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Montag, April 09, 2018

Ferien, oder so

Gemütlicher Start in die Woche mit nur einem Kind, weil das kleine ja beim besten Freund nächtigte. Beziehungsweise ganz ohne Kind, weil das grosse Kind noch fast tief und fest schlief, als die Nanny kam und ich das Haus verliess (ich bekam ein genuscheltes "Tschüss", zumindest glaube ich, das verstanden zu haben).
Der Hübsche hatte das Auto zum Reifenwechseln gebracht und ich dementsprechend im Homeoffice am Esstisch gestartet. Das ist schon ziemlich grossartig, dass wir beide so flexibel arbeiten können.


Dementsprechend bin ich dann mal deutlich später als sonst im Elfenbeinturm angekommen und so mit dem Kommunikationsschef der gesamten Firma im Lift nach oben gefahren. Ich musste innerlich ein wenig schmunzeln, als ich an den so gehypten Elevatorpitch dachte "FÜR WENN IHR MAL MIT DME OBERSTEN MANAGEMENT IM LIFT FAHRT: IMMER WAS KRASS KLUGES VORBEREITET HABEN!!!!" Tja. Ich sags nur ungern aber mein "Guten Morgen. Ja, doch, wir passen alle rein." und ein fröhliches "Das ist meine Haltestelle, danke, und schönen Tag noch" war gerade noch so angemessen, fast schon ein wenig geschwätzig. Wenn ich die 20 Stockwerke mit "Warum ich die beste für den nächsten Lifecycleleader-Job wäre" gefüllt hätte, hätte ich nur hoffen können, dass er sich bis in den 28. (?) St9ck meinen Namen nicht hätte merken können und darauf würde ich nicht wetten.


Da fällt mir eine nette Anektdote ein zu ebendem "Head of Communications" und das war so: vor knapp 6 Jahren, ich war noch recht neu in der Firma und begeistert von der in allen Einführungskursten propagierten "Speak-Up-Kultur", will heissen, wann immer wer das Gefühl hat, irgendwas läuft nicht so wie es soll respektive entgegen von Gesetzen oder internen Verhaltensrichtlinien oder was auch immer, darfsollMUSS er das melden  zur Not anonym bei einer anonymen Hotline. Und irgendwann dann hatte ich tatsächlich eine firmenethische Frage, auf die ich mir eine Antwort wünschte. Ich suchte als im Intranet zum Thema "Ethics" etc und stiess auf eine Seite mit Corporate Guidelines etc. Irgendwo auf der Seite stand: "Verantwortlich für diese Intranetseite: Dr. xyz". Ich dachte mir: naja, was soll schiefgehen, schreibste dem halt mal. Damals gab es das Corporate Adressbuch noch nicht in der heutigen Form, wo man ganz genau mit einem Klick sehen kann, wo wer in der Hierarchie steht, sonst wäre mir schon aufgefallen, dass als Peers von Dr. xyz nur das gesamte CEC und als Chef der Chef des Verwaltungsrats angegeben war und vielleicht hätte ich mir das nochmal überlegt mit "Was soll schon schiefgehen".


Ich schrieb also: "Lieber Herr xy, ich habe Ihren Namen als Verantwortlichen auf der Intranetseite für Ethikfragen gefunden und deshalb hoffe ich, Sie können mir mit folgender Frage weiterhelfen: blablabla, Frage. Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen, das beschäftigt mich nämlich sehr. Mit besten Grüssen, Frau Brüllen".


Eine Woche später nach dem Mittagessen hatte ich einen verpassten Anruf von Dr. xyz auf dem Display und freute mich, dass überhaupt jemand zurückrief. Ich rief also zurück und wunderte mich ein bisschen, als jemand (das ist hier im Normalsterblichenlevel nicht üblich) amnahm und sich mit "Büro Dr. xyz" meldete. Ich meinte also: "Der Herr Dr. xyz hat mich angerufen und ich habe es leider verpasst, also, jetzt wäre ich zurück". Und als die Dame am Telefon ganz freundlich meinte, der Herr xyz wäre gerade in einem Meeting, aber dann würde er mich sofort zurückrufen. Eine Stunde später das Telefon klingelte und der Herr Dr. xyz am Telefon war. Er entschuldigte sich, dass es so lang gedauert hätte, aber er fand meine Frage sehr interessant und wollte ganz sicher gehen, dass er mir da eine korrekte Antwort gibt, deswegen hat er das noch von der Rechtsabteilung abklären lassen und mit dem Herrn Dr. abc noch genau alle Verträge und Klauseln angeschaut, und jetzt könne er mir guten Gewissens bestätigen, dass das alles seine Ordnung hätte und ich mir keine Sorgen machen müsste, aber danke furs Mitdenken und so weiter.
Und in meinem Hirn fing es an zu rattern, weil der Name "Dr. abc" und "Rechtsabteilung", der liess etwa klingeln und ich schaute dann doch nochmal nach und zack: ja, Dr. abc war und ist der Rechtsvorstand und Dr. xyz der "Head o Communications" des gesamten Konzerns und wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir mehr Gedanken über Formulierungen und vor allem, ob er der richtige erste Adressat für diese Frage ist, gemacht. Habe ich aber nicht und das war vielleicht auch ganz gut so und sicher besser als ein beknackter Elevatorpitch.


Zurück zum Tagesgeschäft:


Im Büro: tja. Das Durchprügeln sämtlicher noch im März fälligen Dinge vor Ostern und die Verzögerung des Italien-Projekts machen sich bemerkbar: ich habe mir die nächsten Wochen freigeschaufelt, weil ich ja dachte, in Italien zu weilen und bei mittelgutem W-LAN durch den Produktionsbetrieb zu stiefeln und keine Zeit für nix zu haben, also ist mein Kalender nahezu gähnend leer, die To Do Liste extreme übersichtlich, zumindest, was das "DRINGEND, DRINGEND!" angeht. Aber gut, so komme ich wenigstens mal zu den nur "DRINGEND" und sogar zu den "Bis Ende Monat wäre super" und vielleicht sogar noch zu den "Wollte ich immer schon mal anschauen, wenn ich endlich mal Zeit hätte"-Dingen. Falls nix "DRINGEND; DRINGEND" dazwischen kommt.


Ich habe zum Beispiel heute dann mal, wie der Hübsche das nennt, "Jubelpunkte" verteilt. Wir haben intern so ein "Recognition"-System, in dem man sich bei Kollegen für tolle Leistungen bedanken kann. Entweder mit E-Cards oder "Jubelpunkten" (die nicht so heissen, aber ich mag den Ausdruck). Die kann man dann in einem Prämienkatalog gegen ... Sachen oder Gutscheine eintauschen. Man muss als "Jubler" angeben, ob man "nur" Karte oder auch Punkte verjubeln möchte und erst seit kurzem weiss ich, dass man auch die Punktemenge angeben sollte, die man dafür richtig fände. Mit sowas tu ich mich voll schwer, deshalb habe ich das immer leer gelassen und es hat immer funktioniert, bis eben heute, als ich durch Zufall erfuhr, dass das System dann ancheinend eine absurd hohe Zahl vorschlägt. Ich dachte ja, das sucht dann der Vorgesetzte, aus dessen Topf das dann ja letztendlich bezahlt wird, einfach aus, aber hups, vielleicht habe ich da in den letzten Jahren mit vollsten Händen fremdes Geld ausgegeben (naja, nicht ganz, weil erstens verdient, zweiten begründet, drittens vom Vorgesetzten genehmigt, aber schon mehr als ich dachte.). Tja nun, immerhin konnten der betroffene Vorgesetzte und ich noch klären, dass das eine Systemsache war und nicht irgendwelche verqueren swiss standards.
Weil ich grad schon so drin war und es heute sehr leckere Tajine in der Kantine gab, habe ich dann noch ein paar meiner eigenen Jubelpunkte für eine Tagine verjubelt, der Rest wird wohl Ikea-Guscheine für Kindermöbel.




Stressleveldurchschnitt gestern: 45


Selbstbeweihräucherung: endlich dem grossen Kuschelpikachu den Schwanz wieder angenäht!

1 Kommentar:

  1. Also wenn es das chice Teil (ich weiß allerdings nichtmal, was man damit kocht 🙈) für die Jubelpunkte gibt, und dann noch was übrig bleibt, haben sie entweder seeeeehr viele davon, oder die sind ziemlich viel wert 😄 Ich würde ja ersteres vermuten, oder?
    Aber ein sehr cooles System!

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