Irgendwie ist das heute ein seltsamer Tag:
Das Wetter fühlt sich mehr nach April an als nach November: entweder knallt die Sonne runter und es windet oder es sind schwarze Wolken am Himmel und es regnet und das im 10minütigen Wechsel.
Einige Dinge laufen hier und um uns herum in ungute Richtungen, das sorgt für allgemein bedröppelte Stimmung. Damit kann ich nicht gut umgehen.
Der Hübsche und ich haben immerhin die bedröppelte Stimmung zum Garten winterfest machen genutzt. Ich hae dementsprechend die letzten Himbeeren und Erdbeeren geerntet. (Ja, Mitte November). Und ich würde nicht drauf wetten, dass es wirklich die letzten waren. Die Kapuzenerkresse blüht, was das Zeug hält, die Tomaten auch noch, aber die habe ich samt grünen dran jetzt rausgerupft und weggeschmissen. Der Hübsche hat im Vorgarten allen Frust in abhacken und rausreissen von sich selber angesäten Bäumchen gesteckt und das hat dann zu noch mehr bedröppelten Gesichtern geführt, weil die doch tiefer und stärker gewurzelt hatten als gedacht und so unsere Unmengen Irisknollen ein bisschen gelitten haben. Aber: passiert ist passiert, die Bäumchen mussten weg und so habe ich einen Eimer abgebrochene Irisknollen gesammelt und auf dem frisch geräumten Balkon in unseren ehemaligen Wäschekorb gepflanzt. Wenn alles gut geht, gibt es da nächstes Frühjahr eine Irispracht, die nicht von vorbeigehenden Kindern umgekickt wird.
Q. ist zum Pfadileiterweekend an einen geheimen Ort abgereist (für uns im Nachhinein natürlich nicht geheim, weil wir alle unsere Standorte miteinander teilen), für heute stehen wohl 10h Planungsgespräche an, es gibt entspannendere Wochenenden.
Sonst: Haushaltsgedöns erledigt wie alle Betten ab- und beziehen, Pflanzen giessen, all das geht auch bedröppelt. (Um die zukünftige Bedröppelungsrate ein bisschen einzugrenzen, nehme ich mir mal vor eine Zeitlang NICHT über die Arbeit zu schreiben. Im Moment ist es zwar (zu) viel, aber es wirkt hier, glaube ich, noch mal mehr als es ist, weil ich immer am Abend schreibe, wo ich schlagkaputt bin. Aber: es gibt ja auch noch was aussenrum.)
L. wird heute übrigens dann noch zu einer Geburtstagsparty gehen und so müssen der Hübsche und ich entscheiden, was nur wir zwei essen wollen, Ich schwanke zwischen Kürbisrisotto und Kürbis-Penne a la Wodka. Um hier mal die wirklich wichtigen Themen abzuhandeln.
Ich weiss gar nicht, ob Sie das auch so verfolgt haben wie ich (ein paar von Ihnen schon, schliesse ich auch den verschiedenen Zusendungen auf verschiedenen Kanälen, müssen Sie echt nicht machen, ich bin über isländische Medien etc ziemlich gut up to date): aber holy shit, was geht auf der Reykjanes Halbinsel ab? Es bebt und grummelt ja seit Wochen, Anfang der Woche schloss die Blue Lagoon wegen der anhaltenden starken Erdbeben und heute Nacht wurde die Stadt Grindavik evakuiert. Ich habe die Aufforderung gesehen, wo es sinngemäss hiess: "Bitte verlassen Sie Grindavik, bleiben sie ruhig, keine Panik, dies ist keine Notfallevakuierung, Sie haben in ca 2-3 Stunden"
Falls Sie schauen wollen: Hier gibt es ein englisches Newsblog mit sehr beeindruckenden Bildern von zB dem Golfplatz in Grindavik, hier gibt es drei Webcams im potentiellen Ausbruchsgebiet.
Und dann gibt es ja noch die Fragenwunschliste:
Heute mal mit Welche Aufgaben übernehmen Ihre Söhne im Haushalt, weil mich interessiert, inwieweit die beiden Jungs eingebunden werden und ihren Beitrag leisten. Inwiefern spielt der pädagogische Aspekt dabei eine Rolle?
Nun ja, die "Jungs" sind 14 und 18, der pädagogische Teil ist abgeschlossen, würde ich sagen. Was sie jetzt noch nicht gelernt haben, bringen wir ihnen auch nicht mehr bei. Alle Mitglieder des Haushalts haben hier mehr oder weniger denselben Beitrag dazu zu leisten, dass es funktioniert. Es gibt keine feste Rollenverteilung wie " Q. bringt den Müll raus" oder "L. legt die Handtücher zusammen", sondern: jeder macht alles, wann immer es halt anfällt. Wenn der Müllsack voll ist, wird er zugeknotet, mit Aufkleber versehen, vor die Tür gestellt und wer auch immer als nächstes Richtung Mülltonne geht, nimmt ihn mit. Wenn die Spülmaschine voll ist, wird sie angeschaltet, wenn sie fertig ist, wird sie ausgeräumt, wenn die Wäsche fertig ist, wird sie aufgehängt, wenn sie trocken ist, wird sie zusammengelegt und verteilt. Der Tisch wird gemeinsam gedeckt, jeder kann Essen machen (nicht jeder macht es gleich gern oder hat das gleiche Abwechslungsniveau drauf, aber niemand "kann es nicht"), die Küche wird nach jedem Essen aufgeräumt, bevor alles weg ist, geht keiner irgendwo anders hin. Jeder macht seinen eigenen Dreck weg, will heissen: Dreckwäsche wird verräumt, der Zustand des Bads nach Zähneputzen oder Duschen oder was auch immer ist genauso wie vorher, wer was verschüttet, putzt es auf, wer irgendwas rausräumt oder benutzt, räumt es danach wieder an den Ort, an den es gehört. Ausserdem helfen wir uns gegenseitig. Das hat tatsächlich nicht (mehr) viel mit Pädagogik zu tun, sondern mit zivilisiertem Zusammenleben :-).
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