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Montag, Januar 12, 2015

"Wo Gewalt nicht hilft, hilft mehr Gewalt".

Oder, wie der Bayer sagt:



Mit diesem Spruch habe ich seinerzeit schon meinen allerersten Chef beeindruckt.

Immer ist das allerdings nicht so, heute zB bin ich auf einer meiner ausgedehnten Touren durchs Areal an eine verschlossene Tür geraten. Und nicht nur verschlossen im Sinn von "Zutritt nur für berechtigte Personen, weil da hinter hochgeheime und sehr gefährliche Sachen gehandhabt werden", wo man nur mit Ausweislesegerät (da bin ich noch überall reingekommen) oder Iriskontrolle (das war jetzt ausgedacht oder ich habe die so geheimen Türen noch nicht entdeckt) reindarf, nein, sie ging einfach nicht auf. Ich habe also (s. Titel) einmal kräftig gedrückt, noch einmal mit ganzem Gewicht dagegengedrückt, dann Anlauf geholt und...... innegehalten. Auf unserem Areal ist ja im Moment (also: schon einige Zeit und ungefähr noch 15 Jahre) regste Bautätigkeit, es fahren Betonlaster, Kräne, Lieferlastautos mit neuen Kesseln und Trocknern oder auch Fassadenteilen munter durch die Gegend, es werden Gruben ausgehoben, Gebäude abgerissen und, so kam mir der Gedanken, vielleicht ist die Tür ja mit Absicht zu und nicht nur verklemmt. Ich bin also wieder zurückgegangen zu einem anderen Ausgang und einmal ums Gebäude rum und: tadaaa: die Tür war mit einem breiten Holzbalken abgesperrt, dahinter ein Bauzaun und 4 Stockwerke oberhalb des Bauzauns wurde ein Dach abgerissen, d.h. eine Schuttlawine landete direkt vor der abgesperrten Tür. Gar nicht so schlecht, dass ich da nicht rauskam (abgesehen davon, dass der Balken so dick war, dass ich lang gegen die Tür hätte springen können, da hätte sich nix bewegt).

Auf meinem langen Rückweg durch den Bau bin ich dann so in mich gegangen und habe an die Türen gedacht, die ich in meiner wilden Jugend schon zerstört habe.

Für die erste hatte ich noch Unterstützung und zwar die meiner zwei nächstjüngeren Schwestern. Dementsprechend kann die kleinste noch nicht auf der Welt gewesen sein und ich war demenstprechend maximal 8 Jahre alt (Wäre definitiv Jugendstrafrecht, aber ich war die älteste, hätte deswegen per se die vernünftigste und ein Vorbild sein sollen und war deswegen auch hauptschuld. Nun denn). Also. Meine Eltern waren ausser Haus und aus irgendeinem mir längst entfallenen, aber sicher enorm wichtigen Grund hatten meine übernächste Schwester und ich uns in meinem kleinen Zimmer verschanzt. Die nächste Schwester wollte aber auch rein, wir beide haben also von innen gegen die Tür (auf der Klinkenseite) gedrückt, die einzelne Schwester hat von aussen gegen die Tür gedrückt (auf der Angelseite) und, man muss uns zugute halten, es war/ist ein Fertighaus und es waren keine Massivholztüren, es ging nicht lang, und wir waren zu dritt im Zimmer. Mit der Tür. Man muss uns auch zugute halten, dass wir sofort, nachdem wir physisch vereint waren, den Streit aufgaben und mit vereinten Kräften versuchten, die aus den Scharnieren gebrochene Tür wieder reinzudrücken und das Ganze noch professionell mit Tesafilm fixierten. Leider, leider hielt das nicht so richtig gut und nachdem das Ganze auch noch an einem 23. Dezember passierte, war das Weihnachten danach nicht so richtig schön. Eines von vielen in einer langen Tradition von verunglückten Weihnachtsfesten bei uns zu Hause, aber das ist ein anderes Thema. Die Geschichte wird auch heute noch gerne erzählt. "Wisst ihr noch, damals, Weihnachten, mit der Tür? Und dann das mit dem umgefallenen brennenden Baum? Und das, wo wir alle Würmer hatten und Heilgabend die rote Medizin und unsere Seele aus dem Leib gekotzt haben?"
Bei mir hat das zu folgenden Vorsätzen geführt:
1. Nur eine gerade Anzahl von Kindern. Nur so sind wenigstens mengenmässig ausgeglichene Allianzen möglich.
2. Weihnachten wird bei uns toll. Wir streiten nicht, egal, was passiert.
3. Wir haben einen offenen Wohnbereich mit ganz ohne Türen.

Die nächste Tür, die ich zerstört habe, war meine Labortür in der Uni. Und zwar nicht so spektakulär, wie man sich das vielleicht vorstellt, wenn man weiss, dass ich Chemikerin bin, in meinem Labor mehrere Ether-Destillen hatte und munter mit Na-K-Legierung, flüssigem Ammoniak, BuLi, Natriumhydrid und solchen Schätzchen hydriert haben, sondern eher.... lustig. Und das kam so: ich war von irgendwoher auf dem Weg in mein Labor und bekam die Tür nicht auf (Labortüren sind Fluchttüren und MÜSSEN nach aussen aufgehen. Die bayerische Unibaunorm ist (oder war damals zumindest) nicht so streng wie unsere Gebäudenorm bei der Arbeit, da mussten Labortüren nämlich keine Glasscheiben haben, sonst wäre das alles gar nicht passiert.). Dass eine Labortür schwer aufgeht, das ist erstmal nichts besonderes, das liegt daran, dass Laborräume extra gut belüftet werden (müssen) und wenn die Lüftung volle Kanne läuft, bildet sich in einem Labor schon mal Unterdruck und dann ist es bisweilen schwer, die Tür zu öffnen. Ein bisschen so wie bei einem Kühlschrank, wobei sich der Unterdruck da ja durch die Temperatur bildet. Lustigerweise ist unser Büro ja ein ehemaliges Labor und hat deswegen sowohl die Glasscheibe in der Tür als auch noch den Anschluss an die Sturmlüftung. Die geht manchmal an, dann braust es ganz gewaltig und eben: die Tür geht schlecht auf. Ich weiss noch nicht (und weiss nicht, ob ich das wirklich rausfinden will), ob die Lüftung zeitgesteuert ist oder auf Messwerten beruht und zB immer dann losstürmt, wenn einer meiner Bürokollegen gepupst hat (ich würde sowas ja nie tun). Aber ich schweife ab.
Also: meine Labortür ging nicht auf und weil ich das ja halbwegs gewohnt war, zog ich fester. Sie ging immer noch nicht auf, also zog ich noch fester. Irgendwann dann stemmte ich mein rechtes Bein gegen die Wand neben der Tür und legte mich mit aller Gewalt und meinem gesamten Gewicht in die Türklinke und zog. Bis die Türklinke abbrach und ich mit dem abgebrochenen Griff in der Hand quer durch den Gang flog, direkt in den Glaswarenschrank gegenüber von meiner Labortür. (auch hier: keine Glasscheibe in der Schranktür, Gottseidank für meinen Rücken, aber so konnte ich mir ja fast guten Gewissens einreden, dass das Geklirre im Schrank gar nicht soooo dramatisch geklungen hatte und nur ein paar Kolben und Flaschen gegeneinander gestossen waren, nachschauen konnte ich ja nicht, weil der Schrank war abgeschlossen.
Tja, und noch nicht mal hier ist die Geschichte vorbei, weil ich war ja immer noch nicht in meinem Labor, die Tür war immer noch zu. Ich habe mich also aufgerappelt, den Stummel von der Türklinke mit aller Kraft gepackt und gedreht, bin einmal abgerutscht, habe mir an den scharfen Bruchstellen die Finger aufgeschlitzt und irgendwann dann war ich in meinem Labor (ja, okay, zu diesem Moment hätte ich die zweite Tür zum Labor nutzen können, die noch eine intakte Klinke hatte, aber ich hatte ja zu diesem Zeitpunkt frisch einen Schrank getackelt, da ist man nicht ganz so urteilssicher). Und lustigerweise (haha) war gar nicht die Lüftung schuld daran, dass die Tür so schwer ging, sondern ein freundlicher Kommilitone (nicht der Hübsche), der sich in meinem Labor versteckt hatte und die Tür von innen zugehalten hatte, um mir einen Streich zu spielen. Er musste so lachen, als ich mitsamt dem Türgriff durch den Gang geflogen war, dass er nicht mehr dagegenhalten konnte, so dass ich dann endlich reinkam. (keine Sorge, ich habe mich an ihm gerächt, indem ich ihm in einem unaufmerksamen Moment eine halbe Tube Handcreme ins Ohr gedrückt habe, und auch sonst waren wir damals durchaus mündige und vernünftige Menschen). Zu meiner Verteidigung muss man sagen, dass zu diesem Zeitpunkt anscheinend viele Türgriffe in dem Bau das Ende ihrer Lebensdauer erreicht hatten, ein andere Kollege hat es geschafft, die Türklinke einer Toilettenkabine von innen abzubrechen. An einem Samstag nachmittag. In einer vom Boden bis zur Decke durchgemauerten Kabine. In den Zeiten VOR immer Handy dabei. In einem totalen Funkloch wegen tief im Innern eines Stahlbetonbaus. Also: es ging noch schlimmer.


Wenn ich über all das so nachdenke: hey: ich habe mich tatsächlich ein bisschen weiterentwickelt. Ich habe nur dreimal mit aller Gewalt an der Tür gebumpert und getreten. Nichts ist kaputt, niemand ist verletzt. Es besteht noch Hoffnung für mich.

4 Kommentare:

  1. wir haben innerhalb des Zimmers Petzicomics gelesen (als Belohnung für ich weiss nicht mehr welche von Dir gestellte von mir absolvierte Aufgabe hast Du mir immer 5 Comicfelder vorgelesen) und das war irgendwie nur zu zweit und keinesfalls zu dritt möglich... und nachdem ich mich noch en detail an die Versuche die Tür wieder reinzudrücken erinnere,
    muss ich älter als 2 gewesen sein...

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  2. Warum hast du denn in Video die Haare so sehr im Gesicht ?
    Oder hab ich einfach den Sinn nicht verstanden ?

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  3. @schwester: siehste, das habe ich verdrängt. Habe aber immer noch eine Aversion gegen Petzi
    @Anonym: oh, das ist ganz einfach: abends, nach dem Duschen, ungeschminkt, da gehts für öffentlich nur mit Haarvorhang.

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