Ich erinnere mich an nicht mehr viel aus dem Fach "Wirtschaft und Recht", das wir, ich glaube, zwei Jahre, nämlich 8. und 9. Klasse in der Schule hatten (10. war dann Sozialkunde, aber da bin ich ja nach einem halben Jahr in die 11. gewechselt, deshalb kann ich nur Panaschieren und Überhangmandate erklären, mehr nicht). Was hängen geblieben ist:
- "Wandel oder Minderung" als Rechte bei Mängeln (auch, wenn es herabgesetzte Ware ist)
- Was ein Kaufvertrag ist und dass ein wortloses Hinlegen eines Kleidungsstücks an die Kasse schon (oder eben grad nicht, das weiss ich nicht mehr) eine einseitige Absichtserklärung des Kunden zum Kauf ist. Und der Preiszettel die des Ladens. Oder so.
- Dass etwas entweder günstig oder gut sein kann. (Mittlerweile ist das Verständnis dafür eher: man kann nur zwei Aspekte von gut, günstig und schnell gleichzeitig gewährleisten).
- Und: die ganze Klasse fand den "Taschengeldparagraphen" unglaublich wichtig, weil der ja sagt, dass auch Kinder Geld, das sie zur freien Verfügung bekommen haben, ausgeben können, wofür sie wollen und die Eltern nachträglich keine Einschränkungen auferlegen können. Ich fand das alles nicht so spannend, weil bei uns gab es Taschengeld mit sehr klaren Auflagen, nämlich: erst "Alles, aber keine "Bussibär"-Hefte", dann (ein bisschen später) "alles, aber keine Mädchen/Bravo/Popcorn" und naja, "alles" war eh nie alles, und meine Güte, wie will man sein Recht gegenüber den Eltern denn durchsetzen? Auf Herausgabe des "Bussibär" von April 1980 klagen?, und deshalb konnte ich die ganze Aufregung und Begeisterung über diese Paragraph nicht nachvollziehen.
Wir handhaben das bei unseren Kindern so, dass sie im Prinzip alles von ihrem Taschengeld kaufen wollen, was sie wollen. Interessanterweise waren das bisher nie Bussibärhefte, auch keine Bravo, nicht mal Ninjago- oder sonstige Heftchen (die gab es ab und an von Besuch geschenkt und die Enttäuschung, wie schnell die beiliegenden Gimmicks kaputt sind, hat sich wohl eingeprägt), sie haben auch ganz oft zusammengelegt und gemeinsam auf grössere Legosachen gespart.
Sie haben gelernt, wie Onlineshopping funktioniert incl der speziellen Situation in der Schweiz, wohin nicht alle (und schon gar nicht alle versandkostenfrei) liefern, sie habe Prozentrechnen mit der Mehrwertsteuerrückerstattung und Dreisatz bei Währungsumrechnungen gelernt, alles soweit super.
Heute jedoch hat Q. (und wir mit ihm) eine harte Lektion gelernt und zwar: Dass man ein Werbeopfer werden kann. Und dass nicht alles, wo nicht Werbung drüber steht, auch unabhängige, sachliche Bewertung ist.
Und das kam so: Q. ist ja jemand, der für Themen brennt. Das zog sich von Bau- und Erntemaschinen über Piraten, Blaulichtaktivitäten, StarWars, Harry Potter, "Ein Lied von Eis und Feuer", MineCraft, Fortnite, you name it. Aktuell ist er grosser Fan von Nerfs und Nerf-Reviews auf Youtube und was weiss ich noch alles. Ich nehme mir mittlerweile die Freiheit, dass mich das nicht mehr unglaublich interessieren muss. Ich habe in der Zeit mit den Kindern sehr viel über Maschinen, Verwandschafts- und Machtverhältnisse bei StarWars und CloneWars und Fanfiction dazu gelernt, ich weiss, wie Minecraft und Fortnite funktionieren, irgendwann isses gut.
Ich kann natürlich nachvollziehen, wie das ist, wenn man für ein Thema brennt und dass man da alles aufsaugt und ja, auch, dass es verführerisch ist, wenn die Leute auf Youtube da drölfzig Schrillionen Nerfs (oder Lidschattenpaletten und Lippenstifte oder Drohnen oder Objektive, es ist ja eigentlich egal) haben, dann verliert man da vielleicht ein bisschen Mass und Ziel und denkt, das wäre ganz normal und ausserdem sind das ja keien Profis, die für Werbung bezahlt werden, sondern das sind ja praktisch meine Buddies, die würden nie was sagen, hinter dem sie nicht auf jeden Fall 100%ig stehen. Ja. Das kann man manchmal meinen. Und so kam es, dass Q. irgendeine (fragen Sie mich nicht) Nerf von seinem Taschengeld bestellt hat (den Hübschen bestellen liess, weil Prime liefert kostenlos), die Lieferung genau verfolgt hat, seint TAGEN rund um die Uhr alle an der Vorfreude auf diese Nerf teilhaben lässt, genauso wie an der Enttäuschung, als die Lieferung nicht wie angekündigt gestern kam. Er hat uns so mit seiner Begeisterung angesteckt, dass der Hübsche heute seine Mittagspause dafür verwendet hat, mit Q. zum Lottoladen zu fahren (natürlich wurde NICHT in die Schweiz geliefert) und das heissersehnte Paket abzuholen.
Das wurde dann daheim aufgerissen, zusamengesteckt und in durch ausgiebiges Beobachten in Videos perfektionierter Manier drauflosgeklickt. Tja. Und dann..... blockierte das Teil beim dritten Klick und machte erst gar keinen Mucks mehr, dann liess sich durch Genackel und Geruckel und Geprokel immerhin so viel fixen, dass es jetzt EINEN Schuss abgibt, maximal so 30cm weit und dann muss man wieder nackelnruckelnprokeln und dann geht vielleicht noch einer.
Tja. Not quite das, was der Youtubehoschi da von sich gegeben hat.
Die Online-Einkaufprofieeltern schauen mal in die Amazon-Bewertungen, ziehen ob der Schrillionen Einsternbewertungen die Augenbrauen hoch ("Total billig verarbeitet", "Rattert und klappert", "Blockiert andauernd", "Schiesst überhaupt nicht". "auch den günstigen Preis nicht wert"), währenddessen bei Q. die überbordende Vorfreude in tiefste Verzweiflung umgeschlagen ist.
Es tut mir wirklich sehr, sehr leid für ihn, aber ich bin mir sicher, durch diese (ungeplante!) Lektion lernt er viel eher, dass man Werbung, Influencern und Blogger / Youtube / Instagramsternchen niemals einfach glauben sollte, auch wenn sie noch so oft sagen, dass sie "total 100% unbeeinflusst ihre eigene Meinung" sagen, und nur das Produkt umsonst zum Testen bekommen haben. Niemals tun sie das. Wie auch? Allein durch das kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, sind sie ja nicht mehr unbeeinflusst.
Was er natürlich mit unserer Unterstützung auch lernt: Wie man etwas defektes zurückschickt und sein Geld wieder bekommt. Und wie man herausfindet, wieviel hinter begeisterten "unabhängigen" Reviews tatsächlich steckt. Und wie man Bewertungsportale einsortiert.
Das konnte ich ihm übrigens grad heute live zeigen, meine "Rituals"-Bestellung war nämlich angekommen und die ölige (aber gut duftende) Ecke des Pakets liess mich schon Schlimmes ahnen. Richtig schlimm wars nicht, ein Duschöl (passenderweise "Rituals of Karma" :-)) war ausgelaufen, der Rest war absolut in Ordnung. Und: ein unglaublich freundliches fünfminütiges Telefonat mit dem Kundendienst reichte, um eine kostenlose Nachlieferung zu initiieren. Alles kein Drama. Das war das, was ich am Ende des ganzen .... Dramas Q. gern mitgeben möchte. Darauf jetzt eine Karma-Dusche!
Der Customer Support wollte meine künstlerisch wertvollen Beweisfotos gar nicht. |
Sonst so:
Gegessen:
- Granolajoghurtfrüchte
- Gemüsekistchen
- Gnocchi mit Grillgemüse, Spinat und 2 Portionen Karottensalat
- Karottenkoriandersuppe mit Erdnusstopping (aus der Capt Cook App)
Getragen:
Gelesen:
Das Schundbuch
Stressleveldurchschnitt gestern: 19
Selbstbeweihräucherung: fast cool geblieben ob des Dramas