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Sonntag, November 12, 2017

"Nur was ich schätze, kann ich schützen"

(Ich habe beschlossen, den Blogpost "Warum ich nie wieder auf eine Bloggerkonferenz gehen werde" jetzt erstmal im Entwürfeordner liegen zu lassen und mich wichtigeren Dingen als SEO (still no clue, what this is supposed to be) und Storytelling (danke, nein danke, ich erzähle, was zu erzählen habe, nicht irgendwas zusammenfabuliertes, nur damit es ... was eigentlich? Mehr Leser anlockt?) zuzuwenden, nämlich dem MFM-Projekt, an dem Little Q. dieses Wochenende teilgenommen hat.


Darauf gebracht hat mich die Mutter seines besten Freundes, die nach einem Prä-Pubertätsworkshop für ihre Tochter gesucht hat und dabei auf das Projekt gestossen ist. .


Ich war am Anfang etwas skeptisch, mein Kind für so ein sensibles Thema in fremde Hände zu geben und habe deswegen dem Projekt genau hinterherrecherchiert, um einerseits sicherzustellen, dass das Kind nicht von ... Fundamentalchristen oder so indoktriniert wird ("Wer sein Pfyffli anlangt, dem fällt es ab"-artig) oder aber in einer wilden Hippiekommune landet. Was ich fand, beruhigte mich dann doch


Das Projekt ist ursprünglich in Deutschland als "Zyklusshow" entstanden, um Mädchen vor der Pubertät altersangemessen, spielerisch und unverkrampft darauf vorzubereiten, was in der Pubertät mit ihrem Körper passiert. Das Ganze wurde dann auch für Jungs entwickelt und kam vor einigen Jahren in die Schweiz.


Die Mädchen hatten also ihren Termin schon im Sommer (es gibt jeweils einen Elternabend vorab und dann einen ganztägigen Workshop) und waren sehr angetan, haben aber zur Enttäuschung von Q. und seinen Kollegen nichts rausgelassen.


Und so waren die beiden anderen Mütter und ich also letzten Donnerstag auf dem Elternabend für die Jungseltern und erfuhren im Schnelldurchlauf, was die Jungs am Samstag über besprechen würden.
Es ging um die biologischen Aspekte von "Wie entsteht ein Baby?", "Wie verändert sich mein Körper in der Pubertät?", "Was MUSS ich dann machen?", "Was darf ich dann machen?", "Was passiert bei den Mädchen?" und alles, was damit zu tun hat.


Das Ganze wird spielerisch in eine "Wir sind Agenten und müssen das Überleben der Menschheit sichern"-Handlung eingebettet und richtet sich ausdrücklich an Jungs VOR der Pubertät, so etwa im Alter von 10-12. (Q. und seine Kollegen sind alle drei 12, waren unter den Älteren, aber es hat ihnen sehr viel Spass gemacht. In ein, zwei Jahren fänden sie es vermutlich kindisch).


Auch wenn Q. prinzipiell über die technischen Aspekte der Fortpflanzung längstens Bescheid weiss, war das doch sehr, sehr hilfreich. In geschütztem Rahmen alle Fragen stellen zu können, die einem auf der Seele brennen, zu sehen, dass die anderen das auch nicht wissen oder ähnlich abenteuerliche Vorstellungen haben, niemand wird ausgelacht, das ist ein wunderbarer Ansatz.


Der Kursleiter schilderte schon beim Elternabend, was so die brennenden Fragen sind, und zum Teil lassen sie einen schmunzeln, zum Teil auch ... betroffen werden. Es geht um "Muss ich mich sofort rasieren, wenn das erste Barthaar wächst?" "Wo muss ich mich überall rasieren? Wachsen die Schamhaare nicht so lang, dass sie aus kurzen Hosen rausschauen oder dass man drüberstolpert, wenn man sich nicht rasiert?" "Bei mir sieht das anders aus, BIN ICH NORMAL?!" (Ein bisschen lustig sind auch die Standardantworten auf so Schätzfragen wie "Wie viel Blut verliert eine Frau während einer Menstruation?", die Jungs vermuten im Schnitt zwischen 5 und 7 Litern.) All diese Fragen werden ernstgenommen und beantwortet und die Grundaussage ist: "Ihr seid alle einzigartig, ihr seid alle normal und ganz grossartig, so wie ihr seid."


Für Q. und seine Freunde war das ein grossartiger Tag und ich bin froh, dass sie die Möglichkeit hatten, das in diesem halbanonymen (sie kannten sich drei, den Rest der Kinder nicht) Setting zu erleben. Auch wenn der Kursleiter meinte, es mache nahezu keinen Unterschied, ob so ein Kurs im Klassenverband oder in neutralem Mix abgehalten würde, denke ich mir, dass dieses Setting so viel besser für die drei war.



Ich kann Ihnen, falls Sie Kinder in dem Alter haben, diese Kurse nur wärmstens empfehlen! Es gibt as Projekt in sehr viele Ländern, vielleicht finden Sie ja einen Termin bei Ihnen in der Nähe.

13 Kommentare:

  1. Hallo Frau Brüllen,
    mich würde interessieren, ob es in der Schweiz denn keinen Sexualkundeunterricht gibt? Mein Sohn hat all diese Dinge in der 3./4. Klasse Grundschule erfahren...Grüße aus HH, Martina

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    1. natürlich gibt es denn. ich bin mir allerdings 100% sicher, dass Ihr sohn nicht all das, was in dem workshop besprochen wurde in der 3./4. gelernt hat 😎. das projekt ist eine ergänzung und als grundlage für den weiterführenden sexualkundeunterricht gedacht. das geschlechtsgetreennte setting und eben ohne einen lehrer macht es zu was ganz anderem

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  2. "Ich bin falsch abgebogen!" Ja, wohin denn bloß ... ? 🙈

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    1. Naja, es gibt zwei eileiter, das ist eine faire 50:50 chance

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    2. Ja - IN DER GEBÄRMUTTER! In der Scheide, zu der die Schamlippen der Eingang sind und die am Muttermund endet, jedoch nicht.

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  3. Ach toll! Ich kenne das Projekt, da die Gründerin damals 2000/2001 an meiner Hochschule ein Seminar gegeben hat, das ich auch besucht habe. Ich habe sogar zwei-/dreimal selbst den anfänglichen Zyklusshow Workshop gegeben. Ich finde es großartig wie sich das Projekt weiterentwickelt und professionalisiert hat. Es wäre suoer, wenn es das huer in HH auch gäbe, meine große Tochter wird in 2 Monaten 10 Jahre.Leider gibt es in Hamburg bisher keine Kursleiter_innen von MFM. Liebe Grüße Melanie

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  4. Danke für diese Werbung! Und ich finde es toll, dass bei Euch ein Jungen-Workshop zustandegekommmen ist.
    Wir bieten die Veranstaltung bei uns im Verein an und meine Tochter hat sie ebenfalls besucht.
    Die Mädchen werden hier wunderbar auf die Veränderungen in ihrem Körper vorbereitet. Das alles geschieht in einer wunderbaren Athmosphäre.

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  5. Liebe Frau Brüllen,
    Vielen Dank für den Einblick, ich bin sehr begeistert!
    Habe das Projekt gegooglet und hier in D sind Träger diverse Erzdiözesen, das macht mich doch sehr skeptisch... Ist die kath Kirche auch Träger in CH?
    Beste Grüße
    Lisa

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  6. @Lisa: nein. Das habe ich ja gemeint mit "hinterherrecherchiert", das ware für mich ein No-Go gewesen. Hier ist der Träger ein Verein, Leitbild s. hier: http://www.mfm-projekt.ch/Grundhaltung.pdf damit kann ich sehr gut leben

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  7. @Lisa: nochmal: interessant, die Satzung des deutschen Vereins hingegen erwähnt explizit die "christlichen Werte", die bei den Schweizern ausgeschlossen sind. Hm.

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  8. Ich empfand die Referentinnen, die den Mädchenworkshop bei uns im Verein begleiteten als sehr zugewandt und ohne irgendwelche "christliche" Färbung. Hängt aber wahrscheinlich von der jeweiligen Referentin/ dem jeweiligen Referenten ab.

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  9. @kvinna ich weiss nicht, was Du damit sagen oder andeuten möchtest. Meine Güte, sie sind den Weg eines Spermiums "nachgekrabbelt", das die Eizelle sucht. Natürlich haben sie die weibliche Anatomie korrekt benannt bekommen, angefangen hat es an der Scheide, wo denn sonst? Sorry, dass die WA-Kommunikation mit meinem Mann nicht voll und ganz das Biobuch abdeckt, ich kann das auch in Zukunft nicht versprechen, ich hoffe, das ist ok für Dich.

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