and how its going:
Das war nun definitiv NICHT der Plan für den 5. Skitag, aber jetzt habe ich das auch mal erlebt.
Wir sind bei Traumwetter gestartet, hatten den festen Plan, die wenigen fehlenden Pisten und Lifte, die uns noch zu "alles gefahren" fehlten, "abzuhaken", nochmal am Lieblingsplatz ("Alp Sogn Martin", Spareribs, Chili-Süsskartoffel-Suppe, Veggie-Burger, Klo mit Einwegspiegel auf die Piste) zu essen, vllt heute abend nochmal lecker auswärts zu essen. Tja.
Beim Abhaken der zweiten schwarzen Piste des Tages habe ich als letzte unseres "Konvois" bei sehr hoher Geschwindigkeit bei einer Kante abgehoben und habe die Landung verkackt. Was genau passiert ist, weiss ich nicht, ich habe mich überschlagen, bin den Berg runtergerutscht, die Skier sind nicht aufgegangen, das war vermutlich das Problem, und als ich wieder sass, war ich erstmal bedröppelt. Eine der Isolierflaschen rollte in einer Schneewolke weiter den Berg runter und ich dachte: "Scheisse."
Im Sitzen tat mir das rechte Knie ziemlich weh, ich hoffte, dass es halt verdreht und ein Riesenschreck und bald wieder gehen würde. Dementsprechend schickte ich die ersten Skifahrer, die btw sofort anhielten und Hilfe anboten erst mal weiter. (Sie lieferten die verbeulte Flasche unten beim Hübschen und den Jungs ab).
Irgendwann kam einer dieser alten Bergfexe an, meinte: "Na, gehts? Eins, zwei, drei" und zog mich mit seinem Skistecken auf die Beine. Ich probierte also, die Piste so runter zu rutschen (meine Idee zu dem Moment: ich komme runter zum Lift, fahre mit der Gondel runter, setze mich in eine Hütte und warte bei warmer Schoki, bis die Jungs fertig sind mit Fahren und dann gehen wir heim), was okay ging, so lang ich nur auf dem linken Ski stand. Das rechte Bein knickte mir grad wieder weg und ich sass am anderen Rand der Piste. Nächster Plan (Alles in allem nicht der schlaueste, aber ich war, wie man so schön sagt, "in a state of denial"): Skier ab und ich hopple zu Fuss runter. Hahaha, ging für einen Schritt auf dem rechten Bein gut, dann wieder: ab auf den Hintern, bisschen Wut- und Schmerzheulen.
Logisch, dass genau JETZT niemand mehr von oben runter kam und ich wo sass, wo der Hübsche und die Jungs mich nicht sehen konnten. Ich sass da, tat mir leid, und dann kamen die Leute angefahren, die ich dann halt zu meinen Rettern erkoren hatte. Ein Boarder und seine Freundin hielten an, sicherten die Piste, sie fuhr runter, um den Hübschen, der sich zu Fuss auf den Weg nach oben gemacht hatte, mit dem Lift nochmal rauf und wieder runter zu schicken, beide alarmierten die Bergrettung (ein holländisches Ehepaar wusste, dass das über die App für alles hier direkt geht) und ich ... naja, fing an, zu akzeptieren, dass es jetzt halt für einmal NICHT eigentlich ok wäre.
(Meine Güte: wie NETT diese Leute waren! Der Boarder hat mindestens eine halbe Stunde eines Traumskitages geopfert, sich um mich gekümmert, mit mir geredet, mich aufgemuntert und dann musste er auch noch dem Rettungsmann helfen...)
Der Bergrettungsmann mi dem Rettungsschlitten kam dann noch vor dem Hübschen und den Jungs runtergefahren, der Boarder wurde sehr gelobt (falls jemand einen Harold kennt, der heute in Flims / Laax boarden war: ich würde mich gern richtig bedanken!) für die Absicherung und alles. Bei der Erstkontrolle ("Bewusstlos gewesen? Schwindlig? HWS? Rücken? Helm? Panzer? Sehen ok, Erinnerung ok, was hast du gefrühstückt?") wurde mir bewusst, dass es schon noch viel blödere Sachen gibt, als Knie.
Erstes Abtasten und "tut das weh, wenn du das Bein drehst?" resultierte in "Ich glaube nicht, dass es das Knie ist, eher eine Unterschenkelfraktur" und ich musste schon wieder ein bisschen weinen, weil ich fand, dass das viel schlimmer klang als "irgendwas mit Bändern".
Naja. Mir war richtig schlecht vor Schmerzen, aber das Bein wurde dann in so eine Vakuumschiene verpackt und ich wurde wie ein Burrito auf dem Rettungsschlitten verstaut. Ein sehr, sehr, sehr skurriles Gefühl. Auch das Angeglotztwerden von allen, die vorbeifuhren..
Als ich verpackt war, kamen der Hübsche und die Jungs (mit der verbeulten Flasche) und alle zusammen begleiteten mich auf der Fahrt zur Liftstation. Habe ich das also auch mal erlebt. (Gar nicht so toll, Kopf unter, mit Gottvertrauen auf den Rettungsmann, eingestaubt, mit echt fiesen Schmerzen, aber naja. Auch mal erlebt.)
für den Lift wurde die Wanne auf ein Gestell gehoben, dann in eine SOS-Gondel verfrachtet, der Hübsche und die Jungs nahmen meine Ski, die des Rettungsmannes und das restliche Equipment mit in die nächste, all dass beim Umsteigen in den nächsten Lift nochmal. Der Rettungsmann kümmerte sich rührend um mich, ich lag warm eingepackt in der Wanne und zitterte unkontrollierbar, aber naja, wir haben uns trotzdem nett unterhalten und ich weiss jetzt mehr über die Organisation der Bergrettung. An der Talstation wartete die Ambulanz in der Garage, ich wurde via Lift runtergebracht (an der gesamten Liftschlange vorbei. Es scheint Brauch zu sein, jemand Verletztem dann "Alles Gute", "Gute BEsserung" etc zuzurufen, ich fand das sehr, sehr skurril (Q. meinte nachher: "Kanntest du die alle?!").
In der Garage wurde ich mitsamt meiner Schiene in eine Ambulanz verfrachtet, der Hübsche und die Jungs wurden informiert, in welches Krankenhaus und machten sich dann erstmal (mit meinen Skiern und dem Rucksack etc) auf den Heimweg. Ich wurde nochmal untersucht, mit Wärmepacks belegt, weil ich so zitterte und um eine Vene zu finden. Ich bekam direkt einen Zugang gelegt und "Ich geb ihnen mal Fentanyl, so wie Sie zittern und ausserdem müssen die im Spital den Skischuh abziehen, das wird nicht schon." Joah. Keine grosse Überraschung, aber Opioide sind für mich als Kontrollfreak nicht das Wahre.
Dann ging es los ins Spital nach Ilanz, ich wurde wieder perfekt umsorgt und gekümmert ("Oh, im Spital müssen Sie dann übrigens immer noch eine Maske tragen. Keine Sorge, wenn Sie keine da haben, das ist all inclusive, wir sind teuer genug :-)" und ich wurde kurz nervös, weil ich spontan vergessen hatte, bei welcher Krankenkasse ich über die Arbeit unfallversichert bin.
Im Krankenhaus ging es dann superschnell: nochmal kurz abfragen, dann Skischuhe ab ("erstmal den linken zum Üben"), das war GAR NICHT SCHÖN!, dann Skihose und logischerweise auch Skiunterwäsche ab. Ich musste an meine Mama denken, die uns von klein auf eingetrichtert hat: "JEDEN Tag frische Unterwäsche anziehen, man weiss nie, wann man einen Unfall hat und im Spital landet." Wenigstens darüber musste ich mir gar keine Sorgen machen, ich hatte sogar taufrische Skisocken und Thermounterwäsche an, Abtasten (mir wurde wieder kurz schlecht vor Schmerzen), Röntgen, ("Ah, ja, gebrochen, jetzt noch CT, vllt müssen wir nicht operieren"), CT, Oberarzt ("Hier sind ihre Bilder, Tibiafraktur, das Kreuzbandknöchelchen ist ausgerissen, das klingt fies, ist aber besser, als wenn das Band gerissen wäre, alles ist an Ort und Stelle, Schiene für eine Woche, NULL beugen, nicht belasten, dann Röntgenkontrolle, wenn immer noch alles gut, keine OP und eine Schiene mit eingeschränkter Beugung, 6 Wochen nicht belasten, hier, Krücken, wer kommt Sie abholen?")
Incl Schiene anpassen, Thrombosespritzenüben, Krücken anpassen, mit Krücken laufen lernen (und fast umkippen, weil Kreislauf) ging es zweieinhalb Stunden ab Sturz. Wie krass effizient kann sowas organisiert sein?
Der Hübsche holte mich ab (sie waren mit dem Bus in unseren Ort gefahren, hatten geduscht, mittaggegessen und mir alles zusammengepackt, was für den Worst Case (= OP) nötig gewesen wäre, mir wurde noch zweimal schlecht beim runterhumpeln ins Auto, aber: ich komme mit ganz gestrecktem Bein auf den Vordersitz, wir haben alle Medikamente, ich habe von L. eine Trainerhose geliehen bekommen und naja, morgen hat anscheinend keiner mehr Lust auf Skifahren und so werden wir wohl ausschlafen und dann einen Tag eher heimfahren.
Alles in allem schon RICHTIG scheisse (es tut echt richtig, richtig, richtig weh, ich weiss noch nicht genau, wie ich duschen werde und bei uns daheim die Treppen rauf und runterkommen werde), aber hey: erstens am Ende des Urlaubs, der bis dahin einfach ganz, ganz grosse Klasse war, zweitens sehr, sehr glimpflich abgegangen, und drittens habe ich ja tatkräftige Unterstützung daheim.
Puh. Was ein Scheiss.
(Ach ja: eine richtige Hardcore Instagrammerin oder Bloggerin werde ich auch nicht mehr, ich habe kein Foto gemacht oder machen lassen, bis ich allein beschient auf dem Flur im Krankenhaus sass. Nicht mal bis morgen und #WMDEDGT konnte ich warten.)
Leider passiert es manchmal. Ich wünsche dir Gesundheit.
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