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Sonntag, April 09, 2017

Limit

Heute ware der einzige Tag der Woche gewesen, wo ich das mühsam angehäufte Schlafdefizit hätte aufholen können. Brav bin ich also gestern abend um 11 ins Bett und bin heute morgen still liegengeblieben, bis mir der Hübsche um 9 anbot, einen Kaffee zu holen.
Erholt war ich deswegen aber überhaupt nicht, ich hatte nämlich einen gefühlt stundenlangen Traum, aus dem ich verstört um 7 aufwachte und danach nur noch grübelnd rumdösen konnte.
In dem Traum war ich in einer Art Umkleideraum, in dem sich eine Gruppe Kollegen und Kolleginnen verkleideten. Der Grund dafür war die Trauerfeier für eine Kollegin, die in den besten Jahren an Krebs gestorben war und sich gewünscht hatte (oder ihre Verwandten oder Freunde, das war in dem Traum nicht so ganz klar), dass die Trauernden sich statt schwarz zu tragen, sich als das Verkleiden sollten, was sie mit der Kollegin am meisten verbinden würden. Um mich herum wuselten die Leute, halb angezogen, beschäftigt mit Schminken, Haare toupieren, Bademäntel und Tüllröcke kombinierend, und mittendrin stand ich und hatt über dem Arm ein weisses Pierrot-Kostüm und eine Schminktasche, die mit Weiss-schwarter Theaterschminke und allem, was halt so dazugehört, gefüllt war. Und während ich nach einem freien Platz suchte, wo ich mich umziehen könnte, dachte ich mir auf einmal: "Was ist das den für eine bekloppte Idee, ich bin traurig und möchte die Kollegin in einem würdigen Rahmen verabschieden, ich möchte mir kein weisses Gesicht schminken und die Kollegen aus Einkauf und Planung mit Blumenstrohhüten und Sonnenblumengesichter sehen." Und obwohl ich mir im Traum bewusst war, dass ich damit die Wünsche der Kollegin (oder der Freunde oder Verwandten) missachten würde, liess ich das Pierrotkostüm liegen und ging einfach weg. Mit schlechtem Gewissen, aber in dem festen Glauben, dass ich das Richtige tue.


Man kann sich vielleicht vorstellen, wie gerädert ich war, als ich aufgewacht bin (ziemlich), immerhin ist die Kollegin nicht tot, das habe ich dann grade mal schnell überprüft, und das letzte Pierrotkostüm habe ich mit 14 getragen oder so.


Ich bin ja nun kein Traumdeuter, aber mir ist schon klar, dass der nicht von ungefähr kommt (oder er passt halt einfach grad sehr gut und ich nutz das jetzt schamlos für die Symbolik aus), und habe für mich beschlossen, dass ich es wohl akzeptieren muss, dass es nicht allen um mich rum immer gut gehen kann. Dass ich es akzeptieren muss, missverstanden zu werden, dass Leute wütend auf mich oder enttäuscht von mir sind, und dass ich manchmal auch einfach nicht die Kraft, den Willen oder die Fähigkeit habe, das wieder gerade zu rücken. Vermutlich ist es auch nicht meine Verantwortung und dann ist es halt so.


Ich habe für mich mittlerweile sehr  klare Grenzen, welche Dinge ich diskutiere, welche auf keinen Fall, welche ich ab-mhmmmmen kann und welche nicht mehr. Diese Grenzen haben mit meinen persönlichen Kraftreserven zu tun, die vielleicht gross sind, aber nicht unerschöpflich. Und auch ich habe ein Recht, irgendwann zu sagen: "das kann ich nicht". Und (und das ist für mich noch schwerer) "Das will ich nicht."

3 Kommentare:

  1. Eine Runde Sonnenschein für Ihre Nächte und ich finde Sie haben Recht, eine der schwierigsten Übungen im Leben ist es wohl die Probleme der Anderen nicht zu den Eigenen zu machen.

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  2. Mir scheint, der bestehende Konflikt tritt so oder in ähnlicher Weise immer wieder aus. Das spricht aus dem letzten Absatz?!
    Es ist richtig: irgendwann ist es einfach genug. Es gibt nichts mehr zu diskutieren, weil es eben schon so oft versucht wurde zu diskutieren. Die Pfade sind vorgetreten und ein Wunder müsste geschehen, um andere Wege gemeinsam zu finden.
    Weiterhin viel Kraft zum "Stoppen"-Sagen!

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  3. Halt die Ohren steif :)

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