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Dienstag, August 17, 2021

170821 Logistik

 

Gestern abend und heute war dann noch erstaunlich aufregend und das kam so:

Q. musste ja an der neuen Schule aus drölfzig Angeboten ein Programm für sein Wunschwahlfachsport zusammenstellen und hat mit allererster Priorität "Kanu" gewählt. (Wir haben nachgefragt, weil wir uns gewundert haben, die angegebene Trainingslocation ist nämlich für ein Wildwasserkanal für Kayaks, und das Winterprogramm "Eskimorolle im Hallenbad" macht ja im Kanu auch keinen Sinn, weil man da einfach rausfällt, wenn ein Kanu umkippt, und natürlich meinen sie mit "Kanu" eigentlich "Kayak", ich habe nicht weitergefragt).

Also: Q. ist also mit zwei seiner Freunde im Kayaknukurs gelandet, der laut Stundenplan heute zum ersten Mal stattfindet. Der Stundenplan (ohne weitere Info waswiewo und womit) kam irgendwann Anfang der Sommerferien, weitere Info dann .... gestern. Und zwar: "Treffpunkt ist am "Parc des eaux vives", bitte pünktlich sein, mittaggegessen haben, am besten kommt man mit dem Rad hin, ausserdem braucht ihr: Badekleidung, wassertaugliche Schuhe etc."

OK, hm. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass man sich für den ersten Termin zB gemeinsam am Schuleingang trifft und dann klärt, wie man am geschicktesten hinkommt und dann gemeinsam hinfährt, geht, Tipps, Tricks, welcher Bus, welche Haltestelle, was auch immer und ab dann klappt das dann. Anscheinend wird aber davon ausgegangen, dass 10. Klässler an ihrem zweiten Tag in einer neuen Schule (und für einen signifikanten Teil auch: neuen Stadt) das allein hinkriegen.

Wir sassen also gestern abend zusammen und haben eruiert: 

1. Der Wildwasserpark ist in Frankreich.

2. Das U-Abo gilt zwar mittlerweile im gesamten Dreiländereck, aber die nächsten Bushaltestellen sind alle ganz schön weit weg (entweder grade hinter der französischen Grenze  VOR dem Industriegebiet oder in Deutschland, im Hafengebiet, wo man dann noch 20 Minuten über die Dreiländerbrücke und durch die französische Walachei laufen muss, Fahrzeit egal wie 48 Minuten. 

3. Treffpunkt ist: eine halbe Stunde nach Schulende. ausserdem muss Q. danach relativ zügig zum Bahnhof zurück, er hat nämlich danach noch Physiotherapie im Nachbarstädtchen UIND noch Pfadi-Hock. 

4. Dementsprechend ist ÖV eigentlich raus, weil das klappt einfach nicht.

5. Rad mitnehmen im Zug und dann von der Schule aus mit dem Rad zum Wildwasserfahren, dann zurück zum Bahnhof und MIT DEM RAD zur Physio und wieder zurück: Morgens und abends im Berufsverkehr in der S-Bahn ist illusorisch, wenn nicht gar nicht möglich, weil eben die S-Bahn überfüllt ist.

(6. Hinfahren und das Kind kutschieren ist natürlich auch keine Option)

7. Q. hat der Kanufrau also geschrieben, ob es Tipps und Tricks gibt für die Schüler, die eben von weiter her kommen und NICHT aus Basel und eben auch nicht mit dem Rad.

8. Kurz überlegt, ob es eine Option wäre, die gesamte Strecke mit dem Rad zur Schule, dann zum Kayak, dann wieder zurück, respektive direkt weiter zur Physio und dann wieder zurück zu den Pfadis zu fahren. Alles in allem wären das 56 km mit dem Rad auf einer tatsächlich erstens nicht schönen und zweitens nicht einfach auf Papier/mündlich/Karten zu erklärenden Strecke, v.a. besonders, weil es ja ab sofort funktionieren muss und keine Zeit zum Üben oder aber sich Verfahren da ist, das natürlich zusätzlich zu einem 9 SchulstundenSchultag (davon 3 Kayakwildwassertraining), all das mit einem grade so nicht mehr gebrochenen Bein: also nein.

9. Q.s Kollegen aus der alten Schule haben sich gestern abend nicht mehr gemeldet, ich hatte heute vormittags keine Meetings, des Hübschen uraltes Rad steht noch im Keller, also haben wir die folgende Maximallösung implementiert:

Q. fuhr mit dem ÖV zur Schule, er und der Hübsche haben das Rad in den Autokofferraum gepackt, ich bin rechtzeitig zu seiner grossen Pause auf dem Vormittag in die Stadt gefahren, habe im Parkhaus das Rad aus dem Auto gewuchtet, es hat, yay, in den Lift gepasst und zum Schuleingang geschoben. Dort hat es Q. in Empfang genommen, im Radkeller geparkt und damit war er bereit für den Weg über die Grenze (mit Reisepass und Swiss Covid-Certificate im Gepäck zum Schulsport. Willkommen in 2021...)

Ich war dann natürlich sehr nervös, weil Q. zwar gut und sicher radfährt, aber halt aufgrund Erfahrung halt eher was Strecke und Offroad angeht, nicht so sehr Stadtverkehr, der in Basel mit Tram, Auto, Bus, und kaum Ampeln halt schon ein bisschen arg speziell ist. Mir ist noch nie was passiert (also: schon, aber da konnte keiner was dafür ausser mir selber), aber ich fahre ja auch schon seit 100 Jahren Rad in Städten.

Als Q.s Standort sich dann zur von uns angedachten Zeit überhaupt nicht bewegte, startete mein innerer Helikopter, sah entweder das Handy in der Schule liegen und Q. orientierungslos und unauffindbar im französischen Hafengebiet oder von einer Tram gerammt, naja, das Übliche halt. Ich habe ihn angerufen, war bereit, ein panisches Kind zu trösten und loszustürzen um zu helfen. Naja. Es hat sich gezeigt, dass die Lehrerin aufgrund ihrer Nachrichten den Start nach hinten verlegt hat, und er gerade am gemütlich losfahren war. Nach angemessener Zeit befand er sich laut GPS auf "Unnamed Road, Frankreich" und damit am Zielort. Puh. Also. Wird alles. 

Ach ja: Equipmenttechnisch waren wir dank dem Kayakcamp in Kanada (heuli, das war so toll!) ausgestattet und konnten einfach nur in die Schublade greifen und Aquaschuhe rausziehen. Ich gehe davon aus, dass das nicht alle können und auch wenn keine Schuhe kein Knockout-Kriterium für ein erstes Training sind, wäre es halt schon gut gewesen, das Ganze einfach ein paar Tage (Wochen?) vorher rauszuschicken, dann hätte man das auch ohne Nacht- und Nebelaktion planen können.


Phew.


Und ja, ich weiss genau, wie larifari und bedeutungslos das alles angesichts der unvorstellbaren Tragödien ist, die sich in Afghanistan abspielen. Ich sitze hier und fühle mich gestresst und alles ist zuviel und letztendlich ist das alles gar nichts. Hm.

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