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Freitag, November 14, 2014

"Ein Buuuus" reloaded

Heute war ich zum dritten Mal in meinem Leben auf einem Schweizer Polizeiposten. Das erste Mal war das schlimmste, das ist mittlerweile 12 oder 13 Jahre her, als ich das Stopschild und den Bus übersehen habe. Das zweite Mal war, als mir mein Geldbeutel geklaut wurde und ich den Verlust der Ausweise etc. melden musste und das dritte Mal...... äh. Ja.
Also: ich kam heute von meinem halben Arbeitstag am Freitag um 3 Minuten vor Kindabholen nach Hause und aus dem Briefkasten fischte ich unter anderem einen Brief der "Regionalpolizei Unteres Fricktal" an Herrn Karin Brüllen. Drin war ..... eine polizeiliche Vorladung (und ich Depp hab sie nicht mal fotografiert) wegen "Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit in München A99 am 5.10." Nun denn, auch wenn die A99 nicht direkt in München ist, auf der Rückfahrt von dem vermaledeiten Klassentreffen bin ich am 5. Oktober schon da lang gefahren und das Schlimme ist: ich weiss noch, dass ich wirklich dringend heim wollte, dass die Autobahn frei war und ich echt schnell unterwegs war. Ausserdem kamen die Schreiben für "5 km/h zu schnell in der 30er-Zone" oder so aus den deutschen Grenzorten immer vom Ordnungsamt oder der Gemeindeverwaltung direkt zu uns nach Hause, immer adressiert an den Hübschen übrigens, weil der als Halter des Fahrzeugs eingetragen ist.
Nun ja. In meinem Kopf spielten sich also Horrorszenarien ab wie "mit 220km/h bei einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 100 geblitzt, Führerschein weg, Strafanzeige, Auto beschlagnahmt, Ausweisung" oder so, in der Vorladung war nämlich aufgeführt, dass ich neben dem Formular noch Führerschein, Fahrzeugpapiere, Abgaswartungsdokument und Ausländerausweis mitzubringen hätte. Für meinen Termin nächsten Dienstag.
Das wären ja erstens noch ein ganzes Wochenende und zwei Arbeitstage zum Rätseln, ob ich schon die Koffer für den Knast packen soll, also beschloss ich: das muss ich eher wissen.
Allerdings meinte die Polizei die Schalterstunden bis 11:45h und ab 15:00h wirklich ernst und so dringend, dass ich jetzt die 117 hätte wählen müssen, fand ich es zwar schon, war mir aber durchaus bewusst, dass ich die einzige wäre, die das so sieht.
Also habe ich erstmal dem Hübschen gebeichtet, dass er vermutlich mit einer Kriminellen verheiratet ist, habe den Kindern auf dem Weg zum Unihockeytraining noch einmal sehr liebevoll die Haar aus der Stirn gestrichen (wer weiss, für wie lange man in den Knast muss für "unendlich viel zu schnell"?) und habe um 15:01h bei der Regionalpolizei Unteres Fricktal angerufen.
Der Polizist am anderen Ende hatte eine sehr strenge Stimme und konnte mir am Telefon natürlich nichts über den Schweregrad meines Vergehens sagen, weil "Ich kann ja nicht wissen, ob Sie wirklich Sie sind". Aber immerhin musste ich nicht bis Dienstag warten, sondern durfte direkt kommen.
Und der Hübsche, der sich (Achtung: Ironischer Twist) eigentlich schon auf den Weg zu SEINEM 20jährigen Abitreffen machen wollte, fand auch, dass ich das unmöglich bis Dienstag aushalten könne und schickte mich los.
15:20h stand ich als zittriges Häufchen Elend im Polizeiposten, den sich Kantonspolizei und Regionalpolizei teilen (ich glaube, zur Kantonalpolizei muss man erst, wenns wirklich schlimm wird), der Polizist mit der strengen Stimme musste ein bisschen lachen, als er mich sah und dann holte er die offiziellen Unterlagen vor.
Er schob mir einen Riesenpacken Papier zu und meinte ganz schweizerisch: "Ach, für in Deutschland ist das praktisch nix". Praktisch nix sind 20km/h zu schnell, das wäre in der Schweiz teuer, in Deutschland vermutlich eher nicht. Ich musste also alles ausfüllen, habe mich schuldig bekannt und dann drauf verzichtet, in das Freitextfeld noch zu schreiben, dass sich die Autobahnpolizei Fürstenfeldbruck mal mit dem Ordnungsamt Rheinfelden oder Lörrach kurzschliessen soll, weil die wissen, wie man Schweizer Fahrzeughalter ermittelt, ohne grad Interpol einzuschalten. (Aber das Foto war so gut, dass ein Abgleich mit dem Bild von mir in der Schweizer Führerscheindatenbank tatsächlich keinen Zweifel offenliess).
So. Jetzt habe ich alles Adrenalin für diesen Monat verbraucht, und den Hübschen noch gewarnt, dass er bloss vorsichtig fahren soll. Phew. Ich bin nicht für eine kriminelle Karriere gemacht. Echt nicht.

4 Kommentare:

  1. Ich hatte vor einem Jahr einen Auffahrunfall mit Blechschaden und die Schuld. Der eintreffende Brief von der Polizei drohte im Standardtext mit Haftstrafen bis zu 3 Jahren und ich dachte, mein letztes Stündchen habe geschlagen, Zitterknie usw. Am Ende waren 40 Euro - und die Feststellung, dass ich als Verbrecher wohl ein Totalversager wäre ;-).

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  2. 20 zu schnell, das macht 25€. Ab 21 gibt's Punkte. Insofern alles richtig gemacht :-)

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  3. Hui, ein paar mehr zu schnell und Du wärst doch noch Masseinwanderungsbereinigt worden, so als kriminelle Ausländerin und so....

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  4. Deutschland.....easy peasy.......
    aber in der Schweiz weicht mein Blick niiiiieeeee vom Tacho !
    Erhol dich gut !
    LG Claudi

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