Mir ging es letztens so (mit "Love is all around").
Sofort stand ich wieder vor dem Physikhörsaal, mitten unter meinen Erstsemesterkollegen und der Diplomand, der sich aus irgendeinem Grund in mich verguckt hatte, war gaaaanz zufällig auch dort und "wir könnten ja gemeinsam Richtung Chemiegebäude zurückgehen." So subtil (harhar) das auch war, meine Kommilitonen wussten natürlich, wie der Hase läuft und einer stimmte laut und falsch eben dieses Lied an. Mir war es einerseits peinlich, aber andererseits war ich, was ich damals nie zugegeben hätte, ein bisschen stolz, dass endlich mal jemand, auch wenn es absolut nicht mein Typ war, richtig offensichtlich was von mir wollte. (Das war, bevor das alles Stalking-artige Züge annahm und nur noch sehr unheimlich war).
Und damit ist eigentlich auch schon die Crux meiner Jugendjahre zusammengefasst: ich habe mich immer in die Falschen verguckt und die, die was von mir wollten, die waren nix für mich.
Ich hatte aber auch ein ganz grosses Talent, die Objekte meiner jugendlichen Begierde so auszuwählen, dass sie in den meisten Fällen mich vermutlich nicht einmal registrierten.
Da gab es den einen, der in der anderen, viel ambitionierteren Schultheatergruppe Theater spielte. Nachdem er in "Philemon und Baukis" einen hinreissenden Soldat mit Bauchschuss gegeben hatte, war es um mich geschehen. Tja. Bis auf Schwärmereien in meinem, in rotes Leder gebundenen Tagebuch ist nichts passiert (also, nicht mal, dass er meinen Namen kannte).
Weiter ging es mit dem lockigen Trompeter im Orchester. Er sass mit mir (und 15 anderen) hinter den Streichern in der Bläserriege und war ein fach ... hach. (Ich kannte ihn ja eigentlich gar nicht, hatte aber trotzdem beschlossen, dass ich in ihn verliebt sei). Vor Google diente das gute alte Telefonbuch als Hilfe und so wusste ich bald, dass ich auf dem Heimweg von Schwimmbad oder Klavierlehrerin nur einen klitzekleinen Umweg radeln müsste, um bei ihm vorbeizuradeln. Habe ich immer gemacht, gesehen habe ich ihn nie. Aber einmal, und ich erinnere mich noch sehr gut an das Bauchflattern, habe ich ihn wirklich zufällig am Fahrradständer der Musikschule getroffen und er wusste meinen Namen. Der Tag war gerettet!
Ein Highlight dieser einseitigen Beziehung war natürlich die einwöchige Orchesterfahrt nach Südtirol, wo ich nicht nur eine Woche lang vormittags, nachmittags und abends bei den Proben mit dem lockigen Trompeter hinter den zweiten Geigen sass, nein, wir sind bei der langen Tageswanderung auch noch ein gutes Stück zuammen gewandert (und haben über Physik geredet, aber ich war zu Schulzeiten ja auch extrem uncool.).
Dann gab es da noch den grossen Bruder eines Musikschulblaskapellenkollegen (an unseren Auftritt beim Volksfestumzug musste ich bei diesem Eintrag denken. Ufftata, das konnte ich damals. Und "Meerstern, ich dich grüsse" beim katholischen Maiumzug oder so, incl. in Ohnmachtfallen wegen kein Kreislauf mehr vor lauter pusten beim Bergauflaufen), den ich aus rein optischen Gesichtspunkten ausgewählt habe.
Oder den aus der Abiturklasse, der so offensichtlich
Tja. Und so kam es, dass ich, bevor es beim Hübschen und mir nach einigen Jahren Vorlaufzeit "zoooooom" machte (das erste Mal, dass sich das Verliebtsein so richtig wie im Buch anfühlte. Mit wackligen Knien, Herzklopfen, nie mehr Schlafen müssen, keinen Hunger mehr haben und so), nur ganz wenige Frösche killte küsste.
(Schalten Sie wieder ein, wenn es heisst: Frau Brüllen erzählt aus ihrer Zeit als Geek Girl, wie man heute so was relativ cool nennt. Hat sich damals gar nicht so cool angefühlt. Mei, man macht schon was mit in der Pubertät...)
PS: Ja, natürlich würde mich interessieren, was aus den Angeschmachteten geworden ist. Aber die meisten scheinen sehr socialnetworkabgeneigt zu sein. Oder haben vielleicht den Namen ihrer Frau angenommen. Wäre schon interessant, was aus den Locken geworden ist....
Hi!
AntwortenLöschenDieser Text erinnert mich teilweise sehr an mich, bzw. bin ich immernoch sehr das Geek-Girl! Mit 23 und ein paar Umwegen über 3 Semester VWL und der Erkenntnis, dass Technik einfach mein Leben ist, bin ich nun im 3. Semester Elektrotechnik inmitten lauter Kerle. Fühle mich wohl wie nie, aber trotzdem noch Single :) Ich hoffe auf ein Happy End ;)
Alles Gute euch weiterhin, ich lese hier sehr gerne!!!
Gruß,
Wieso schreiben Sie eigentlich hier meine Biographie hin, mh?;-)
AntwortenLöschenNe ehrlich, das ging mir ganz genauso. Aber wissen Sie was? Einer dieser aus der Ferne angeschmachteten, von dem ich überzeugt war, dass er mich nieniemals wahrgenommen hat, hat mich letzten bei stayfriends als Kontakt gelistet. Da hatte ich ungefähr das Gefühl, wie Sie am Fahrradstnänder. Bloß 15 Jahre zu spät.
:-) Das wär doch auch eine nette Idee für ein Stöckchen *g*
AntwortenLöschenDas blöde an solch einseitigen Beziehungen ist aber auch, daß man oft nicht mal den Nachnamen weiß und so die spätere Nachverfolgung unmöglich ist...
Ah, sehr hübsch. Und die Parallelen - (Blas)Musiker und Naturwissenschaftler und sehr wenige Frösche, so war das auch bei mir. Geek Girl. Mhm.
AntwortenLöschenJa die Pubertät...
AntwortenLöschenWie nennt man eigentlich ein Ex-Geek-Girl ohne naturwissenschaftliches Talent?
Ich glaube, ich will`s nicht wissen!
Übrigens:
Mein Lockenköpfchen von damals (hoffnungslos, what else) war im www mit Bild zu finden und hat... nur noch ein Lockenkränzchen!
Mit Anfang Vierzig habe ich endlich den lockigen Trompeter bekommen. Fühlt sich nach Jahren der Irrungen sehr gut an.
AntwortenLöschenAch herrje, es gibt so Dinge, an die will man doch gar nicht erinnert werden. ;-)
AntwortenLöschenHabe aber diesen Eintrag mal zum Anlass genommen und nach einem ganz ewig alten Angehimmelten gegoogelt. Souschef ist er geworden in Hamburg und spielt nach wie vor Basketball.
So, und nun schnell nen kalten Lappen auf die rotglühenden Wangen. :-)
Wenn ich hier so die Kommentare lese habe ich das Gefühle wir waren alle Geek-girls, damals, in der Pubertät. Denn Ihre Biographie klingt ganz verdächtig danach die Meine zu sein, und ich bin hier ja nicht die Einzige... - Die Coolen, damals, ob die sich selbst wohl auch cool fanden? Oder ob die sich mit denselben Sorgen und Schmachtereien rumgeschlagen haben?
AntwortenLöschenDanke für den Flashback :-)
(Und jetzt weiss ich wieder warum mir mein Sohn - 14, mittendrin in der Pubertät - manchmal so unendlich leid tut. Cool sein ist anstrengend ;-)
Jetzt würde mich ja noch die Geschichte interessieren, wie das mit dem Hübschen, der so offensichtlich und vollkommen der Richtige für Sie ist, angefangen hat.
AntwortenLöschen@Frau miest: vielleicht zum Hochzeitstag oder Jahrestag oder so... ich muss mich jetzt ja schonen ;-)
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