Datenschutzerklärung und Amazonpartnerlinks

Montag, Mai 24, 2021

180521 Montagsfrage

Zu den letzten Montagsfragen von Joel fiel mir tatsächlich beim besten Willen nichts spannendes ein (Ich schaue zB tatsächlich überhaupt kein Youtube, Videos (und Podcasts) sind einfach nicht mein Format.), aber zu   

Kannst Du Dich noch an eine Begebenheit aus deiner Kindheit erinnern in der ums Essen ging? Erzähl mal!

auf jeden Fall! Und deshalb schreibe ich da auch noch dazu, obwohl technically ja schon der nächste Montag mit der nächsten Frage ist, aber ausserdem ist ja noch Feiertag und damit praktisch noch Wochenende.

Ich war bei uns daheim immer die Tochter, die ALLES isst. Meine Mutter erzählt mir immer noch, wie brav ich als Baby sogar Lebergläschen gegessen hätte (ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es die tatsächlich gab geschweige denn, wie die wohl gerochen haben mögen.)
Ich erinnere mich, dass ich zwar eine Zeitlang grüne Bohnen und Spargel nicht besonders mochte, aber irgendwann dann doch (zieht sich so durch: ich kann auch Sachen, vor denen es mich echt gruselt, essen ohne dass man es mir ansieht, wie sehr ich mich dafür überwinden muss, wenn ich denn muss oder da Gefühl habe, zu müssen. zB den rohen kalten Fisch und die noch lebendigen Muscheln (habe vergessen, wie es hiess), die der CEO unserer italienischen Lohnhersteller ganz stolz bei Chef des Restaurants direkt unterhalb der Burgmauer bestellt hatte zur Feier ich weiss schon gar nicht mehr, welches Projektabschnittes. Naja. Da war ich aber auch kein Kind mehr.)

Das einzige, was ich als Kind absolut nicht mochte und auch bis heute unglaublich eklig im Geschmack und Mundgefühl finde, ist: Orangeat und Zitronat. Ich finde, auch fein gehackt oder gemahlen versaut das den Geschmack jedes Gebäcks (Hier kriegt man andauernd als Dankeschön Basler Leckerli geschenkt, das ist soooooo fies! Elisenlebkuchen und Stollen genauso), aber richtig, richtig schlimm ist es, wenn grosse Stücke drin sind und man nicht weiss, ob das jetzt eine Nuss oder Zitronat/Orangeat ist. Bei uns daheim war es absolut verboten, was aus dem Essen rauszupokeln, deshalb habe ich lange Stollen/Lebkuchen immer nur ganz vorsichtig gekaut, und alle festen Bröckchen ungekaut runtergeschluckt. Das ging ziemlich lang und hat auch nicht gut geschmeckt. Gut wurde es erst, als wir unseren ersten Hund Bello hatten, der gerne unter unserer Essbank in der Ecke sass, direkt neben meinen Füssen und ALLES restlos gefressen hat. Auch Orangeat und Zitronat, das ich vorsichtig im Mund vom Rest separiert habe und unauffällig unter die Eckbank streute.

Eine meiner kleinen Schwestern hatte die Angewohnheit, Tomaten (gerne auch am Strauch) anzubeissen und den Saft und die Kerne rauszulutschen und den Rest dann hängen oder liegen zu lassen. Meine Mutter konnte Essen nicht verkommen lassen, rohe Tomaten (wobei die von der kleinen Schwester ja schön warm gelutscht waren, also fast nicht mehr roh) aber ungefähr das einzige sind, was sie nicht mag. Wie praktisch, wenn man eine Tochter hat, die ALLES isst. Und so ist eine der Erinnerungen, die für mich auf immer mit Hausaufgabenmachen verbunden ist, dass meine Mutter sagt: "Mund auf" und mir eine ausgezutzelte lauwarme Tomate in den Mund gesteckt wird. Ich fand das damals gar nicht sooo schlimm, im Nachhinein hat es aber zu zwei Sachen geführt: ich habe NIE angelutschtes Zeug meiner Kinder aufgegessen. Nie. Nie. Nie. Und ich ertrage es nicht, wenn mir jemand Essen in den Mund steckt oder mich füttern möchte. "Mund auf, Augen zu" ist für mich ein absolutes No-Go.


Zum Thema Foodwaste noch eine andere Anekdote: wir waren ja vier Mädchen zu Hause und da verschwindet eine Menge Essen und es war nicht immer einfach einzuschätzen, wie viel Hunger und Appetit jetzt jede hatte, ausserdem waren dann immer mal wieder FreundInnen zum Essen da. Ich erinnere mich an ein Abendessen, wo die Freundin meiner nächstjüngeren Schwester da war, die selber auch drei Geschwister hatte und ein dementsprechendes Verhältnis zu Essen und Besitzverhältnissen: Es wird nix weggeworfen, man teilt untereinander. Wenn ich mich recht entsinne, hatten alle schon eine erste Portion gehabt, es schwammen noch ein paar Wienerle im Topf, aber nicht mehr für jeden eins, war aber auch nicht klar, wer noch Hunger hätte. Weil die Freundin halt zu Gast war, fragte meine Mutter sie als erstes: "Und, Freundin, magst Du noch ein Würschtl?" Die Freundin schaute so über den Tisch und die Teller, sah, dass unsere kleinste Schwester (ich schätze, sie war damals so zwei) noch ein halbes Wienerle auf ihrem Teller liegen hatte, griff rüber, nahm sich das halbe Würschtl und meinte, "Nein, danke, Frau XXX, das von der L. langt mir schon." L. war relativ perplex, anscheinend war sie mit Essen noch gar nicht fertig gewesen und hatte nicht damit gerechnet, dass die Besitzverhältnisse da recht flexibel gesehen wurden. "Danke, das von der xyz langt mir schon" wurde seitdem zu einem geflügelten Wort bei uns.

Und: meine kleinste Schwester passte seitdem auf wie ein Haftlmacher, dass sie beim Essen nicht zu kurz kam. Das musste auch der Hübsche lernen, der bei einem der ersten Besuche zum Abendessen bei uns zu Hause war, da war sie ungefähr 10. Es gab verschiedenste Sachen, unter anderem, ich glaube, eine mittelgrosse Portion Tortellini, die, ich weiss nicht warum, entweder war sie vom Mittagessen übrig oder was auch immer,  nicht für alle reichte. Meine kleinste Schwester hatte also ein Auge auf die Tortellini geworfen, wusste aber, dass der Hübsche als Gast als erster gefragt werden würde, was er denn zu essen haben wollte. Bevor es also ans Esenverteilen ging, schleckte sie ganz schnell ihre beiden Handflächen ab und rührte mit den Spuckehänden einmal durch die Tortellineschüssel "ALLES MEINS". Womit sie nicht gerechnet hatte (und auch sonst keiner): der Hübsche hat einen kleinen Bruder und graust sich scheints vor nix: er lächelte höflich und meinte: "ich glaube, das reicht für uns beide, oder?" und nahm sich eine Portion Spucketortellini. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft :-)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bitte benehmen Sie sich. Und bitte geben Sie mir keine Tipps, danke. Wenn Sie es doch tun, landet Ihr Kommentar im Spam.