Es ist ja so: hier fällt man einmal um und schon hat man eine EU-Aussengrenze überschritten. Und während man zwischen Deutschland und Frankreich oder Deutschland und Österreich praktisch nur an der Farbe der Verkehrsschilder merkt, dass man eine Grenze überschritten hat, sind trotz Schengenbeitritt der Schweiz Grenzkontrollen gang und gebe und der Grenzübertritt ist einem sehr bewusst.
Die Grenze läuft genau hier ja in der Mitte des Rheins, so dass man zum Grenzübertritt eben über eine Brücke fährt. Auf der einen Seite ist das deutsche Zollamt, auf der anderen das Schweizer (mit einer deutschen Dependance, die Ausfuhrscheine abstempelt), in der Mitte der Brücke stehen schwarzrotgoldgeringelte und rotweisse Grenzpfosten.
Heute, beim Heimfahren von Haareschneiden, Kinokartenkaufen, Sommerhosenkaufen in der deutschen Nachbarsstadt, war nicht nur Abstempelstau auf der Grenzbrücke, nein, direkt auf der Höhe der Grenzpfosten waren zwei Schweizer Autos ineinandergeditscht. (Sah so aus, als ob es beim Versuch, auf die linke und einzige Abfertigungsspur einzufädeln bzw. beim Versuch, dieses Einfädeln zu verhindern, passiert ist. Nach 13 Jahren Schweiz kann ich mit Fug und Recht sagen: Reissverschlusstechnik gehört nicht zu den Kernkompetenzen Schweizer Automobilisten.)
Ich bin also auf das Blaulicht zugefahren und dachte mir noch, was das jetzt für internationale Verwicklungen gibt, ob da ausgemessen wird, wieviel Prozent des Unfalls auf der deutschen und wieviel auf der Schweizer Seite sind, ob die Aufprallstelle zählt, ob sie eine internationale Taskforce bilden? Aber nein: einzig und allein ein deutsches Polizeiauto war da und als ich am Schweizer Zollhäuschen ankam, war dort richtig viel los, und wenn man bös wäre, könnte man sagen: die hatten wichtigeres zu tun, als zwei Drängler auseinanderzupflücken, es war nämlich Fototermin. Ein blitzblank geputztes Grenzwachenauto stand da, ein geschniegelter und gestriegelter Grenzwächter mit allem Schnickschnack (schusssichere Weste, Kappe, Waffenarsenal, Leuchtweste, Gel in den Haare, Sonnenbrille) posierte daneben und wurde professionell fotografiert. Während nebendran der freitagnachmittägliche Abstempelwahnsinn ablief, die deutschen Kollegen im strömenden Regen die Brücke putzten und ich bin schon mal sehr gespannt auf die neuen Werbeposter der Grenzwächter.
Mir würde ein grotesker Film gefallen, der diesen schwedischen Mehrteiler "Die Brücke" parodiert. Nur, dass es eben nicht um eine gruselige Geschichte auf der Öresundbrücke geht, sondern um einen Verkehrsunfall auf einer Rheinbrücke. Bürokraten und Sachverständige aus der Schweiz und aus Deutschland pokern um Aktenberge, und am Ende kommt ein französischer Beamter und sorgt dafür, dass die Geschichte im Sande verläuft. Am Schluss stehen sie alle auf der Brücke werfen den kaputten Blinker in den Fluss und trinken Wein.
AntwortenLöschenFür sowas gibt Staatsverträge - gerne aucg aus dem 18. oder 19.Jahrhundert - zumindestens hier im Kleinstnachbarkanton.
AntwortenLöschenSo köstlich erzählt xD Komik haben sie wirklich drauf. :-)
AntwortenLöschenich mag die überfahrt jeden Montag / Freitag in Rheinfelden sehr und finde das ist immer was besonderes :)
AntwortenLöschenFinds aber auch lustig - rausfahren aus der Schweiz kontrolliert keiner, beim Rheinfahren wird aber immer ganz genau geschaut :)))