Ich bin ja bekanntlich ein sturer Mensch. Und so hatte ich mir für die Herbstferien Wandern vorgenommen. Erst hatte ich die Idee, die ganze Woche, die ich mit den Jungs frei machen würde, in den Bergen zu verbringen, zum Teil mit dem Hübschen, zum Teil mit meiner Schwester, die als Lehrerin in BaWü zwar noch lang keine Herbstferien, aber immerhin Tag der Deutschen Einheit. Dann aber kam die Idee mit Wien auf und ich schrumpfte die Wanderidee auf das verlängerte Wochenende mit dem eben 3. Oktober. Und dann, weil wir ja in der Schweiz sind und nicht in Deutschland, auf das Wochenende ohne den 3. Oktober. Und dann kam eine Geburtstagsparty von Freunden dazwischen und dann hatte meine kleine Schwester die Wochenenden verwechselt und überhaupt keine Zeit und zack, war es nur noch der Samstag. Also: heute. Und ohne meine Schwester. Damit sie aber im Geiste dabei ist, hatte ich mir ihren Tipp, nämlich den "Grand Canyon der Schweiz", den "
Creux du Van" ausgewählt.
Das Wetter für hier sah nur so mittel aus, aber das Regenradar war sich sicher: null komma null, kein einziger Tropfen in Noiraigue und Umgebung.
Wir sassen also um 8 Uhr morgens befrühstückt, bepackt und mit frischen Semmeln von der Tankstelle versehen im Auto und kurvten durch den strömenden Regen anderthalb Stunden ins Jura. Die Kinder wurden zwischendrin etwas nervös, ich versicherte ihnen, es würde sicher nicht schlimmer als unsere erst Wanderung in
Island. Nun denn.
In Noiraigues am Bahnhof war es auch nur neblig und feucht. Meine Schwester (und die
Wegbeschreibung aus dem Internet) hatten uns eingebläut: auf jeden Fall links rum um den Krater laufen, dann geht man den sausteilen, schmalen Pfad nach oben und den gut ausgebauten Serpentinenweg runter. Joah. Ich weiss nicht, wie wir auf dem Raufweg die perfekt ausgeschilderte Abzweigung nach, genau wie beschrieben, wenigen Schritten in den Wald rein, verpassen konnten, aber wir haben es geschafft. Dazu ging es bergauf, ich hatte das Gefühl, dass wir falsch sind, alle Kidnerbeine taten weh, es fing an, richtig zu regnen, alles war nur so mittel. Dann war es eh schon wurscht, wir waren bei "Les Oeuillons" angekommen, wo der "Sentier des 14 contours" (der "gut ausgebaute" Weg) nach oben losging und ich (Naivling) dachte, dass Kurvenzählen ja wohl jedem Spass machen würde. Little L.s Beine waren auf einmal aufgewärmt und liefen wudnerbar, aber Q. fand, das wäre total doof, auch überhaupt kein Vergleich zu der Hike Challenge der Pfadis, wo er 40km im vollen Marschgepäck gelaufen war, es wäre kalt, nass, steil, doof und wir würden nie warten, andauernd Pause machen und er dürfe nie, und immer müssten er und L. das machen, was wir wollen. Dazu schüttete es wie aus Kübeln, wurde kalt und neblig und nun ja. Mittel, so alles in allem.
Irgendwann hatten wir dann die 14 Kurven geschafft und kamen auf der Hochebene am Kraterrand an. Vermutlich, es war nämlich so neblig, dass wir den Rand nur erahnen konnten. Immerhin waren wir so nah an der amerikanischen Studentengruppe, die ... ein schwarzes Rind am Hintern kitzelten und sich dabei mi dem Handy filmten, dass wir den Outcome dieses grossartigen Plans trotz Nebel verfolgen konnten. Das zauberte dann schon ein schiefes Lächeln auf Q.s Gesicht, die strategisch perfekt positionierte Gemsenmutter mit -kitz dann erst recht, und die Aussicht auf ein warmes Gasthaus mit heisser Schoki und Bündnerfleischplatte dann erst recht. Zack, alle wieder aufgewärmt und guter Laune, der Hübsche probierte im Überschwang sogar einen Absinth, waren wir dann irgendwann wieder bereit zum Abstieg.
Und so stur ich ja aus Prinzip und überhaupt bin: nachdem der "super ausgebaute" Serpentinenpfad, den wir ja fälschlicherweise rauf statt runter gelaufen waren, bei den heutigen Wetterverhältnissen schon grenzwertig war, war ich dann nahezu sofort bereit, keinen ganzen Rundweg zu laufen, sondern halt den gleichen Weg zurück. Und ja, ich fand es ein bisschen witzig, als Q. bester Laune in Kurve neun meinte: "Schau, bei dem Baum habe vorher geheult. Doof eigentlich, gell?"
Also, Schwesterlein, wir müssen da eh nochmal hin, weil Gegend haben wir kaum gesehen. Bisher reiht sich dieses Erlebnis nahtlos in unsere Reihe "Aussichtspunkte im Nebel" ein, mit Beispielen wie "
Rigi, Königin der Sonne" mit 3m Sicht und "
Waimea Canyon oder die weissgraue Wand."
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Das war der Waldstrassenteil, wo ich wusste, wir sind falsch. |
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Regenbogen. Hat die Stimmung nicht aufgehellt. |
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Kuh, nachdem ihr der Hinter gekitzelt worden war. |
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Bruderliebe in der Hütte am Holzofen |
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Da gehts ungefähr drölfzigtausend Meter runter. Angeblich. |
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Andre Kuh |
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Nebel über Abgrund. |
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Die grüne Fee (riecht und schmeckt nach Hustensaft) |
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Bereit für den Abstieg |
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Wenn man rennt, anstatt zu nur zu gehen... |
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Woanders war kein Nebel. |
Wowww, ihr traut euch was! Schaut mal hier, fiel mir gerade auf! :https://lamiacucina.wordpress.com/
AntwortenLöschenAaaahhh, Absinth riecht und schmeckt doch nicht nach Hustensaft (also normalerweise nicht)! Hat der denn wenigstens mit kaltem Wasser ordentlich opalisiert? Falls es Sie nochmal irgendwann nach Leipzig verschlagen sollte: Unbedingt in der Absintherie Sixtina reinschauen und da mal was probieren. ;)
AntwortenLöschenNunja
AntwortenLöschenich lese seit langem bei Ihnen mit und träume seitdem davon, z.B. mal im Rhein zu schwimmen. Aber die Aktion mache ich sicher niemals nach. Toll, dass Ihre Jungs das so mitmachen.
Und viel Spaß in Wien
Croco - Bine