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Freitag, Juli 21, 2017

#noerdstrom Tag 13: Stavanger - Hirtshals

Eigentlich sollte hier das stehen:

So, dieser Blogpost ist ein vorgefertigter und so werden Sie erst morgen abend wissen, ob wir wir geplant den Preikestolen erklommen haben, die Fähre nach Dänemark erwischt haben, unser Ferienhaus gefunden haben und alles super ist, oder ob wir

  • runtergefallen sind
  • die Fähre verpasst haben
  • sonst irgendwas doofes passiert ist, wie zB das W-Lan im Ferienhaus geht nicht oder so.


Man weiss es nicht, wir hoffen naütrlich ersteres. Sie hoffentlich auch.
Aber wir wären nicht wir, wenn sich nicht alles perfekt ausgegangen wäre und wir jetzt, zwei Stunden vor Abfahrt und, man weiss es nicht, aber es könnte sein, auch noch eine Stunde vor Check-in in der Fährwarteschlange stehen würde und jetzt halt das restliche norwegische Datvenvolumen verprassen.


Die Wanderung war super, allerdings muss ich mir echt abgewöhnen, bei Wegbeschreibungen meinen Alpenwanderführermassstab anzulegen, wo die Zeitangaben die reine Gehzeit für trainierte Erwachsene und der Schwierigkeitsgrad normiert angegeben ist. Im Internet scheint das Publikum, an das man sich wendet, der untrainierte Flachlandtandardtourist, der mit Flipflops und Binikioberteil und Jutesäckchen und Pilotensonnenbrille einfach mal losläuft, weil: oh, schön, da gehen ganz viele hoch, zu sein. Nur so kann ich mir die "Drama, Drama"-Wegbeschreibung hier erklären. So hatte ich die ganze Fahrt dorthin schon mal präventiv ein schlechtes Gewissen, weil ....ups, geht doch schon aufs Schiff, bis morgen!

Ah, doch nicht, nur Tickets kriegen und woanders anstellen. Also weiter:
...weil ich ja meine Familie im Nieselregen (und wer weiss, vllt noch mehr) praktisch eigenhändig die Abbruchkante runterstürzen würde. Und wer weiss, nach dem Understatement in der Wegbeschreibung für den Buarbreen, wo es im Reiseführer hiess: easypeasy, manchmal steil, aber hey, Seil, mehr oder weniger Spaziergang, bedeutet die Beschreibung ja praktisch: kann nur von Profialpinisten erledigt werden.
Tja. Und dann steigt man am Parkplatz aus, nach bayerischer Alpinsozialisation im Lagenlook mit Funktionsshirts, Fleecejacke, Goretex-Jacke und Regenhose und natürlich Bergschuhen und neben einem laufen die chinesischen Touristen in Glitzerballerinas und in dünnem Regenponcho, vorne dran Russen mit neonfarbigen Leggins und Bikinioberteilen, hinten dran Amerikaner mit bunten Turnschuhen, Lauftop und Marathonshorts, am Wegesrand sitzen Hipster mit Birkenstocks und Jutebeutel. Keiner von denen scheint sich Sorgen zu machen, ob das vielleicht nicht machbar oder wetterbedingt vllt eine schlechte Idee wäre und ich beschliesse: wenn die da raufkommen, dann wir zweimal. Oder dreimal.






Beim Raufweg finde ich ehrlich gesagt keines unserer Kleidungsstücke unnötig, der Weg ist allerdings ... schön. Sehr schön, ein massentauglicher Bergweg halt (ausgebaut von nepalesischen Sherpas 2013-14, was auch immer das bedeuten mag). Little L. und Q. unterhalten sich auf dem Weg nach oben gefühlt ohne Atempause über Harry Potter (Little L. ist endlich, endlich richtig angefixt und würde am liebsten die ganze Nacht lang durchlesen) und Pokemon, das ist so ein bisschen wie ein Hörbuch zur Begleitung.


K1 bekam die Aufgabe: ein Bild von uns beiden. Mit Fjord im Hintergrund. Und keinen anderen Leuten.

Von Gesicht sichtbar hat keiner was gesagt!

Geht doch.





Ganz kurz vor der Felsplattform wird der Weg dann tatsächlich sehr schmal und ich muss mich ganz fest zusammenreissen, um nicht die Leute, die sich an den Kindern, die sich vorbildlich an der Felsseite halten und langsam, aber bedacht um die Ecken gehen, vorbeidrängen und sie auch noch am Rucksack rupfen, ordentlich zusammenzuscheissen.

Der Ausblick oben ist spektakulärst, wirklich. Über 600m senkrecht nach unten in den Fjord, das ist ... wow.






Wir sind ausserdem mittlerweile ziemlich hungrig und machen unsere Mittagsbrotzeit (Semmeln, Schinken, Käse und Gummibärchen) direkt oben auf dem Preikestolen. Wir sind morbide fasziniert von den wilden (und echt dummen) Aktionen, die die Leute für Selfies und Fotos direkt an der Felskante (>600m, windig, nass, kalt, just sayin) veranstalten. Gottseidank fällt keiner runter, so lange wir da sind...

Der Weg nach unten zeigt, wie gut es war, früh aufzustehen, erstens kommen uns nun wahre Menschenmassen entgegen, zweitens zieht Nebel auf und als wir unten am Parkplatz sind, stehen wir in dicker Suppe und die Aussicht von oben ist wohl nicht mehr existent.






Wir schlauen Füchse haben uns eine vollständige frische Kleidergarnitur im Auto leicht zugänglich deponiert und in Anbetracht der folgenden 2h Autofahrt und so weiter ist das sehr, sehr angenehm aus den verschwitzten Klamotten rauszukommen und diese geruchsdicht im Frunk zu verstauen.

Nach Waffeln und Kaffee fahren wir also durch Regen und Nebel zum Fährhafen in Stavanger und juhuuuuu, wir sind (natüllich) mehr als rechtzeitig.

In diesem Sinne: es war grossartig in Norwegen, wir freuen uns jetzt auf eine Woche Chillaxen in den dänischen Dünen, bei mittlerem Wetter, wie wir gerade rausgefunden haben, aber hey: wir haben W-LAN, Kamin, Whirlpool und Sauna. Und Nordsee. Was soll da schon schiefgehen.

Jetzt also Fähre (meine Mutter hat, als wir von unserem Reiseplänen erzählt haben, freudestrahlend gemeint: "Die Strecke Stavanger-Hirtshals sind wir damals auch gefahren, als wir auf den Lofoten waren. Ich habe die ganze Fahrt nur gekübelt." Joah. Ne. Prost!)

3 Kommentare:

  1. Sehr, sehr schoen. Vielen Dank fuer's mitnehmen. Hat Spass gemacht. Und ich haette echt jemand ohne Hemmung zusammengeschissen, haette er mein Kind angefasst. Der Filter ist mir irgendwo auf der Reise ins Alter verloren gegeangen.
    Hier heisst es anstatt Darwin: sich vom Gene pool entfernen, und ja, ich haette auch angstvoll die anderen beobachtet.
    Viel Erholung und schoenes Wetter wuensche ich fuer den Resturlaub.

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  2. Liebe Frau Brüllen,

    auch ich danke sehr fürs wieder-mit-zurück-nehmen und alte und neue Erinnerungen auffrischen!
    Einige Stationen eurer Reise haben wir ganz frisch ein paar Tage vor euch noch besucht, andere vor einigen Jahren (am Tvindefossen konnte man damals gut campen), wieder andere stehen noch auf unserer ToDo-Liste :-)

    Kleiner Tipp fürs nächste Mal am Aurlandsvegen: das schlimmste Stück bezüglich Fahrzeugdichte und extrem blöder Fahrer hattet ihr an dem Aussichtspunkt eigentlich geschafft, danach ist die Straße toll, nicht mehr ganz so schmal, deutlich weniger los und verdammt viel und tolle Gegend. Die Kinder (und wir) waren so begeistert, dass wir die Strecke zweimal gefahren sind. Und bestimmt noch mal fahren werden, irgendwann. (Aber nur noch so, dass wir am schmalsten Stück den Berg auf unserer Seite haben. Einmal mit zweidrittel Reifenbreite überm Abgrund reicht...)

    Viel Spaß weiterhin beim chillen an der Nordsee,

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  3. Liebe Familie Brüllen,

    vielen Dank für die schöne Reisebeschreibung. Sie haben damit einen ersten Grundstock für unseren Urlaub 2018 in Norwegen gelegt. Ich war 1980 5 Wochen in Brokke bei Dalen (6 junge Erwachsene in einem wunderschönen Schwiegermutterhaus eines Försters). Oslo und Bergen kann man auch ein zweites Mal sehen, Flam und Starvanger sind neu, machen aber für eine sehr reizvolle Rundtour. Da wir 4 an Jahren etwas mehr auf dem Buckel haben als Ihre Familie, werden wir vielleicht die eine oder andere Tour auslassen oder leicht abwandeln.

    Nochmals vielen Dank für die vielen Ideen. Schönen Erholungsurlaub in Dänemark und gute Heimreise.
    PaulineM

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