Man sieht sie überall: Mandalas. Im Kindergarten werden Herbstmandals mit Eicheln und Wildschweinen gemalt, Meeresmandalas mit Fischen und Algen, man legt Mandalas beim Waldtag und im Turnen, vermutlich werden im Rechnen auch Zahlenmandalas gelegt und Buchstaben in Mandalaform gelernt. Ich habe den Eindruck, das Mandala ist im Kindergarten/Eltern/Kindkosmos das, was Dreibuchstaben-Akronyme bei uns bei der Arbeit sind: "If it has no acronym, it is not real" oder "If you cannot mandala it, it does not exist."
Essen richtet man ja heutzutage auch entweder als Bentobox in niedlichen Förmchen an ("If it has no eye-picker in it, I would not eat it"), an Uni-Mensen und Krankenhaus- oder Gefängnisessensausgaben erinnernden Edelstahltabletts mit Vertiefungen, wo man dann eben Essen 1 mit brauner Sosse reingeklatscht bekommt, oder halt die Cashewnüsse, Leinsamencracker und getrockneten Datteln arrangiert werden, oder halt: als Mandala.
Und ja, es sieht wirklich hübsch aus, keine Frage. Es ist nicht mal besonders viel Arbeit und mein Symmetriebedürfnis wird befriedigt.
Was aber definitiv nicht der Fall ist, ist, dass es dadurch irgendwie besser schmeckt oder die Kinder all das Gemüse / Obst, was sie sonst angewidert links liegen lassen, begeistert essen, weil "EIN MANDALA, DAS MUSS SUPER SEIN!".
Gestern nachmittag haben wir ja an der StarWars-Erziehung des Jüngsten gearbeitet und den dritten Teil angeschaut. Als ich in der Küche für einen Zwischensnack Obst schnippelte, überkam es mich also und ich habe mein erstes Obstmandala gelegt:
Aus Weintrauben (ohne Augenpicker), Kakis, Äpfeln, Kiwi, Banane und Mandarinenspalten. Sieht nett aus, oder?
Und was fragen die Kinder? "Müssen wir das alles essen?" Und dann haben sie wie immer die Trauben, Äpfel und ein paar Mandarinen rausgegessen. Ich stand da mit den Kakis, die ich eigentlich sehr gern mag, wegen dem blöden Mandala haben sie aber an einem Ende ganz grusig nach Bananen geschmeckt (die waren den Kindern ein bisschen zu matschig), und den Kiwis, die nach Mandarine schmeckten und es könnte sein, dass das das letzte Mandala war, das ich gelegt habe.
Heute gab es als Nachmittagssnack eine Schüssel Karottensticks und Gurkenscheiben (und fast vegane Plätzchen, in denen ich die zweite matschige Banane verwertete), in keiner besonderen Anordnung, einfach so, und alles war weg.
Das Auge isst vielleicht mit, hat bei uns aber offensichtlich nicht besonders viel zu sagen oder keine grossen Hunger.
Ich hätte alles aufgegessen, ich steht total auf hübsch angeordnete Speisen.
AntwortenLöschenDem Kind sind sie allerdings auch sehr egal ;-)
Ich habe das Bild schon auf Instagram gesehen und war da schon etwas überrascht. :-)
AntwortenLöschenMeine Erfahrung : Kinder essen fast alles, Hauptsache es ist bereits kleingeschnitten bzw. geschält. Geht mir übrigens genauso.
Heike
@Novemberregen *notiert Obstmandala auf die Liste für den nächsten Kaffeestop*
AntwortenLöschen@Heike: sehnse: meine essen, was sie mögen, egal in welcher Form; wenn sie was nicht mögen, hilft auch pürieren, schnippeln, schälen, Piratenschiff draus bauen, Tadj Mahal draus schnitzen nicht. Alles ausprobiert. (Und ich mag Obst am liebsten am Stück und möglichst wenig angefummelt)
Ich hätte gern ein Bild vom geschnitzten Tadj Mahal ;-)
AntwortenLöschenDamals, vor 19 Jahren *schluck* als mein Sohn in den Kindergarten kam gabs das mit dem *schönen* Vesper auch schon. Bentoboxen kannte noch niemand aber einen gewissen Wettbewerb im Schnitzen von Obst und Gemüse gabs und ich fühlte mich genötigt da mitzumachen.
AntwortenLöschenEs war ein Fiasko. Ich habe geschnitzt und das Vesper kam jeden Tag unangerührt wieder heim. Bis zu dem Tag an dem er eine Brezel in die Tasche gepackt kam. Das war der Durchbruch in Sachen Frühstück im Kindi und hat sich dei nächsten 3 Jahre und 9 Monate nicht mehr geändert. Seine Vitamine hat er sich dann am Mittag in Form von ganzen Salatgurken oder Kiloweise Lichis geholt. Ich musste nie wieder schnitzen :-)
Alex