Damit hier niemandem angst und bang wird, ist es wohl Zeit für ein bisschen harmlosen Kindercontent. Heute: wie wir mal im offenen Kindergarten waren.
Little Q.s Kindergarten ist ein offener, will heissen, man kann als Eltern jederzeit auf Besuch kommen. (Man wird nur heimgeschickt, wenn gerade für Weihnachten oder Muttertag gebastelt wird.) Ich habe extra gefragt: man kann auch mit kleinem Bruder kommen (O-Ton: "Dann nimmt uns der halt in der Zwischenzeit alles auseinander, das macht doch nix.")
Mir impliziert sowas ja immer schon im Vorhinein ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich nicht einplane, mindestens einmal wöchentlich auf einem wizigen Stuhl Platz zu nehmen und mir anzuschauen, was die da so machen. Jetzt, wo ich drei von vier Kindergartentagen arbeite, bleibt eh nur der Donnerstag als Möglichkeit, logischerweise der Vormittag, weil am Nachmittag schläft Little L. Nun ist es so, dass ich ebendiesen Donnerstagvormittag normalerweise zum Wochengrosseinkauf nutze, da sich der Stressfaktor umgekehrt proportional zur Anzahl der mitgenommenen Kinder verhält. Heute also war durch den Besuch des neuen Monteurs (btw: ich finde eine defekte Lötstelle, die jetzt repariert wird, klingt deutlich besser, als eine gesamte auszutauschende Steuerung, die anscheinend seit Monaten nicht lieferbar ist), eh alles anders, d.h. ich habe Little Q. angekündigt, dass Little L. und ich auf Besuch kommen, sobald der Monteur fertig ist.
Vegen zwanzig nach neun sind wir also im Kindergarten aufgeschlagen. Schon beim Reinkommen wurde mir bewusst, dass wir einen denkbar ungünstigen Termin gewählt hatten: es war nämlich die Schulleitung zur Beobachtung der Lehrkraft zu Besuch. Da aber erstens Little Q. sehr uncool auf gebrochene Versprechen reagiert, zweitens Little L. schon begeistert auf seinen Bruder zustürmte und drittens überhaupt, hiess es Augen zu und durch. Die Kindergärtnerin meinte auch "Kein Problem, kommen Sie rein."
Nun war es aber so, dass Little Q. nicht bewusst war, dass so ein Elternbesuch was ganz andrees ist, als der offizielle Besuchsmorgen. Die Eltern dürfen Mäuschen spielen, ansonsten soll alles so laufen wie sonst auch. Keine Führung durch die Legoecke, kein Plausch bei Muffins und Kaffee, Little Q. sollte brav im Kreis sitzen und mitmachen. Erster grosser Flunsch.
Das zweite Problem war das Mäuschenspielen. Ich bin dazu ja schon in der Lage. An sich. Little L. .... nicht so. Er stürzte sich auf die Puppenküche und begann scheppernd Kaffee für alle zu kochen. Und logischerweise fanden das alle Kinder interessanter, als der Geschichte vom Riesen mit dem Herz aus Stein zu lauschen. Die Kindergärtnerin wurde leicht unentspannt und bat uns, etwas weniger Klapperndes zu spielen. Kein Problem, Little L. war auch mit den Magneten an der grossen Weltkarte zu beschäftigen. Sogar alleine, weil Little Q. fand es nicht witzig, dass seine Mami, die ja IHN besucht, am anderen Ende des Kindergartens an der Weltkarte rumpfuscht, während er im Kreis Steine befühlen soll. Little L. kam dann aber relativ bald in Richtung Stuhlkreis zurück und verkündete lautstark, dass er jetzt pupsen würde. Gesagt, getan, ein Riesenlacher. Nun ja, kein Rauch ohne Feuer, es blieb nicht bei den angekündigten pupsen, als nächstes wurde "Gagga" angekündigt. Laut. Deutlich. Und sagen Sie das mal in Hörweite einer Horde 5-6-Jähriger..... Ich entfernte Little L. also Richtung Toilette zum Wickeln, es wurde weiter mit Steinen und Herzen "gearbeitet". Während wir also kurz weg waren, kam eine zweite Mutter zu Besuch (ich habe echt das Gefühl, sonst kommt da niemand, die Kindergärtnerin wirkte nämlich leicht verzweifelt, während die Schulleiterin ganz wild auf ihren Block schrieb.) Frisch duftend kehrte Little L. zur Weltkarte zurück, alles war kurz friedlich, bis im Kreis auf einmal das Rumoren begann, weil sich die nichtbesuchten Kinder zu fragen begannen, wann ihre Mamis denn kämen.... Juppidu, da fühlt man sich wohl..... Als Little L. dann auf einmal die zum Trocknen ausgelegten Salzteigkunstwerke entdeckte und abzuschlecken begann, versuchte ich, einen geordneten Rückzug anzutreten. Little Q. fand das gar nicht toll, bekam einen mittleren Trotzanfall, weil "ich nur so superkurz dagewesen" wäre.... Little L. war auch motzig, weil er von dem ganzen Blech Salzteig nur einen Bruchteil probiert hatte, ich begann zu hyperventilieren.
Nachdem mir von Little Qs. Kindergartenkollegen beim Abholen ganz vorwurfsvoll mitgeteilt wurde: "Du, der Litte W. war heute beim Klassenrat voll wütig. Wegen DIR. Weil du gegangen bist.", denke ich, das Konzept offener Kindergarten wird überschätzt.
entschuldige... aber ich habe gerade tränen gelacht. mit meinen 3 kindern habe ich auch schon in so manch ähnlicher situation gesteckt... aber so geballt in der sch..sse... ich kanns dir nachfühlen. aber morgen kannst du auch drüber lachen und vielleicht ja sogar jetzt schon.
AntwortenLöschendeine kinder sind toll!
glg anke
Wie kündet der Little L denn an, dass er pupsen muss? "Pupen"?
AntwortenLöschenAlso wenn ich das jetzt so höre, bringt es die Kids wohl eher durcheinander, wenn die Eltern zu Besuch kommen. Naja, die kennen sich da aber bestimmt besser aus. Kindergartenkollegen können so verletzend sein :-) und mhhh Lecker Salzteig :-)
Uah, life is life... :)
AntwortenLöschenBeim nächsten Abholen Trostschoki für die Kindergärtnerin? Oder ein Lob, wie souverän sie mit der ungeplanten Situation umgegangen sei - "das sieht Ihre Schulleitung sicher auch so, oder?" (wenn sie möchte, kann sie dann erzählen/Dampf ablassen)
Anne
Also, wenn ich die Erzieherin gewesen wäre, hätte ich nach deinem Abgang erstmal ne Runde abgelästert......lol
AntwortenLöschenich wisch mir hier grad die Lachtränen weg !!!!
Das ist ja eines der peinlichsten Szenarien, die man sich vorstellen kann.
Aber filmreif!!!!
Frau Brüllen nebst Sohn bringen innerhalb von Minuten eine ganze Gruppe durcheinander !!
Ähnelt ein bisschen der Geschichte bei der Hochzeit.
Damals in Bayern, in der Kirche, als Little Q. alles sehr genau wissen wollte....
Ist übrigens meine Lieblingsgeschichte-heute immer noch!
Ich finde ja, du solltest mal ein Ranking starten-welches ist die tollste Real Life Brüllen Geschichte!
Entspann dich wieder.....LG Claudi
Ok, das ist der Hammer, vorallem das mit dem Pups :-) da musste ich auch lachen!
AntwortenLöschenMich würde ja mal interessieren was der Lehrer aufgeschrieben hat ;-) hihihi
Gruss SABine
Ich war ja letztes Jahr immer freitags im Kindergarten zum Vorlesen ... man gewöhnt sich daran - Die Kinder eher nicht ...
AntwortenLöschenÜberschätzt, definitiv!
AntwortenLöschenSo ein Blödsinn, wenn ich die Zeit hätte, meinen Sohn im Kindergarten zu Besuchen, würde ich ihn doch nicht dort hinbringen...
Bei der Eingewöhnung, hatte ich genug Gelegenheit, mich über den Tagesablauf zu informieren und das Kind hat doch auch nix von meinem Besuch wenn es mich "ignorieren" soll.
Und überhaubt, wieso werden die Kinder gezwungen einer Geschichte zuzuhören oder bei sonstigen Angeboten mitzumachen. Ist doch öde und unnötig so eine Zwangssituation, ganz unabhängig davon ob Besuch da ist oder nicht. (Händewaschen, Essen, Zähneputzen, evtl. schlafen, Morgenkreis etc. sind schon genug der Gruppenunternehmung, finde ich.)
Gruß,
...hmm, komisches Konzept...da kann man mal sehen, wie unterschiedlich die überall ("Weltanschauungen") sind...
AntwortenLöschenDabei ist es ja nicht erst seit gestern einfach so, dass genau das Beschriebene passiert, wenn nur "wenige" ein Elternteil, oder Eltern, dabei haben - egal, ob beim Laterne-Bastel-Tag, als Ausflugs-Begleitperson oder sonstwie - ich finde das eh´immer schwierig - denn in der Tat sind IMMER einige Kids traurig, weil deren Eltern quasi "nie" (gefühlt) da sind, sorgt also eh´schon für eine gewisse "Unruhe", emotional in der Gruppe...und die "begleiteten" Kids sind eben total anders, wenn Mama/Papa dabei ist...meine Kleine (3 1/2) heult im Moment gerade wieder jeden Morgen beim "Bringen" im Kindergarten herum...Trennung von Mama ist gerade mal wieder nicht so ihres, wohl auch, weil sie im Sommer die Omi verlor, die eben auch "einfach nicht wieder kam"...aber kaum bin ich die Treppe runter, hört das Kind eben auf, Krokodilstränen zu heulen, und ist ein einziger Sonnenschein, mehrfach hörte ich "..die sind immer ganz anders, wenn die Eltern nicht in der Nähe sind, da merkt man gleich, wenn da jemand aus der Familie um die Ecke kommt..." Und als ich kürzlich zum gemeinsamen Laterne-Basteln da war, musste sie dann allen "zeigen", dass sie Mama im Griff hat (zick, bock)...und parallel sah ich in traurige Kinderaugen anderer, da deren Mama eben erst gar nicht Urlaub nehmen konnte für die Aktion am Vormittag...da gab es dann Muttis, die eben ZWEI Kinder betreuten, damit die auch noch zu einer Laterne kamen....ach, ich finde es schwierig, und besonders unkalkulierbar ist es wohl tatsächlich mit so "spontanen Besuchen"...nee, das ist bei uns eh´ so nicht gewollt.
Aber da mit dem Kleinen ist ja wohl Slapstick pur - KÖSTLICH !!!
Moni
@Anonym: Kindergarten ist zu vergleichen mit Vorschule und daher ist das im Kreis sitzen können und einer Geschichte zuhören durchaus wünschenswert.
AntwortenLöschen@Frau Brüllen... Hach, haben Sie mir leid getan beim Lesen. Ich hätte sehr hyperventiliert-und als Lehrerin hätte ich mich dann doch getraut zu sagen, ob's jetzt grad passt oder nicht. Ich als Lehrerin fand die Elternbesuche immer eher hinderlich als hilfreich. Auch wenn wir vom "Leitbild" her quasi zum offenen Unterricht "gezwungen" waren.
Ich würd dann wieder zum Grosseinkaufsprogramm wechseln, mach ich auch während der Grosse in der Spielgruppe weilt.
achja, danke für's mitleiden und mitlachen!
Ich kenne die Situation ja eher andersrum... wenn ich unterrichten sollte und die Eltern im unpassendsten Moment zu Besuch kommen.
AntwortenLöschenEs ist durchaus so, dass sich einige Kinder plötzlich ganz anders benehmen, sobald eine/ihre Mutter zu Besuch ist.
Wenn der Schulleiter früher selber Lehrer war und unterrichtet hat, wird er das kennen und mit der Kindergärtnerin drüber lachen. Und gerade wenn sie von der Oberstufe her kommen, finden erfahrungsgemäss auch Schulleiter die Kleinen "soooo herzig", dass man einen gewissen Bonus hat. Aber die Kindergärtnerin wird sicher ewig an diesen Tag zurückdenken und in Gesprächen mit ihren Kolleginnen drüber lachen. So jedenfalls wäre es bei mir.
LG
Odette