Früher, wenn ich etwas neues startete (Kindergarten, Schule, neue Klasse oder so), war ich danach so erschöpft vor Freude und Aufregung, dass ich mittags ins Bett bin und geschlafen habe (und das, obwohl ich Mittagsschlaf / Tagschlaf in all meiner bewussten Erinnerung gehasst habe wie die Pest). Heute geht das ja nicht mehr, und so wäre ich nach dem frühnachmittäglichen Heimradeln aus dem neuen Büro bereit für Tiefschlaf gewesen, stattdessen folgten ohne Witz 4.5 Stunden Back To Back Meetings OHNE PAUSE, und zwar solche, die die ganze Zeit totale Aufmerksamkeit und Beteiligung fordern. Dementsprechend wäre mir gerade eben fast der Kopf in den Flammkuchen gekippt, den L. und der Hübsche während des letzten Meetings vorbereitet haben.
Aber der Reihe nach: heute war ja für mich offiziell erster Turmbürotag. Ich will ja weiterhin mit dem Rad hinfahren, deshalb habe ich daheim am Frühstückstisch gewartet, bis es hell war und bin dann warm eingepackt losgeradelt. Die Krabbenhandschuhe des Hübschen zusammen mit den Goretex-Bike-Handschuhen drunter sind schon mal super, der Rest der Ausstattung auch, allerdings war es heute auch nicht soooo kalt (beim Heimradeln mittags habe ich sogar auf den über die Ohren gezogenen Buff verzichtet. Und den Rest des Tages knallrote Löffel gehabt.)
Die Radstrecke zum neuen Büro ist nicht nur viel schöner zu fahren, sondern auch zwei km kürzer UND schneller zu radeln, weil es eben nicht die letzten 4km durch die Stadt mit Ampeln und Fussgängerwegen und Trams und Tralalala geht, sondern halt einfach mehr oder weniger 12.5km grade aus (ich seh den Büroturm ja beim Losfahren schon) durch die Felder, ganz am Schluss den gefährlichen Laternenpfahl weiträumig umfahren, nicht im Drehtor steckenbleiben, einparken, fertig. Ich finde es trotzdem immer noch faszinieren, dass ich auf dem Weg 2x die EU-Aussengrenze überquere....
Im Turm angekommen brummte dort schon die Luft (kein Wunder, es war ja schon viertel vor neun, da ist auf einem Produktionsstandort der Tag fast halb rum :-)), auch auf unserem Stockwerk wuselte es richtig. Ich habe festgestellt, es gibt nicht nur viel weniger Kaffeemaschinen, sondern auch weniger Toiletten. Im alten Bau war es die Ausnahme, wenn eine zweite Frau zeitgleich im Waschraum war, heute habe ich jedesmal mindestens 3 getroffen. Das war auch auf dem alten Stockwerk im Turm anders, aber erstens ist das Stockwerk jetzt weiter unten, d.h. viel grösser, die neue Belegungsart könnte auch dafür sorgen, dass noch mehr Leute dort sind und dann ist der Frauenanteil in der Quality-Abteilung halt deutlich höher als in der chemischen Produktion :-).
Meine Umzugskiste war schnell gefunden, meine KollegInnen auch, die hatten auch schon meine zwei Schränkchen lokalisiert und binnen ungefähr 15 min war ich eingeräumt, meine Bluetooth-Tastatur in Betrieb genommen, und erst dann merkte ich, dass ich richtig Glück gehabt hatte und den ungefähr letzten freien Deskarbeitsplatz ergattert hatte. Das ist etwas, was sich sicher noch zurechtrütteln muss: bisher sind wir ja alle feste Schreibtische gewohnt und wenn man was vor Ort besprechen möchte, macht man das entweder direkt, in der Kaffeeecke oder halt in einem Meetingraum. Jetzt gibt es keine festen Tische mehr, feste buchbare Meetingräume nur für Meetings mit vielen, für alles andere gibt es verschiedenste "Collaboration Spaces", die man aber halt spontan aufsucht. Es hat genügend, aber ich glaube, es wird noch eine Weile dauern, bis sich das eingespielt hat und man weiss, was wie wo.
Ich war auf jeden Fall sehr, sehr, sehr happy, nicht nur bei uns auf dem Stockwerk so viele bekannte Gesichter aufs Mal wiederzusehen, sondern auch im Lift, beim Essen, beim Festhängen im Drehtor, es fühlt sich schon sehr nach einer (sehr) grossen Familie an. Und spannend: während im alten Gebäude die Standardsprache englisch war, weil alles globale Funktionen und Leute von überall her, hört man hier jetzt wieder viel mehr (Schweizer)Deutsch. Sehr ungewohnt.
Wegen der Nachmittags-Abendsmeetings, weil ich nicht bis ultimo im Büro sein möchte, weil ich nicht im Dunkeln heimradeln möchte, weil ich L und den Hübschen auch noch sehen möchte, bin ich dann am späten Mittag heimgeradelt, gerade rechtzeitig, um meine On-Ersatzschuhe in Empfang zu nehmen und eine kleine Katzenrunde zu drehen. Dienstags hält sich Jonny immer von daheim fern, er mag unsere Putzhilfe nicht und das Törchen findet er, obwohl echt wieder gut saubergemacht, immer noch doof. Ich traf ihn nach einer längeren Runde an (habe eine kleine, offensichtlich neue kohlrabenschwarze Katze sehr irritiert). Er lief neben mir sehr elegant oben auf der Gartenmauer, da hörte ich auf einmal eine strenge Kinderstimme: "Du, ist das Deine Katze?!", weil "Ich hab schon gedacht, du nimmst eine fremde mit. Ich kenn die nämlich. Manchmal trägt sie auch ein Halsband mit Glocke, gell?" Und diesen Moment wählte Simba für seinen Auftritt. Die beiden Kindergartenmädchen waren sehr verwundert. Und schon waren wir im Gespräch, was sehr, sehr niedlich war. Und skurril: "Meine Oma sagt, schwarze Katzen haben Gift. Stimmt das?" Ich habe dann gemeint "Nein, die haben einfach nur schwarze Haare so wie du, die sind ganz normale Katzen" und dann war die Welt wieder in Ordnung. Wir haben noch geklärt, dass nicht alle Katzen es gerne haben, wenn sie am Bauch gestreichelt werden (Simba, der Opportunist, wirft sich auf den Rücken und streckt das Bäuchlein hoch), dass die Glocke dafür da ist, dass sie weniger Vögel erwischen, warum Jonny kein Halsband trägt und dann waren WIR ALLE auch schon bei uns daheim. Ich habe Simba und die zwei Mädchen dann weitergeschickt und eben meinen Nachmittag gestartet.
Das war tatsächlich ein sehr, sehr schöner Tag!
Der Hübsche ist leider immer noch nicht fit genug für Sporteln, was ihm unendlich stinkt und mir sehr leid tut. Aber: ich habe dafür heute abend Badewannengesellschaft, ist doch auch schön :-). Und dann geh ich schlafen, weil ....*chhhhrrrr*
Gegessen:
Toast mit Himbeermarmelade
Panierter Tomme mit Bratkartoffeln, Blaukraut und Apfelchutney (das war von vorn bis hinten einfach nix)
Orangen
Flammkuchen mit Maroni, Paprika, Zwiebeln, Kapern un Gorgonzola
Viel Salat
Gelesen: "Krähenmädchen"
Gesehen: "Upload" mit dem Hübschen (nicht nach dem Frühstück, Ulla, sondern vor dem Schlafengehen. Ich kann die Serie aber nicht empfehlen, ist tatsächlich alberner Quatsch)
Was bitte sind Krabbenhandschuhe? Ich habe jetzt Bilder von Hummerscheren im Kopf...
AntwortenLöschenLiebe Grüße von FrauC
Das wäre gar nicht mal so falsch, FrauC, ich meine so etwas: https://www.veloplus.ch/shop/bekleidung/handschuhe/wetterschutz-handschuhe/veloplus-swiss-design-arctic-hummer-20-unisex-ueberhandschuhe-33006194?color=Schwarz
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