Datenschutzerklärung und Amazonpartnerlinks

Sonntag, Mai 24, 2020

240520: "Ein Plan ist eine Liste ....

... von Dingen, die nicht passieren". Das ist das Zitat (aus "The Way of the Gun"), das der Hübsche sehr weise seiner Doktorarbeit vorangestellt hat.
Ganz so dramatisch würde ich jetzt nicht formulieren, aber ich hatte mir das heute anders vorgestellt.
Angefangen damit, dass ich all das gestern machen wollte, weil dann hätten wir den Sonntag gehabt, um uns auf Schule und Arbeit einzugrooven, aber gestern hat es geschüttet und naja, da sind Kletterpark und Wasserfall nun keine gute Idee (Die Kinder hätten letzteres das nicht wirklich schlimm gefunden, weil "Im Urlaub haben wir Wasserfälle bei jedem Wetter angeschaut!"

Also. Wir haben uns also vorgestern abend für den Kletterpark vorangemeldet, haben gestern Klamotten und Handschuhe bereit gelegt, Kühlakkus für die Kühlboxen eingefroren, Snacks geschnitten, Reisesemmelteig angesetzt, Wecker gestellt und sind heute morgen dann pünktlich um neun aus dem Haus gekommen.

Die Fahrt war ... super, der Hübsche hat das selbstfahrenden Auto genossen, die Kinder haben geswitcht/netflixt, ich habe gelesen, der Parkplatz war noch total leer, das Wetter toll, der Wasserfall.... joah, schon ok. (ja, sorry, wir sind verwöhnt, wir haben Hawaii, Island, Norwegen, Kanada wasserfalltechnisch  durchgespielt, und vielleicht verspiele ich damit meine potentielle Einbürgerung irgendwann, aber der Rheinfall ... joah, ist maximal nett. Und dafür kann er gar nix, er hat den unglaublichen Standortnachteil, dass er praktisch in unserem backyard ist, dass aussendrumm deutsch/schweizer pittoreske Städtchen sind und halt ausser Corona nix richtig spezielles. Aber: wir haben ihn jetzt abgehakt auf unserer Wasserfallliste.)

Der Kletterpark war: grosses Kino! L. war erst ein wenig sparsam, weil er vom Hübschen die Höhenangst geerbt hat (oder halt von ganz allein hat, aber halt hat), aber wir haben das super gemeinsam gemeistert. Der Hübsche (trotz Höhenangst) hat mit Q. die megakrassen Parcours gemacht, ich habe mich (ohne Höhenangst) mit L. an die gemütlicheren gehalten (tot wäre man bei allen, wenn etwas schiefgehen würde), es hat echt Spass gemacht! (Ich hoffe sehr, dass der erste Seilpark, den ich je besucht habe, mittlerweile sein Konzept auch so umgestellt hat, dass man sich rein technisch nicht mehr mit beiden Karabinern gleichzeitig aushängen kann, das haben die Kinder damals nämlich reihenweise gemacht und es ist ein Wunder, dass da noch keiner geflogen ist.). Was mir übrigens auf der Stirn zu stehen scheint, wie damals auch schon: "Ich kümmere mich gern um ihre Kinder, laufen Sie einfach los, machen Sie was anderes, trinken Sie Kaffee, lassen Sie Ihr heulendes Kind einfach am Baum hängen, ich regel das!" Das ist zwar falsch, also der Teil mit "gern", aber ich kann halt schon nicht an einem heulenden, panischen, baumelnden Kind vorbeiklettern.....
Natürlich kamen der Hübsche und Q. gerade dann von ihren dramatischen, spektakulären Touren zurück, als ich wie der Aff am Stangerl an selbigem hing und das mit dme Balancieren total verkackt habe und mehr oder weniger am Hintern zur nächsten Station rutschen musste.... egal.
Es hat allen Spass gemacht, Q. war sehr traurig, dass wir nach drei Stunden gehen mussten (er ist noch ganz allein die 15 (?) m zum BananaJump raufgeklettert und ... hat dann doch die Muffen bekommen und ist wieder zurückgeklettert. Ich bin stolz auf uns alle: erstens auf ihn, dass er sich das zutraut und problemlos hochkam, dann dass er merkt, dass es von unten viel weniger dramatisch (und immer moch mehr als überdramatisch für meine Verhältnisse) aussah als von oben, und dann eben, obwohl von unten die ganze Family und alle anderen Kletterer zuschauen, lieber den viel komplizierteren Rückweg antritt, als eben zu springen, obwohl er sich nicht wohl fühlt. Und schon auch auf uns Eltern, dass wir ihm das zutrauen. Beides.)













Mit leichten Blessuren und wackligen Knien haben wir die Picknickkühlbox aus dem Auto geholt, ans Rheinufer geschleppt und das war dann ganz schön: erstens lecker, zweitens schön, drittens hatte man zumindest das Gefühl, dass sich die meisten Leute bemühen, Abstand zu halten (wenn das perfekte Selfiemotiv lockt, ist das natürlich schnell vergessen).







Was mir leider den Tag versaut hat, ist der Abschluss: ich war mit dem Parkticket unterwegs zum Kassenautomaten und davor stand eine 5köpfige Familie (alte Eltern, erwachsene Kinder mit eigenen Babies) so verteilt, wartend auf weissnichtwas, dass ich auf dem Hinweg schon Schlangen laufen musste in ca 50cm Abstand, um zum Automat zu kommen. Ich habe nichts gesagt, die Augenbrauen hochgezogen und mein Ticket bezahlt. Als ich mich umdrehte, standen sie noch verteilter, so dass ich sie wirklich nahezu berührt hätte beim Zurückweg. Man muss vielleicht dazu sagen: das war ein riesengrosser Parkplatz, es standen zwar jede Menge Autos da, aber praktisch keine Leute.  Es gab einfach keinen Grund, auch ohne Corona, den einzigen Weg vom Parkautomat an den Toilettentüren vorbei im Abstand von <1m zu besetzen (ganz abgesehen davon, dass ich mir Milliarden bessere Warteplätze als die offene Tür eines öffentlichen WCs vorstellen könnte....). Ich drehte mich also mit meinem bezahlten Ticket um, schaute sie an, hob betont hilflos die Achseln und Augenbrauen und bog nach einer kurzen Wartepause kopfschüttelnd zum Händewaschen in den Waschraum ab. Draussen ging das Geläster los "Warum so dumm rumstehen?" "Einfach laufen, nicht so anstellen" und als ich rauskam, wurde direkt auf mich losgekeift. Ich versuchte, leider nicht besonders redegewandt, sondern vor allem wütend, meinen Standpunkt klarzumachen, dass es doch nicht so schwer wäre, sich, verdammte Axt, so hinzustellen, dass man mit Abstand vorbeikäme, aber die alte Frau keifte in einer Tour: "Einfach weitergehen, einfach weitergehen, einfach weitergehen, gehen Sie weiter, gehen Sie weiter, gehen Sie weiter!", ihre Tochter giftete "Wenn Sie so Angst haben, sperren Sie sich doch daheim ein!", der dicke alte Mann mit seiner Zigarette hob auch an, und ich war so wütend, weil mir nichts schlagfertiges einfiel, und alles, einfach nur alles so extrem hilflos wirkte. Und so sagte ich: "Ich habe keine Lust, mich daheim einzusperren, bloss weil Sie so ignorant und egoistisch sind und jetzt unbedingt vor dieser Scheissklotür stehen müssen, als ob das irgendwie der beste Platz der Welt wäre", was aber keiner gehört hat, weil sie ja "GEHEN SIE WEITER! GEHEN SIE WEITER!" keiften, ohne sich von dem stinkigen Platz wegzubewegen, es war eine sehr skurrile Situation. In einer anderen Welt hätte ich irgendeinen coolen Spruch gehabt, einen krassen Hustenanfall simuliert, oder ach ich weiss doch auch nicht, so hatte ich das Gefühl, verloren zu haben, UND ZU NAH AN DIESEN DEPPEN vorbei gelaufen zu sein, und musste die ersten halbe Stunde Heimfahrt erst mal heisse Wuttränen heulen. So viel zu, Thema Nervenstärke. Und Abstraktionsvermögen, weil natürlich rechne ich das alles den blöden Rheinfällen an, in keinem Urlaub ist mir sowas bisher passiert!

Bis daheim hatte ich mich dann halbwegs beruhigt, leider war es dann schon fünf, Jonny war den ganzen Tag unterwegs gewesen ohne einen Checkin zu Hause, liess sich auch nicht direkt finden, L. hat am Dienstag Englisch-Test und die unregelmässigen Verben sitzen ..... arg locker, naja, es war alles ein wenig doof, vor allem, dass das extrem verlängerte Wochenende praktisch schon wieder rum war.

Jetzt, nach dem Essen, Jonny heil daheim (Sansa auch), ein, zwei Extrarunden Verben und grosser Rührung, weil uns die Nachbarn, für die wir die letzte Zeit eingekauft haben, einen Kuchen und ein Riesendankeschön vorbeigebracht habe, und überhaupt, sieht alles anders aus und die Welt ist wieder ein bisschen in Ordnung, aber das Wochenende is noch mehr fast vorbei. Und die Rheinfälle bleiben so mittel. Das haben sie jetzt davon!

Gegessen:
Semmel mit Erdbeermarmelade
Picknick (Semmeln, Gemüse, Hummus, Milchschnitte, Aprikosen)
Pasta mit scharfer Mangososse (joah, okay, aber einmal reicht)

Gelesen:
Das neueste Buch von Camilla Läckberg aus, das war aber so belanglos, dass ich mir nicht mal den Titel gemerkt habe.
"Laufen" von Isabel Bogdan. Das ist mal ..... eine ganz andere Hausnummer als "Der Pfau" und vermutlich hat auch das Buch zu meiner mittleren Grosswetterlage beigetragen, und zwar nicht, weil es schlecht ist, sondern im Gegenteil: es erwischt mit an eine ganz schwachen Punkt, alles was mit Depressionen und Suizid zu tun hat, ist .... schwierig für mich, besonders, wenn es so grossartig geschrieben ist.

Stressleveldurchschnitt gestern: 17
Selbstbweihräucherung: erst im Auto geheult. Und auch nicht "Ich hoffe, Ihr steckt Euch an, ihr Blödis" gesagt.