Joel hat das gestern sehr schön geschrieben: "Ich kann, wie viele andere wahrscheinlich auch, die ganzen Geschichten und Nachrichten über Covid nicht mehr hören. Das will nicht heißen dass ich dagegen rebelliere und hier alles ohne Maske durchziehe. Im Gegenteil! Ich versuche das in meinen Tagesablauf einzubauen ohne großartig darüber nachzudenken und alles immer in Frage zu stellen. Es ist wie es nun mal wie es ist. Punkt."
In dieser Hinsicht bin ich tatsächlich gerade gar nicht so unglücklich darüber, dass das BAG am Wochenende keine Neuinfektionszahlen mehr veröffentlicht (die Meldedisziplin ist am Wochenende eher so mittel und dann denkt man jede Woche, jetzt wäre es echt mal langsam besser, und landet am Montag wieder auf dem Boden der Tatsachen.).
Nun denn. Hier hat der Wecker unangenehm früh geläutet, Q. hat ja Wanderweekend mit seinen Pio-Kollegen an einen geheimen Ort, wir wissen nur, dass er auf ca 1000m im Zelt übernachten wird. (Bezeichnend für 2020, dass ich mir weniger Sorgen um ihn mache, wenn er mit einer Handvoll anderer Teenager und zwei gerade so Erwachsenen im Schneeregen in den Bergen unterwegs ist und schläft, als wenn er morgens mit dem gestopft vollen Bus zur Schule fährt....). Abfahrt war um 8, dh Q und ich sind um halb sieben aufgestanden, haben gemütlich gefrühstückt, ich habe Breznstangen geschmiert, der Rucksack wurde fertig gepackt und dann haben der Hübsche und ich Q. zum Abfahrtsort begleitet. Er würde so was nie sagen, aber wir merken uns fürs nächste Mal: Verabschieden an der Haustür ist absolut genug.
Zum Frühstück habe ich dann grad frische Semmeln im Coop geholt (Samstags macht der schon um acht auf, um 10 vor acht wartet man mit den anderen senilen Bettflüchtern, wenn man um 08:07 auftaucht, vermeidet man jede Schlange. Ich weiss nicht, ob es überhaupt total neu ist, oder nur später schon aus: es gibt jetzt ein "Zwirbelino mit Branchli", das ist eine knusprige neutral schmeckende Semmel (Längsformat, einmal gedreht, deshalt Zwirbelino), in die vor dem Backen ein Branchli (= Nougatriegel mit Schokolade und Krokant überzogen, ein Schweizer Standardsnack aus Zucker, Fett und Nüssen, den es in .... 100er Packungen zu kaufen gibt und der in jedes Gebäck geschoben wird) gesteckt wurde. Laut L (ich mag ja kein Nougat) sehr lecker, für mich zum Merken: bei der Selfcheckoutkasse ist das bei den "Süssen Brötli", aber irreführenderweise in einem blauen Mäppchen fotografiert)
Nach einem Frühstück, das irgendwie sehr irritierend war und es ging tatsächlich recht lang, bis L. es verbalisierte: "Sind alle sauer aufeinander? Warum ist es so still? Ach ja, Q. ist ja weg." (und wer den Hübschen oder mich kennt, kann sich kaum vorstellen, dass keiner von uns daheim die Person mit der meisten oder lautesten Airtime ist, aber es ist so! Gegen Q. sind wir alle Waisenkinder.), war es immer noch erst neun, wir haben also Betten frisch bezogen und ... einen Schlussstrich gezogen. Die "Bloggermatratze" musste gehen.
Für die, die sich nicht mehr erinnern und denen die Suchfunktion nicht hilft (ich habe vor genau zwei Jahren alle Posts, die mit irgendwelchen Kooperationen zu tun haben, in den Draft-Status zurückgesetzt, so dass ich sie noch sehe, aber sonst keiner. Ich finde Werbung auf Blogs, wie ich sie mag, unangebracht und möchte selber damit nichts mehr zu tun haben):
vor ein paar Jahren hat eine Matratzenfirma gefühlt jedem deutschsprachigen Blogger eine Matratze für umme angedreht, wenn man dafür im Abstand von weiss nicht wie lang insgesamt 3 Posts schreibt. Je nach Benehmen gab es dann noch ein Kissen, Bettwäsche und Bettdecke (ich war ab Kissen raus, weil ich geschrieben habe und nach wie vor der Meinung bin, dass das eine absolut zutreffende Beschreibung ist, dass sich das Kissen so an den Kopf anschmiegt, wie ich mir den Facehugger aus Alien vorstelle und deshalb leider nicht drauf schlafen kann, aber der Hübsche mag das. Beides immer noch wahr übrigens. Aber nein, danke, jetzt möchte ich Eure langweilige weisse Bettwäsche auch nicht mehr!).
Es war schon ein bisschen lustig, dass die Matratzen erstens gestunken haben ohne Ende (auch ein bisschen lustig, dass von Matratzenherstellerseite respektive der Social Media Truppe des Matratzenherstellers lautstark beschwichtigt wurde, dass das absolut harmlos sei, ist halt bisschen schwierig, wenn man sich als zwei Chemiker mit Lösungsmittelgerüchen und den Grenzwerten ein bisschen auskennt, aber naja, wir haben das Ding ein, zwei Wochen auf dem Balkon gelagert, war schon ok), aber trotzdem ganz Bloggersdorf natürlich begeistert war. Ein paar Wochen später gab es einen verheerenden Stiftung Warentest-Bericht, der genau die Bloggermatratze wegen irgendwelcher Rückstände dramatisch schlecht bewertet hatte. Ganz Bloggersdorf hat die Matratzen also reklamiert und ersetzt bekommen, wir zwei Chemiker hingegen haben genauer nachgelesen, festgestellt, dass die ursprüngliche Matratze in UK hergestellt worden war, wo es extrem strenge Richtlinien für Nichtentflammbarkeit von Matratzen gibt, die halt in der huschhusch-on-demand-Herstellung dazu führten, dass die Lösungsmittel zum Zeitpunkt des Verpackens noch nicht verdampft waren, aber hey, mittlerweile halt schon und ganz ehrlich habe ich dann lieber eine nicht brennbare Matratze, die auch nicht mehr stinkt, als eine neu in D hergestellte Matratze, die nicht so strengen Richtlinien folgt (und vermutlich genauso huschhusch hergestellt wurde und dementsprechend stinkt).
Wir haben also unsere Matratze und das Facehugger-Kissen behalten, sie waren auch erst ok (also: das Kissen nur für den Hübschen, ich habe nach wie vor echt Angst davor), aber der Hübsche fing irgendwann immer mehr an zu monieren, dass auf seiner Seite so eine Kuhle wäre und wir müssten die Matratze mal umdrehen, dann hatte ich (eher eingebildet, aber mei) das Gefühl, dass die Matratze an meinem Kopfende nach Fuss riecht und ich in des Hübschen Kuhle liege, irgendwann kam der Hübsche dann immer so auf meine Seite rüber gerutscht, weil bei mir kein so ein Loch wäre, und naja, langer Rede, kurzer Sinn, nach genau 4 Jahren haben wir die liebe "Eve" jetzt aus unserem Bett verbannt und die beiden Matratzen, die wir tatsächlich recht kurz vorher vor dem Eve-Hype in einem Möbelfachgeschäft gekauft hatten, wieder reumütig reaktiviert.
Sehr spannend, ich hatte gar nicht das Gefühl, in einem Loch zu liegen, allerdings bin ich von der neuen alten Matratze direkt mal aus dem Bett rausgefallen, weil der Facehugger eben nicht mehr da war. (Nun ja. Ich kenne mich mit Matratzen nicht so aus, persönlich finde ich 4 Jahre ein wenig enttäuschend von der Lebenszeit her, allerdings haben wir sie natürlich auch nicht bezahlt (doch, mit Selbstachtung...), und immerhin haben wir länger durchgehalten als die Matratzenfirma selber, die mittlerweile pleite ist oder zumindest nicht mehr in den deutschsprachigen Raum liefert.
Was habe ich aus dem Ganzen gelernt: Ich werde nie wieder Werbung für irgendwas hier machen. Und nie wieder eine Matratze mit Vornamen bestellen, sondern nur noch im Fachgeschäft mit Beratung und Probeliegen einkaufen.
Sonst: ich habe gekocht wie ein Weltmeister. Erst eine Apfelwähe für den Spätmittagshunger an einem trüben Oktobertag, dann wurde auf Twitter über die Vorzüge von Slowcookern referiert und ich habe also in meine Slowcookerkochbuch geschmökert und direkt ein Chili sin carne angesetzt. Das war gerade eben fertig und ich habe es wieder in Gläser eingefüllt und eingekocht. Mit den Resten von der letzten Aktion haben wir nun drei verschiedene Gerichte in Portionsgrösse nur zu Aufwärmen, die mit frischem Brot und vielleicht noch Salat einen Homeofficekantinenmenüplan mit ohne Mühe und Vorbereitung langsam doch abwechslungsreich gestalten. Für morgen habe ich alles für ein Gemüsecurry vorgeschnippelt und gemischt, das kommt dann morgen früh rein und wer weiss, vielleicht bleibt auch da was für die Homeofficewoche übrig. Zum Abendesseen gab es Udon-Nudeln mit Mangold (bin immer noch nicht ganz drüber weg, dass ich von der Kaltmamsell gelernt habe, dass Mangold, oder "Krautstiel", wie das hier heisst, dieselbe Pflanze ist wie rote Beete, halt einmal auf Blätter und Stiele gezüchtet und einmal auf Knolle mit Kompostgeschmack.) und Vegihack, ausserdem ist noch ein Hefezopf im Ofen und jetzt ist es auch mal wieder gut. (Eigentlich sehr gut, ich erinnere mich an den "Resilienzkurs" bei der Arbeit, zu dem ich mal gehen musste, wo mein Kollege meinte: "Du entspannst dich doch voll gut beim Kochen, oder nicht?!" und ich draufkam: nein, ich koche gern und gut und viel und abenteuerlich, wenn ich entspannt bin. Wenn nicht, dann ist auch Brotschmieren anstrengend. In diesem Sinne: ein guter Tag!
Q. war unter anderem auf dem Rigi-Gipfel im Schnee, jetzt ist zumindest sein Handy wieder nur ein Dorf weiter (respektive: in der Nähe des Dorfes, mitten im Nichts), ich bin sehr, sehr gespannt, was er morgen erzählt.
Jonny kam heute mit einem Vogel nach Hause, was wir noch erstens rechtzeitig vor Eintritt ins Haus und zweitens rechtzeitig vor irreparablem Schaden am Vogel gemerkt haben. Wir haben Jonny also auf der Terrasse in Empfang genommen und er tat mir fast ein bisschen leid, wie er da so stolz und volle Vorfreude auf eine ausgiebige Spiel- und dann Snackrunde im Wohnzimmer nach Hause kam, und dann wurde man unter den Arm geklemmt und einem ein Finger ins Maul geklemmt, bis man den Vogel loslassen musste. Der war noch so fit, dass er ohne den Boden zu berühren durchstartete und davonflog, Jonny bekam eine Handvoll Snacks als "Belohnung" und musste dann relativ lang den Garten nach dem Flüchtigen absuchen....nun ja.
In diesem Sinne: gute Nacht und einen schönen Sonntag Ihnen allen!
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