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Dienstag, November 09, 2021

091121 Durch

 Heute abend sagte ich im letzten Meeting: "Ah, yes, I had a discussion with xy earlier this week or maybe last week regarding that topic, let me quickly check" und dann habe ich gesehen, dass diese Diskussion heute morgen um acht war. Und das trifft den Tag eigentlich ganz gut.

Ausser der Reihe hatte ich ja heute Homeofficetag, Sie erinnern sich vermutlich nicht,  weil ich am Morgen einen Termin hatte, bei dem ich eine kleine Wahrscheinlichkeit sah, dass ich danach keinen Leuten gegenübertreten wollen würde. (Tja. Ich bin es ja eigentlich gewohnt, dass die meisten Eventualitäten, für die ich plane, nicht eintreten und ich mich halt nur an meinem schönen Plan freuen kann und darüber, dass ich ihn nicht gebraucht habe. Aktuell habe ich da aber eher einen Lauf, Sie erinnern sich, wie ich für Impfnebenwirkungen des Hübschen und mir geplant hatte und die Terminkalender geräumt hatte und dann hatten wir keine, aber Q. ein gebrochenes Bein? Und heute ... naja. Hmpf. Nicht ganz so dramatisch immerhin. Aber dazu gleich).

Als erstes hatte ich ein frühes Meeting mit Asien ("discussion with xy", xy sass btw in irgendwas, was wie ein Zugabteil aussah und ich traute mich nicht zu fragen, weil wer weiss, vllt sind sehen unsere Büroräume in Singapur so aus und was weiss ich schon), dann kam ein Update zu Coronaregeln am Standort. Neuerungen: die Plexiglasscheiben in der Kantine kommen weg, wenn Meetingräume mehr als 50% belegt sind, muss man dort wieder Maske tragen, und zusätzlich zu den freiwilligen Pool-PCR-Test bekommen die Mitarbeiter jetzt noch Selbsttests gestellt, die sie so oft wie möglich nutzen sollen. Ich bin gespannt, ob wir es damit (und all dem, was eh noch in Kraft ist) schaffen, auf eine Maskenpflicht am eigenen Schreibtisch zu verzichten. Das wäre für mich tatsächlich der Punkt, wo ich wieder voll zu Hause arbeiten würde.

Dann packte ich alles zusammen und liess die Putzhilfe wurschteln und machte mich auf den Weg ins Unispital zur Brustsprechtstunde. Sie erinnern sich noch an meinen Nupsi etc? Seitdem bin ich ja in jährlicher Kontrolle dort, nicht weil ich ein besonders grosses Risiko für etwas bösartiges hätte, aber auch die gutartigen möchte man im Auge behalten und ganz sicher gehen, dass sich bis zur regelmässigen Mammographie ab 50 nicht doch noch was verändert.

Letztes Jahr habe ich den Termin nicht wahrgenommen, weil Coronazahlen gingen durch die Decke, ich hatte echt Angst, dass die Kinder sich (und uns) inder Schule anstecken und wir haben alles zurückgefahren, was irgendwie möglich war. Diesen Herbst gehen die Coronazahlen wieder durch die Decke (nicht ganz so wie letzten Herbst, zumindest in der Schweiz, aber der letzte Herbst in der Schweiz sollte kein Massstab für irgendjemand sein), aber ich hab halt auch keine Zeit, ewig rumzuwarten. Herbst/Winter ist Vorsorgeterminzeit, ich hab mir das nicht ausgedacht. (Doch)

Heute also: 

Eintrittskontrolle im Unispital (wie jedesmal, wo in der Schweiz mein Zertifikat kontrolliert wurde, mit der Scan-App und Ausweisabgleich), 

Warten (ich dachte ja, dass mich das am meisten stressen würde: unter Frauen, die alle was viel Ernsteres haben als ich, alle haben Angst, überall liegen Broschüren über Weiterleben mit/trotz Brustkrebs und ich fühle mich einerseits wie ein Impostor, der gar nicht verdient hat, dass alle so lieb und besorgt sind, weil ICH HAB NIX SCHLIMMES, auf der anderen Seite möchte ich gar nicht da sein, weil was wäre, wenn ich doch was hätte?). Zum Ablenken habe ich mein Arbeitslaptop mitgenommen und fast verpasst, dass ich drankam.

Und dann ... naja. Ich nehme mit "Bitte machen Sie sich auf keinen Fall Sorgen, wir schauen hier nach Vorstufen von Vorstufen" auf der rationalen Seite, auf der nicht so rationalen Seite mache ich mir fast in die Hosen, beim Gedanken an eine erneute Stanzbiopsie übernächste Woche und anstatt mich zu freuen, dass ich sofort und direkt im Anschluss eine Mammographie bekam und nicht nochmal herkommen muss, rattert mein Kopf und denkt "Wenn nix ist, warum musste das dann sofort sein? Ist da doch irgendwas?" (Ausserdem bin ich ein bisschen enttäuscht von mir, ich konnte mir ja nie vorstellen, wie das mit recht überschaubarer Oberweite klappen soll, die Brust so platt einzuklemmen, weil ... wie? Jetzt hatte ich die Chance und habe mich nicht getraut hinzuschauen, weil ich Angst hatte, dass ich zusammenzucken würde, weil das so gruselig aussieht und es war auch ohne Zucken und Atmen schon unangenehm genug. Ich weiss jetzt auf jeden Fall, DASS es geht und genauso unangenehm ist, wie ich mir das dachte. Aber: ich bin nicht umgekippt, obwohl mir schwummrig wurde. Ich hatte ja eigentlich geplant, zu dieser Zeit schon lang bei leckerem Mittagessen zu sitzen und nicht oben ohne ohne Atmen mir viermal (das hat mir auch keiner gesagt! ich dachte, jede Seite nur einmal!) die Brust auf Pizzateigdicke plattdrücken zu lassen. Naja.

Mir blieb das kleine Erfolgserlebnis, niemandem bei der Arbeit erklären zu müssen, warum ich so spät erst wieder gekommen bin, sonst bin ich tatsächlich viel cooler als das letzte Mal. Rede ich mir auf jeden Fall ein. Ich werde auf keinen Fall googlen, mir die Statistikdaten, die der Arzt mir erklärt hat, nicht versuchen zu verifizieren, sondern das alles in ein kleines Kistchen hinten in meinem Hirn verpacken und erst wieder rausnehmen, wenn ich zu der blöden Biopsie muss (das ist es, was mich aktuell am am meisten nervt: "Mhm, mit Ihren Gegebenheiten werden Sie in Ihrem Leben noch eine Biopsien ertragen müssen." Ich hoffe, das bleibt auch so :-)).

Naja. Der Nachmittag und Abend war dann tatsächlich praktischerweise vollgepackt mit Meetings, alle so komplex, dass keine Zeit zum Grübeln blieb. Ich bin tatsächlich sehr erschöpft, obwohl ich körperlich heute genau gar nix gemacht habe.

Für einen gemütlichen Ausklang schaue ich jetzt gleich noch mit Q. und dem Hübschen "Narcos Mexico", geht ja nix über ein bisschen Familienfernsehabend, nech?


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