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Freitag, März 13, 2020

130320: Und zack, Schule aus.

Heute morgen bin ich seit ewigen Zeiten erstmals vom Wecker um sechs geweckt worden und nicht schon vorher eine Stunde wachgelegen. Die Lösung "Bis Mitternacht Steuererklärung machen, weil es wegen verschiedener innerfamiliärer Corona-Telefonate so lang geht" ist allerdings nichts für jeden Tag.
Heute morgen dann:
  • Q. schulfrei wegen Lehrerfortbildung (Im Zuge dessen, was dann später am Tag passiert ist, wage ich zu bezweifeln, dass es wie angekündigt und eigentlich geplant in der zweitägigen Fortbildung wirklich um den neuen Aargauer Lehrplan 2022 (?) ging)
  • L. Schule
  • der Hübsche: Homeoffice wegen Standortguideline
  • moi: Homeoffice wegen Freitag
Zu Freitag gehört auch eine sehr frühe Einkaufsrunde (alles da in Massen ausser Klopapier), die wegen der heute morgen noch anvisierten Situation "Statt ein bis zwei Kinder essen immer ein bis zwei Kind und ein Erwachsener, der nicht viel Lust und Zeit für mittags Kochen hat, mittags zu Hause" etwas anders ausfiel als sonst. Ich habe unendlich viel Frisches (Obst, Rohkostgemüse, Salat) gekauft und Unmengen an Antipasti, Hummus, Aufschnitt, Käse, so dass mittags schnell eine abwechslungsreiche gesunde Brotzeit auf den Tisch gestellt ist. Ich habe ausserdem noch schnell bei meiner paketannehmenden Kollegin (Homeoffice) vorbeigeschaut, Abteilungsnews ausgetauscht und ein Paula's Choice-Paket abgeholt und L.s Geburtstagspäckchen.
Beim Heimfahren über die Grenze ein bisschen Gänsehaut gekriegt, weil auf dem grossen Leuchtschrift-Banner über dem Zoll statt "Don't drink and drive" oder die ferientypischen Verweise auf Stau am Gotthardtunnel oder den Autoverladstationen auf einmal stand: "ACHTUNG! Ausreise nach Italien eingeschränkt", das hatte ich so auch noch nie gesehen.
Tja.
Der Tag wurde noch viel spezieller: erst war es ziemlich gemütlich: der Hübsche und ich sassen gemütlich am Esstisch gegenüber, Q. schlief erst lang, dann übte er online für den Check 2, und dann kam auch schon L zum Mittagessen heim. Ziemlich bleich stand er in der Garderobe und meinte: "Gegen Ende wurde der Schultag dann ganz schön stressig!" Es gab wohl einen Notarzteinsatz in seiner Klasse (KEIN Coronabezug, und auch nix ansteckendes, es hat sich mittlerweile geklärt: dem Kind geht es gut), das hat alle ziemlich geschlaucht.
Beim Mittagessen wollte ich meinen täglichen Check der BAG-Updates (es war eine Sitzung des Bundesrats für potentiell neue Massnahmen für den Vormittag anberaumt) machen, fand erst den Hinweis auf die später als sonst, dann nicht vor 14:30h, dann um 15:30 angekündigte Pressekonferenz des Bundesrats, die BAG- und alle admin.ch-Seiten waren auf einmal überlastet, tja, man ahnte schon, dass da was kommt.
Q. mümmelte sein Brot und meinte so nebenbei: "Jaja, die Lehrer haben schon gesagt, man weiss es nicht, aber IM FALL ist das, das, das und das alles auf dem Schulserver hochgeladen, da können wir in jedem Fall arbeiten."
Punkt 15:30h schalteten wir dann also doch die PK auf Youtube ein. Am Anfang war das für uns etwas verwirrend, weil wir erst davon ausgegangen sind, dass das jetzt in allen drei(einhalb) Landessprachen erzählt wird, es ging ein bisschen, bis wir begriffen, dass der deutsche Teil nach dem französischen definitiv NICHT dasselbe war (Q. konnte das natürlich direkt als "Franz-Hörverständnistest" verbuchen). Ich habe mich (alter Lateiner) am "piscine" festgehalten und es kam einfach nix mit "Schwimmbad". (Ich finde leider kein Transkript und in den danach veröffentlichten Massnahmen wird auch keines dezidiert erwähnt. Ha, doch.). Anscheinend war es einfach halb französisch, halb deutsch (keine Ahnung, ob auch italienisch dabei war, ich hatte noch eine TC mit Bayern und Kalifornien, und habe ein bisschen was verpasst.)
Also:
  • Die Schulen (Kitas btw nicht) sind zu bis 4. April (das ist bei uns Beginn der Frühlingsferien), Notbetreuung für Primarschüler kann kantonal organisiert werden.
  • Veranstaltungen über 100Personen sind verboten, unter 100 müssen strenge Auflagen eingehalten werden. Restaurants / Cafes / Clubs dürfen maximal von 50 Personen gleichzeitig besucht werden.
  • Der Grenzübertritt von Italien wird noch stärker reglementiert, man darf nur rüber als Schweizer, mit Aufenthaltsbewilligung, zur Arbeit, für Warentransport und Transit.
  • Man soll jeden nicht unbedingt nötigen Kontakt vermeiden, ÖV-Nutzung vermeiden, etc.
  • Es wird genaue Meldepflicht erhoben über Spitalkapazitäten.
Holla. Holla.
Fünf Minuten nach Ende der PK war übrigens die Email von Q.s Schulleiter da, der die Eltern informierte. Details über den Fernunterricht gibt es spätestens am Montag. Die Schüler wurden vo Klassenlehrer in ihrem Synology-Chat informiert. Ich bin sehr gespannt, auch, wie das von der Primarschule gelöst werden wird.


In der (von mir ja lang schon stummgeschaltenen) WA-Klassengruppe wurde heute dann passend auch eine vermeintlich vertrauliche Sprachnachricht aus "Bundesratskreisen" gepostet, die über "Und morgen ist Notstand und ALLE Geschäfte, auch Apotheken werden geschlossen, wir werden NIX mehr einkaufen können, los, geht alle jetzt!" schwadronierte. Anscheinend gibt es echt Leute, die sowas nicht nur glauben, sondern auch teilen, und meinen, damit etwas Gutes zu tun. Ich frage mich, ob die auch ihr Geld nach Nigeria überweisen, um das Erbe ihrem entfernten Onkel anzutreten,  oder Hackern, die behaupten, Webcamvideos von ihnen beim Pornogucken zu haben....


Auch deshalb war ich froh, dass ich wegen übervollem Kühlschrank nicht mal in Versuchung kam, noch mal schnell Vorräte aufzustocken.


Ab dann ploppten im Minuten Takt Absagen rein: Unihockey, Volleyball (Q. und L. waren seit den Ferien eh nicht mehr), PfadiÜbungen, Whiskeytasting. Das machte die Jungs anscheinend dann bedröppelter als die Aussicht auf drei Wochen keinen Präsenzunterricht. L. knabbert ziemlich dran, dass wir im Moment nicht sagen können, ob wir seine Geburtstagsfeier in zwei Wochen nun durchziehen können oder eher nicht (bis heute mittag haben wir gesagt "Ihr hängt den ganzen Tag in der Schule zusammen, dann ist ein Abend mehr auch egal", aber seit heute nachmittag ist das natürlich anders. Wir werden sehen, wie das jetzt weitergeht,) L. wird es auch verstehen, aber er darf auch traurig sein, wäre ich auch.


Ich bin mal gespannt, ob sich unsere Standortguideline zum Thema Homeoffice für Menschen, die nicht physisch vor Ort sein müssen, nun ändert, ich gehe fast davon aus. Wegen der Schulschliessung kann ich aber eh zu Hause bleiben. Wir werden sehen, wie das die nächste Zeit wird. Bestimmt speziell, aber andererseits bin ich mit den drei Menschen zusammengesperrt (ist natürlich relativ, wir sind ja auf dem Land und im Nullkommanix im Freien ohne Leute), mit denen ich es am allerbesten aushalte.


Sehr skurril finde ich persönlich, dass seit heute anscheinend das deutsche Gesundheitsministerium die Schweiz als Risikoland einstuft, nach deren Besuch man zwei Wochen daheim bleiben soll. Wissen die, dass hier jede Menge Grenzgänger arbeiten? Wie soll das denn gehen? (abgesehen von der Sinnfrage nach dem Zeitpunkt und überhaupt des Grundes, warum zB Frankreich nicht?)


Bei unserer Katzeneinsammelrunde haben wir (auf Distanz) ein Schwätzchen mit den Katzenfütternachbarn gehalten und unser Angebot von gestern bekräftigt, mit denen von gegenüber haben wir abgemacht, dass L. am Sonntag mal zur Hunderunde mitgeht, um den Hund kennenzulernen, damit er das im Fall des Falles mal übernehmen kann. Ich hoffe, dass wir so dem Ganzen Schwung geben, damit es nicht bei einer netten Absichtserklärung bleibt. (Bin btw sehr froh, dass in anderen Orten ähnliches passiert und ich unsere Eltern so auch gut versorgt weiss.)


Joah, so war das heute. (seit meinem hustenden Bürokollegen und dem Hustenalptraum habe ich tatsächlich so ein nervöses Hüsteln entwickelt und es macht mich irre, dass ich das mache und andauern in mich reinhorche, ob das jetzt ein echter Hustenreiz ist oder nicht)