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Freitag, September 14, 2018

Ey, Alter, was geht?

Es ist fast schon ein bisschen unheimlich, was das Coaching ausgemacht hat (ich schieb das jetzt mal auf das Coaching, weil es ist jedesmal VOR dem Coaching so, dass ich mir denke: "Boah, eigentlich habe ich da jetzt gar keine Zeit dafür, und was hat das Coaching den für mich getan? Hm? Immer nur offene Fragen und "Was müsste sich denn ändern, damit..." Wenn ich das wüsste, würde ich ja nicht fragen, meine Güte", und nach dem halben Tag denke ich mir "Boah, war das super, das hätte ich echt nicht gedacht, grad mit der Nullbockhaltung, mit der ich da rein bin". Ich versuche diese gute Stimmung jetzt mal aufrechtzuerhalten, indem ich das aufschreibe.): ich bin unglaublich friedlich und fast schon ekelhaft guter Dinge.

Weil ich jetzt ja weiss, dass eine persönliche Pace absolut in Ordnung ist, hatte ich auch überhaupt keine Hemmungen mehr, heute morgen um 6:14h die ersten Meeting Minutes zum Review zu schicken. Weil mal ein ehemaliger Kollege, der immer noch bei einem meiner früheren Arbeitgeber arbeitet, erzählt hat, dass er total eine aufs Dach gekriegt hat von der Zentrale in Deutschland (haben Sie gemerkt? Ich habe nicht "Headquarter" geschrieben, wie das in jeder anderen globalen Firma ausser dieser heisst), dass es die Kollegen unter Druck setzen würde und er offensichtlich seinen Job nicht im Griff hätte, wenn er vor acht Uhr morgens Mails verschicken würde, habe ich mir das eine Zeitlang verkniffen und die Mails gesammelt und gestapelt um 8:01h rausgeschickt, aber das ist ja total albern und ich arbeite da ja mit Absicht nicht mehr. Meine Kollegen rund um den Globus wissen sowieso nicht, welche Zeit hier in tiny Switzerland ist.

Ich habe mittags ein Kind mit Tränen in den Augen in Empfang genommen, das noch beim Reinkommen angefangen an zu schimpfen, wie blöd das im Englisch war. Ich hatte erst ein bisschen Bedenken, ob der heutige Test irgendwie ... zu schwer .. unfair .... das Falsche gelernt .... zu nervös, was weiss ich gewesen war, aber nein: Sie hatten in einer der vorherigen Stunde Tiermasken gebastelt und eigentlich war der Plan, heute nach dem Test in Eigenregie ein englischsprachiges Theaterstück damit einzustudieren. "Und, Mami, da ist es doch logisch, dass man im Test Gas gibt , weil der eh babyleicht war, und nicht 1000 blöde Fragen stellt, die Mr Englishteacher total ausführlich erklärt, und hinterher ist keine Zeit mehr furs Theater und das war meine Idee, dass wir das machen und vielleicht können wir das jetzt gar nicht mehr, und das ist so unfair von denen, die hätten doch einfach mal lesen können, was gefragt ist, das stand da alles."
Sehr verständlich, der Unmut (ich war trotzdem froh, dass der Test nur in einer Nebenrolle Auslöser der Tränen war), wir haben das aber dann ausdiskutiert, auch, warum er nicht 100% glücklich in seiner Klasse ist, abgesehen davon, dass er eben nicht mit seinem allerbesten Freund ("Brother from another mother", sozusagen) in einer Klasse ist. Und auch wenn mir das in der Seele weh tut und ein bisschen Vorgeschmack auf potentielle Bauchschmerzen: Wenn mein Kind sagt, er mag es nicht, dass einige durch absichtliches Stören die Lehrer ärgern und, da ist er richtig hässig geworden, sich über andere (also, nicht ihn) lustig machen, weil sie zB kein *sch* sagen können, sondern halt nur "s", und meinen Vorschlag, das doch im Klassenrat anzusprechen, mit blitzenden Augen annimmt, dann macht mich das trotzdem sehr stolz und glücklich. Ich hoffe, dass er mit dem geradlinigen Gerechtigkeitssinn, den er von uns beiden Elternteilen geerbt hat, ein bisschen smoother durch die Schulzeit rutscht als wir zwei (nicht notenmässig, da habe ich keine Bedenken, das haben wir ja auch hingekriegt, eher vom Gefühl... in der Klasse Rückhalt zu haben).


Wir haben dann irgendwann gemeinsam auf der Terrasse (könnte es bittedanke endlich mal Herbst werden? Wir müssen hier immer noch giessen wie beknackt und es hat über 25 Grad und ICH WILL ENDLICH MEINE WOLLKLEIDER UND STIEFEL TRAGEN!) Sagaland gespielt und irgendwann einvernehmlich beschlossen, dass es ein total langweiliges Spiel ist, wir aber trotzdem nicht abbrechen können, bevor wir wissen, wer gewonnen hat.

Ausserdem habe ich noch die 3kg Zwetschgen angefangen zu verarbeiten und ich habe langsam das Gefühl, die zusätzlichen 3kg nächste Woche könnten doch nicht reichen, ich habe jetzt doch Einmachgläser gekauft und mehr Marmeladengläser und Kompott aus 1kg ist ja NIX (ich habe mal nur einmal das Rezept gemacht, um die Einkochfunktion des relativ neuen Backofen zu testen), und Powidl will ich auch noch machen, und das Rezept mit Zucker, Zimt, Rotwein und Essig klingt auch grossartig und Datschi soll es geben und eigentlich auch noch einen mit Streuseln (das ist dann KEIN Datschi), und vielleicht noch eine Wähe, und ach... mal sehen. (Ich habe nur langsam keinen Platz mehr für die Gläser)

Uuuuund ich habe festgestellt: ein Kind auf der weiterführenden Schule mit zwei wochenendaktiven Hobbies (und zwei Vollzeit arbeitende Eltern)  und es ist praktisch nur noch Onlineshopping für Kleider etc möglich (also: furs Kind jetzt). Q. braucht neue Sneaker und Wanderschuhe und morgen ist Bezirksübung bei den Pfadis, er kommt jeden Tag erst frühestens um 17:00h aus der Schule, ausser Mittwoch, und dann schaffen wir es nicht mehr entspannt in die Stadt, bis die Geschäfte (welcome to Switzerland) um spätestens 18:30h zumachen, nächste Woche beginnt am Samstag die Unihockeysaison, und damit das Kind jetzt nicht wegen Verwahrlosung, erkannt an löchrigen Sneakern, ins Heim kommt und weil ich ja meine Überstunden bis Ende Monat auf unter 120 bringen muss, habe ich mir nächsten Mittwoch nachmittag freigenommen und wir gehen shoppen. Ich freu mich tatsächlich drauf.

Jetzt aber: Freitagspizza.

Stressleveldurchschnitt gestern: 35
Selbstbeweihräucherung: Ich bin so friedlich!

1 Kommentar:

  1. Selten, dass ein Nicht-Augschburger weiß, dass ein Datschi MIT Streuseln kein Datschi mehr ist. Ich hab noch ein paar Stück echten selbstgemachten Datschi eingefroren.

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