, in die ich noch ein paar Cranberries geworfen habe. Geht gut.

 Als Nachtisch gibt es einen Espresso und jeder bekommt einen der "Schokoküsse". Meiner ist mit weisser Schokolade mit Erdbeercrisp, gefüllt mit Schaum und in der oberen Abteilung mit Erdbeersosse. Mjamm.

 Die Kinder duschen, ich lege Wäsche zusammen. So gestapelt, dass man sie nur noch mitnehmen und in die passenden Kisten im Regal legen muss, das ist der maximale Service, den man hier bekommt.

Die Kinder duschen immer noch, ich packe die Znüniboxen für den Folgetag. Fast identisch, nur mag einer keinen Käse, der anderen kann wegen lauter Wackelzähnen nicht gescheit Apfel essen im Moment.

 Die Kinder sind mit Duschen fertig, ich habe ein Kapitel "Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang. Oder auch nicht ... " (Affiliatelink)vorgelesen, jetzt lesen sie beide noch und ich sitze mit Strickzeug, Tee und den Gilmore Girls auf dem Sofa.


Was sonst so im Bloggerland passiert ist, findet sich bei Caro.

Mittwoch, Januar 11, 2017

Danke, Internet!

Nachdem ich ja vorgestern ziemlich über die nicht so netten Leute aus dem Internet geschimpft habe (danke übrigens für Ihre zahlreichen unanonymen Kommentare. Ich freue mich sehr und war richtig gerührt!), hat heute hingegen das Internet oder vielmehr die grossartige @popela_, die ich ja in Wien endlich mal sogar in echt treffen konnte, für mein persönliches Highlight in einem unglaublich vollen, anstrengenden, langen Arbeitstag gesorgt. Und das kam so:
Ich hatte heute nachmittag mit einer Gruppe Kollegen (und meinem Chef) ein Meeting, in dem wir unter anderem eine Departmentstrategie und KPIs im Bereich D&I definieren sollten.* Wir waren also irgendwie wieder bei der leidigen Diskussion "Reicht "Frauenzählen" dafür wirklich?" (unter anderem schon auch, weil unsere Abteilung da schon ganz schön schwach aussehen würde). Wir sprachen also darüber, dass es durchaus noch anderen Faktoren neben dem Geschlecht gibt, die ein Team divers machen können. Weil wir ja ausserdem irgendwie eine Zahl an das Thema kleben müssen, überlegte ich also so hin und her und dann fiel mir ein, dass ich auf Twitter genau so etwas von eben @popela_ verlinkt gesehen hatte: den "Disney animated ladies census". Und weil ich ja keine richtige Hirn-Sprach-Schranke habe, habe ich mich auf einmal sagen hören: "Oh, I have a good idea, let me show you, what I saw on the internet this morning....it is exactly, what we are looking for." Und zack, schon schauten sich 5 promovierte Chemiker und eine ebensolche Chemikerin interessiert die erstaunliche (in manchen Bereichen, wie zB Herkunftsland und Haarfarbe) oder eben auch mangelhafte ("wears pants at least once") der Fokusgruppe "weibliche Disneycharaktere" an. Es mag jetzt zwar sein, dass ich meinen mit den Legosuperhelden gewonnenen Ruf der "Crazy Lady" zementiert habe, aber die verdutzten Gesichter und ehrlich gesagt auch das Ergebnis waren das wert. Wir werden das nämlich ganz ähnlich machen. Nicht ganz so pink und der Gesundheitsstatus der Eltern und der Beziehungsstatus am Ende des Films (oder überhaupt) unserer Gruppe ist nicht ganz so wichtig, aber Alter, Herkunft, Erfahrung, Ausbildung und so (mal sehen, ob ich "Sidekick" mit einbauen kann. Ich hätte gern einen. Non-human.) zusätzlich zum "Frauenzählen" geben dann doch ein gutes Bild.
Ich freue mich schon auf die Abschlusspräsentation dieser Aktionsgruppe, weil erstens bin ich der Teamlead und zweitens die offensichtliche Diversity in der Truppe und deswegen will/werde ich das präsentieren. MIT DISNEY-FRAUEN!


*Ich weiss, ich weiss, business slang. KPI = Key Performance Indicator = Kennzahl, D&I = Diversity & Inclusion

Dienstag, Januar 10, 2017

Vorsätze

Ich fliege übernächste woche geschäftlich nach irland. Sie erinnern sich: die unmöglichen verbindungen mit stundenlangem aufenthalt in heathrow oder überlandfahrten auf der grünen insel?
Ich war ja letzten herbst das letzte mal dort und nachdem mir damals der anschlussflug nach shannon gestrochen wurde und ich FAST SIEBEN STUNDEN im kleinen terminal 2 verbracht habe, schockt mich nichts mehr. Das heathrowsyndrom ist vermutlich eine unterart des stockholmsyndroms, aber mittlerweile ich freue mich schon auf den aufenthalt da.
Aus gründen muss ich aber einen sehr untypischen flug zurück nehmen, mit dem ich erst spät nachts zu hause ankomme, wo ich zwischendrin die fluglinie wechsle und eben nur recht kurz (also: 70 Minuten) aufenthalt in heathrow habe.
Gerade hat mich die dame von der reisezentrale angerufen und mich gewarnt,  dass das ja schon total knapp werden könnte mit umsteigen und ich müsste ja neu einchecken und überhaupt und am Ende würde ich in London festsitzen über Nacht.
Wenn mich dann jemand, der schon mal mit mir gereist ist und sich dran erinnert, wie es war, drei Stunden am Gate zu verdaddeln, weil ich drölfzig Stunden Puffer für alles eingerechnet habe, dann hätte reden hören, der hätte sehr gelacht. Ich habe mit "Ist ja alles im selben Terminal, ich kann vorher bei der Swiss online einchecken, ich kümmere mich drum, dass ich einen Platz ganz vorne krieg, ich hab eh nur Handgepäck und mal ehrlich, das ist ja über eine Stunde dazwischen" um mich geworfen, als ob ich der coolste Vielflieger und nicht die Ewigerste an jedem Gate der Welt wäre. Irgendwann hat die Reisefrau resigniert gemeint: "Naja, vielleicht hat der Flieger nach Zürich ja Verspätung, dann klappt das alles" und für mich gebucht.
Ich habe mir dann von der Kollegin, die das das letzte Mal gemacht hat, bestätigen lassen, dass das alles sehr gut geklappt hat, aber dass sie trotz gleichen Terminals doch noch mal durch die Security musste. Und jetzt bin ich wieder sehr nervös, aber nun ja. Wird schon.

Montag, Januar 09, 2017

In eigener Sache

Ich weiss, einige von Ihnen fanden bisher das Kommentieren hier schon mühsam. Ich habe heute aber beschlossen, es noch ein bisschen komplizierter zu machen und anonyme Kommentare gar nicht mehr zuzulassen. In Zukunft können Sie nur noch kommentieren, wenn Sie sich mit einem der angegebenen Accounts einloggen. Ich bin mir fast sicher, Sie haben alle mindestens einen davon und wenn nicht, ist zB ein Google Account schnell angelegt. Wenn Sie das nicht wollen, dann verstehe ich das auch, aber damit muss ich dann halt leben.
Ich habe, das haben Sie sich sicher schon gedacht, gute Gründe für diesen Schritt. Wie Sie vielleicht wissen, gibt es hier immer wieder unangenehme Personen (oder es ist nur eine? Keine Ahnung), die wirklich bösartige Kommentare loslassen. Eine Zusammenstellung habe ich seinerzeit hier und hier einmal gezeigt... seitdem ging es munter weiter. Je nach Tagesform finde ich solche Kommentare verletzend, nervig oder fast schon skurril lustig, weil ich mir vorstelle, was für ein armes Würstchen man sein muss, um so etwas von sich zu geben. Eine Zeitlang habe ich diese Kommentare gelöscht, dann habe ich sie im Spamfolder gesammelt, in letzter Zeit habe ich sie ab und an freigeschaltet und bissig beantwortet oder auf Twitter drüber gelästert, was dann zu noch viel mehr (vor allem nett gemeinten) Kommentaren über Kommentare gesorgt hat, was dem Ganzen dann einen viel grösseren Stellenwert gab, als es eigentlich verdient hätte.

Was besonders perfide an der ganzen Sache ist, ist nicht der Inhalt (das ist ja jetzt auch echt langsam ausgelutscht: meine Kinder sind doof, schlecht erzogen, hässlich, ich auch, mein Mann eh, wir sind entweder faule und betrügerische Angestellte oder aber schlechte Eltern, die nie für ihre Kinder da sind und wir geben unglaublich mit all unseren Reichtümern an. Gähn.), das ist so schlecht, das trifft mich gar nicht (Kommentare über die Kinder treffen mich stellvertretend. Nicht weil ich irgendwie auch nur einen Hauch davon ernst nehmen würde oder weil die Kinder dadurch verletzt würden, die schalte ich eh NIE frei, sondern weil mir dadurch bewusst wird, dass es Leute gibt, deren Hass und Giftspritzerei nicht mal vor Kindern, die sie nur aus liebevollen, lustigen Erzählungen und von schönen Fotos "kennen", halt macht.). Ich finde besonders perfide, dass ich in dem Bestreben, diesen Trollen bloss nichts durchgehen zu lassen, jeden einzelnen Kommentar mit einem Grundmisstrauen lese. Es gibt nämlich verschiedene Kategorien dieser üblen Kommentare:

  • Es gibt die offen bösen. "Du bist hässlich und doof."
  • Es gibt die scheinfreundlichen mit mehr oder minder offensichtlichem Haken "Du bist so hübsch und klug, schade, dass Du Dir Deine grossartigen Chancen im Leben durch die zwei doofen Kinder verbaut hast."
  • Es gibt die, die ich (und ich weiss nicht, ob das jetzt total paranoid ist) als von den Trollen ausgelegte Klebefallen ansehe. Das sind auch immer anonyme Kommentare, die total unkritisch und unmotiviert in übertriebendste Lobeshymnen ausbrechen. Wie zum Beispiel auf einen Dreizeiler zum Thema "Super, es schneit": "Ich liebe Deine Art, Du inspirierst mich, ich wäre auch gerne so wie Du, Du bist echt mein Lebensvorbild". Diese Kommentare spielen dann gerne noch damit, dass man die Realnamen der Kinder oder unseren Wohnort kennt. (jajajaja, ich weiss, alles kein unlösbares Rätsel, das müssen Sie mir nicht wieder in den Kommentaren erklären, dass man das sehr wohl alles rausfinden kann, weiss ich selber, ist okay, aber ich möchte es nicht.)
Was ich am allerwenigsten mag, ist, was das mit mir macht. Ich kann (anonyme) Kommentare, so nett sie auch klingen mögen, nicht mehr geniessen, mein Vertrauen ist einfach weg. Und ich mag dieses misstrauische Ich nicht, ich mag es nicht, hinter allem einen Haken und Bösartigkeit zu vermuten. Ich weiss, auch ein erzwungenes Einloggen verhindert Bösartigkeit nicht. Ich hoffe aber, dass es den Bösen unter Ihnen zu doof ist, Fake-Accounts anzulegen, und dem Riesenanteil an netten Menschen unter Ihnen die Mühe wert. (Wenn es viel zu umständlich ist, gibt es immer noch Twitter oder mein Mailkonto.)

Danke für Ihr Verständnis!