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Sonntag, April 13, 2014

Lika a pro

Ich habe ja hier schon mal erörtert, dass der Hübsche und ich zwar zusammen passen wie Topf auf Deckel (oder so), aber es durchaus auch substanzielle Unterschiede gibt. Heute nachmittag wird mir mal wieder bewusst, dass sich die nicht nur auf Schokoladengeschmack erstrecken, sondern, man glaubt es kaum, auf Prokrastination.
Lassen Sie mich das anhand eines kleinen Beispiels erläutern, nämlich "Leibesertüchtigung am Sonntag".
Bei mir sieht das so aus, dass ich meine 60 Bauchroller (= 7 Minuten) und das 4er-Programm auf dem Crosstrainer (=36min) einplane, dazu noch 4 Minuten Luft- und Wasserholen, dann noch 15 MInuten für Duschen, Schminken, Anziehen, gerundet ist das ca. eine Stunde von "Ich mach jetzt mein Sportprogramm" bis "Ich bin wieder fit und bereit für was anderes".
Ich erwähne nicht extra, dass ich das sonntags direkt nach dem Aufstehen aka dem 15. Mal "Mami, ist jetzt schon morgens? Ich glaub, ich hab schon einen Vogel gehört!" von Little L. erledige und somit heute morgen schon um 10 vor neun damit fertig war, weil dann würde der Hübsche sagen, dass das ja unfair wäre, weil er ja aufgewesen wäre bis nachts um drei, und in den Strassen von Los Santos für Unruhe sorgen musste, und da muss man sich auch erholen.
Also: wenn ich sage: "Ich mach jetzt Sport", dann hört das niemand ausser Little L., weil alle anderen noch schlafen, dann kann man fest damit rechnen, dass ich in einer Stunde allerspätestens wieder parat bin.
Beim Hübschen sieht das so aus: beim Frühstück sagt er "Boah, so wie ich dich kenne, hast du schon gesportelt, oder? Ich muss auch, unbedingt, heute." Jetzt darf man nicht den Fehler begehen und auf die Uhr schauen und mit einer Stunde rechnen. Nach dem Frühstück, Kopfbal, Sendung mit der Maus, ein bisschen Kristalle züchten auf der Terrasse machen wir alle gemeinsam eine Radtour, danach gibt es Kaffee und Kuchen und der Hübsche sagt: "So, jetzt mach ich aber echt mein Sportprogramm, das liegt mir schon den ganzen Tag auf der Seele." Auch jetzt: Geduld!
20 Minuten (so lustige Videos via Facebook! Babyelefanten in einem Planschbecken! Fiepende Babyfaultiere!) zieht der Mann sich zurück und legt Sportkleidung an. Dann wird via Spotify die richtige Musik zum Sport ausgewählt und so laut aufgedreht, dass alle was davon haben. Während sich die Ohren oben an den Geräuschpegel gewöhnen, wird noch schnell die Website der Kampfsportschule auf den neuesten Stand gebracht (ist ja schon fast Sport). Danach und nach dem Überprüfen der Flickr-Seiten-Besucher (rechnen Sie mal 40 Minuten ca.) fällt dem Mann ein, als er mich so T-Shirts zuschneiden sieht, dass ich ihm versprochen habe, seine Hose zu säumen, sofern er sie selber auf die richtige Länge kürzt. Das kann man ja noch schnell vor dem Sport erledigen. 15 Minuten später (immerhin sind jetzt beide Hosenbeine gleichlang und sie wird sicher gut aussehen) noch schnell ein kleines Video (Kennen Sie schon das mit den 7 red lines, perpendicular? Oder die pinguine, die über die schnur stolpern?), schauen, ob jemand auf der Kampfsportseite was geschrieben hat, noch einmal schnell Facebook, Flickr, Instagram, und schon gehts wahrscheinlich auch fast schon los. Mittlerweile ist es viertel vor sechs, der Grill wird angeheizt und wie jeden Sonntag wird der Mann pünktlich zu "Essen steht jetzt aber wirklich auf dem Tisch, ich fang jetzt an, egal, wer da ist" entweder frisch geduscht oder aber frisch von Crosstrainer geplumpst, aber abgetrocknet und mit trockenen Kleidern zu Tisch hetzen....
Und auch wenn das jetzt vielleicht so klingt: das ist jetzt nicht gelästert (okay, fast nicht), ich beobachte das mit einer gewissen..... Faszination. In dieser Hinsicht funktionieren unsere Hirne offensichtlich ganz unterschiedlich. Immerhin begehe ich nicht mehr den Fehler, 60 Minuten nach der Aussage "Ich mach jetzt mein Sportprogramm" einen geduschten, ausgepowerten Mann zu erwarten. Ich übersetze die Aussage "Jetzt renn ich aber wirklich" in meinem Kopf einfach in "Ich mach jetzt Millionen verschiedene Sachen in Sportkleidung zu lauter Musik und irgendwann, viel später, als Du glaubst, komm ich dann wieder runter. Gesportelt habe ich dann aber sicher auch."
(Und nein, eigentlich ist der Hübsche kein Prokrastinierer, sonst würde das mit uns nicht funktionieren. Nur am Wochenende, da "gehört das zum Chillen, das ist was, was Du auch mal probieren solltest, Schatz".

4 Kommentare:

  1. Ich schreib da gleich noch nen Kommentar zu. Gleich nach dem Sporteln...

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  2. Ich schlage mich eindeutig auf die Seite des Hübschen. ;-)
    An einem Sonntag noch vor dem Frühstück sporteln? Och nö...lieber nochmal umdrehen und ganz in Ruhe und gemütlich in den Tag starten. Und auch sonst lass ich am WE gerne mal keine minutiöse Planung ablaufen, sondern lass mich treiben. Das entspannt mich am ehesten.
    LG und noch schönen Restabend,
    Kathi

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  3. Ich habe mich prächtig amüsiert. Raten Sie mal, wer bei uns heute vor dem Frühstück joggen war? Danach konnte ich den Tag auch bestens genießen!
    Viele Grüße, Kathrin

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  4. Ach da bin ich ja beruhigt, dass nicht nur mein Mann so effektiv trödeln kann ... ;-)

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