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Dienstag, Juli 10, 2018

Running on Reservekanister

Mein Tagesablauf heute:
5:45h Wecker, dann Aufstehen, Anziehen, Schminken, Katzenfüttern, Katzenklo saubermachen, Nachbarskatzen füttern, Nachbarsfische und -garnelen füttern, Kaffee runterstürzen, Banane gegen Unterzucker essen, losssausen, um um
6:55h den Bus zur Arbeit zu erwischen.
7:10h - 8:33h Arbeit an dem gestern abend kurz vor Mitternacht geschickten Dokument aus Italien, dann lossausen, um um
8:43h die Tram zum anderen Standort zu erwischen. Dort schnell aufs WC und gegen ganz krassen Unterzucker ein Laugengipfli in der Cafeteria kaufen, noch kauend um
9:00h ins Groupmeeting sausen, leider ohne Kaffee, weil da war Schlange. Bis 10:00h Groupmeeting, dabei unter dem Tisch auf den Smartphone Nachrichten mit dem Italienteam austauschen über den Stand des Reviews verschiedener Dokumente
10:02h bei einem schnellen Check mit der mitvortragenden Kollegin feststellen, dass das Townhall-Team die falsche Version unserer Präsentation hochgeladen hat (Automatische Conversion to Google slides gehört verboten!), schnelle Änderung, abschicken, und lossausen, um um
10:20h im Auditorium zu sein, für den Fall, dass wir für den Vortrag verkabelt werden müssen. Müssen wir nicht, weil "Wir sind eh nur wenig, ihr braucht auch nicht auf der Bühne stehen und die hören euch auch so." Die 3. Kollegin merkt 3 Minuten vor Start, dass Google auch ihre mit Liebe, Geduld und Spucke kreiierten Animationen zerschossen hat. Bis zum Schluss ist unklar, wieviel Zeit jede von uns und auch wir alle zusammen für den Vortrag haben und alle sind ein bisschen genervt.
10:30 - 12:00 Townhall-Meeting mit unserem Vortrag, soweit so gut, ich hatte damit gerechnet, dass ich auf dem Monitor vor mir die Slides sehen würde, nicht nur hinter mir auf der grossen Bühne, deshalb wandere ich rückwärts immer weiter Richtung Wand. Immerhin keine Bühnenkante zum Runterfallen.
12:00 - 12:20: Networking Lunch, ich erkläre zwischen zwei Bissen Laugenzopf und einer Cola Zero nochmal genau das, was ich im Vortrag schon erzählt habe, weil manche Kollegen gar nicht glauben können, dass wir wirklich so grosse Mengen produzieren. Tja. Eigentlich ware der Lunch bis halb zwei, aber in der Zwischenzeit kam noch ein Italiendokument, ich sause also zurück an einen Schreibtisch.
12:23h Mein Oberchef kommt und fragt, ob alles ok wäre, und warum ich so schnell gegangen wäre  und ich solle es nicht persönlich nehmen, dass er gesagt hätte, ich hätte das vielleicht zu detailliert für das Publikum erklärt. Ich versichere ihm, dass ich das nicht persönlich nehme und weiss, dass ich einen Hang zu zu viel Detail habe und gedacht hatte, das auf dem Level "Ich erkläre es meiner Oma" gehalten zu haben, aber vielleicht war das nicht so, und gegangen wäre ich nur, weil ich unbedingt das Italienzeug fertig bekommen muss. Dann sagt er, dass man wirklich merkt, dass mir das Projekt am Herzen liegt und dass ich die Kollegen von der irischen Site, die geschlossen wird sehr mag und dass ich sie wohl ganz schön vermissen werde. Gottseidank steht er da auch schon wieder auf und merkt nicht, dass mir da spontan ein bisschen Tränen in die Augen schiessen, weil das sehr, sehr wahr ist, ich da aber grad gar nicht drüber nachdenken kann, weil ich das Zeug fertigmachen muss, weil ich dafür ganz, ganz sicher nicht meine Ferien unterbrechen oder verschieben möchte, weil ich klapp sonst zusammen. Und mittlerweile bin ich mir sicher, dass wir aus irgendwelchen Gründen beide bei unseren sozialen Interaktionen schwimmen und beim hilflos strampeln dem andern aus Versehen immer wieder mal eine mitgeben.
13:05h Mein direkter Chef kommt und strahlt "Das war super, da hast Du echt deutlich gemacht, dass ein Prozess bei uns halt was ganz anderes als ein Bioprozess ist, die haben ganz grosse Augen gekriegt!" Ich denke mir: ja, hm, vielleicht hätten mir Chef und Oberchef vorher sagen sollen, was den genau der Zweck des Vortrag ist. Klotzen, erklären, storytelling? Ist jetzt ja wurscht, ich weiss für mich, dass es nicht grossartig war und zwar nicht wegen zuviel oder zuwenig Detail, zu aufgeregt oder was auch immer, ich war einfach nicht so gut vorbereitet wie sonst, hatte dringendere Dinge im Kopf und was rauskam, war ein Vortrag, der einfach nicht ... witzig oder unterhaltsam war. Und ich war das auch nicht und das ist schade. Aber tja nun.
13:30h Kick-off für ein ganz neues Produkt, mit teils altbekannten, teils neuen Gesichtern. Das wird sehr spannend!
15:20h: wir sind ein bisschen eher fertig, ich merke, dass ich erst einen Kaffee heute hatte und es vielleicht daran liegt, dass mein Kopf pocht und mir auf die Tischplatte zu sinken droht. Bis
16:00h beende ich alle Italienreviews mit zwei Bechern Kaffee, dann treffen wir uns intern, um unsere Kommentare vorzubesprechen. Läuft soweit, ich muss eine Sache noch recherchieren. Eigentlich möchte ich den neu eingeführten letzten Shuttle um 17:00 heim nehmen, aber der ist laut App 34 Minuten verspätet, also laufe ich (mit den schönen, aber unbequemen und schon eine Blase gescheuert habenden Pumps) zum Bahnhof und fahre mit der vollen, lauten S-Bahn heim.


Ich erwarte, daheim von "Mami, schau, Mami, guck, Mami dürfen wir...?" total gestresst auszuticken, aber .... irgendwie ist es ganz anders. Ich freue mich, die Jungs und die Katzen zu sehen, wir erzählen uns von unseren mit ganz verschiedenen Dingen ganz vollen Tagen, füttern gemeinsam die Nachbarskatzen, bereiten gemeinsam eine schnelle Brotzeit vor, haben gemeinsam viel Spass dabei, den Katzen zu erklären, dass Fleischkäse, Salami, Melone, trocken Brot, Mozzarella, Mozzarellalake, verdünne Mozzarellalake im Waschbecken und auch leere Mozzarellaverpackung NICHT für sie gedacht ist, mein Kopf hört auf zu pochen, die DEADLINE-Uhr tickt nicht mehr so laut. Nach dem Abendessen ist der Koffer binnen 10 Minuten gepackt (ich habe es oft genug gemacht und nachdem die Kollegin und ich beschlossen haben, unsere Olivenölvorräte aufzufüllen und deswegen eh mit aufgegebenem Gepäck reisen, muss ich nicht mal knapp kalkulieren und die ganzen Reisegrössen an Kosmetika raussuchen), ich lese L. vor, die Jungs fangen an, das Fussballspiel zu gucken, ich dusche entspannt und schreibe nur noch eine einzige, ganz kurze Email, weil die das  komplizierte Telefonat von gestern zusammenfasst, ich mir das kaum merken kann und es zeitlich so dringend ist, dass es ganz sicher nicht bis nach meinen Ferien warten kann.


Und so stressig und irre das alles klingt (und sich einen Grossteil des Tages auch angefühlt hat), finde ich es wunderschön und auch sehr beruhigend, wieviel Kraft und Ruhe ich aus dem (objektiv gesehen überhaupt nicht) ruhigen Hafen meiner Familie ziehen kann. Und ich plane, dort die nächsten drei Wochen ganz fest zu ankern, ich habe einiges aufzuladen.




Und zum versöhnlichen Abschluss noch ein paar Katzenfotos von heute morgen:


Heute morgen wurde das Bad im Waschbecken wiederholt

Hm. Hm. Hm
Ich finde, das sieht so niedlich aus, als ob er ihr eine Blume reichen würde (und nicht so, dass sie beide wie irre nach den Blüten hakeln und man jederzeit damit rechnet, dass was fliegt)




Stressleveldurchschnitt gestern: 26
Selbstbeweihräucherung: soooo schlecht war mein Vortrag heute nicht, halt nicht so gut, wie er hätte sein können. Was ich aber echt gut fand, war meine tatsächlich spontane Antwort auf die Frage (vor dem Vortrag) meines Oberchefs: "So, what are you going to do with all your free time, once this transfer is over?", nämlich "Well, I will most probably feel like falling into a very deep hole, but I am very confident, that on the bottom of this hole I will find my life, my family and maybe even some not work related social interaction, so bottomline: I will manage it."



3 Kommentare:

  1. Geile Antwort an den Oberchef - und ich vermisse die Industrie. Immer noch und immer mehr, wenn ich von dir lese.... ;-)

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  2. Oh what a day! Kommen Sie gut hin und zurück. Und schwimmen Sie endlich eine Runde im Meer, Sie haben sie sowas von verdient!Und dann kommen Ferien!!Herzlichst, Sunni

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  3. Meine vollste Bewunderung und jetzt ganz, ganz langsam den "Urlaubsvorfreudeschalter" umlegen. Slo

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