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Montag, August 11, 2014

"Multichecker"? Srsly?

Als mir heute mittag via drehumdiebolzeningenieur (ich liebeliebeliebe diesen Namen ,-)) der Link zu dem Porträt "Mütter sind krasse Multitasker" in die Timeline gespült wurde, wie man so schön sagt, dachte ich mir erst so: "Ach, schau an. Wieder mal ein Artikel über "Hey, wie toll, Freelancing und Kreative Berufe und Schreiben und Fotos, das klappt auch total super mit Baby". Spannend? Nicht wirklich." 
Die Twitterkommentare jedoch machten mich dann doch ein bisschen neugierig und so habe ich meinen ersten Artikel auf "EditionF" gelesen. (Spoiler: Viel mehr werden es nicht werden).
Und dann stellte sich heraus, dass dieser Artikel doch einen gewissen Unterhaltungswert hat. Es wird Katja Hentschel vorgestellt, die zum Interviewtermin seit fünf Wochen Mutter ist und überzeugt ist, dass zur Vereinbarkeit von Kind(ern, weil sie will noch mehr), Traumjob und allem anderen es nur Mut und den Willen dazu braucht.

Zitat:
"Als sie schwanger wurde, kam ihr die Idee für ein Blog, das Frauen zeigt, die Beruf und Familie gut zusammen bekommen. „Die Zeitungen sind voll mit denen, die sagen, sie schaffen es nicht. Die, die es schaffen, hat man nur im privaten Umfeld. Ich finde es total wichtig, dass sie auch sichtbar werden“, sagt Katja und lacht wieder, „Irgendwer muss es ja machen.“ (...) Ihr haben die Frauen, die sie getroffen habe, Mut gemacht. „Ich bin erst seit fünf Wochen Mutter und die ersten sind auch die schwersten Wochen. Ich bin alleine – und es ist total machbar. Es ist anstrengend, wie halt viele Projekte anstrengend sind, wie ein Uniabschluss vielleicht“, sagt Katja über ihre neue Aufgabe. „Man lernt echt ganz viel. Ich habe einen ganz neuen Blick auf Mütter: Mütter sind krasse Multitasker.“ Nach fünf Wochen müsste es eigentlich überraschen klingen, Katja nimmt man ihre Erkenntnis ab: „Jetzt will ich erst recht noch mehr Kids!“ (...) Gerade arbeitet Katja an einem Text: „50 Tipps für die ersten Wochen mit Baby“ (...)"
Und ja, auch ich bin der Meinung, dass man für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf den unbedingten Willen dazu braucht. Ohne geht das sicher nicht, wie auch. Und wenn man wirklich will, geht sehr viel. Aber das allein reicht eben nicht immer, das weiss sogar ich.
Was ich allerdings schon echt ein bisschen unverschämt finde, ist die Unterstellung, dass es in Zeitungen (und ich ergänze mal Blogs, weil sie ja in dem Artikel neben Werbung für sich selber auch Werbung für ihr neues Blog macht) bis jetzt keine Beispiele für geglückte Vereinbarkeit von Familie und Beruf gibt. Das nenne ich entweder extrem egozentrisch oder extrem schlecht recherchiert oder .... ?! *
Naja, aber Gottseidank gibt es jetzt ja Glowbus.de, wo man dann endlich, endlich mal nachlesen kann, wie man das richtig macht, weil die ersten Wochen, das ist ja offensichtlich allgemein bekannt, das sind die schwersten, danach, ich würde sagen, der Zeitrahmen von etwa drei Monaten bis grosso modo Abitur, das ist dann eigentlich Peanuts. Oder so.

(Fällt jemand ausser mir das Logikloch oben auf: Es gibt die Beispiele für geglückte Vereinbarkeit nur im Privatumfeld, aber damit man es wirklich glaubt, muss es in der Zeitung stehen? Egal, Nebenschauplatz).

Was mich persönlich aber wirklich ärgert, und zwar auf  ganz vielen Ebenen, ist die Geschichte mit den "50 Tipps für die ersten Wochen mit Baby" und zwar aus folgenden Gründen (neben: ich hasse Ratgeber(blogs)): Wenn eine Frau seit fünf Wochen Mutter ist und in dieser Zeit bereits Erkenntnisse für 50 mitteilenswerte Tipps gesammelt hat, dann

  1. ist sie entweder sehr blauäugig/naiv in diese Babysache gestartet (Mal ernsthaft: Wie viel wirklich neue Erkenntnisse schafft man in fünf Wochen zu sammeln?)
  2. muss sie ihre Adressatengruppe für ziemlich uninformiert und unbeleckt halten oder aber
  3. hat sie ein unglaublich grosses Sendungs- und Mitteilungsbedürfnis und hält die banalsten Kleinigkeiten für mitteilenswerte Tipps (dann kommt aber wieder Punkt zwei zum Tragen)
Nun denn, wie auch immer, vielleicht ist sie auch einfach im Babyhormonrausch, vielleicht hat sie wirklich Supertipps, vielleicht waren ihre ersten fünf Wochen wirklich die schwierigsten in ihrem Mutterleben, wer weiss das schon. Ich werde es mit Sicherheit nicht herausfinden, weil ich die Babytipps erstens nicht mehr brauche ;-) und zweitens jetzt wirklich keine Ratgeberblogs mehr lese und drittens nach diesem Porträt nicht glaube, dass wir beide irgendeinen Überschneidungspunkt unserer Lebensrealitäten haben. 

Falls jemand von Ihnen aber das jetzt alles sehr spannend findet: Glowbus sucht noch eine vierte Mitstreiterin ;-)

* Neben vielen Privatblogs, in denen das Thema "Vereinbarkeit" durchaus immer wieder durchaus machbar und geglückt präsentiert wird, fällt mir da spontan die ""Neue Wege: Mütter und ihre Jobs"-Reihe von Frau Mierau ein, für die ich ja auch einen Gastbeitrag geschrieben habe/schreiben durfte, um das Thema der schamlosen Eigenwerbung hier mal aufzunehmen.


Oh, und falls jemand doch noch auf der Suche nach einem wirklich nützlichen Ratschlag auf für nach den ersten fünf Wochen mit Baby ist: ich habe heute abend die ersten 8 Bücher nach genau der gleichen Methode, die ich letztes Jahr hier vorgestellt habe, eingebunden. Klappt immer noch super (Englisch-Bücher mit einem "Superbus" als Hauptperson. Man lernt nie aus)


EDIT bzw. Nachtrag: Bei drehumdiebolzeningenieur gibt es jetzt einen Blogpost, der sich noch viel ausführlicher und durchdachter mit dem Artikel auseinandersetzt als mein Gemotze ;-).

18 Kommentare:

  1. Liebes, so wie sich die neuen jungen Mütter präsentieren, wundert mich nichts mehr. ;)

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  2. Die ersten 5 MONATE fand ich erschreckend langweilig... dann habe ich meinen Laden eröffnet. Dann wieder 2 Tage im alten Job angefangen. Das ist nun 4 Jahre her. An keinem (!) Tag fällt mir das alles total leicht. Orgatalent, ein mitspielendes Umfeld und ein Mann, der durch seine Selbstständigkeit flexibel für mich sein kann... ohne das gehts nicht. Und manchmal bin ich an dem Punkt, wo ich mich nach einem netten, durchgeplanten 4-Stunden-Bürojob an den Herd wünsche... zumindest eine Zeit lang. Es gibt perfekte Mütter, arbeitsam und toll im Umgang mit dem Kind. Aber diese Zerrissenheit in deinem Innern ist IMMER da. Ein Frauenproblem.

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  3. Ob diese Katja wirklich real ist?

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  4. Die Frage, ob "Katja" tatsächlich real ist, finde ich auch berechtigt. Ansonsten ist es eigentlich furchtbar traurig, aber ich konnte nicht aufhören, zu kichern.

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  5. Die ersten 5 Wochen waren die einfachsten ;)

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  6. In den ersten 5 Wochen sind eher die einfachsten ;)

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  7. <3
    hab herzlich gelacht, weil es so herrlich auf den Punkt trifft. Den Rest meiner Gedanken drüben bei mir :D

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  8. Also meine ersten fünf Wochen ?! Schlafen trinken pupsen schlafen und das war es hehe also ganz schwer war es nicht :) Naja lassen wir sie erstmal schauen wie es so wird mit dem kleinen .... Sie wird noch merken was anstrengend heißt ....:)))) aber was mit aufregt ist die Tatsache das sie ihr Kind als Projekt betitelt das finde ich total ....Naja daneben ? Megaaa daneben trifft es eher !

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  9. Hahaha! Im Ernst?? Eine Frau, die seit 5 Wochen ihr erstes Kind hat, will 50 Tipps geben und sagen, das waren die schwersten Wochen? Bei allem Respekt, hmmja, ich weiß ja nicht, die ersten 5 Wochen mit meinem ersten Kind waren herrlich. Schlafen, stillen, essen, ausruhen, schlafen und nochmal von vorn. Achja und das Kind beglotzen, bewundern, beschnuppern. Das mag bei vielen anders sein. Aber bei vielen, die ich kenne, ist es so bzw.sehr ähnlich. Alleinerziehend kann da natürlich auch anders sein. Aber die Vereinbarkeit von Beruf und Kind nach 5 Wochen mit einem Baby beurteilen zu wollen, wow… Ich möchte das dann nach noch 2 weiteren Kids in der 5. Woche von Kid Nr. 3 hören ;)))) Wenn man zig Projekte fertig machen will aber nicht kann, weil Kid 1 und 2 abwechselnd aufwachen…oder so. Anyway! Nichts für ungut und gute Nacht (bzw.an die Arbeit ;)
    Julia (Fr.Brüllen, ich mag Ihren Blog SEHR)

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  10. .

    Auch als Nichtmutter aber gerne Freudnin-Beisitzerin bin ich baff erstaunt.

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  11. Putzig. Nach fünf Wochen wusste ich rein gar nichts über das Leben mit Kind und Beruf. Nur, dass ich mehr schlafen und endlich mal wieder allein aufs Klo und Duschen gehen wollte. Nach zwei weiteren Kindern, elf Jahren Muttersein in Teil- und Vollzeitarbeit bin ich dennoch weit entfernt davon, anderen Frauen Tipps geben zu wollen, weil ich denke, dass es da zig verschiedene Modelle gibt und neben der Frau, dem Mann und den Kindern auch noch willige oder unwillige Chefs eine Rolle spielen, ganz zu schweigen von der Infrastruktur und dem soziale Milieu, in dem man lebt.

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  12. Ich denke mal die Idee dahinter ist Marketingwirksam, aber alles in allem klang sie als ob sie vor der Erstellung ihres Blog nicht ordentlich recherchiert hat. Ich kann mir schon vorstellen das wenn sie in einer Umgebung ohne alternative Beispiele lebt und sie nicht ein wenig forscht zu solchen Annahmen kommt.

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  13. Liebe Frau Brüllen,
    das kann man doch aber mal ganz ehrlich nicht ganz ernst nehmen, das ist eine äußerst schwache (in neudeutsch würde man sagen) Performance, was???
    Sowas ist schon in dem Moment Zeitverschwendung, wenn man es liest!!
    Viele Grüße,
    Eva

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  14. liebe frau bruellen,

    da der kommentar zu den 50 tipps offenbar einen ganzen blogpost wert ist, möchte ich an dieser stelle mal hinzufügen, dass ich für diesen viele mütter in meinem umkreis befrage, was bei ihnen in der ersten zeit gut funktioniert hat. es verging und vergeht kein tag, an dem ich nicht meine (vielen, vielen) fragen hebammen, befreundeten müttern oder dem internet stelle und hätte mir eine liste mit 50 tipps einfach selbst sehr gewünscht.

    und was das thema recherche angeht - in der tat habe ich vor meinem interview nicht tagelanges factchecking betrieben, sondern einfach mein gefühl mitgeteilt. ich empfinde es so, ich denke das darf ich auch so kommunizieren.

    ich habe den allergrößten respekt vor jeder mutter, die es schafft glückliche kinder zu erziehen und werde das hoffentlich auch selbst weiterhin tun.

    viele grüße, ich schau jetzt öfter mal vorbei.
    katja (gibt es wirklich ;)

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  15. Was soll ich sagen? Mein erstes Kind ist heute exakt 8 Wochen alt und ich bin etwas verstört über das was ich da gelesen habe...50 tipps nach 5 Wochen?!? Ich bin dennoch gespannt darauf was diese beinhalten werden und werde sie lesen. Vielleicht kommen dann die großen ahhhs und ohhhs...es bleibt jedenfalls spannend. die ersten 5 Wochen sind sicherlich megaspannend und lehrreich aber ich bin mir fast sicher (auch ganz ohne hellseherische Fähigkeiten) dass es definitiv nicht die schwersten sind. Nennen Sie mich pessimistisch aber ich wappne mich lieber mal für die nächsten 20 Jahre und habe größten Respekt davor! und die werde ich genießen auch wenn ich sicherlich nicht nur einmal die Zähne ordentlich zusammenbeißen werde. Aber hey, seien sie glücklich liebe Katja, dass sie den Dreh schon nach 5 Wochen raushaben! und liebe Frau Brüllen, please never stop your blog...die allabendliche Vorfreude auf Neuigkeiten der Brüllenfamilie brauche ich dringend...auch wenn ich nur eine anonyme Leserin bin. In diesem Sinne...you made my day Frau Brüllen...nearly every day;-) ohhh und ich vermute, dass Little Qs Namen dem meines Hundes entspricht...was hat mich damals nur geritten? ich komm nicht umhin mich zu fragen warum ich diesen wunderbaren Namen nicht für meinen Erstgeborenen aufgehoben habe! Exzellenter Geschmack und ähhh Familie Brüllen wär meine Traumvorstellung von Nachbarn;-) Allein schon weil ich dann vermutlich den Q Namen noch viel öfter "brüllen" hören würde;)

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  16. Sorry, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass da jemand den Aufschrei der halben Netz-Gemeinde seeehr genau einkalkuliert hat. Die Autorin und die portraitierte Dame sind „Profi-Bloggerinnen“ und haben mit diesem Post die Klick-Zahlen auf ihren Seiten vermutlich in schwindelerregende Höhen getrieben…. Soweit, so erfolgreich, sei es ihnen gegönnt, auch wenn der Inhalt derart realitätsfern ist, dass man sich diesen Stuss tatsächlich nur mit der (gelungenen) Jagd nach medialer Aufmerksamkeit erklären kann….
    Und noch ein Punkt erscheint mir geradezu gefährlich: Ob nun die ersten fünf Wochen die schwersten sind oder nicht kann mangels Vergleichsmöglichkeit die Dame mit dem fünfwöchigen Nachwuchs sicherlich nicht fundiert beurteilen. Aber auch die Kommentare nach dem Motto „Bei mir waren es die einfachsten Wochen.“ sind für frischgebackene Mütter alles andere als hilfreich. Mit Sicherheit ist die emanzipierte Frau nicht verpflichtet, nach fünf Wochen wieder (?) im Café zu sitzen (btw erscheint mir das „Im-Café-Sitzen“ nicht gerade ein Beispiel für die gelungene Vereinbarkeit von Kind und Beruf zu sein, aber vielleicht bin ich da auch altmodisch?). Worauf ich aber eigentlich hinaus wollte: Nicht ohne Grund gilt in Deutschland (§ 6 MuSchG) ein absolutes Beschäftigungsverbot für den Zeitraum von acht Wochen nach der Entbindung! Ob die „krasse Multitaskerin“, die offenbar eine sehr unkomplizierte Geburt und Wochenbett-Zeit hatte, mit Ihrem freudestrahlenden „Wenn-frau-es-nur-will-dann-kann-sie-auch-nach-fünf-Wochen-im-Café-sitzen“ all den Frauen einen Gefallen tut, die nach fünf Wochen weder körperlich noch seelisch zu Café-Besuchen in der Lage sind, wage ich zu bezweifeln….
    LG
    rain (die zwei Kinder und Berufstätigkeit ganz gut unter einen Hut bekommt, allerdings ob dieses krassen Multitaskings nicht auch noch im Café sitzen kann….)

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  17. Im Cafe sitzen, Fragen an alle möglichen Mütter und Fachleute innerhalb von 5 Wochen stellen und überhaupt das Besswerwissen und Ratgeberschreiben wird krass überschätzt. Achja, und Multitasking gibt es nicht. Hat die Wissenschaft festgestellt.
    Vielen Dank für den Rant, liebe Frau Brüllen. Herzlich gelacht.

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  18. Ich glaube eher, da stecken 2 mitten in der Berlin-Bubble. Addieren Sie die Hipster-Frauen-Naivität und -arroganz hinzu. Fertig sind 50 Tipps.

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Bitte benehmen Sie sich. Und bitte geben Sie mir keine Tipps, danke. Wenn Sie es doch tun, landet Ihr Kommentar im Spam.