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Dienstag, Juli 28, 2020

280720 Abenteuerausflug

Heute morgen war es dann also soweit: ich habe mich seit Mitte März erstmals wieder auf den Weg in mein Büro gemacht. Ich war durchaus aufgeregt (unter anderem ja auch, weil ich meinen Schreibtisch am letzten Tag nicht aufgeräumt hatte, weil ich ja da gar nicht wusste, dass es erstmal der letzte sein würde. Unter anderem hatte ich meine Kaffeetasse nicht ausgespült, aber: good news, es war entweder so heiss oder so lang, da lebt nix (mehr) und den Rest spüle ich daheim in der Maschine raus).
EIGENTLICH ist unsere gesamte Abteilung ja immer noch im Homeoffice, allerdings ist der Rollout der zweiten Welle an Rückkehrern so gemächlich bei den globalen Funktionen, dass immer wieder erwähnt wird, dass es jede Menge freie Plätze gäbe und man sich innerhalb der Abteilung absprechen müsste.
Dementsprechend gibt es jetzt bei uns eine Liste und es dürfen von uns ca ... 15? maximal 4 gleichzeitig da sein. Heute war ich erstmals eine davon.
In unserem Gebäude sind keinerlei Labors, "nur" Büros, eine Kantine, Sitzungszimmer und angeblich ein Raum mit elektrischen Massagesesseln und Powernap-Booths, aber den habe ich noch nie gesehen, weil ich jedem, der mir davon erzählte, bisher unterstellte, mich veräppeln zu wollen.
Alles sind Grossraumbüros, die meist sehr eng belegt sind, weil das einzige, was wir als Firma nicht haben, ist Platz. Die Funktionen, die in diesem Bau sind, sind eigentlich alle global, d.h. alle zusammen macht schon Sinn, weil man sich wie überall austauschen kann, aber viele unserer Kontakte sitzen eben über die ganze Welt verteilt, deshalb läuft das Homeoffice auch so gut. Ist ja letztendlich wurscht, ob ich an meinem Küchentisch sitze oder in einer quiet booth, wenn meine Gesprächspartner in Rio und Kanada sind.


Nun denn. Es war .... leer. Sehr leer. Es ist überall genau ausgeschildert und beklebt, wo wieviele Leute reindürfen, wo man stehen darf, wie man laufen soll, überall gibt es Desinfektionsmittel, die Kantine, Cafeteria und Kaffeebereiche sind alle so umgestaltet, dass man eben mit 2 m minimum Abstand zueinander is(s)t. Hat was von so langen Rittertafeln, wo sich Königs dann gegenüber sitzen mit viel nix dazwischen. Essensausgabe incl allem ist ohne Selbstbedienung, alles wird nach Benutzung gereinigt. Das wird auch alles vorbildlich eingehalten, noch ist das sehr einfach, weil ja keiner da ist. Ich bin sehr gespannt, wie das geregelt werden wird, wenn denn mal mehr als eben die 10 Nasen pro Stockwerk hier arbeiten.
Alles in allem waren wir auf unserem Stockwerk heute vielleicht 10 Personen statt sonst ... 200? Ein bisschen unheimlich und alles in allem natürlich auch ein bisschen nutzlos, weil wenn keiner da ist, kann ich mich auch mit niemandem austauschen... (bisschen natürlich schon und es hatte schon was von Wiedersehen nach laaaaaaaaaaangen Ferien, nur ohne Umarmen und ein bisschen verkrampft.)

Meine eigentliche Aufgabe die ich nur vor Ort regeln konnte, nämlich Papierdokumente zu drucken, zu unterschreiben, abzustempeln und physisch um die halbe Welt zu schicken, ist zum Teil erledigt. Sie liegen vor mir, allerdings ist der Vorgang des "Schickens" schwieiriger als gedacht. Ich habe tatsächlich in meiner gesamten Berufstätigkeit noch kein einziges Dokument geschäftlich verschickt. Muster/Materialversand lief immer über die Labors, sämtliche Kommunikation via Mail (oder interne Post).
Ich habe mich also informiert (mein Bauchgefühl sagte mir, dass ein handschriftlich adressierter Firmenumschlag NICHT korrekt wäre und das ist das einzige, zu dem ich ohne Hilfe in der Lage gewesen wäre) und weiss jetzt, dass das über die Areallogistik geht und ich einen Versandauftrag brauche (das übernimmt unsere Teamassistentin, aber die braucht dafür noch Namen und Telefonnummer des Empfängers am anderen Ende der Welt und die muss ich mir erst besorgen aus Kanada --> ganz anderes Ende der Welt.).
Wie gut, dass ich für morgen auch nochmal ein Plätzchen hier gebucht habe, dann kann ich das ja hoffentlich zu Ende bringen.

Nach der Arbeit habe ich mich mit dem Hübschen getroffen, wenn schon Risiko, dann richtig, und wir waren nach 18 Jahren Basel erstmals im "Tibits" essen. (wollte ich ja immer schon, aber bisher hat der Hübsche bei der Aussicht auf rein vegetarisch immer so ein bisschen sparsam geschaut. Tempora mutantur....), ich war allerdings einfach nur erschlagen müde. Ich kenne das von mir, wenn etwas neu ist, dann könnte ich mich danach direkt ins Bett legen.
Todmüdes Grinsen (immerhin satt!)
So war es jedesmal beim Klassenüberspringen am ersten Tag in der neuen Klasse ("Wie wars????" "Toll, ich geh schlafen"), nach dem ersten Tag in der Uni, am ersten Tag in meinem EIGENEN LABOR, nach dem ersten Arbeitstag in jedem neuen Job und jetzt halt beim ersten Post-Corona-Massnahmen-Office-Tag.
Ich habe mich aber nicht schlafen gelegt, sondern eine lockere Crosstrainerrunde eingelegt, dann geduscht und jetzt bin ich wieder ein bisschen lebendig (und so zittrig, dass ich mit dem kaputten Zeh (BARFUSS) gegen ein Esstischbein getreten habe und zack, Blutbad.)

Gegessen:
  • Nusssemmel mit Honig
  • Falafel mit Reis, Auberginen, Joghurtsosse und Brokkolisalat
  • NIX zwischendrin, ich vermisse den Kühlschrank und die Obstschale daheim (und unsere Abteilungsobstkiste, fällt mir gerade auf)
  • Einen gemischten Teller vom Tibit's-Büffet (wenn Risiko, dann richtig, nech? Gab klare Regeln, man musste sich desinfizieren, Abstand halten, Einweghandschuhe tragen. Und nein, ich sage nicht, dass es typisch war, dass die einzige Maskenträgerin am Buffet die war, die sich mit Körperkontakt an alle ranwanzte, sie hat es halt einfach gemacht, ob typisch oder nicht.)
  • die zweite Hälfte der Wassermelone von gestern beim Netflixen, mir fehlt Obst heute. 


Gelesen:
"Sweet Sorrow" Joah. nech? (Immerhin ärgert es mich nicht wie die beide Bücher, die ich verschenkt habe)

Gesehen:
KEIN EINZIGES BILD VON DEN KINDERN SEIT DEM ABENDESSEN GESTERN
Die New-York-Mafia-Doku auf Netflix (irgendwie geht uns aktuell der Stoff aus.)

Stressleveldurchschnitt gestern: 17 (ich würde gern den verantwortlichen russischen Hacker sprechen, ich glaube, sie haben irgendwie was verwechselt, das kann nicht mein Wert sein)

Selbstbeweihräucherung: Keine blöden Witze gemacht (es war schon eine grosse Versuchung, in der Kantine von markiertem Anstehkreis zu Anstehkreis zu hopsen....), sondern voll seriös coronakonform benommen.