Heute war ein bisschen ein verrückter Tag: erstens: Sturm und Gewitter in der Nacht, ich habe hervorragend geschlafen.
Dann: Im Nebel mit dem Rad zur Arbeit, das war auch schön.Ich hatte heute am Vormittag eine Verabredung am Main Campus, da wo ich ab Oktober wieder ganz hinziehe, deshalb bin ich direkt dort hingeradelt und habe das erste Meeting mangels zugeteiltem Platz aus der morgens um neun noch sehr spärlich besetzten Kantine im Elfenbeinturm 1.0 geleitet. Lustige Schere: der Hintergrund sah aus wie einer unserer fancy corporate google meet hintergründe, der Ausblick war auf einen Hinterhof in eine offene Müllpresse.
Dann wollte ich vor dem Treffen im Elfenbeinturm 2.0 "nur noch schnell" ein Paket in der Filiale auf dem Werksareal aufgeben. Das Hinkommen war schon recht schwierig, weil ich auf der nicht sooooooo langen Strecke alle paar Meter Leuten, die ich von früher kenne, über den Weg gelaufen bin. Alle (ich auch) haben sich gefreut, dass ich im Januar wieder zurückkomme (also: auf die Site, nicht in die Produktion, aber naja).
Das mit dem Paket hat ja eine, wenn schon nicht spannende, dassn weingstens lange und abstruse Vorgeschichte und das heute hat sehr gut dazugepasst:
Das Paket ist ein Ersatzpaket für ein Twittertauschpaket (Marmelade aus dem Norden gegen dicke Socken aus dem Süden). Das eigentliche Paket habe ich, weil schneller (haha) und nur ein Drölfzigstel so teuer mit Hermes aus einem Paketshop in Deutschland geschickt (und ja, ich weiss auch, dass als Absenderadressen nur deutsche Adressen erlaubt sind, aber bisher ist nie etwas verloren gegangen). Das Paket ... naja, konnte nicht zugestellt werden, "weil was mit der Adresse nicht in Ordnung ist". Als ich das realisiert habe, sass ich schon in Island und habe von dort aus versucht das Paket zur richtigen Adresse umzuleiten. Ging nicht, weil zu spät gemeldet, es ist schon rückversendet. Auf meine Frage, wo denn hin, weil Schweizer Absender, kam "keine Ahnung, das können wir erst morgen rausfinden, aber ja, Schweiz ist schwierig, aber wir können es ja umleiten zu einem Paketshop und dann nochmal probieren". Am Tag drauf hiess es erst: "Nein, wir können noch nicht umleiten" und eine Stunde später "Nein, wir können nicht mehr umleiten, das Paket geht jetzt nach Österreich". Warum es das tut, konnte mir keiner sagen, aber "es kommt bestimmt zurück. Irgendwann". Das ist jetzt eine Zeitlang her, die Sendungsverfolgung sagt "In Auslieferung" und naja, irgendwann hatte ich jeden Morgen ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir Marmelade aus dem Norden auf meinen Hefezopf aus dem Süden schmierte und habe ein zweites Paket gepackt (gsd hatte ich den ganzen Sommer gestrickt und noch vier Paar Socken auf Vorrat).
Das dachte ich mir, schicke ich von einer Schweizer Postfiliale ab, das kostet zwar dröflzig mal so viel, aber wenn es nicht zustellbar ist, kommt es zu mir zurück und nicht nach Österreich. Und dann fiel mir ein, dass es auf dem super duper neu ausgebauten Areal ja jetzt wieder eine Postfiliale bin und ich da heute eh bin und das wird toll, weil unsere Postfililale im Dorf ist ja jetzt in der Apotheke und dort verschicken sie nix ins Ausland und die Packstation kann das auch nicht. Also bin ich in der Filiale aufgeschlagen, habe fröhlich in schönen Grossbuchstaben den Adressaufkleber ausgefüllt und dann hiess es: "Oh, Ausland?!" und ich lernte, dass man seit April 2021 schon keine Zollaufkleber mehr mit der Hand ausfüllen darf, sondern alles online machen muss. Und vielleicht ausdrucken. Dazu kam nun, dass bei meinem LAptop der Akku leer war, ich keinen Platz mit Steckdose hatte und mein Privathandy in all den Betonschluchten kaum Empfang und mein Swiss-ID-Login bei der Onlinepost nur auf dem Privat- und nicht auf dem Firmenhandy ist. Also. Mit Paket, Rucksack und dem Handy in der Hand den besten Platz zum Ausfüllen einer Zollerklärung gesucht, alles mühsam eingetöckelt, dann bekam ich einen Strichcode zum Vorzeigen in der FIliale. Wieder zurückgedackelt, stolz den Strichcode vorgezeigt, und wieder: nix. "Dieser Strichcode kann hier nicht verarbeitet werden", weil anscheinend ist es ein Unterschied, ob man eine Postfiliale ist (die gibt es kaum noch) oder eine Partnerfiliale. Und dann wird auch noch zwischen verschiedenen Partnerfilialen unterschieden (Kiosk, Coop, Volg, Tankstelle), weil manche können auch keine Pakete frankieren und für all das gibt es verschiedene Zollerklärungen, und jedesmal muss man den gesamten Mist NEU eintöckeln. Also bin ich wieder raus, habe ALLE Zollerklärungen ausgefüllt und dann.... ein zip file bekommen, das ich extrahieren und ausdrucken sollte. Mein Handy kann ganz offensichtlich keine Zipfiles öffnen, mein Laptop hatte immer noch keinen Strom und ich hatte echt, echt, keine Lust mehr. Mir fiel dann ein, dass ich auf dem Heimweg mit dem Rad auf der scheusslichen Strecke an der letzten mir bekannten echten Postfililale vorbeikommen würde. An meinem Platz im eigentlichen Büro druckte ich alle Zollerklärungen aus, und, langer Rede, kurzer Sinn, als ich dann in der Filiale stand, war an jeder irgendetwas falsch, aber irgendwie hat die Postfrau es dann doch genommen.
Liebe Schweizer Post, ich werde nie wieder ein Paket ins Ausland schicken, in der Zeit wäre ich zu Fuss nach Oldenburg gelaufen! In Zukunft werde ich einfach die Empfängeradresse auch als Absenderadresse draufschrieben, dann können sie es ja dahin "zurück" schicken, wenn sie die Empfängeradresse nicht finden.
Ansonsten war es wohl so ein Tag, wie ihn alle meinen, wenn sie sagen, wir sollen uns wieder mehr on site treffen, weil man sich eben trifft und Sachen direkt besprechen kann und so. Anscheinend findet bei uns im Bau dieser Tage ein F2F Workshop einer globalen Gruppe statt, wo wir sehr viele Berührungspunkte haben und holla, ich konnte den ganzen Tag kaum einen Schritt machen, ohne andauernd Leute zu begrüssen (Amerikaner und Schweiz-sozialisierte Menschen: wir brauchen kein Oktoberfest oder Karneval oder was auch immer, es reicht, dass wir uns drei Jahre nicht gesehen haben, es wird noch viel fester und länger umarmt und luftgeküsst (3x) als zuvor, WEIL man sich so ewig nicht gesehen hat.). Sehr spannend, wie in meinem Kopf alle, die ich bisher eben nur virtuell getroffen habe, alle so gross sind wie ich. Und in real alles zwischen 1.50 und 2m.
Das war einerseits super (ich hätte wahrscheinlich die drei Jungs, mit denen ich nach dem Mittagessen Kaffee getrunken habe und crosssite-Produktstrategie besprochen habe, nicht vor Ostern 2023 gemeinsam in ein Meeting bekommen), andererseits hatte ich auch das Gefühl, genau gar nix geschafft zu haben, weil eben: tangible output eher nicht so viel.
Hm, hm, hm.
Es wird bei uns im Gebäude übrigens recht ungemütlich, die ersten Gruppen sind heute ausgezogen, überall stehen Kisten und auf meienm Stuhl und Schreibtisch sind schon Kleber mit der Abteilung der neuen Besitzer. Unsere Gruppe zieht über die Weihnachtspause um, will heissen, alles muss vor Weihnachten ausgemistet und in EINE Kiste verpackt sein und wann immer man im neuen Jahr zurückkommt, packt man dann seine Kiste am neuen Ort aus, wo jeder von uns einen personal locker bekommt und ansonsten als digital nomad über drei Stockwerke sich die richtige Arbeitszone für die aktuelle Tätigkeit sucht. Ich bin sehr, sehr gespannt, wie das werden wird, auf jeden Fall sehr, sehr, sehr anders als alles, was ich bisher erlebt habe.
Heimradeln dann btw im Sonnenschein, es hat sehr viel Spass gemacht. Aktuell ist eine sehr mühsame Baustelle auf der Auto- und Busstrecke, so dass die einzige vernünftige Pendeloption entweder Zug oder aber Rad ist, weder Shuttle noch der Bus zu einem Bahnhof weiter, der mehr Flexibilität böte, wenn man denn auf dem Weg dahin nicht 30 min im Stau stünde, machen Sinn.
Nun ja.
Daheim kam mir Q. auf dem Rad entgegen (er hatte heute schulfrei weil halt), er wollte "einfach ein bisschen rumfahren". Oke. das hat er bisher noch nie gemacht.
L. hatte seinen Franztest nachgeholt, morgen noch Geographie, dann wars das für die Woche.
Heute abend ist er noch mit seiner Pfaditruppe Flyer verteilen für den Finanzanlass "Zopf backen", ich hoffe sehr, dass er nicht vom Rad geräumt wird, es ist halt echt stockfinster und er kleidet sich ja vor allem in fröhlichem Schwarz (habe neben Rad- und Helmlicht auf einiges an Reflektoren bestanden, naja, wird schon.)
Morgen kommt hier übrigens der Gebäudeschätzer des Kantons in Begleitung des Typs vom hiesigen Steueramt, ich bin sehr gespannt.
Jetzt werde ich meine müden Gebeine und struppigen Haare, die ich gerade mit Schrecken im letzten Videomeeting bis eben grad gesehen habe, in einer warmen Badewanne einweichen. Für was haben wir denn die teure CO2-neutrale, Putin- unabhängige Fernwärme aus lokalen Holzschnitzeln und den 100% lokalen Wasserstrom (plus eigenen Solarstrom, aber die Sonne ist schon weg).
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