Ich glaube, ich wäre kein guter Polizist. Oder lassen Sie mich präzisieren: ich wäre ein super Polizist wie in Ordnungshüter, weil Regeln einhalten und Leute beim Nichteinhalten erwischen, das kann ich super. Fragen Sie meinen Mann und meine Kinder. Und meine Mitarbeiter und Kollegen und Lieferanten.
Ich wäre auch ein guter Detektiv im Sinne von Zusammenhänge schnell erkennen, Details rausfieseln, Löcher in argumentationsketten entdecken. Fragen Sie die QA-Manager, die deviation reports mit seitenlangen root cause-Analysen approven mussten, die Kollegen, die im Büro Platz machen mussten für das mehrere Meter lange farbcodierte Diagramm, mithilfe dessen ich rausfinden wollte, bei welcher Einheitsoperation und welcher Schicht der Fehler passiert ist, die Schulleitung, der ich auf dem Elternabend ihre Argumentation zerpflückt habe (Diplomatin wäre ich eine schlechte. Ausser für zb Nordkorea oder so, denen eh wurscht ist, was der Rest der Welt von ihnen denkt) oder den Gemeindemenschen, dem ich seine "Synergieeffekte bei der Krippenreorganisation" kaputtgerechnet habe.
Worin ich nicht gut wäre, ist Verhörtaktik. Wenn das stimmt, was man in der einschlägigen literatur liest, kommt es da drauf an, den Delinquenten durch Schweigen dazu zu bringen, auszupacken und zack, sich selber zu belasten oder wen auch immer.
Ich kann mit Schweigen überhaupt nicht umgehen und so würde ich einem verstockten Delinquenten mit Schwänken aus meiner Jugend eher die Ohren blutig quatschen anstatt awkward silence aufkommen zu lassen und mich mit undurchdringlicher Miene zurückzulehnen und darauf zu lauern, dass er endlich auspackt. (Okay, auch die undurchdringliche Miene ist nicht meins, der iOS-9-Augenrollsmiley wurde nur für mich erfunden).
Gottseidank für alle von uns bin ich ja kein Polizist und so schaffe ich es durch meine mangelnde Stilletoleranz meist nur, mich selbst in die Bredouille zu reden. Ich bin da auch erstaunlich lernresistent. In der dritten Klasse war mir das Schweigen der Klasse auf des Lehrers "Ich fände ein Klassentagebuch eine grossartige Sache, wer übernimmt die Verantwortung?" so peinlich, dass ich mich freiwillig gemeldet habe und fürderhin zwei Jahre lang über jeden Hühnerschiss ("Versammelt um den Christbaum", "Wir pflanzen einen Ableger", "Kältefrei", "Trottel oder Linksabbieger", "Unsere Flötengruppe spielt in Moosburg") mindestens eine DIN A4-Seite schreiben musste.
In der Musikschule sprang ich "freiwillig" (es meldete sich niemand aus dem Jugendorchester und das war soooo unangenehm) als Vogelstimmenimitator für 4 Aufführungen des Hackbrettgruppe im Pfarrsaal ein (das war dann wirklich unangenehm. In Tracht. Und mit Nachtigallenpfeife.). Ich war Geldeinsammler für Geburtstagsgeschenke von Freunden, Lehrern, Erzieherinnen, Ferienpflegestation für 16 Sonnenblumensetzlinge aus dem Kindergarten, ich habe mit meiner Schwester einen professionellen Gasgrill durchs Dorf geschleppt fürs Kindergartenfest, ich habe 14 Löwen- und Tiegerkostüme genäht, ich habe bei jedem Sommerfest aufbauen geholfen, bei der Arbeit habe ich Betriebsführungen für Hinz und Kunz gemacht, Praktikantinnen betreut, externe Austauschleute betreut, bei Audits sehr mit mir gerungen, wenn man wirklich nur das antworten soll, was gefragt wird ("Und da wird der pH gemessen?" "Ja."(Obwohl das echt eine blöde Stelle ist, wir haben da immer wieder Probleme, es wäre viel gescheiter, das woanders zu machen, aber dafür bräuchten wir eine andere Sonde, und Sie glauben nicht, wie kompliziert die Ingenieure tun.)). Meine Kollegen kennen fast alle Geschichten, die Sie hier auch kennen, weil ich auf langen Fahrten und beim Mittagessen und überhaupt eben kein Schweigen haben kann. (Und ja, das klingt jetzt sehr mühsam).
Auf jeden Fall: Kurz vor der Telefonkonferenz mit den Zombiejägern gestern hat mir der Kollege, der mich da mit reingezogen hat, noch zugeflüstert: "Sorry for dragging you into this. Just don't volunteer for anything." Tja. Raten Sie mal, wer grad zum Thema intern Nachforschungen anstellt und fürs nächste Mal eine Zusammenfassung versprochen hat...
In der Musikschule sprang ich "freiwillig" (es meldete sich niemand aus dem Jugendorchester und das war soooo unangenehm) als Vogelstimmenimitator für 4 Aufführungen des Hackbrettgruppe im Pfarrsaal ein (das war dann wirklich unangenehm. In Tracht. Und mit Nachtigallenpfeife.). Ich war Geldeinsammler für Geburtstagsgeschenke von Freunden, Lehrern, Erzieherinnen, Ferienpflegestation für 16 Sonnenblumensetzlinge aus dem Kindergarten, ich habe mit meiner Schwester einen professionellen Gasgrill durchs Dorf geschleppt fürs Kindergartenfest, ich habe 14 Löwen- und Tiegerkostüme genäht, ich habe bei jedem Sommerfest aufbauen geholfen, bei der Arbeit habe ich Betriebsführungen für Hinz und Kunz gemacht, Praktikantinnen betreut, externe Austauschleute betreut, bei Audits sehr mit mir gerungen, wenn man wirklich nur das antworten soll, was gefragt wird ("Und da wird der pH gemessen?" "Ja."
Auf jeden Fall: Kurz vor der Telefonkonferenz mit den Zombiejägern gestern hat mir der Kollege, der mich da mit reingezogen hat, noch zugeflüstert: "Sorry for dragging you into this. Just don't volunteer for anything." Tja. Raten Sie mal, wer grad zum Thema intern Nachforschungen anstellt und fürs nächste Mal eine Zusammenfassung versprochen hat...
Aber es ist ja auch so: Wer schreibt der bleibt ... (Hat mir ein Vorstandsmitglied mal gesagt)
AntwortenLöschenIch hab mich grade in deinen Zeilen wieder gefunden. Mit Schweigen kann ich gar nicht umgehen. Dann beginne ich zu reden und rede mich um Kopf und Kragen, plaudere aus dem Nähkästchen und bring mich in peinliche Situationen.
AntwortenLöschenHach ja...
LG von TAC
Das mit dem um-Kopf-und-Kragen-im-Audit-reden gewöhnt man sich schlagartig ab, wenn man's einmal getan hat.
AntwortenLöschenVon mir getestet.
;-)
Herrlich sympathisch.
AntwortenLöschenDanke schön.
LG Sandra