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Freitag, August 02, 2024

020824

Was für ein schöner Abend das gestern war im "roots"! Wie immer sassen wir draussen, dank Feiertag, glaube ich, war es nicht soooo voll und alle hatten "Erste Reihe Ausblick auf den Rhein". Und da gab es einiges zu sehen, weil erstens Sommer und alle müssen endlich schwimmen gehen, dann Nationalfeiertag und gestern hatte es so gewittert, dass anscheinend noch viele ihre Böller über hatten UND Feuerwehr und Polizei hatten offensichtlich den Auftrag, ganz viel Patrouille zu fahren und das taten sie dann auch mit viel Blaulicht und Wellen und tralala.


Zum Aperitiv wählten wir einen Yuzu-Cocktail mit Sake, das war schon mal sehr lecker.


Die "Snacks" wie immer ein Gedicht und ein Versprechen für einen grossartigen Abend. Start mit: "So eine Art Caesar's Salad" (Lattich Blatt, Sbrinz-Creme, statt Poulet knusprige Pilze und darüber geriebenes getrocknetes Eigelb, Sehr coole Idee!


Dann: Tartelette mit Trüffelmayo, Edamame und australischem Perigord-Trüffel (weil da jetzt Winter ist). 


Der schöneste Snack: Rettich, mit Tonkagewürz, Limettenkaviar, eingelegten roten Zwiebeln (ich hatte ein bissche Bedenken, die ordentliche Rettichportion würde alles überdecken, aber nein. Er war irgendwie mariniert und schmeckte nicht so aufdringlich rettichig.)

Und, ein Klassiker: kalte Tomatenessenz ("Das Konzentrierte von der Tomate")


Wir hatten uns wieder für die Weinbegleitung entschieden und so kam ich zu meinem ersten Tokaier (ich dachte immer, das wäre ein altmodischer süsser Wein, aber ist es nicht. Oder zumindest dieser nicht! Er war eiskalt, extrem trocken und fast ein bisschen bitter. Grossartig!)


Klassiker: das frische Brot mit der Kräuterfrischkäsecreme, wir haben es geschafft, uns diesmal auf zwei Portionen zu beschränken.


Erster Gang (vegi) "Die Erbse" (ist das schön, oder?!) Erbsenpüree, Erbsenessenz, frische Erbsen, Kräuter, Erbsenstengelslocken, irgendwas mit Minze, ein Traum!


Erster Gang nicht vegi: Saiblingsfilet, irgendwo war irgendwas mit Eigelb, Kräuter, Blumen und winzig gewürfelter Stangensellerie aussenrum (der Hübsche hat alles von mir probiert und deshalb die gesamte Erfahrung, ich nicht)


Nächster Wein: ein Orange Wine aus Spanien, den man aber "Mesopotamia" nennt. Wieder eisigkalt und ganz anders als der letztes Jahr


Auf dem Teller das "Signature Dish": Der Roots-Garden. Der (sehr junge) Koch / Kellner, der das brachte, erzählte begeistert, dass das seit schon immer auf der Karte ist, angefangen haben sie mit  6 verschiedenen Gemüsen, mittlerweile machen sie über 30 in den verschiedensten Zubereitungsarten "Einfach, worauf wir Lust haben". In der Mitte wie immer ein See aus Erbsenessenz. Ich habe diesmal wirklich jedes einzelne Häufchen separat genommen und versucht, rauszuschmecken, was und wie das ist.


Nächster Gang: "Die Tomate" (verschiedene Tomatensorten, Zebra, Ananas, Berner Röteli, Ochsenherz, leicht gesalzen, eingelegte Artischockenherzen und eine Safransosse mit Aargauer Safran).
Ich habe mich dank meines ersten Chefs direkt sehr kompetent gefühlt, weil ich ALLE Tomatensorten kannte und auch schon angebaut habe.
(Irgendwo habe ich übrigens einen Zwirbel reingebracht, weil ich einen Wein mit Absicht nicht fotografiert habe, weil wir den schon kennen und lieben, und ich habe einen Gang vergessen zu fotografieren, deswegen bin ich mir mit der Paarung Wein/Essen nicht mehr sicher)


Ein Weissburgunder, der "biodynamisch, aber unzertifiziert, ausgebaut ist", und deshalb mineralischer schmeckt als man das bei einem Weissburgunder erwarten würde. 


Ich bin mir nicht sicher, ob da jetzt der "Vorspeisensalat" (lol) kommt oder erst danach. Auf jeden Fall war das gegrillter Frühlingslauch, darauf Gurkensalat, Wildkräuter, für mich eine gegrillte Aubergine (keine Ahnung wie, aber ganz ohne Schlotzigkeit) und für den Hübschen ein Schweinskopfbäckchen.

Dann: Holzfeuergegrillter Brokkoli, Mandelcreme, Knoblauchsud und für den Hübschen eine leicht gegarte Forelle aus Bremgarten


für mich ein leicht angeräucherter Tofu aus Kleinbasel


Beides butterzart, der Hübsche fand im Vergleich sogar, glaube ich, den Tofu einen Tacken besser, weil das Räucheraroma sehr gut mit dem Knoblauch und dem gegrillten Brokkoli harmonierte.

Zum Trinken gab es fast schon Heimatgefühle! Unser Kühlschrank enthält IMMER Pettenthaler Riesling, wenn auch keinen Silvaner) Ich musste direkt mit Frau Mutti checken, ob sie den Winzer kennt (ja, natürlich, er war bei ihr im Kindergarten und an einer Rehkitzrettung beteiligt. Ich soll hiermit ausrichten, er soll doch mal im Roots vorbeikommen, sie würden sich freuen!)


Dann wurde umgeschwenkt auf Rotwein aus Mallorca, wir waren nämlich beim Hauptgang angekommen:
Für uns beide eine Kohlrabirolle (ganz dünn, immer noch knackig, aber aufrollbar), gefüllt mir einer Creme (keine Ahnung was), oben drauf Pfifferlinge, eingelegte rote Zwiebeln und ganz viel, was ich vergessen habe. Der Hübsche bekam eine Wachtelbrust und einen Wachtelschenkel (garniert mit hauchdünnen getrocknenten Champignonscheiben, die aussahen wie Papierschmetterlinge). Der war auf einem Stein angerichtet und wir haben ihn fast übersehen, er sah aus wie Deko, so schön.

Ich bekam (nachdem ich noch gemeint hatte: "Egal was ist, Randen schmecken wie Randen, halt wie Kompost") eine .. Randenscheibe, stundenlang über dem Holzfeuer gegrillt, ausgekühlt und dann in Randensaft rehydriert, dazu eine Sauerteigbrotsosse. Auf diese Weise schmeckt eine Rande nicht mehr wie Kompost, sondern wie .... Holzfeuer und konzentrierte Erd-Essenz (mit innendrin ein bisschen Kompost).

Uns kam es so vor, als sei die Zeit im FLug vergangen, aber wir waren schon bei ersten Dessertgang angelangt, dazu gab es diese Beerenauslese. Laut Sommerlier "mit Riesling drin, deswegen schmeckt es nicht ganz nach flüssigem Honig". Soweit würde ich nicht gehen, aber es ist schon sehr guter flüssiger Honig ;-)

Der erste Dessertgang war "Zucchini und Pistazie": Pistazienküchlein, Zucchininudeln, Pistazieneis, Reispops, Knusperteigdings.
Passte alles wunderbar und ich fand sehr angenehm, dass der aufdringliche (künstliche?) Pistaziengeschmack halt nicht dabei war.


Zum letzten Dessertgang wurde dann wieder etwas ganz unsüsses ausgepackt: ein Rosechampagner, extrem trocken, aber mit Erdbeergeschmacksnoten (jap, wenn man mir das sagt, schmecke ich das auch)

Dazu (man merkt, es wurde dunkel): "Die Kirsche": Kirsch-Mascarponemousse, darin eine "Kirschensphäre" aus getrockneter, in Kirschsaft rehydrierter Kirsche (I see a pattern here!), Kirscheis und Ingwerschnee. What's not to like....



Und zum Kaffee noch ein paar "süsse Snacks": die "roots-Interpretation eines Eiscremesandwiches mit Kokos und Ananas", eine Malzganache (die auf der Zunge zerfloss) und Haselnussfinanciers mit einem Aprikosen-Cheesecaketopping:


Alles in allem: wow, wie grossartig! Ich hatte ja ein bisschen Sorge vorab, dass es langweilig werden könnte, "schon wieder" ins roots zu gehen, aber nein: es ist jedesmal ein so grossartiges Erlebnis und vollkommen anders als die Male davor (also: vom Essen, nicht von der Grossartigkeit) und, und das ist so viel wert, ich fühle mich dort richtig wohl und gut aufgehoben, nicht als Imposter und fehl am Platz, weil 2 Sterne und drölfzig Hauben und alles sehr etepetete (so haben wir uns Im "Trois Rois" gefühlt und ehrlich gesagt auch im "Stucki". Im "roots" ist das nie der Fall.

Wir sind dann glücklich und satt und gar nicht mal soooo betrunken (es gab ein halbes Glas, also 0.5dl Wein pro Gang) mit Tram und Zug durchs nächtliche Basel gegondelt (habe mich dran erinnert, dass ich mich zu Covidzeiten genau darauf gefreut habe. Habe es dann ein, zweimal genossen und seitdem bin ich nur noch Rad gefahren. Naja. War schon schön!), durchs Dorf nach oben spaziert, wurden von zwei Katzen begrüsst, und sind dann ins Bett gefallen.

Mein Wecker hat dann um sechs geläutet und so kam ich auf einen Sleepscore von 12. Mit sehr viel Kaffee habe ich es aber dann doch geschafft, meinen gesamten Backlog vom Urlaub aufzuarbeiten (auch, weil ja nicht nur in Basel alle freigenommen hatten, weil Brückentag, sondern auch gefühlt überall sonst, wenn Basel schon mal nicht da ist. Nur mit einer Kollegin aus den Niederlanden und zweien aus Dänemark habe ich kurz gechattet / geredet, sonst war nur Erledigrrrrrl.)
Spätes Mittagessen (Nudeln mit Bohnen, Tomaten, Zitronenharissa-sosse, echt scharf), dann Wocheneinkauf (unendlich viel Gemüse, Früchte, Sachen, die man kalt essen kann) und dann der Entscheid, dass ich heute doch nicht mehr meine Radtaschen mit dem Rad zum Radladen bringe, sondern morgen auf dem Weg zu meiner Schwester dort noch schnell halte. Es ist draussen einfach zu heiss.
Stattdessen: Bloggen auf der Terrasse im Schatten, ein kleines Wassereis (Himbeere-Hibiskus), Grillsachen vorbereiten und hoffentlich noch einen Rheinschwumm vor dem Gewitter, das laut Regenradar gar nicht kommen soll, laut Wetter-App schon längstens toben soll und laut Wolkenlage indifferent ist.









































 

1 Kommentar:

  1. Boah, vielen Dank für den detaillierten Bericht! Den Rotwein schreibe ich mir schonmal für Mallorca im September auf.

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