Boring news vorneweg: die Impfnebenwirkungen sind total unspektakulär, ich bilde mir ein, mein Arm tut sogar weniger weh als letztes Mal. Das könnte aber daran liegen, dass ich erstens so müde bin, dass ich vielleicht gleich einfach umfalle und zweitens andere Dinge im Kopf habe.
Wir haben nämlich gestern nacht auf der Notfallstation des Kantonsspitals (des Nachbarkantons) verbracht und das kam so:
Wie erwähnt hatte Q. ja gestern Schulablschlussparty mit seinen besten Freunden, will heissen: Schwimmbad 1 mit drölfzig Leuten, Schwimmbad 2 mit weniger Leuten und Beachvolleyball, Fussball auf dem Dorffussballplatz nebendran, Grillen bei einem Freund im Garten, Elterntaxi heim.
Was zwischendrin passiert ist: beim Fussballspielen ist Q. in ein Loch getreten, umgeknickt, gestürzt und das war es dann mit Auftreten oder Fuss bewegen.
Die Jungs haben das McGyver mässig gelöst (ok, meine präferierte Variante, besonders im Nachhinein, wäre gewesen, sie hatten da schon jemand Erwachsenen zur Hilfe geholt, aber naja): einer der Freunde hat eine Bänderdehnung und deshalb Gipsschuh und Krücken. Diese Krücken hat er an Q abgegeben, den Freund haben sie erst auf einem Trotinette heimgeschoben, dann (es ist dort ziemlich hügelig und steil) am Schluss hat der Grösste aus der Truppe ihn einfach das letzte Stück getragen, Q. ist auf Krücken hinterhergehumpelt. Nach den ersten Grillwürschtln rief er dann an und wollte abgeholt werden. Ich hörte schon aus den ersten Worten, dass etwas überhaupt nicht in Ordnung ist und dachte zunächst an Materielles, wie Handy im Pool versenkt, Fahrrad in den Rhein geworfen oder so.
Der Hübsche und ich machten uns also auf den Weg (ich war grade frisch gebadet, ich hatte mit einem viel späteren Taxiruf gerechnet), ein erster Blick und Abgleich mit meinem sehr limitierten orthopädischen Erfahrungsschatz ergab: "Das sieht anders aus als ich mich an Bänderrisse und -dehnungen aus meiner Jugend erinnere", was ja nun genau gar nichts heisst. Noch auf dem Weg telefonierte ich mit der Notfallstation des Krankenhauses im Nachbarstädtchen, was gut war, denn da hatte das Röntgengerät Wasserschaden und wir wurden ans Kantonsspital des Nachbarkantons verwiesen. Die hatte ich gar nicht auf dem Radar gehabt, ich hatte nur zwischen UKBB und Unispital Basel geschwankt. Wir haben also Q. daheim schnell ein frisches T-Shirt angezogen (nur fair nach einem langen aktiven Tag in der Sonne), dabei waren alle noch gut genuger Dinge für ein thematisch passendes:
L war schon im Bett und damit einverstanden, dass wir zu dritt fuhren (im Nachhinein wäre es gescheiter gewesen, wenn nur einer gefahren wäre, aber wir dachten ja, binnen einer Stunde mit Tapeverband und Voltaren (und eine kleinen bisschen Augenrollen über Helikoptereltern) nach Hause geschickt zu werden. So lange könnte es der, der nicht mit reinkam, weil ja wegen Corona nur eine Begleitperson, auf dem Parkplatz schon aushalten (mit Klimaanlage und Netflix, drinnen war es unbequemer!).
Nun denn, es kam ... anders. Ganz anders. In fünfeinhalb Stunden auf dem Notfall bekam Q. Schmerzmittel (easy angefangen mit Iburofen bis zu Opiaten gegen später), und die vermutliche Diagnose wurde mit jedem Test schlimmer:
Anschauen: "Vermutlich nur eine Bänderdehnung, zur Sicherheit Röntgen"
Röntgen: "Hm, wir können einen Bruch nicht ausschliessen, aber wenn, dann nicht schlimm und keine OP, du kannst mit einem Gipsschuh wieder heim, zur Sicherheit CT"
CT: "Gebrochen, und zwar durch die Wachstumsfuge und in einem ganz schwierigen Winkel, ausserdem verrutscht, d.h. OP, du bleibst auf jeden Fall hier, und wie gut, dass Du im Krankenhaus mit dem besten Fusschirurgen von überhaupt gelandet bist, der wird das machen, das ist genau sowas, was er spannend findet."
Währenddessen verwandelte sich die Notfallstation von menschenleer zu Grey's Anatomy live. Der Hübsche sah von draussen Krankenwagen nach Krankenwagen vorfahren, wir hörten drinnen dramatische Übergabe auf Übergabe.Dementsprechend verzögerte sich Q.s stationäre Aufnahme, weil: naja, er war ja soweit stabil und es gab viel mehr dringenderes. Wenn man da aber mittendrin sitzt, nur von eine Vorhang von allem getrennt, dann ist das schon für Erwachsene (mit Schmerzen und müde und kaputt) sehr unheimlich, für einen 15jährigen noch mehr. Und so blieb ich bei ihm, bis er irgendwann seinen Zugang hatte, der Ruhigstellstiefel so passte, dass es nicht noch mehr wehtat und begleitete ihn dann irgendwann durch das schlafende Krankenhaus zu seinem Zimmer. (Auf der Suche nach dem Ausgang wäre ich dann fast von einer Krankenschwester "verhaftet" worden, weil ja schon längstens keine Besuchszeit mehr war und logischerweise nur ausbüchsende Patienten leicht planlos durch die Gänge irren konnten. Und ja, klar, die würden bestimmt "Nein, ich such nur den Ausgang" sagen, nicht "Ich bin ausgebüchst und auf der FLucht".
L. hatte daheim alles verschlafen, wir hatten ingesamt auch 3 und ein bisschen was Stunden Schlaf und der Tag heute war dann ... speziell. Wir haben Q. abwechselnd besucht, er trägt das alles mit Fassung, seine Freunde unterstützen ihn wunderbar, er ist aufgeregt wegen der Vollnarkose, total begeistert, wie NETT alle sind, er versteht sich super mit seinem "Zimmerbuddy", wie er ihn nennt, einem ungefährr 60jährigen Elsässer ("Mami, der ist total cool und witzig").
Morgen früh um halb acht kommt der "Fuss-Oberbossdoktor", wie Q. ihn nennt, zur Visite und einer von uns soll/darf dabei sein, auch, weil alle Unterlagen zur OP unterschrieben werden müssen.
Wie gut, dass wir den Wochenanfang meetingtechnisch entzerrt haben, um potentielle Impfnebenwirkungen abzufangen.
Wie gut, dass wir beide die zweite Impfung noch besser vertragen als die erste.
Was ein grosser Scheiss, ey.
ABER IMMERHIN: 2X IMPF
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Bitte benehmen Sie sich. Und bitte geben Sie mir keine Tipps, danke. Wenn Sie es doch tun, landet Ihr Kommentar im Spam.