Es ist an der Zeit, dass ich hier wieder rauskomme. Alles in allem (finde ich) habe ich die Isolation und alle Einschränkungen ganz gut weggesteckt (man könnte fast sagen, für uns hier war es letztendlich nicht viel mehr als "Homeoffice mit Pasta", wir hatten sogar immer Hefe und Klopapier), es waren eher die Gedanken an und Sorgen um liebe Menschen, die in Risikogruppen sind, aber auch da ging bisher alles gut, und natürlich die grosse Unsicherheit und Sorgen, wie sich das alles denn entwickeln würde und ob wir am Ende doch dastehen würden wie in Bergamo.
Allerdings gewöhnt sich der Mensch doch anscheinend sehr schnell an das neue normal, das fiel mir ja erst schon auf, als meine erste Reaktion auf "Juhuuu, das Volleyballtraining startet wieder" war "Ok, aber da geht L. auf keinen Fall hin!", bis ich zur Vernunft kam und merkte, dass das ja auch nichts anderes als Schulsport ist in Sachen Ansteckungsrisiko.
Beim Hübschen und seinem Sport habe ich dann schon mehr Bammel gehabt (und auch immer noch, das ist schon das grösste Ansteckungsrisiko für uns als Familie. Aber nun gut. Wann, wenn nicht jetzt, wenn man sich nicht für bis zum Impfstoff isolieren möchte....) und es hat sich ganz komisch angefühlt, als er den ersten Abend nicht mehr zu Hause war und der Ablauf auf einmal ganz anders als normal (naja, halt genauso, wie es die letzten Jahre bis vor vier Monaten normal war.)
Gestern schrieb mich der Lieblingskollege aus dem letzten Job an, mit dem ich an sich ein festes Mittagessendate alle zwei Wochen oder so habe. Das haben wir natürlich die letzten Monate mehr oder weniger kommentarlos gecancelt, aber meine alte Abteilung ist jetzt zu 50% wieder im Büro zurück und er wollte wissen, ob wir uns mal wieder treffen wollen würden, sei es Kantine oder sonst irgendwo in der Stadt zum Essen. Meine erste Reaktion war: "Boah, auf gar keinen Fall, ich geh da nicht raus, in die Stadt? Mit Menschen? ich bin doch nicht verrückt!". Das habe ich gottseidank so nicht geschrieben, sondern "Ich glaube, ich werde zur schrulligen Einsiedlerin, da macht mir tatsächlich Bedenken!" und jetzt treffen wir uns nächste Woche, so wie es aussieht, in der Kantine.
Morgen fahre ich zum ersten Mal seit über drei Monaten wieder über die Grenze nach Deutschland und bin ..... unglaublich nervös. Total irrational, ich weiss noch genau, wie eingesperrt es sich am Anfang angefühlt hat, als wir erstmals wussten, dass wir zwar nach Deutschland gucken können, aber nicht rüberfahren können. Die Schilder "Ausreise nach D, A, I, F eingeschränkt" machten einen dicken Knoten im Bauch. Dieser Knoten hat sich interessanterweise in ein wohliges "Hier in der Schweiz sind wir sicher, keiner von den anderen darf rein"-Gefühl verwandelt, was natürlich erstens nicht wahr ist, weil Grenzgänger und Transit und Warenverkehr ja immer erlaubt war und zweitens überhaupt nicht das Gefühl ist, das ich haben möchte, ich möchte mich in einer offenen, freien Welt wohlfühlen, wo ich jederzeit überall hinkann, wo ich hinmöchte. (Dazu kommt natürlich die nicht ganz unbegründete Angst, dass meine Friseurin morgen einen Lachanfall bekommt, wenn sie mein Haargewurschtel sieht, dass ich vielleicht ein bisschen weinen muss, wenn ich meine Kollegin, bei der ich vorher (oh, sie wird mich auch auslachen, na super) einen Kaffee trinken und L.s gestrandete Geburtstagsgeschenke abhole, weil ich sie so lang nicht gesehen habe.
All das sagt mir: ich muss raus. Dringend.
Sonst so:
Morgens hektisch losgearbeitet, weil ich gestern abend mit dem Gefühl "OMG, das ist alles so viel, da muss ich echt Gas geben" ins Bett bin, naja, und vielleicht habe ich das auch oder es kam mir gestern nur so viel vor, weil ich da eben schon 10 Stunden gearbeitet hatte. All das, was gestern unüberwindlich viel schien, liess sich in der Zeit von halb sieben bis halb 10 wegerledigen. Bei einem Kick-off-Meeting (virtuell natürlich) für auch so ein ererbtes Projekt, das nach mehreren unerwarteten Wendungen (wenn jemand sagt: "Ja, die Sourcing Evaluation ist eigentlich ein No-Brainer", dann .... muss das nicht immer so sein.) endlich in die Umsetzung geht, mit einer Firma, mit denen wir bisher noch nie zu tun hatten, ist mir aufgefallen, wie sehr sich auf jeden Fall mein Arbeitsumfeld an das Homeoffice angepasst hat: während die externen Partner in ihren Büros sassen in dem, was man halt so zur Arbeit unter Naturwissenschaftlern trägt (Karohemt rulez, aber halt Hemd!), sassen wir alle an Küchen- und Terrassentischen, in T-Shirt und Sommerkleidern (und ich zumindest immer noch ohne Frisur. Kaum zu glauben, dass meine Haarfarbenexperimente noch gar nicht so lang her sind!)
Mittagspause habe ich ausfallen lassen. Der Hübsche und L. waren nach 9 Monaten zum ersten Mal wieder beim McD gegenüber, ich hatte gebeten, ein wichtiges Meeting in die Mittagspause vorzuziehen (sorry, Kollegen), weil ich ja den ganzen Nachmittag in einem TeamWorkshop verbringen würde, also habe ich schnell am Computer frisches Brot (gestern Abend beim Teigansetzen war mir noch nicht klar, dass nur ich zum Mittagessen da sein würde) und Mozzarella/Tomate reingeschlungen, und dann den ganzen Nachmittag in unserem Squad über Optimierung unserer ARbeitsabläufe diskutiert. Das tat echt sehr, sehr gut, mit so fokussierten und ähnlich strukturiert denkenden, engagierten und anspruchsvollen Leuten Zeit zu verbringen. Aber: holla, war das anstrengend! (Btw: nach 3 Monaten Homeoffice habe ich Onlinemeetings jetzt übrigens durchgespielt, nur meiner blitzschnellen Reaktion, mit der ich den kleinen Aufklebeschiebefensterladen über der Webcam geschlossen habe, ist zu verdanken, dass Q. keinen Nacktauftritt in grosser Runde hatte. Er war sich offensichtlich nicht bewusst, dass ich in seinem Zimmer mit Kamera an ein Meeting hatte, als er verschwitzt vom Heimradeln nach der Schule direkt unter die Dusche und dann.... an die Kommode mit den frischen Kleidern direkt gegenüber vom Schreibtisch ging.
Nach dem Abendessen ging Q. zu seinem ersten physischen Pio-Hock seit langer, langer Zeit, der Hübsche war eh schon beim Sport, L. war sehr, sehr müde (und happy, dass der Test viel besser ausgefallen war als befürchtet) und wollte direkt ins Bett, ich habe mir Haarfarbe in das Geflausche auf dem Kopf geschmiert und mein mittlerweile tägliches knappes Stündchen auf dem Crosstrainer geschwitzt.
Jetzt packe ich mir noch einen Stapel Einwegmasken in meine Handtasche für morgen und dann.... schauen wir mal, ob ich Deutschland noch kann.
Gegessen:
letztes halbes Stück Zitronenkuchen
Gemüseteller (Karotten, Gurken, Paprika-Sticks)
Brotmozarellatomate
Sandwiches zum Selberzusammenstellen aus verschiedenen Gemüsen, Hummus (mit gebackenen Karotten und Erdnuss)
Gelesen:
"Hunkeler 1"aus (nicht mehr ganz taufrisch, aber die Aussicht auf immer noch aktuelle Bände macht Lust aufs Weiterlesen)
Stressleveldurchschnitt gestern: 12 (hahahaha)
Selbstbeweihräucherung: meinem Kind (und mir und allen anderen) einen peinlichen Moment erspart
Allerdings gewöhnt sich der Mensch doch anscheinend sehr schnell an das neue normal, das fiel mir ja erst schon auf, als meine erste Reaktion auf "Juhuuu, das Volleyballtraining startet wieder" war "Ok, aber da geht L. auf keinen Fall hin!", bis ich zur Vernunft kam und merkte, dass das ja auch nichts anderes als Schulsport ist in Sachen Ansteckungsrisiko.
Beim Hübschen und seinem Sport habe ich dann schon mehr Bammel gehabt (und auch immer noch, das ist schon das grösste Ansteckungsrisiko für uns als Familie. Aber nun gut. Wann, wenn nicht jetzt, wenn man sich nicht für bis zum Impfstoff isolieren möchte....) und es hat sich ganz komisch angefühlt, als er den ersten Abend nicht mehr zu Hause war und der Ablauf auf einmal ganz anders als normal (naja, halt genauso, wie es die letzten Jahre bis vor vier Monaten normal war.)
Gestern schrieb mich der Lieblingskollege aus dem letzten Job an, mit dem ich an sich ein festes Mittagessendate alle zwei Wochen oder so habe. Das haben wir natürlich die letzten Monate mehr oder weniger kommentarlos gecancelt, aber meine alte Abteilung ist jetzt zu 50% wieder im Büro zurück und er wollte wissen, ob wir uns mal wieder treffen wollen würden, sei es Kantine oder sonst irgendwo in der Stadt zum Essen. Meine erste Reaktion war: "Boah, auf gar keinen Fall, ich geh da nicht raus, in die Stadt? Mit Menschen? ich bin doch nicht verrückt!". Das habe ich gottseidank so nicht geschrieben, sondern "Ich glaube, ich werde zur schrulligen Einsiedlerin, da macht mir tatsächlich Bedenken!" und jetzt treffen wir uns nächste Woche, so wie es aussieht, in der Kantine.
Morgen fahre ich zum ersten Mal seit über drei Monaten wieder über die Grenze nach Deutschland und bin ..... unglaublich nervös. Total irrational, ich weiss noch genau, wie eingesperrt es sich am Anfang angefühlt hat, als wir erstmals wussten, dass wir zwar nach Deutschland gucken können, aber nicht rüberfahren können. Die Schilder "Ausreise nach D, A, I, F eingeschränkt" machten einen dicken Knoten im Bauch. Dieser Knoten hat sich interessanterweise in ein wohliges "Hier in der Schweiz sind wir sicher, keiner von den anderen darf rein"-Gefühl verwandelt, was natürlich erstens nicht wahr ist, weil Grenzgänger und Transit und Warenverkehr ja immer erlaubt war und zweitens überhaupt nicht das Gefühl ist, das ich haben möchte, ich möchte mich in einer offenen, freien Welt wohlfühlen, wo ich jederzeit überall hinkann, wo ich hinmöchte. (Dazu kommt natürlich die nicht ganz unbegründete Angst, dass meine Friseurin morgen einen Lachanfall bekommt, wenn sie mein Haargewurschtel sieht, dass ich vielleicht ein bisschen weinen muss, wenn ich meine Kollegin, bei der ich vorher (oh, sie wird mich auch auslachen, na super) einen Kaffee trinken und L.s gestrandete Geburtstagsgeschenke abhole, weil ich sie so lang nicht gesehen habe.
All das sagt mir: ich muss raus. Dringend.
Sonst so:
Morgens hektisch losgearbeitet, weil ich gestern abend mit dem Gefühl "OMG, das ist alles so viel, da muss ich echt Gas geben" ins Bett bin, naja, und vielleicht habe ich das auch oder es kam mir gestern nur so viel vor, weil ich da eben schon 10 Stunden gearbeitet hatte. All das, was gestern unüberwindlich viel schien, liess sich in der Zeit von halb sieben bis halb 10 wegerledigen. Bei einem Kick-off-Meeting (virtuell natürlich) für auch so ein ererbtes Projekt, das nach mehreren unerwarteten Wendungen (wenn jemand sagt: "Ja, die Sourcing Evaluation ist eigentlich ein No-Brainer", dann .... muss das nicht immer so sein.) endlich in die Umsetzung geht, mit einer Firma, mit denen wir bisher noch nie zu tun hatten, ist mir aufgefallen, wie sehr sich auf jeden Fall mein Arbeitsumfeld an das Homeoffice angepasst hat: während die externen Partner in ihren Büros sassen in dem, was man halt so zur Arbeit unter Naturwissenschaftlern trägt (Karohemt rulez, aber halt Hemd!), sassen wir alle an Küchen- und Terrassentischen, in T-Shirt und Sommerkleidern (und ich zumindest immer noch ohne Frisur. Kaum zu glauben, dass meine Haarfarbenexperimente noch gar nicht so lang her sind!)
Mittagspause habe ich ausfallen lassen. Der Hübsche und L. waren nach 9 Monaten zum ersten Mal wieder beim McD gegenüber, ich hatte gebeten, ein wichtiges Meeting in die Mittagspause vorzuziehen (sorry, Kollegen), weil ich ja den ganzen Nachmittag in einem TeamWorkshop verbringen würde, also habe ich schnell am Computer frisches Brot (gestern Abend beim Teigansetzen war mir noch nicht klar, dass nur ich zum Mittagessen da sein würde) und Mozzarella/Tomate reingeschlungen, und dann den ganzen Nachmittag in unserem Squad über Optimierung unserer ARbeitsabläufe diskutiert. Das tat echt sehr, sehr gut, mit so fokussierten und ähnlich strukturiert denkenden, engagierten und anspruchsvollen Leuten Zeit zu verbringen. Aber: holla, war das anstrengend! (Btw: nach 3 Monaten Homeoffice habe ich Onlinemeetings jetzt übrigens durchgespielt, nur meiner blitzschnellen Reaktion, mit der ich den kleinen Aufklebeschiebefensterladen über der Webcam geschlossen habe, ist zu verdanken, dass Q. keinen Nacktauftritt in grosser Runde hatte. Er war sich offensichtlich nicht bewusst, dass ich in seinem Zimmer mit Kamera an ein Meeting hatte, als er verschwitzt vom Heimradeln nach der Schule direkt unter die Dusche und dann.... an die Kommode mit den frischen Kleidern direkt gegenüber vom Schreibtisch ging.
Nach dem Abendessen ging Q. zu seinem ersten physischen Pio-Hock seit langer, langer Zeit, der Hübsche war eh schon beim Sport, L. war sehr, sehr müde (und happy, dass der Test viel besser ausgefallen war als befürchtet) und wollte direkt ins Bett, ich habe mir Haarfarbe in das Geflausche auf dem Kopf geschmiert und mein mittlerweile tägliches knappes Stündchen auf dem Crosstrainer geschwitzt.
Jetzt packe ich mir noch einen Stapel Einwegmasken in meine Handtasche für morgen und dann.... schauen wir mal, ob ich Deutschland noch kann.
Gegessen:
letztes halbes Stück Zitronenkuchen
Gemüseteller (Karotten, Gurken, Paprika-Sticks)
Brotmozarellatomate
Sandwiches zum Selberzusammenstellen aus verschiedenen Gemüsen, Hummus (mit gebackenen Karotten und Erdnuss)
Gelesen:
"Hunkeler 1"aus (nicht mehr ganz taufrisch, aber die Aussicht auf immer noch aktuelle Bände macht Lust aufs Weiterlesen)
Stressleveldurchschnitt gestern: 12 (hahahaha)
Selbstbeweihräucherung: meinem Kind (und mir und allen anderen) einen peinlichen Moment erspart