Heute nachmittag war ich auf einmal in einer sehr ungehaltenen Stimmung. Wenn das passiert, neige ich dazu, alle Worte (von anderen) auf die Goldwaage zu legen, sarkastisch bis schnippig (manche behaupten: arschig bis fies) zu antworten, und mich selber unsympathisch zu finden.
Gottseidank wurde mir das bewusst, bevor ich zuviel Porzellan zerschlagen hatte (also: hoffe ich), und ich machte das, was ich dann immer mache: ich versuche rauszufinden, was genau mir die Laune verhagelt hat. Das sind nämlich meist kleine, oder wenigstens genau abgrenzbare Dinge. Und auch, wenn die sich nicht immer aus dem Weg räumen lassen, hilft es mir doch, mir bewusst zu machen: "Ich habe schlechte Laune, weil Abteilung xy schon wieder den vereinbarten Prozes nicht einhält und das Projekt jetzt eine absolut vemeidbare Extrarunde dreht." und nicht "Alle sind doof, das Leben stinkt, Internet doof, und der da drüben hat auch schon wieer blöd geschaut, jetzt ruft auch noch der Hübsche an, denkt der, ich hätte nix zu tun oder was?"
Es hilft natürlich auch, auf einen konstant hohen Koffeinspiegel und ausreichenden Blutzuckerspiegel zu achten.
Und als ich dann so da sass und überlegte, kristallisierte sich sehr schnell heraus, was mich so nervte:
- Heute morgen hatte ich eine neue Foundation mit neuem Primer ausprobiert und das hielt nicht wirklich gut. Oder nicht gleichmässig. Doof. Dazu ein Herpesbläschen an der Lippe und ein paar Pickelchen am Kinn.
- Ja, doof, ne, aber auch kein Drama :-)
- Aus obengenannten Gründen war es dann zeitlich eng mit Frühstück und ich konnte nur schnell noch einen Kaffee in den Thermosbecher und eine Portion Granola mit Naturjoghurt in ein Mitnahmegefäss schütten. Als ich wieder dran dachte, war der Kaffee nur noch lauwarm, ich schüttete mir wie jedesmal, wenn ich versuche, aus diesem Becher zu trinken, die Hälfte übers Kinn. Immerhin nicht über die Kleider, es half halt nicht wirklich bei meinem heutigen Foundationproblem. Das Granola, das frisch einfag göttlich schmeckt, war in den anderthalb Stunden mit dem Joghurt zu einem Matsch geworden, der ein gruslige braune Flüssigkeit abgesondert hatte.
- Ja, doof, aber sogar ich muss lachen, wenn ich das ein paar Stunden später aufschreibe.
- Oben erwähnte Extrarunde des Projekts.
- Ja, das nervt. Wirklich. Ich werde aber nichts dran ändern können, das haben schon viele andere von mir versucht, ich auch, und dann ist das halt so.
- Schlecht recherchierte Artikel zu Elektromobilität (mein Beruf hat mich versaut für "einfach nur lesen und konsumieren". Ich brauche Belege und Quellen und sobald ich den ersten Fehler entdeckt habe, ist es vorbei mit meiner Geduld.)
- Ja. Das ist alles sehr ärgerlich, aber wir werden uns nicht in SpON- oder sonstigen Kommentarspalten austoben, ja? Lächeln, winken, weiterfahren :-).
- Diskussionen auf Twitter, die mich unendlich ermüden. Es sind immer die gleichen Leute, immer die gleichen Themen, immer die gleichen Meinungen, die in immer den gleichen Zirkeln wie automatisiert abgespult warden. Ich habe es geschafft, mir durch grosszügiges Entfolgen, Muten von Personen, Schlagworten, Hastags, Muten von Retweets
und natürlich wegen vermeintlichem Hatespeech Geblocktwerdenmeine grössten Garanten für Zähneknirschen und Augenrollen nachhaltig aus der Timeline zu entfernen, aber es geht weiter. Ich merke, wie ich einerseits keine Lust habe, Teil von diesem ewigen sinnfreien, zu nichts führenden Kreislauf der Empörung zu sein. Mich kostet es aber sogar Energie, nichts zu sagen und nur mit den Augen zu rollen. Aber alles Muten bis auf Katzenvideos? - Schwierig. Ich habe keine Lösung. Ausser noch mehr muten.
- Dass ich im 5. Trainingsmodul für den neuen Technical Change Management Process nur 90% statt 100% beim Test hatte
- okay, dass mich das nervte, lag nur am Unterzucker
Als ich dann soweit war, zog ich für mich den Schluss:
- die Foundation wird nicht mehr mit dem Primer kombiniert.
- Der Kaffeebecher muss weg.
- Granola wird nicht mehr mit Joghurt vorgemischt.
- Ich lese keine Artikel in Massenmedien zu Themen, bei denen ich mich auch nur ansatzweise auskenne (vielleicht sollte ich auch zu anderen nichts mehr da lesen, da würde ich die Fehler ja gar nicht bemerken und das alles glauben!)
- Ich habe alle 12 Trainingsmodule in einem Vormittag durchgeprügelt und noch dazu das jährliche Adverse Events-Training und das ist eine Riesenmenge!
SchPfeiff auf die 90%!
Und schon bleibt nicht mehr viel und über den Rest kontempliere ich jetzt beim meditativen Schulbüchereinbinden.
zum thema twitter kann ich nur empfehlen, das konto zu löschen. es ist wunderbar ohne und verpassen tu ich auch nicht viel, da ich ja deinen blog lesen kann! täglich! ♥
AntwortenLöschengrüsse von ex-lamentosa
Es gibt so Tage. – Bei Twitter hadere ich weniger mit den üblichen Verdächtigen und ihren sinnlosen Empörereien als mit mir und Twitter. Ich liebe die Plattform, aber seitdem man automatisch jedem antwortet, der auch nur retweeted hat und die meisten Leute zu stulle sind, um das bei jedem Tweet neu abzustellen – was auch ganz klar Twitters Plan war – halte ich mich meist zurück mit dem Antworten. Einmal unbedacht etwas kommentiert und schwupps – drölf Schrillionen Antworten von Leuten, die man weder kennt noch kennen will. Man muss warten, bis alles von jeder gesagt wurde, gern auch zweimal. Alle bekloppt. Ich setze mich dann an den Zeichentisch, meist geht's dann bald wieder, aber der Spaß hat ein Loch.
AntwortenLöschen@nada: so weit bin ich, glaube ich, noch nicht :-), aber danke furs Lebenszeichen, ich vermisse dich auf Twitter und dein Blog!
AntwortenLöschen@Kiki: ja, das sind sehr wahre Worte.... (und danke für die letzten Kommentare trotz BlogSpot :-))
Danke. Das zu lesen ist eine gute Erinnerung für mich wenn wir mal wieder alles über den Kopf wächst
AntwortenLöschen