Ich glaube, Bloggen heute gildet nur, wenn man auf das schöne Datum hinweist. Was für ein schönes Datum!
Dann habe ich heute tatsächlich drangedacht, dass ich heute mit dem Auto zur Arbeit fahren wollte, weil Räumtag. Ich hatte sogar Gesellschaft, Q. fuhr nämlich mit mir, er geht ja ggü von meinem (noch) Büro zur Schule. Es ging einigermassen, given the fact dass da noch eine Riesenbaustelle ist, aber ich bin so froh, dass ich mir das Autofahren ins Büro so lang schon abgewöhnt habe. Sowohl Rad als auch ÖV fühlen sich weniger nach Zeitverschwendung an als mit dem Auto fahren (aber: ich hatte 1:1 Zeit mit Q., das war schön!)
Was ich btw mit der Kleiderwahl ("Nicht radtauglich, damit ich es nicht vergesse") nicht bedacht habe, war: diese Art der Kleidung ist auch nicht soooo gut geeignet zum Ausmisten und Taschen voll Ordner und Zeug durch die Gegend schleppen.
So habe ich das halt in hochhackigen Stiefeln und schmalem Strickkleid erledigt. Ich dachte ja lang, ich hätte in den drei Jahren in dem aktuellen Job gar nicht so viel Zeug angesammelt, aber: ich habe einen Teil seit Jahren (oder Jahrzehnten) mitgeschleppt und jetzt habe ich in Zukunft nur noch ein kleines Fach. Es war also soweit: ich bin über meine alten Trainingsmaterialien gegangen und habe schweren Herzens "Thermische Prozesssicherheit" von 2002 entsorgt (ich habe es tatsächlich 2018 für Indien das letzte Mal gebraucht, aber wie auch die ESCIS Prozesssicherheitshefte, das "Risikoanalysenseminar" von 2012, das tatsächlich nicht gut war, habe ich jetzt beschlossen: das brauche ich in meinem zukünftigen Leben nicht mehr. Wie auch "Einführung in die Granulierung", verschiedene Führungskursmaterialien).
Ich hatte übrigens, so lang ist meine Zeit in der Produktion schon her, vergessen, dass ich meine Asservatenkiste nie entsorgt, sondern immer mitgenommen habe. In dieser Kiste habe ich alles physische Beweismaterial gesammelt, das ich in verschiedenen Abweichungen gesichert, überprüft und dann.... aufgehoben habe. Ich habe etwas geschluckt, aber eben: kleines Fach in Zukunft und ganz ehrlich möchte ich kein undicht gewordenes Bodensitzventil bei uns daheim aufbewahren (es ist richtig gross).
Ich habe nur die ... wie hiess das jetzt, diese Scheibe aufbewahrt, die irgendwie in den Ansatz geraten ist und im Ventil stecken blieb und eben die Undichtigkeit verursachte. (Diese Scheiben braucht man übrigens, wenn man Emailleitungen hat, die innen eben mit Emaille ausgekleidet sind und deshalb aus Elektrostatikgründen aussen durchgehend leitfähig und geerdet sein müssen. Die allermeisten Leitungen sind natürlich nicht aus einem Stück und auch nicht aus blankem Stahl, sondern gestrichen und über Flansche zusammengesetzt. Wenn jetzt zwei gestrichene Flächen aufeinandertreffen, unterbricht das im Zweifelsfall die Leitfähigkeit. Das möchte man auf gar keinen Fall (Elektrostatische Aufladung --> Funken --> Lösungsmittel / entzündliche Gemische IN den Rohren --> bumm), deshalb schraubt man zwischen die Flansche diese kratzigen Beilagscheiben, die sich bis auf das blanke Metall durch die Farbschicht fressen und so die Leitfähigkeit garantieren. Fand ich damals sehr spannend, man sollte sie halt nicht in den Kessel werfen.
Ausserdem habe ich eine Sprühkugel aufgehoben, die ist richtig niedlich klein. Ich weiss gar nicht mehr genau, wo wir die rausgefischt haben (sie hat auf jeden Fall NICHT dorthin gehört). Diese Sprühkugeln setzt man (mit Splint, der sie an Ort und Stelle hält, nicht ohne, sonst sind sie irgendwann erst weg und dann wieder da, aber nicht da, wo sie hingehören) auf die CIP (=Cleaning in place)-Leitungen, wenn man eine Anlage zwischen Batches oder zwischen Kampagnen reinigt.
Und dann noch einen O-Ring (recht gross), den wir als Referenz benutzt haben, als ein solcher abgerutscht und in einen Reaktor gefallen war und geschnetzelt wurde. Wir haben die wiedergefunden Stücke zusammengesetzt, mit der Masse eines neuen (ungeschnetzelten) Rings (jetzt in meiner Kiste) verglichen, um abzuschätzen, wieviel O-Ringmaterial maximal im Batch gelandet ist und was das bedeuten würde, wenn es am Ende in dem entsprechenden Medikament bleiben würde. (Ich weiss gar nicht mehr, was der Outcome war)
Ach ja. Those were the days...
Jetzt passt alles mehr als komfortabel in eine Umzugskiste und es war auch schon neun Uhr morgens.
Ab dann hatte ich back to back meetings bis 20:00h (mit ganz kurzen Pausen zwischendrin mal, wo ich ohne Witz VIERMAL losmarschiert bin, um mir einen Kaffee zu haben und viermal ohne Kaffee zurückkam, weil ... irgendwas zwischendrin passiert ist.
Es sind diese anstrengenden Dienstage, wo ich irgendwann heimfahre und die letzten Meetings daheim mache und die gehen bis 20:00h und nebendran sliden alle daheim in den Feierabend und zum Abendessen und wieder raus zu Hocks und Sport und was auch immer und die KollegInnen in Kalifornien und Kanada sind so unglaublich wach und fit und mein Kollege aus Bayern und ich haben schon einen 10Stundenarbeitstag hinter uns und oida, ist das anstrengend. Und ganz ehrlich und banal: nach 6 Stunden ununterbrochen Kopfhörer auf tun mir meine armen abstehenden Ohren richtig weh. Naja. Oder, wie der Hübsche sagt: "Läuft mit dem nicht mehr ganz so viel arbeiten, gell?"
Jetzt wärmt gerade mein Auberginencurry auf, danach werde ich unter die Dusche springen, meine Ikeataschen voll Zeug aufräumen und dann kommen hoffentlich die Jungs von ihren Hocks zurück und wir können gemeinsam mit einer FOlge "1899" in den totalen Feierabend sliden.
Gegessen:
Marmeladenbrot und Milchkaffee
keinen Kaffee im Büro
Pad Thai (mit, interessanterweise Ratatouille als Beilage, passt eher geht so und irgendwas Salat mit Erdnüssen)
Auberginencurry mit keinem Reis, weil keine Zeit einen zu machen.
Gelesen "Tödliche Schuld
Gesehen: hoffentlich gleich noch 1899
Danke btw für den Kommentar zu "The Watcher", ich hatte im Lauf der langweiligen Serie ganz verdrängt, dass sie auf echten Ereignissen beruht. Ich habe den entsprechenden Artikel gelesen (respektive irgendwann nur noch überflogen und dann ganz aufgehört, weil: auch in echt war das sehr langweilig, aber auch sehr lang. Ich finde es eine .. interessante Wahl eine langweilige, verworrene Geschichte ohne Auflösung zu verfilmen, kein bisschen Pep oder Straffung reinzubringen und die LEute... naja, vielleicht sind die Leute in Westfield so doof und holzschnittartig, dann hätte man das ja ein bisschen kreativ anpassen können, oder aber nicht, warum hat man das dann gemacht? Das ist NOCH langweiliger als anderer Menschen Träume erzählt zu bekommen!) und naja, wenn Netflix noch mehr langweilige Sachen verfilmen möchte, ich habe da mein Klassentagebuch aus der dritten und vierten Klasse. Oder jahrelanges Tagebuchbloggen
Frau Brüllen, Ihr Job wird immer spannender, das ist eigentlich schon serienreif. Ich rate schon seit Jahren, aber ich hoffe, im Staffelfinale komme ich irgendwann drauf, was Sie da denn täglich so machen. Bitte mehr davon. Einen erholsamen Abend!
AntwortenLöschen@Annalena: hm, das ist ja nun tatsächlich eigentlich kein Geheimnis, was ich mache :-)
AntwortenLöschenAch, ich hätte es SO gern, wenn du wieder in der Produktion arbeitetest. Aber das ginge vermutlich inzwischen ohnehin nur in irgendeiner oberen Leitungsposition und ohne Alltagskontakt zu Flanschen, Emaille, Kesseln, Rohren und bumm. Ich schmolle.
AntwortenLöschen@Kaltmamsell: ich WUSSTE, dass Dir das gefallen würde :-)
AntwortenLöschenUnd ja, wenn Rückkehr Richtung Produktion, wäre es sicher anders (ist auch ok, es it gar nicht immer nur spannend. Aber ich geb zu: ich vermisse es schon, wenn alles doof ist, Kittel und Kappe anzuziehen und die Reaktoren zu besuchen und mit der Hand Temperatur zu fühlen und beim Rühren zuzuschauen), aber wer weiss :-)
Leider, leider sind die Stories, mit denen ich aktuell zu tun habe, zwar mindestens genauso spannend und unterhaltsam und zum Teil auch technisch, aber so nah am Endprodukt, dass es halt immer grad highly confidential ist