Erster Arbeitstag respektive erster "Nicht-Berufsunfall-Abwesenheitstag".
Ich habe ein bisschen ausgeschlafen, während der Hübsche mit L. zusammen gefrühstückt und ihn aus dem Haus geschickt hat.
Ich bekam Kaffee ans Bett, bin aufgestanden, habe mich endlich mal wieder geschminkt und immerhin obenrum richtig angezogen (untenrum immerhin frische Trainerhosen) und habe mich dann im Bett mit Laptop an die Arbeit gemacht. Ich bin zumindest für diese Woche an sich arbeitsunfähig geschrieben, aber ganz ehrlich: bevor mir die Decke auf den Kopf fällt und währenddessen meine Kollegen rotieren, um meine Bälle auch noch in der Luft zu halten, werde ich das eine oder andere erledigen (auch, damit mir nächste Woche, oder wann auch immer ich voll zurückkomme, nicht alles vor die Füsse plumpst).
Als erstes habe ich versucht, einen Röntgenkontrolltermin für mein Bein zu bekommen.
Das war .... gar nicht mal so einfach, wie ich dachte. Ich habe ja, seitdem ich mich gezwungenermassen mehr als gar nicht mit Fusschirurgie und Orthopädie etc befasse, gelernt, dass es nicht nur einen "Fussgott" in der Gegend gibt, sondern sehr viele, sogar so viele, dass es einen Zulassungsstop für Orthopädie-Fachärzte gibt. Sollte man meinen, mit einem wunderbar frisch gebrochenen Bein, das schon diagnostiziert ist, das vermutlich gar nicht operiert werden muss, dafür aber dank Arbeitgeber BOMBIG gut versichert ist, wäre ich ein guter Fang, aber Pustekuchen.
Das "Knieteam", an das ich vom "Fussteam" verwiesen wurde, meinte: "Sorry, wir sind voll, wir haben diese Woche eh keine freien Termine mehr, ausserdem ist ein Arzt krank, und wir haben 30 Notfälle.". Auf meine Frage, was ich denn dann machen solle, kam: "Sie können sich ja am Montag ohne Termin in den Notfall setzen und ewig warten." Oke, vielleicht mache ich das dann auch nicht.
Als nächstes habe ich meine Hausarztpraxis angerufen, nicht um dort eine Röntgenkontrolle zu bekommen, sondern einen Tipp, an wen ich mich am geschicktesten wenden könnte (oder am besten, um diesen Termin vereinbart zu bekommen). Der Anrufbeantworter meinte: "Wir sind bis 20. März in den Ferien, Vertretung ist Praxis XY".
Praxis XY meinte auf meine Bitte um Hilfe: "Ja, hm, wir können Ihnen da gar nicht helfen. Wir röntgen ja nicht." Und weiter (auf: "Ja, schon klar, aber vllt können Sie mir sagen, wo ich am besten nach so einem Röntgentermin fragen könnte?") kam: "Am besten kommen Sie einfach mal vorbei und dann können wir mal schauen, was überhaupt los ist und ob es überhaupt eine Röntgenkontrolle braucht." Ich bin dann doch dünnhäutiger als ich dachte, ich habe nämlich gesagt, dass das totaler Quatsch ist, weil ich weiss, was los ist und was passieren muss und ich mit einem gebrochenen Bein und HÖLLISCHEN SCHMERZEN sicher nicht zu irgendwelchen Spacken laufen werde, nur damit die mal draufdrücken können, ob es immer noch gebrochen ist und mir dann sagen, dass ich zur Röntgenkontrolle gehen muss, weil, das weiss ich ja schon. Ich habe mich vorher tatsächlich VOR dem Auflegen noch nie mit "Danke für nix" verabschiedet.
Dann musste ich ein bisschen wutheulen, bis ich dem Hübschen zuhören konnte, der mir die Klinik rausgesucht hatte, bei der er mal wegen "Ellbogen" war und schau an: auch da gibt es eine Knie-Gruppe. Das Kniesekretariat war sehr viel hilfreicher als alle meine anderen Gesprächspartner davor und versicherte mir, dass das intern weitergeleitet werden würde und sich jemand bei mir melden würde. (Ist dann auch passiert, am Donnerstag sehe ich also endlich, was in meinem Bein los ist. "Spaltberstfraktur"klingt halt schon so unglaublich gruselig.)
Nach diesem Marathon war das gemütliche Email-Abarbeiten eigentlich recht entspannend!
Ich merke die letzten paar Tage, dass ich offensichtlich viel mehr rumrenne (und mir Snacks hole) als mir bewusst ist. Ich habe nun die ganze Zeit Hunger und ein dauernd schlechtes Gewissen, dass ich Q. und den Hübschen die ganze Zeit rumscheuche (zusätzlich zu dem, was sie halt jetzt eh von mir zusätzlich zu ihrem eigenen Anteil übernehmen müssen, weil ich halt ... naja, aktuell halt keine Spülmaschine ausräumen, Wäsche aufhängen, Tischdecken etc. kann.) und dann schauen sie mich so komisch an, wenn ich meine Snackwünsche äussere und meinen, das wäre wohl ein Witz. (Ich meine: "Eine Schüssel knackig gedünsteten Brokkoli, leicht gesalzen" oder "Eine Schüssel grüne Erbsen, gerne in ein bisschen Butter angeschmurgelt und mit Salz und Zucker abgeschmeckt, gerne mit einem Hauch Knoblauch." ist jetzt nix so abgefahrenes, oder?). Ich überlege, mir so ein Znünitäschli umzuhängen, wie die Kinder das im Kindergarten immer dabei hatten und das ich auch auf Krücken transportieren kann.
Mittagessen hatte ich eigentlich geplant, allein zu machen, aber dann war das Stehen auf einem Bein und Rumbalancieren in der Küche doch anstrengender als gedacht, und so mussten Q. und der Hübsche fertigmachen und vor allem den Saustall wieder wegmachen, aber lecker war es! (schnelle Ramen-Nudeln a la Captn Cook, gepimpt mit einer grossen Menge Gemüse, und hey, mittlerweile isst Q. sogar alles! War allerdings auch kein Brokkoli drin.)
Nachmittags dann das eine oder andere Meeting mit meinen Kollegen vom Sofa aus, Jonny wollte helfen und ist mir mit all seinen 4+ Kilos auf den Bruch gelatscht, das war GAR nicht schön.
Wegen dringend nötig musste mir der Hübsche dann noch mitten am Tag in die Dusche und wieder raus helfen (ich bin da sehr, sehr unsicher, weil ich die Schiene abmache und dann halt das Gefühl habe, dass das Bein bei der kleinsten Bewegung innen drin zu Krümeln zerbröselt und es tut halt auch schon richtig weh), jetzt rieche ich auch wieder gut.
Das Bein sieht übrigens gar nicht mehr schön aus, es ist grün blau klumpig, ich hoffe sehr, das gehört so und sind nur irgendwelche fehlgeleiteten und von der Schiene abgeklemmten Blutergüsse. (Hören Sie die Gedankenspirale in meinem Kopf? Ich bin nicht wirklich traurig, dass der Röntgentermin schon am Donnerstag ist).
Ansonsten:
Heute ist ja "international Women's day" und ich möchte Ihnen nur eine Sache mit auf den Weg geben:
Wenn Sie ein männlicher Karrierecoach sind und denken, es wäre eine gute Idee, AM WELTFRAUENTAG eine Kolumne zum Thema "Testosteron-Stau und Revierdünkel – wie behaupte ich mich als Frau unter Männern?" zu schreiben, mit sinngemäss "Frauen als Chefs sind aber auch scheisse" anzufangen und mit "Ich möchte ja nicht mansplainen, aber" weiterzumachen und mit "oder Sie suchen sich einen neuen Job" aufzuhören, dann ... wäre es doch besser, Sie kaufen Ihren Kolleginnen, Klientinnen, Ehefrau, Freundin, Tochter, Schwester, Mutter Blumen oder Kuchen oder Parfum, das ist nur einfallslos und naiv und löst das Problem auch nicht, ist aber nicht ganz so herablassend arschig.
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