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Dienstag, Oktober 11, 2022

101022 ice, ice, baby




Hu, was für ein Nachmittag und was für eine Nacht! Ich dachte wirklich, die Hütte würde wegfliegen. 
Aber: wir waren tatsächlich 2014 in derselben Hütte, das war dann ein wenig beruhigend, dann würde sie wohl noch eine Nacht stehenbleiben.
Und so ging dann heute morgen die Sonne auf:
EIGENTLICH ist die Fahrtstrecke von hier zur Gletscherlagune nur 1:40h, ich plante ursprünglich 2h ein, dann war ja Sturm und ich dachte: vielleicht lieber 3h, weil wir nur ganz vorsichtig fahren können. Wir bestellten also das Frühstück, das es hier erst ab 8 gibt, als Bags schon gestern abend und waren um 7:08 on the road. Nur 10 Minuten vorher waren die Strassen vor road.is von "impassable" auf grün gesetzt worden. Und .... wir sahen einen traumhaften Sonnenaufgang über berauhreiften Lavafeldern:
Es war noch ein bisschen windig, aber nicht dramatisch. Zwischendrin rief der Guide an und meinte, sie würden den Tourstart eine Stunde nach hinten schieben, um dem Wind auf dem Gletscher noch eine Chance zum Abflauen zu geben. Und so waren wir 2h zu früh dran, aber naja, besser so als anders. Und ausserdem gibt es schlechtere Orte, als Jökulsarlon im Morgenlicht um zu warten.
Für gestern waren noch deutliche Worte auf dem Whiteboard (der Guide erzählte uns später, eigentlich wäre der Sturm sooooo schlimm nicht gewesen, aber vor 10 Tagen war ein schlimmerer, da hatte man die Strassen später geschlossen und jede Menge Touristen waren in den Bergen "gefangen", weil sie davon überrascht wurden und die mussten dann alle gerettet werden. Und der Parkolatz vor der Gletscherlagune, der voller Kiesel liegt, wird immer gesperrt, weil die im Sturm fliegen und bei allen geparkten Autos die Scheiben einschlagen)
Bisschen Wind war noch:

Und deswegen heisst es "Diamond Beach":

Anders als letztes Mal hat niemand an Eis geleckt. Und reingefallen ist auch keiner.



Und nach einem letzten Kaffee etc ging es los: der Guide von Glacier Trips holte uns und die beiden Mitwanderer mit einem Superjeep ab, fuhr uns an den zum Gletscher nächst gelegenen Parkplatz (ich werde es nie verstehen: die Kinder sind einfach tief und fest eingeschlafen, während der Jeep ruckelte und schaukelte und holperte..., wie damals bei der sehr rauhen Rückfahrt mit Seawolf-Adventures in Kanada) und stattete uns mit Helmen, Steigeisen und Klettergurten aus. (Wir Almans trugen natürlich den in der Anmeldung verlangten Outdoorgear, waren auch froh drum, sahen aber nicht alle topcool aus, während das Instapärchen, das noch mit dabei war "We live all across Europe!" in niegelnagelneuen nudefarbenen Wildlederstiefeln, salbeifarbenem Daunen-Trenchcoat und Wollleggins (sie) und Teddyfellhose, Moonboots und Lack-Daunenjacke aufkreuzte (er). Man muss dazusagen: sie haben die Tour bis auf den letzten Teil, so es halt nass und eng und klettrig wurde, anstandslos bewältigt. Keine Ahnung, wie.)
Erster Stop nach einer halben Stunde über Geröll: die diesjährige Eishöhle unter dem Vatnajökull.  Sie wird durch Bäche, die unterhalb des Gletschers durchfliessen, gebildet. Und ging sehr sehr weit rein. Und ich war froh um den Helm und dass mir das mit meiner Platzangst erst kurz vor "gleich kann man wieder stehen" eingefallen ist.







(Bisschen scary: 30m Eis über einem)
Wer happy ist, muss nicht gut aussehen :-)
Ich denke, ich werde auch meine Brotzeit für den Seniorenheimausflug irgendwann in einer der knallbunten Znüniboxen mitnehmen, die einfach nicht kaputt gehen,
Steigeisen angeschnallt und los gings auf den Gletscher.
Der sah eher nach Wüste aus, weil im Laufe des Sommers immer mehr vulkanische Asche entweder freigesetzt oder draufgeweht wird und es recht dreckig aussieht. Aber: Unser Guide brachte uns zu einer riesigne "moulin", die sich bilden, wenn Schmelzwasserbäche einen Strudel bilden und sich nach unten durcharbeiten. In diesem Fall.... wurde das riesig! Wir sind ungefähr ... 30m tief runtergestiegen (an einem Fixseil angeseilt, z.T hatte es Stufen. Unten ging es dann unendlich wirkende Spiralen und Kurven, in denen unten ein Bach sprudelte weiter. Es wurde immer enger, immer blauer und irgendwann stürzte sich der Rest des Bächleins (ein signifikanter Teil war mir oben in einen Wanderschuh gelaufen) wie in einer Rutschbahn in die Tiefe. Das war alles so unglaublich schön!!!!










Wieder draussen ging es wieder nach oben und rechts rum um das "loch" wieder zum Ausgangspunkt zurück



Die Rückfahrt war wieder sehr ruckelig, wir hatten jede Menge Sonne abbekommen und Erinnerungen getankt. Doch, ich bin sehr froh, dass ich das gebucht habe UND dass es trotz Sturm geklappt hat!
Abschiedsfoto bei fast schon Sonnenuntergang.
Anders als in einem Sommerurlaub in Island wurde es auf dem Heimweg dann stockfinster und naja, ganz schön unheimlich, dann durch die stockdunklen, flachen Sander zu fahren.... aber: wir haben sogar noch lecker Burger gegessen und dann... das müssen Sie mir einfach glauben, oben bei unserem Hüttchen dann noch ungefähr 10 Sekunden lang Nordlichter (das Gefühl war gar nicht so atemberaubend, weil sie sofort wieder weg waren, kaum dass jeder schnell gerufen hat "Oh, ich muss mein Handy holen, schnell, ich brauch mehr Handyzeit, wo ist es?"

Hm. Hm. Morgen haben wir noch eine lange, schöne Fahrtstrecke vor uns (diesmal ohne Sturm im Nacken) und dann.... wars das auch schon wieder. Hm.

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