So, halb noch benebelt vom Dschungelinferno gestern bin ich Ihnen ja noch eine Auflösung schuldig.
Ich muss sagen, ich finde es extrem spannend, wie Sie mich entweder aufgrund des Bilds, das ich Ihnen via Blog/Twitter vermittle, oder aber aufgrund Ihrer eigenen Erfahrungen sehen.
Ich bin wahrscheinlich viel langweiliger als Sie denken, aber danke für die vielen Ideen.
Lassen Sie mich mal kurz ausholen:
Forschung/neue Wirkstoffe/Professur: Nein. Ganz sicher nicht ;-). Dazu fehlt mir sehr viel medizinisches Wissen und auch aus der chemischen Forschung bin ich viel zu lang raus. Professur: Ich habe vor 13 Jahren mehr als nur 3 Kreuze gemacht, als ich dem akademischen Apparat den Rücken zugedreht habe (sozusagen: wortwörtlich, ich habe nämlich mit dem Stellenangebot in der Schweiz in der Tasche eine mir angebotene Juniorprofessur mit einem so ungläubigen Lachen abgelehnt, dass nicht mal nachgehakt wurde, warum). Ich habe diesen Schritt nie bereut und soviel, wie meiner Meinung nach in der akademischen Landschaft aktuell (immer noch) falschläuft, soviel kann sich gar nicht in der Zeit ändern, die mir als Teil der arbeitenden Bevölkerung bleibt.
Entwicklung/Prozessentwicklung: das habe ich ja bei meinem alten Arbeitgeber schon gemacht, was wäre tatsächlich eine Option gewesen, allerdings nicht mehr, das selber zu machen, damit bin ich durch, aber da hätte theoretisch was gehen können.
Kommunikation/Marketing/Hochschulverbindungen/HR: Äh. Nein. Das habe ich nicht gelernt, das, was ich bisher davon gesehen habe, ist so sehr nicht meine Welt, als dass ich das spannend genug als Quereinsteiger fände. Zum Thema Hochschulverbindungen s. Absatz vorher. Ich wirke anscheinend durch mein vieles Reden und meine extrovertierte Art so, als ob es mein Traum wäre, „mit Menschen“ zu arbeiten. Das ist … semirichtig. Ganz allein im stillem Kämmerlein, das wär schon auch nicht meins, aber ich argumentiere und beschäftige mich viel lieber mit Zahlen, mit Fakten, mit technischen Gegebenheiten, mit Plänen, Maschinen und physisch realisierbaren Projekten als mit (dickes sorry an alle Kommunikations-etc-Menschen da draussen) wischiwaschi-touchy-feely-Dingen. Dazu bin ich undiplomatisch, zu rigoros, zu wenig einfühlsam, zu … ach, zu sehr ich.
Sicherheit: äh. Nein. Ich habe ganz wenig Polizistengene in mir drin und die muss man, glaube ich, haben, um ein guter SHE- oder SGU-Mensch zu sein.
Qualität: Ha. Ha. Ha. Ich hoffe sehr, dass ich meine Karriere ohne eine Zwangsstation in der Qualitätsabteiltung voran bringe. Ich sehe die Notwendigkeit für Qualitätskontrolle und –sicherung absolut, klar. Aber ich selber würde das nienienie machen wollen. Erstens: Polizistengene, s.o., zweitens: ich mache lieber Dinge als Dinge zu kontrollieren und abzuhaken oder zu bemängeln.
Sehr witzig fand ich die Idee mit der Sportmanagerin für die Feuerwehrtruppe, aber das sind nur vier Leute und die brauchen noch keine Managerin.
Ein bisschen gequält gelächelt habe ich beim Weihnachtsfestorganisieren, weil dieses vermaledeite Ding immer noch nicht so ganz vom Tisch ist und ich geschworen habe, lieber im Leben auf keine Weihnachtsfeier mehr zu gehen als noch einmal eine Rechnung zu organisieren.
Ja, aber was mache ich denn jetzt?
Also: ich werde in Zukunft organisatorisch nicht mehr der Marktproduktion angehören, sondern tatsächlich der (technischen) Entwicklung. Und zwar werde ich (global, wohooo!) für drei Produkte für sämtliche produktionsbezogenen Fragestellungen in der Wirstoffherstellung, sei es intern, sei es zugekauft, sei es Rohstoff, Zwischenstufe oder API, zuständig sein. Dafür bin ich dann Mitglied in den drei Produktteams, die den Lebenszyklus dieser Produkte steuern. Solche Teams setzen sich zusammen aus Supply Chain, Controlling, Regulatory, Qualität, Galenik und eben Wirkstoffproduktion. Da Wirkstoffe bei uns an verschiedenen Standorten produziert werden, werde ich den Kopf deutlich aus meiner aktuellen heimeligen Filterbubble rausstrecken, ich werde international unterwegs sein (nicht nur einmal über die Strasse ins Elsass, wie bei meinem ersten internationalen Einsatz seinerzeit ;-)), ich werde eben nicht mehr täglich in der Produktion unterwegs sein, deswegen durchaus auch mal Röcke tragen können (nicht dass das entscheidend gewesen wäre, aber schön ist es schon!), aber wenn ich möchte oder es nötig ist, kann ich meine Anwesenheit am Kessel oder im Labor immer begründen, ich werde mir also im Büro neben den Stahlkappenschuhen, dem personalisierten Laborkittel, der Anstosskappe und der Kälteschutzjacke auch noch ein Paar Jeans und ein Longsleeve bereitlegen ;-)).
Ach ja: wegen des Stockwerks und der Wichtigkeit: als erstes werde ich zu zwei Kollegen in ein Büro dazuziehen, dann aber, wenn alle umziehen, in den entweder 23. oder 25. Stock. Das wird übrigens bei weitem nicht ganz oben sein, es ist sogar noch ein bisschen unterhalb der Mitte. Dazu kommt, dass die superwichtigen Leute bei uns nicht oben residieren, sondern in dem von aussen relativ unauffällig aussehenden, ältesten (denkmalgeschützten?) Bau, der noch auf dem Werksareal steht ;-).
Noch was: ich hatte ja gesagt, das hätte ich schon immer machen wollen. Das ist tatsächlich so, bei meinem ersten Arbeitgeber war mir nach zwei Jahren klar, dass ich irgendwann ins Productmanagement möchte. Ich war da auch auf einem recht guten Weg, aber irgendwann dann gab es den Arbeitgeber nicht mehr in dieser Form und so habe ich mich anderweitig orientiert. Hier ist alles natürlich ein bisschen anders organisiert, und es ging ein bisschen, bis ich rausfand, was das Pendant zum Productmanagement, wie ich es kannte, ist, aber jetzt hab ichs.
Ich freue mich riesig darauf, meiner Koordinierungs-, Organisations-, Planungs-, alleuntereinenHutbring-Begeisterung zu frönen. Und übrigens wieder einmal die einzige (und auch wieder einmal: die jüngste) Frau im Team zu sein ;-).
Und ja, vielleicht klingt das jetzt alles nicht ganz so spannend, aber glauben Sie mir, das ist es!
Und ich finde, am nächsten an diese tatsächliche Stelle, kam Frau Schussel (trotz Qualität). Und für das (gequälte, aber immerhin) Lachen, das sie mir entlockt haben, bekommen drachenmädchen und Margit für die Feuerwehrmanagerin und die Weihnachtsfestorganisiererin auch jeweils noch Schokolade! Könntet Ihr mir Eure Adressen an fraubruellen(at) gmail.com schicken?
An alle anderen: danke fürs Mitraten und Mitfreuen. Mal sehen, wann es wirklich losgeht.
Liebe Frau Brüllen, herzlichen Glückwunsch zum Wunschjob! Das klingt wirklich spannend und interessant.
AntwortenLöschenViele Grüsse und viel Erfolg!
Mühlenmeisje, die zwar nicht an der Verlosung teilgenommen hat (muss 7 kg abnehmen, da ist jede Versuchung eine zuviel...), aber insgeheim auf Produktmanagement getippt hat ;-)
Ich find's schon fies, dass ich nicht mitraten durfte ;-). Aber ich freu' mich riesig für Dich - und bin mir sicher, Du wirst auch das unglaublich gut meistern!
AntwortenLöschenAlso, nochmal: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Job (heißt Produktmanagement kenne ich übrigens als "Marketing", wie ist das bei Euch?) ;-).
Ganz lieben Gruß,
Bianka
Oh ja, diese Stelle passt zu Dir.
AntwortenLöschenDa lag ich mit meiner Entwicklung gar nicht so weit daneben, auch wenn ich eher an Produktentwicklung gedacht hatte.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und Spaß im neuen Job.
Herzlichen Glückwunsch - auch, wenn ich nicht alles verstanden habe. Aber ich dachte, der Turm hätte "nur" 41 Stockwerke?
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