Frühstück war wie gestern sehr lecker. Das Hotel ist ein Icelandair-Hotel und scheint vielen Reisegruppen als Startpunkt der fertig durchchoreographierten "Island per Bus in x Tagen" zu dienen. (Die Jungs nennen es liebevoll "Rentna's Paradise" und helfen in der Buffetschlange gerne aus, wenn jemand mit dem Waffeleisen überfordert ist. Mein next level nach der Briefingpräsentation bei uns im Wohnzimmer wäre ein Flipchart an der Rezeption: "Brüllens on tour: Programm heute:, bitte packen:, Treffpunkt:"
Das war bei uns heute (ohne Flipchart) die Halbinsel Reykjanes. Bei der Fahrt vom Flughafen (und heute halt andersrum) wirken die kargen endlosen Lavafelder ja ein bisschen trostlos/fad, aber: es gibt spannendes! Zb die etwas skurril mitten im Nichts aufgestellte Brücke über die Kontinentalspalte zw der eurasischen und der nordamerikanischen Kontinentalplatte:
Es war übrigens heute durchgehend sonnig, kalt und stürmisch. Also: richtig, richtig, richtig windig.
Es tut mir fast ein bisschen leid für all die Leute, die mir besorgt, scheinheilig, schadenfroh prophezeit haben, dass der Urlaub wegen "falsche Saison, sorry, dass Ihr so doof seid" bestimmt ein voller Reinfall werden würde "nicht traurig sein, Island ist schon sehr toll, nur halt jetzt nicht". Weil erstens waren wir voll bereit für Regen, Wind, kalt, Schnee und hätten uns auch darüber gefreut, und zweitens haben wir halt eher Nebel, Wind, Sonne, kalt, habe ich Wind erwähnt? Und es ist alles andere als scheisse, sorry!
Wir sind dann weitergefahren an die Klippen von Reykjanesviti. Man fährt da durch ein Geothermiegebiet, riecht das auch und überall steigen Dampfwolken auf und stehen futuristische Kraftwerksbauten mitten im Nichts.
Die Klippen sind sehr beeindruckend. Trotz Sturm ist keiner runtergefallen.
Weiter ging es zu "Gunnuhver", das sind heisse Quellen, in denen nach der Legende eine Hexe zu Tode gekocht wurde. Heisse Quellen klingt so harmlos.... der Boden ist dort so heiss, dass man ihn nicht betreten kann, es stinkt bestialisch und durch den Wind wurde der heisse Dampf echt schnell.
Ab dann mussten wir uns ein wenig beeilen, wir hatten ein Date mit Otto, unserem Tourguide für die Vulkanwanderung. Es war ja lang nicht wirklich klar, ob der Vulkan noch aktiv sein würde (mitte September hat er noch munter einen Lavastrom über einen der Wanderwege geschickt) und weil ich ungern uns als "diese 4 doofen Touris, die von der Lava erfasst wurden" oder "von der Lava eingeschlossen und mit Helikopter gerettet werden mussten" oder "von den Dämpfen bewusstlos wurden und gerettet werden mussten" in die Geschichte eingehen sehen wollte, habe ich uns einen Tourguide gebucht. Jetzt sind wir halt die doofen Touris, die mit einem Bergführer den ausgeschilderten Fußweg vom Parkplatz zum Nachbargipfel von der Vulkanspalte latschen und von dort auf die erkalteten Lavamassen starren. Macht nix, lieber so rum. Ausserdem hat uns Otto viel über seine sonstigen Abenteuer erzählt und hatte Trockenfisch (wie Bananenchips nur halt aus Fisch. Ich mag schon Bananenchips nicht) und irgendwas aus Schafskopf (Hard nono) zum Probieren dabei. Und ohne Otto wären wir evtl nicht die ganze Strecke im Gegenwind hochgestiefelt (ich hatte zwischendrin echt Sorge, es würde uns L. wegwehen) und hätten nicht den doch noch glühenden Teil Lava gesehen. (Sieht man vermutlich auf diesen Bildern nicht, ich hoffe auf die Bilder aus der grossen Kamera)
Auf dem Rückweg gaben wir uns noch Seltun, eine weitere geothermische Stätte angeschaut, die Begeisterung für Schwefel in all seinen Oxidationszuständen hielt sich mittlerweile in Grenzen bei der U18-Fraktion:
Ein schnelles Foto vom Kleivarvatn noch (sorry, Lonely-Planet-Autoren, den Rundweg um den See als "netten Spaziergang" zu framen ist ein bisschen albern, der See ist halb so gross wie der Zürichsee. Da spaziert man eine ganze Zeit lang!), dann zurück nach Reykjavik, essen, duschen, umpacken, morgen wird es richtig abenteuerlich!
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