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Sonntag, Oktober 29, 2023

291023 Sonntag

 Das Käsefondue von gestern abend lag wie erwartet schwer im Magen (Note to myself: die "Maxipackung" 900g Käse ist genug für uns alle, 800g täten es vermutlich auch. Wir brauchen aber mindestens 2 Brote. Und man muss immer länger rühren, als der Hübsche glaubt :-) und 900g sind grenzwertig vom Füllstand.), ich hatte extrem anstrengende und lebendige Träume. Alpträume, aber nicht von der Horrorart, sondern "man kommt nicht richtig vorwärts, es ist nicht klar, ob das Ziel das richtige ist, die Zeit ist knapp, niemand hat ein ordentliches Summary gemacht und das unterwegs regeln ist sehr mühsam, weil das Format andauernd zerschossen wird." Als funny sidenote (ich nehme an, das hängt mit den Erzählungen des Kollegen und meiner Schwester von den jeweiligen Reisen nach Namibia und Uganda zusammen), ein Babyelefant mit einem verletzten Nagelbett, der deshalb an der Hand auf den Hinterbeinen geführt werden musste (wtf?!).

Anyhow: sehr schöne Überraschung, dass es dann beim Aufwachen nach Winterzeit erst viertel vor acht war.

Trotzdem gegen Sportründchen und ausgiebiges Bacheln mit Kaffee entschieden.

Auf Mastodon gelesen, dass Matthew Perry tot aufgefunden wurde. Ich habe "Friends" geliebt, Chandler (und noch mehr Monica) waren meine Lieblingscharaktere. Ich habe zwar Matthew Perry's (Auto?)Biographie noch nicht gelesen, aber dass sein Leben nicht so war, wie man es aufgrund von "Friends" gedacht hätte, das wusste ich. Sein Tod macht mich tatsächlich sehr traurig.

Wir frühstücken dann alle gemeinsam (ich habe gestern abend noch einen Butterzopf gebacken, er ist nicht so gut aufgegangen, wie ich das gerne gehabt hätte, aber naja, dann ist das halt so), es ist noch erfreulich früh und wir schauen danach noch eine "Morgenfolge" "For all mankind", bevor sich die Kinder ans Lernen (Französischvortrag und Geographietest) machen und der Hübsche und ich von uns hin räumen.

Ich möchte am Wochenende eigentlich noch eine Pilzrunde einlegen, nachdem ich vor ein paar Wochen zu früh war, aber jetzt nach all dem Regen und bei den gerade richtigen Temperaturen, sollte eigentlich was gehen. Aktuell regnet es aber, da habe nicht mal ich richtig viel Lust.

Später dann: erst ein bisschen enttäuscht, weil auf den Pätzen, wo ich letztes Jahr Unmengen Hexenröhrlinge und Rotfussröhrlinge gefunden habe, ausser Knollenblätterpiilzen gar nichts mehr zu finden ist. Auch die Lärchenröhrlinge kommen dieses Jahr gar nicht.

Aber: dafür zwei wunderschöne (und einige alte, die ich stehengelassen habe) Parasole und jede Menge Schopftintlinge (in verschiedenen Stadien der Auflösung, aber die hier sollten noch gut sein) gefunden. Reicht für Amuse Geule auf Röstbrot.


Aber: ich schulde der Kaltmamsell noch eine Antwort auf die Frage:

Wie hat sich der Altgriechisch-Unterricht auf dein späteres Leben ausgewirkt - auf dein Denken, deine Weltsicht, dein Argumentieren, dein Herangehen an Themen? Was mochtest du besonders gern? Was gar nicht?

Meine unmittelbare Antwort wäre gewesen: es war halt einfach ganz banal praktisch, das griechische Alphabet einfach zu können, das ist allein in Mathe und Physik sehr hilfreich. Ausserdem: all die Fremdwörter, deren Bedeutung man sich herleiten kann! Mein erster Job, zu dem "Oh, Sie haben Altgriechisch-Abitur gemacht? Das sieht man ja sehr selten heutzutage! Ich habe das auch, erzählen Sie mal, wie ist das heutzutage?" signifikant beigetragen hat.

Das hat natürlich nix mit Weltsicht und Denken zu tun, eher mit praktischem Nutzen, der aber nicht zu unterschätzen ist.

Beim weiter drüber nachdenken, denke ich, dass ein Aspekt sicher war: Teil einer kleinen Aussenseitercommunity zu sein. Und, sind wir mal ehrlich, auch wenn uns von der Lehrerschaft (ich meine: die Schule war/ist unglaublich stilz darauf, eine neusprachlich-HUMANISTISCHE Schule zu sein, auch wenn pro Jahrgang ungefähr 10%, wenn überhaupt, Altgriechisch statt Französisch wählen.) eingetrichtert wurde, dass wir die Elite wären, dass wir es besser gemacht hätten als all die, die "weil man das halt brauchen kann" Französisch genommen haben, Französsich kann man immer noch später lernen (naja, ich habe es insgesamt 2, 3x probiert und kann es nicht. Das kann aber natürlich auch an mir liegen), dass wir die Fackelträger der Kultur etc wären....., in Tat und Wahrheit (ich habe diesen Ausdruck noch nie ausserhalb der Schwez gehört und finde ihn so schön, dass ich ihn jetzt öfter verwenden möchte) waren wir halt schon die Gruppe der uncoolen Nerds. Also: nicht die Nerds, die dann in jeden Highschoolfilm irgendwie doch supercool sind und die Schule und die Coolen retten, sondern halt schon einfach nur richtig, richtig, richtig uncool. Als wir unsere Studienfahrt Ende der 12 Klasse nach Griechenland machten, waren wir auch noch stolz darauf, dass jedeR von uns zu einem der Ziele einen Vortrag für vor Ort vorbereiten musste und dann eben vortragen, während der Rest der Klasse in der Sonne/dem Schatten/am Strand lag oder in der Taverne abhing. (Sorry für alle, die in Delphi warten mussten, bis sie sich das Orakel anschauen konnten, bis ich mit meinem ausführlichen Referat fertig war, das ist aber halt auch spannend. Ich fand das wirklich spannend und toll und es ist eine schöne Erinnerung, dass es auch ausserhalb des Mainstreams schön sein kann.

Ich tue mir tatsächlich schwer, abzuschätzen, wie es mein Denken beeinflusst hat, weil: ich denke halt, wie ich denke und da kann ich nicht wirklich auseinandersortieren, was welchen Einfluss auf welchen Aspekt hatte.

Was mir spontan einfällt: ich fand die Sprache viel weniger mathematisch als Latein. Also: in den Grundzügen schon, aber es gibt (fand ich) viel mehr Ausnahmen und Spezialfälle, einfach weil halt. All die grossartigen Wörter wie "rotweindunkle See" und was auch immer man einfach nur beim Aufschlagen des grossen grünen Wörterbuchs findet.

Ich fand es sehr interessant, die Heldensagen (Ilias, Odyssee etc), die Philosophen, die ich entweder als Kind in Nacherzählungen gelesen hatte, oder deren Interpretation im Religionsunterricht gehasst habe, im Original zu lesen und festzustellen: da wurde ja gaaaaaaaanz schön viel dazuerfunden respektive das, was die Religionslehrer behaupten, steht in dem blöden Höhlengleichnis überhaupt nicht drin.

(Ich lese gerade die Wolfgang Herrndorf-Biographie und es scheint tatsächlich Menschen zu geben, die sich freiwillig über philosophische Themen miteinander unterhalten und diskutieren und nicht 150 Jahre alt sind, das ist mir sehr, sehr fremd, daran hat auch der Altgriechisch-Unterricht nix geändert).

Was ich grossartig fand und finde: was man damals schon kannte und wusste und konnte. Gebäude, Architektur, Kultur, die griechischen Götter, die so unglaublich herrlich menschlich sind, die Wissenschaft! (Als Beispiel: ich hatte ja als zweiten Leistungskurs Physik und dann ein fachübergreifendes Referat über "Atomtheorie von Demokrit bis Niels Bohr" gehalten, das war schon sehr toll und spannend. Dass man damals schon auf die Theorie eines "kleinsten Teilchens, das unteilbar ist" kam und damit Stoffeigenschaften erklärte? Bitterer Geschmack wird durch zackige Atome hervorgerufen zB? Das finde ich faszinierend!

Es ist macht auch bescheiden, wenn man sieht, welch eine grossartige Gesellschaft und Kultur da existiert hat und halt einfach untergegangen ist, trotz aller vermeintlichen Überlegenheit.

Was mir gar nicht gefallen hat? Im Nachhinein vermutlich der Teil mit "Ihr seid besser als die anderen", weil: das stimmt so halt einfach nicht. Und Runterschauen auf andere schweisst ein Team zwar zusammen, aber das ist kein nachhaltiges Zusammenschweissen und kein sehr schönes.

Und: ich finde die griechischen Philosophen highly overrated :-). Alle Philosophen ehrlich gesagt.

(Ich bin übrigens heute auch nicht mehr der Meinung, dass alle Kinder als erstes Latein und später unbedingt Altgriechisch lernen sollten, weil man nur so logisch denken und Grammatik lernt. Sprachenlernen funktioniert heutzutage ganz anders, und das funktioniert grossartig, wenn ich mir die Englischkenntnisse meiner Kinder anschaue. Französisch: weiss nicht :-). Auf einmal dann mit "und dann musst du den Wortstamm nehmen und blablabla, ganz einfach, doer?" zu kommen, das ist sehr schwierig. Ich habe da kleine Lösung dafür, fände es auch sehr schade, wenn Latein und Altgriechisch total in der Versenkung verschwänden, aber naja,. Tempora mutantur et nos mutamur in illis.)



2 Kommentare:

  1. Danke dafür - unsere wahrscheinlich Wunschschule ab der 5. hat Altgriechisch für alle, und das ist mit suspekt. Mir, die sogar nie Latein hatte ;)
    Dafür habe ich eine große Französischliebe…
    Ich bin mal gespannt.

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