Es ist ja hier mittlerweile die grossartige Zeit angebrochen, wo die Kinder witzig werden und Witze/-igkeit auch durchaus zu schätzen wissen.
Neben durchaus peinlichen Momenten zB in der Lesenacht der Schule, wo Q.s Klasse einen Film gedreht hat, wo sie alle eben Witze drauf erzählen, und man dann so im Auditorium sitzt und das eigene Kind sich auf der grossen Leinwand ausschüttet vor Lachen, während er Witze über nackte Blondinen erzählt, ist das meistens eine tolle Sache.
So steht auf dem Lehrplan der zweiten Klassen sehr früh das Rechnen mit Geld (Schweizer Franken UND Euro, aber das war auch vor #MEI) und in einem Test war dann die Aufgabe auszurechnen, wie viel einem noch übrig bleiben würde, wenn man von ursprünglich 67CHF 38CHF für einen Bikini ausgegeben hätte. Little Q. hat das zwar richtig gerechnet, sich aber ordentlich drüber beömmelt, was seine Lehrerin wohl gesagt hätte, wenn er stattdessen drunter geschrieben hätte "Ich behalte lieber die 67CHF, weil ich keinen Bikini brauche."
Weiter ging es dann letztens mit Fragewörtern. So sollte er einmal als Hausaufgabe aus fünf Aussagesätzen mit fünf verschiedenen Fragewörtern eben verschiedene Fragen bilden. Die Aufgabe war sehr klar formuliert und deswegen stiess mein feministischer Vorschlag, aus dem Satz "Die Mutter bügelt" die Frage "Warum bügelt der Vater nicht?" zu machen, auf ein Veto.
Aber aus "Alexander kocht" wurde immerhin nicht etwas langweiliges "Was kocht Alexander?" oder "Wann kocht Alexander?", sondern ein "Wen kocht Alexander?" (Hmm. Sieht jetzt so niedergeschrieben überhaupt nicht witzig aus. Müssen Sie mir halt glauben, dass wir echt gelacht haben.)
Was aber eigentlich erst gar nicht witzig gemeint war, war ein kleiner Erziehungsexkurs meinerseits zum Them Gesprächskultur, aufgehängt am Thema "Fragen mit "oder?""
Und das kam so: wir sind ja alle vier sehr kommunikationsfreudige Menschen. Und weil wir alle so sehr gern reden, kommt das Zuhören oft anscheinend ein bisschen kurz. (Bei mir natürlich nicht ;-), ich mache das gleichzeitig), aber bei den Jungs hat sich zB die Unart eingebürgert, eine extrem dringende Frage zu stellen, die Antwort aber gar nicht abzuwarten, sondern entweder grad weiterzubabbeln oder sofort nach dem Stellen der Frage mental in neue Sphären abzuschweifen, so dass man auf eine Antwort mit einem total irritierten "Was? Häh?" antwortet, was mich wahnsinnig macht. Oder aber dass man, wenn ich mal die Gelegenheit habe, eine Frage zu stellen, so schnell wieder Redezeit erobern möchte, dass man gar nicht bis zum Ende zuhört, sonder sofort die Frage beantwortet, die man meint, gehört zu haben. Wenn das dann aber zB eine Frage mit zwei Möglichkeiten wird, und man antwortet nur auf den ersten oder letzten Teil der Frage mit ja oder nein, dann .....argh! Isch werd verruckt!
Der Dialog zum Thema sah ungefähr so aus:
Abendessen, Teller sind gefüllt, es gibt was leckeres, die Kinder mampfen und sind kurz still, schnell eine Frage stellen:
FB: "So, Little L, geht ihr eigentlich am Waldtag jetzt mit dem Kindergarten aus dem Dorf unten in den Wald oder mit dem aus der Hochhausüberbauung?"
L.: "Ja, Mami, das hab ich dir schon so oft gesagt."
FB: "Mag ja sein, aber ich bring das durcheinander mit dem Q., da wars andersrum, glaub ich. Mit welchem geht ihr denn jetzt?"
Q. "Hat er doch grad gesagt!"
FB: "Nein, hat er nicht! Dorf oder Hochhaus?"
L."Jaaaaaaaahaaaaa"
FB *atmet tief ein und aus* "Also, wenn ich eine Frage stelle mit dem Wort oder drin, dann könnt ihr nicht mit ja oder nein antworten. Wenn ich frage "Magst Du lieber Brokkoli oder Chicken Nuggets?"; da könnt ihr doch nicht "ja" sagen, oder "nein!"
Q: "Ich hasse Brokkoli, da muss ich mich schon wundern, wenn Du mich das überhaupt fragst, ich hab schon mal gekotzt nach Brokkoli, das solltest Du echt wissen!"
L (gleichzeitig): " Ich mag beides, wieso muss ich mich entscheiden? Ich nehm auch den Brokkoli vom Q., wo ist der Brokkoli? Kann ich Ketchup zu den Nuggets haben?"
FB *atmet tief ein und aus* "Nein, es gibt jetzt nicht noch ein anderes Essen. Mir gehts ums Redenund Zuhören: Frage mit "Oder", kein ja oder nein als Antwort, verstanden?"
Beide: "Ja"
FB: "Also, probieren wir es nochmal. Q., hast Du morgen Schwimmen oder Turnen?"
Q: "Ich glaub schon."
Und da bin ich dann hysterisch lachend zusammengebrochen, was dazu geführt hat, dass "Ich glaub schon" mittlerweile der Running Gag ist und man auf jede Frage mit "oder" oder auch nicht die Antwort "Ich glaub schon", begleitet von irrem Gelächter bekommt.
Hat ganz gut funktioniert, mit der Grammatikerziehung, finde ich.
Heute morgen, in der Betriebssitzung dann allerdings, habe ich einen Mitarbeiter gefragt "Wie ist das eigentlich mit dein Filtern, die nach dem Prozess mit Palladium/Kohle-Katalysator belegt sind und zum Recycling müssen, holen die vom Lager die ab oder müssen wir die hinterbringen?"
Und was sagt er?
"Ja"
...
Ein sehr schöner Beitrag! Ich habe herrlich gelacht :-)
AntwortenLöschenAlso ich lese Ihren Blog sehr gerne!
Manchmal lache ich auch oder schmunzel ich nur? Ich glaube schon :lol:
Noch mal vielen Dank für diesen Text! Und ich lese Ihren Blog wirklich sehr gerne. Ich mag Ihre Art, wie sie verschiedene Situationen beschreiben - nie zu lange, aber immer anschaulich!
Ein sehr schöner Beitrag! Ich habe herrlich gelacht :-)
AntwortenLöschenAlso ich lese Ihren Blog sehr gerne!
Manchmal lache ich auch oder schmunzel ich nur? Ich glaube schon :lol:
Noch mal vielen Dank für diesen Text! Und ich lese Ihren Blog wirklich sehr gerne. Ich mag Ihre Art, wie sie verschiedene Situationen beschreiben - nie zu lange, aber immer anschaulich!
Die Fragen mit "oder" Diskussion kommt mir sehr bekannt vor. Das macht mich auch wahnsinnig!
AntwortenLöschenAch ja... ich glaube, das ist auch ein bisschen "männlich". Frage ich meinen Mann, ob er Honig oder Marmelade aufs Brot zum Kaffee will, was antwortet er? "Ja gerne". Bedeutet: "ja, beides, in dieser Reihenfolge".
AntwortenLöschenKann es sein, dass deine Söhne je nachdem das "oder" fehlinterpretieren? Dass bei ihnen bei der Frage nach dem Kindergarten nicht die Frage nach ausschliessendem Entweder-oder ankommt, sondern dass sie verstehen "geht ihr mit einem von den beiden, diesem oder jenem?" - dann passt das "ja" nämlich wieder, denn mit einem von beiden stimmt ja ;-)
Danke! Das beruhigt mich gerade sehr, dass in anderen Familien und mit weniger Geschwistern die gleiche Gesprächs"kultur" herrscht wie bei uns...
AntwortenLöschenOh_wie_schön! Das hätten meine auch bringen können. Besonders den Teil mit den Nuggets...
AntwortenLöschenDanke für einen Lacher am Morgen.
Gruss
Janina
Danke für diesen Lacher!
AntwortenLöschenVor allem bei der grammatikalischen Erziehung.
Ich erlebe das auch fast täglich.
Hahaha, sehr schön :)
AntwortenLöschenKinderhumor ist oft herrlich absurd. Meistens unbeabsichtigt, aber immer öfter auch gezielt eingesetzt und trotzdem zu schießen komisch!
Christel
Nachdem ich mich ebenfalls köstlich amüsiert habe (wie schon so oft hier) möchte ich dazu sagen, dass ich meinem Chef (wir sind übrigens beide auch Chemiker) schon sehr oft Fragen (per email) mit "oder" gestellt habe und ich sehr oft die sehr kurze Antwort "Ja" bekam. Da wusste ich immer nicht, was ich falsch gemacht habe, hab ihn dann gefragt und bekomme zu hören, dass er immer die "erste Frage" beantwortet. Nun ist mir das zwar klar aber ich finde, dass es grammatikalisch nicht korrekt ist. Hilft aber!
AntwortenLöschenIch denke auch, die Söhne/Männer/manche Frauen/die meisten Leute sind überfordert mit solch komplexen Fragen. Der Fragesteller hat das Problem schon durchdacht und in der Frage bereits Antwortalternativen formuliert, der Gefragte muss sich erst in die Materie reindenken und findet, dass seine Lösung irgendwie dabei ist, also ist die Antwort "ja".
AntwortenLöschenIch habe mir angewöhnt, die Frage zu entschärfen. "Möchtest du Spinat ?" (Antwort abwarten) Kommt ein "nein" oder keine Antwort, dann die Alternative nachschieben: "Oder möchtest du lieber Erbsen?". Klappt in der Familie und auch im Büro ;o)
Hallo Ihr Brüllens,
AntwortenLöschenich lach mich tot! Ich stell mir das grad live vor.
Liebe Grüße Daniel