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Montag, März 16, 2020

160320: All hands on deck

Die Katzen haben scheints einen Wochenrhythmus und so wurde ich von Sansa um halb sechs wachgepiepst. Um die Verlotterung im Homeoffice grad mal angemessen einzuleiten, habe ich mal dekadent den Wecker auf 6:30 vorgestellt. Nachdem ich aber gar nicht mehr schlafen konnte, mache ich das morgen nicht mehr. Auch, weil ich den Frühstart vor allen anderen daheim eigentlich sehr gern mag.
Ich habe erst mal ein bisschen allgemeines organisiert (geklärt, wie genau die Homeofficestunden erfasst werden müssen zB), dann mit dem Rest der Bande gefrühstückt (und parallel das "No knead bread" mit Karotten und Kernen in den Ofen geschoben).
Wir haben geklärt, wer an diesem ersten Ausnahmetag was macht:
L. hatte einen Slot, um in der Schule seine Bücher abzuholen.
Q. muss noch ein bisschen warten, bis das Weiterlernen los geht.
Beide werden ein Corona-Tagebuch schreiben. Wir haben ihnen versprochen, das nicht zu lesen, ausser sie erlauben es. Die Begeisterung war erst eher so mittel, aber die Aussicht, den eigenen Enkeln mal ein Zeitdokument in die Hand drücken zu können, war dann doch ok.
Beide bekamen einen Bewegungsauftrag, heute wegen schönen Wetters draussen auszuführen :-).

Für den Hübschen und mich war es dann mehr oder weniger ein "normal day at the office", nur halt not at the office.
Die Systeme spielen bisher mit, die Bedenken, dass der VPN-Client in die Knie gehen würde, aber entweder hat die IT da ordentlich aufgebohrt und/oder die Leute waren sehr vorbildlich und haben sich nur falls nötig eingeloggt und/oder noch nicht alle haben den Schuss gehört. Vielleicht bin ich tatsächlich ein Newsjunkie und kann eh auch am Wochenenden nicht abschalten, aber ich war doch überrascht, dass eine nicht zu vernachlässigende Anzahl an Kollegen über alle Departments weder die "ACHTUNG, ACHTUNG, DRINGENDE NACHRICHT AN ALLE!" Email von Sonntag nicht gelesen hatte und / oder zB gar nicht mitbekommen hatten, dass der Grenzübertritt CH/D nicht ganz so easy wie sonst sein würde, und halt zu Business as usual (ususal wie in: früher Januar 2020) angetrabt sind und mehr oder weniger aus dem Gebäude geworfen werden mussten.

Noch reicht die Bandbreite übrigens, dass nicht alle in Hangout-Meetings die Kamera ausschalten müssen, und so wurde schnell deutlich, dass die meisten Homeoffice-Attire sehr ernst nehmen. Der Dresscode bei der Arbeit ist ja nun nicht ultrastrikt, aber die T-Shirt-und Schlumpihosendichte hat mich dann doch überrascht (ich glaube, ich habe einen grossen Vorteil durch meine regelmässigen Homeofficetage, meinem Webcam-Fensterladen und natürlich immer korrekter Bekleidung :-))

Der Hübsche und sein Team sind da nicht so geübt, deswegen hat Sansa mal kurz erklärt, was das wichtige an virtuellen Meetings ist: Catcontent.
Bitte beachten Sie auch des Hübschen Pulli, des Social Distancing schön erklärt.
Ziel übrigens: Mit Pony und Esel.

Was sich noch einspielen muss: Meetingdisziplin bei allen Laienhomeofficern: nur weil man jetzt nicht mehr automatisch Punkt Ende Reservierung aus dem Meetingraum geworfen wird, heisst das nicht, dass man grad mal eine halbe Stunde (oder überhaupt) überziehen muss. Ich als erfahrener Homeofficer habe mir nämlich eine grosse Kanne Tee für das laaaaaange Risk Register Update-Meeting gemacht und  naja, meine Blasenkapazität war pünktlich zum offiziellen Meetingende erschöpft.

Es bleibt: skurril. Draussen ist es ruhig, der Heizungsmann hat abgesagt, der Friseur hat abgesagt (ich könnte ja eh nicht über die Grenze), wir sind bis auf die Kinderrennrunde und einmal Post vom Briefkasten holen tatsächlich auf unserem Grundstück geblieben, deswegen weiss ich gar nicht, wieviel draussen los ist oder nicht.

Die angekündigte Pressekonferenz des Bundesrats rutscht immer später nach hinten, da weiss man j mittlerweile schon, dass etwas Neues kommt. Neben dem schweizweiten Notstand, der ab Mitternacht gilt, werden auch alle Grenzen geschlossen, respektive "Kontrollen eingeführt und EInreisebeschränkungen erlassen", d.h. Waren, Transit, Grenzgänger, Schweizer dürfen noch rein. Notstand bedeutet: alle Geschäfte ausser die für die Grundversorgung nötigen, werden geschlossen (interessant, dass in Deutschland dazu auch Friseure und Bau/Gartenmärkte gehören), alle öffentlichen Sachen sind geschlossen.
Ich bin mal gespannt, ob das reicht zum Aktzeptieren oder ob tatsächlich eine Ausgangssperre kommen wird.
Ausserdem findet "die grösste Mobilmachung der Schweizer Armee seit dem zweiten Weltkrieg statt" und so gut ich das finde, dass das jetzt gemacht wird, um eben bereit zu sein, die Spitäler, Logistik, Grenzwache, Polizeit zu unterstützen, wenn es richtig losgeht. Aber: ich habe meine Hausaufgaben gemacht und weiss aus einschlägigen Filmen und Büchern: ab dem Zeitpunkt mit dem Militär wird es hässlich.

Nun denn. Wird schon irgendwie. Wir mögen uns immer noch sehr, haben noch kein Skorbut oder wurden von den Katzen angenagt, es geht uns ziemlich gut. (Mit niemand wäre ich lieber zusammengesperrt!)

Gegessen:
Hefezopf mit Erdbeermarmelade
Frisches Brot, Rohkost, Käse, Antipasti
Montagspizza

Gelesen:
den Skandinavienkrimi weiter

Gesehen:
Orville/Vikings

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