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Samstag, Juni 22, 2024

220624

Was für ein grossartiger Abend das gestern war! Das Wetter war wie angekündigt, es gab den einen oder anderen heftigen Gewitterguss, aber es gab Unterstellplätze, die für alle nicht mehr so ganz reaktionsschnellen Feiergäste leuchtend grün angestrahlt wurden. Alle hatten sich an den Dresscode "Sonnenbrille und Regenschutz" gehalten und kamen in Turnschuhen etc. Ich habe mit aktuellen, alten und ganz alten Kollegen gefeiert, neue kennengelernt, zB festgestellt, dass meine Spindnachbarin im Keller mit meiner Squadkollegin studiert hat, meine alten Betriebskollegen haben mich nicht weiterziehen lassen, bevor wir zusammen ein Bier getrunken haben und ich felsenfest versprochen hatte, noch diesen Sommer im Betrieb vorbeizukommen, um mir anzuschauen, was alles geändert wurde (meine Qualitykolleginnen bekamen ein bisschen grosse Augen, als ich von der Truppe Bandido-Lookalikes vereinnahmt wurde. Ich selber war auch etwas überrascht, weil im Betrieb tragen natürlich alle blaugraue Arbeitskleidung ohne Totenköpfe udn Schmuck ist nicht erlaubt, egal ob Totenköpfe oder nicht, aber beim Sommerfest ist das alles erlaubt, holla!).

Irgendwann nahm mich eine uralte Freundin seit unseren ersten Tagen in der Schweiz mit auf die Tanzfläche, die nach dem Regen statt eines Mosh-Pits einen Matsch-Pit (also wirklich einen ca 30cm tiefen See in der Mitte) hatte, der Rest stand nur so etwa 5cm unter Wasser. Die Musik war ... egal, laut, die Leute alle (!) guter Dinge und fröhlich und ich habe so viel und lang getanzt, wie lange nicht mehr. Nicht ganz so selbstvergessen wie die, die barfuss im See getanzt haben, aber immerhin halt mit Schlamm bis zu den Knien und Wasser in den Turnschuhen.

Sehr süss: als ich dem Hübschen schrieb, ich käme jetzt dann heim, kam er mir auf dem insgesamt etwa 400m langen Heimweig entgegen (mit Jonny im Schlepptau).

Heute morgen war ich erstaunlich erschlagen, nicht so sehr wegen des Alkohols (war nicht so viel, ich hatte den Zeitpunkt, als die Cocktailbar öffnete, verpasst), sondern wegen halt stundenlangem sich schreiend über die Musik verständigen und wild abzappeln. Man ist halt nicht mehr 20.

In der Zwischenzeit waren daheim alle aus den verschiedensten HImmelsrichtungen wieder eingetroffen: 

L. hatte die neue Schule gefunden, hatte irgendwie auch wieder heimgefunden (und bald wird er sich in Basel blind auskennen und drüber lachen, dass er Wettstein- und Barfüsserplatz verwechselt hat), die neue Klasse und die neuen Lehrer sehen alle "sozial" aus (das scheint gut), das wird alles gut.

Q. ist auch wieder da, Sportwoche war grossartig. Leider hat es just an dem Tag, an dem sie Mehrseillängentouren klettern wollten, gewittert und das ist ausgefallen. Sehr stolz bin ich übrigens auf den kühlen Kopf, den er (pfadigeschult) beim Unfall eines Kollegen bewahrt hat, den er dann auch ins Krankenhaus begleitet hat. Ich finde das so schön, dass diese coolen grossen Jungs sehr gut wissen, dass man in so einem Zustand froh um ein vertrautes Gesicht ist, auf das man sich verlassen kann, so wie er damals froh war, dass ich die ganze Nacht mit ihm in der Notaufnahme war mit dem gebrochenen Bein, wie L. froh war, dass er ihn in die Notaufnahme begleitet hat, das ist echt sehr gut. (Dem Kollegen geht es gut, nur Schürfungen und Prellungen. Aber man weiss es halt nie.)

Heimweg dann übrigens wieder ein Lehrstück in Swissness: sie waren ja in einem Sportcamp im Tessin, das gegen Schuljahresende rappelvoll von Kindern aller Altersklassen ist, die dann ALLE Freitag mittag nach Hause fahren. Wie es sich in der Schweiz gehört, natürlich mit dem Zug. Und weil man Horden von dreckigen, lauten, übermüdeten, augedrehten Kindern nicht in den Feierabendberufsverkehr schickt, gibt es dafür natürlich einen Sonderzug, der genau in den Orten hält, an dem dann die Regionalbahnen in die verschiedenen Wohnorte erreicht werden. Für Q.s Klasse wäre das Dietikon gewesen. Recht bald war klar, dass aufgrund welcher Verspätung auch immer (Sonderzüge haben nicht unbedingt Priorität, sondern eben der Standardverkehr) dieser Anschluss nicht klappen würde. Ihr Begleitlehrer hat aus dem Zug beim entsprechenden SBB-Koordinator angerufen, der dafür gesorgt hat, dass der Zug anders fährt und den entsprechenden Interregio ein bisschen später und näher an daheim "abfängt", so dass alle trotzdem noch wie vereinbart nach Hause kommen, ohne eben in Zürich am Hauptbahnhof im grössten Gedränge zu landen und ohne Reservierung in einem Pendlerzug fahren zu müssen. Wie cool ist das?

Der Hübsche ist im strömenden Regen tapfer seine 6km gelaufen, und so hatten wir alle gestern echt viel erlebt. 

Heute morgen läutete der Wecker um acht, weil, wie könnte es anders sein, das Pfadihaus rief :-), zumindest nach Q.. L. trifft sich mit seiner Theatertruppe am Nachmittag und der Hübsche und ich beschlossen, ganz verrückt einfach so nach Basel bummeln gehen. Die Katzen hüten das Haus, bei dem Reisfeldwetter draussen möchten sie da eher nicht sein.

In Basel holten wir uns erstmal eine Stärkung beim ultragehypten im Mai neu eröffneten ersten Cinnamood der Schweiz. Nicht besonders unerwartet sind das halt ultraklebrige, industriell vorgefertigte, ultrasüsse "Zimt"schnecken, also alles in allem total overrated, aber auch nicht wirklich schlecht. Halt wie alle solche Standardfranchise-Sachen. Aber: was ein Hype ist, wird natürlich getestet und so haben wir "Oreo", "Strawberry", "Salted Caramel" und "Cookie Dough Chocolate Chip" mitgenommen (zwei für die Kinder, zwei für uns).



Dann: shoppen für L.s Mottowoche, wir haben verschiedene Accessories für "Mafia" und "Overdressed" besorgt, unter anderem Anklebeschnurrbärte (L. meinte: "Ah ja, rasieren muss ich mich auch noch.").



Ich stöberte bei Lush, der Hübsche suchte und fand eine Sonnenbrille (auch wenn es eher trüb und grau und nass war), und am Ende unseres Bummels machte sich mein gesundheitliches Zipperlein, das mich die letzten paar Tage ultra nervt und, um das loszuwerden, ich ein paar Tage echt ruhig v.a. liegen sollte, aber mei, keiner hat Zeit für sowas (Tanzen und Bummeln hat nicht geholfen, die 6h Videodreh am Montag werden auch nicht helfen. Maaaaaaaaann!). Dementsprechend sind wir ein gutes Stück mit der Tram zurückgefahren, haben im Asialaden noch Gyozas aufgefüllt und dann ging es auch schon heim.

Wir waren früher daheim als beide Kinder, die Ermahnungen wegen vergessener Schlüssel hätten wir uns auch sparen können :-).

Alle Einkäufe wurden wohlwollend betrachtet, dann total pädagogisch wertvoll erstmal "Zimt"schnecken gegessen, bevor ich mich an die Müllsuppe aka Frühlingsminestrone für heute machte.

Und nachdem heute abend endlich mal wieder alle da sind, werden Serien nachgeschaut: "Dark Matter", "House of the Dragons" und "The Boys"

Hach.


 Wunschlistenfragen:

Was genau hat Donald Trump mit Ihren Reiseplänen zu tun?

Naja, das ist recht einfach: wir haben uns schon bei unserem letzten Kalifornientrip 2016 geschworen, dass wir, falls (das war ja noch unvorstellbar damals...) Donald Trump die Wahl gewinnt, nicht wie bisher 4 Jahe später wiederkommen würden. In den 4 Bidenjahren seither hat es dann auch nicht geklappt,weil Corona, weil Kinderjamboree, weil Auslandslager. Und jetzt stehen wir wieder an der selben Stelle wie 2016. Für mich geht es einfach nicht, in einem Land Urlaub zu machen, in dem das politische System meiner demokratischen Grundhaltung zuwiderläuft. Man mag jetzt sagen: Trump ist ja nicht das System und wenn dann wäre er demokratisch gewählt, aber wir haben alle seine gesamte letzte Amtszeit gesehen, dass er auf Demokratie und Grundrechte scheisst. Das war ja nicht erst der Sturm aufs Kapitol, das waren der "muslim ban", die Einreisekontrollen, in denen man wahllos stundenlang verhört wurde und seine gesamten Handydaten, Socialmedia etc offenlegen musste, etc., etc. Ich habe jetzt nicht per se Angst um uns als optische Normnordwesteuropäer mit Pässen und Namen und Reiserouten, die keinerlei red flags triggern sollten, mir geht es ums Prinzip.

1 Kommentar:

  1. Zur Wunschlistenfrage: Aus dem gleichen Grund sind wir noch schnell letzten Herbst in New York City gewesen und ich fürchte, es wird sehr lange dauern, bis wir wieder hinfahren. Reiseausschluss auch hier - Krieg und Diktaturen.

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