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Samstag, Juli 15, 2017

#noerdstrom Tag 7: Flam - Aurland - Stegastein - Undredal - Flam

Murphy ist eine chinesische Familie, die grosse Pläne für den Tag hat.
Und das funktioniert so: gestern abend wurde es wie jeden Abend spät, aber spezielle wegen Fjordsafari, Abendessen, es ist noch so hell, wir könnten doch noch kurz auf den Spielplatz, wir wollen noch lesen, ach, ich blogge noch, nur noch schnell die Bilder, ach shit, voll falsche Reihenfolge, und hm, schon Mitternacht, aber eine Folge "House of Cards" geht noch, morgen haben wir kein sooooo strenges Programm, lass uns einfach ausschlafen, wer als erster wach wird, macht Kaffee und holt Zimtschnecken.

Ausserdem mussten wir noch diesen Ausblick bewundern und da kann man ja nun tatsächlich die Zeit vergessen.

Tja. Und dann liegt man gemütlich im Bett, kann endlich, endlich mal schlafen und dann ..... schrillt um halb sieben eine Sirene durch die Wohnung. Ich dachte zuerst, jemand würde an der Apartmenttür läuten und bin sehr verplant aufmachen gegangen: niemand. Recht schnell zeigte sich: das Schrillen war der Rauchmelder, der in jeder Wohnung angebracht war. Ich dachte zuerst, nur bei uns würde der schrillen und hatte direkt ein schlechtes Gewissen, dass dadurch die Bewohner der anderen Apartments auch aufgeweckt würden und hatte schon direkt eine Rechtfertigungsrede a la "Wir haben nix gemacht als schlafen, ich schwör!" parat. Dann aber zeigte sich: draussen schrillte es auch. Und in allen Wohnungen. (In der Küche hier hängt an jedem Küchengerät ein laminierter Zettel, der einem vor dem Rauchmelder warnt und sagt, man sollte beim Kochen die Balkontür öffnen und bloss nix in der Mikrowelle verbrennen und so. Wir hatten es immerhin schon geschafft, Kaffee zu kochen, ohne das Ding auszulösen, unmöglich ist es also nicht.
Ich war einfach nur müde, müde, müde, es rauchte nix, es roch nix nach Rauch, nur nach Essen, ich muss gestehen, ich hatte überhaupt keine Angst, war nur genervt. Dann aber sah ich die Nachbarfamilie fluchtbereit in Outdoorkleidung und mit den wichtigsten Dokumenten in der Hand vor der Tür stehen und kam mir ein wenig arg wurschtig vor. Ich rupfte also halbscharig Handies aus den Ladestationen, überlegte, welche Koffer die Dreckwäsche (BURN!) und welche die saubere enthileten, ob wir den Telsa (LITHIUMAKKU!!!!) aus der Blastzone fahren sollten, setzte die Kinder in Decken gewickelt auf den Balkon, damit sie nicht ganz taub würden, der Hübsche wickelte ein Handtuch um den Alarmdings, um ihn akustisch zu dämpfen, und machte sich auf die Jagd nach Ursache und Behebung. Recht schnell stellte sich heraus: nix brannte, eine chinesische Familie hatte anscheinend sehr früh Hunger und sich für etwas sehr rauchintensives zum Frühstück entschieden. Tja. Nun. Argh!
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Von den Betreibern des Apartmenthauses war niemand da, vor neun ist die Rezeption nicht besetzt und auch die Kontaktnummer aussen dran liess nur ein vor neun nicht besetztes Telefon innendrin läuten. Zwei Mädels erinnerten sich, dass der Feueralarm gestern abend schon mal ausgelöst worden war und dann jemand panisch in den "Technisk"-Raum gerannt war und einen Knopf gedrückt hatte. Also marschierte der Hübsche mit ihnen dorthin (im Schlepptau die aufgelösten Chinesen und dazu das ohrenbetäubende Schrillen, die fluchtbereite Nachbarsvamilie stoisch Spalier stehend). In dem Technikraum fanden sich dann klassisch zwei Knöpfe: ein grüner und ein roter, oben drüber stand "Fyralarmtrykker" und eine lange Anleitung auf norwegisch. Weil es nicht so einfach ist, sich bei Schrillen, aufgeregten Chinesen und todmüde darauf zu fokussieren, was mit einer kryptischen Google-Translate-Übersetzung denn jetzt nun gemeint sei, drückten die drei irgendwann erst den grünen Knopf, dann, als nichts passierte, den roten ... und Ruhe.
Ein Teil (Q.) der Familie konnte nach 30 Minuten Schrillen noch mal schlafen, der Rest eher nicht so und so war es gut, dass wir heute eine Art Ruhetag eingeplant hatten...

Und so liefen wir irgendwann dann gemütlich zur Bäckerei und frühstückten dort leckerst aus der Auslage (leider waren die Zimtschnecken gerade aus und die neue Ladung noch nicht fertig, die muss ich unbedingt morgen haben!) mit Blick auf den Fjord und viel schwarzem Kaffee, dann gings los, Richtung Aurland.

Wir schlängelten uns die ersten Kilometer des Snövegen zum Aussichtspunkt Stegastein hoch und bewunderten die Fjordlandschaft, die wir gestern vom Boot aus gesehen hatten, von ganz weit oben:







Schnell entschieden wir dann aber  dass uns, obwohl es vermutlich immer noch überschaubar war, der Stress der vielen Leute, die offensichtlich noch nie eine schmale Bergstrasse mit Ausweichen gefahren sind, und einem einfach in der Mitte der Strasse entgegenkommen und fest damit rechnen, dass man schon rückwärts bis zur nächsten Ausweichmöglichkeit fahren wird, oder aber denken: lass uns mit dem Wohnwagen oder geliehenen Wohnmobil doch mal drölfzig Haarnadelkurven rauffahren, es heisst "Touristenstrasse", was soll schon schief gehen?, die sicherlich tolle Landschaft auf der weiteren Strecke nicht wert sei. Also fuhren wir wieder runter, luden das Auto am Aurland-Supercharger fast ganz voll und spazierten währenddessen ganz ungeplant und gemütlich über grüne Wiesen, rannten ein paar Runden auf dem Schulsportplatz und schauten an einem Bach in den Himmel.

Danach fuhren wir dann in den kleinen Ort Undredal, den wir gestern schon vom Boot aus gesehen hatten. (Disney hat sich durch die Landschaft hier inspirieren lassen und aus einer Kombination des Ortes Undredal und der Umgebung, des Oslo-er Schlosses und des Hafens von Bergen die Heimat von Anna und Elsa geschaffen).




Dort gibt es die kleinste Stabkirche von ganz Skandinavien, ungefähr 500 Ziegen, zwei Molkereien, die unglaublich guten und berühmten Käse draus machen, ein kleines Cafe am Anleger, ganz enge Strassen, in die man mit dem Wohnmobil und dem Camper unbedingt reinfahren sollte. Die Anwohner freuen sich, wenn ihre Fassaden geschliffen werden und die anderen Autofahrer können voll gut ihre Rückwärtsfahrskills üben. Nur mit einem steilen Abhang zu einem Bergfluss und eben vielen Kurven macht das ja erst richtig Spass.
Anyway, aus mir spricht der Schlafmangel, aber NIENIENIE fahre ich mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen irgendwo hin! Der Kaffee war gut, der Apfelkuchen super, der Käse lecker und den Spätnachmittag verbrachten wir dann gemütlich auf dem Balkon unseres Appartments, mit Blick auf den Fjord, beim Lesen, Bilder bearbeiten, Kaffeetrinken....

Und deshalb gibt es nochmal ein paar Bilder aus der grossen Kamera von gestern:





Abendessen gab es in der Aegir Bryggeri, das war sehr, sehr lecker :-). Morgen geht es weiter, ich bin am Überlegen, ob wir bei den Zündlern noch einen Klingelstreich in der Nacht einschieben, aber wer weiss, ob die schon abgereist sind.....


1 Kommentar:

  1. Ihr hättet ruhig weiterfahren können - oben ging es sehr viel entspannter zu. Die meisten fuhren nämlich nur bis zum Stegastein und wieder zurück. Oben war Ruhe. (Und Sonne! Und Schnee! Und... hach!)

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